Seite des Brets höher und niedriger stellen ließ. Er bestimmte durch Proben den Stand des Schiebers, wenn die Wage im Gleichgewichte war, und wenn sie 10 Gran Uebergewicht hatte, theilte den Raum zwischen diesen Standpunkten in 10 gleiche Theile, und trug solcher Theile mehr, so weit nöthig, fort. Ward nun an den einen Arm dieser Wage der Stein, an den andern ein Gewicht gehangen, das dem Gewichte des ganz trocknen Steins (z. B. 175 Gr.) gleich war, so zeigte der Schieber das Uebergewicht des Steins in Granen an, wenn er mit dem Kettchen so gestellt ward, daß die Wage ins Gleichgewicht kam. Ein am Schieber angebrachter Vernier zeigte noch Zehntheile eines Grans. Herr Lowitz bemerkte, daß bey einem anhaltenden nassen Wetter dieses Hygrometer über 55 Gran, bey einer anhaltenden Hitze von 113 Graden nach Fahrenheit nur 1 1/2 Gran Feuchtigkeit angab. Er hat aber diesen Thonschiefer, wovon ein paar Stücke im göttingischen Naturaliencabinet sind, nirgend anders finden können.
Herr de Saussüre(Essais sur l'hygrometrie, a Neufchatel, 1783. 8. maj. Versuch über die Hygrometrie durch Horaz Benedict de Saussüre; aus d. Frz. von I D T. (Titius), Leipzig, 1784. 8.) hat endlich zu einer eigentlichen Theorie der Messung absoluter Quantitäten des in der Luft schwebenden Wassers den Plan entworfen. Er bedient sich zum Hygrometer eines weichen, wo möglich blonden, nicht krausen, Menschenhaares, welches aber wegen der anklebenden Fettigkeit in einer Auflösung von 7 1/2 Skrupel Sodasalz in 30 Unzen Wasser 30 Minuten lang, dann noch zweymal etliche Minuten lang in reinem Wasser gekocht, in kaltem Wasser abgespült und an der Luft getrocknet werden muß. Ein solches Haar, welches sich von der größten Trockenheit bis zur größten Feuchtigkeit um 24-25 Tausendtheile seiner ganzen Länge ausdehnt, hatte Hr. de S. unten an einem festen Punkte angehängt, und sein oberes Ende um eine dünne Welle gewunden, die einen Zeiger trug, welche ihre Drehung auf eine Zifferscheibe anzeigte. Das Haar wird durch ein Gewicht von 3-4 Gran gespanut, das an einem seidnen Faden in entgegengesetzter Richtung
Seite des Brets hoͤher und niedriger ſtellen ließ. Er beſtimmte durch Proben den Stand des Schiebers, wenn die Wage im Gleichgewichte war, und wenn ſie 10 Gran Uebergewicht hatte, theilte den Raum zwiſchen dieſen Standpunkten in 10 gleiche Theile, und trug ſolcher Theile mehr, ſo weit noͤthig, fort. Ward nun an den einen Arm dieſer Wage der Stein, an den andern ein Gewicht gehangen, das dem Gewichte des ganz trocknen Steins (z. B. 175 Gr.) gleich war, ſo zeigte der Schieber das Uebergewicht des Steins in Granen an, wenn er mit dem Kettchen ſo geſtellt ward, daß die Wage ins Gleichgewicht kam. Ein am Schieber angebrachter Vernier zeigte noch Zehntheile eines Grans. Herr Lowitz bemerkte, daß bey einem anhaltenden naſſen Wetter dieſes Hygrometer uͤber 55 Gran, bey einer anhaltenden Hitze von 113 Graden nach Fahrenheit nur 1 1/2 Gran Feuchtigkeit angab. Er hat aber dieſen Thonſchiefer, wovon ein paar Stuͤcke im goͤttingiſchen Naturaliencabinet ſind, nirgend anders finden koͤnnen.
Herr de Sauſſuͤre(Eſſais ſur l'hygrometrie, à Neufchatel, 1783. 8. maj. Verſuch uͤber die Hygrometrie durch Horaz Benedict de Sauſſuͤre; aus d. Frz. von I D T. (Titius), Leipzig, 1784. 8.) hat endlich zu einer eigentlichen Theorie der Meſſung abſoluter Quantitaͤten des in der Luft ſchwebenden Waſſers den Plan entworfen. Er bedient ſich zum Hygrometer eines weichen, wo moͤglich blonden, nicht krauſen, Menſchenhaares, welches aber wegen der anklebenden Fettigkeit in einer Aufloͤſung von 7 1/2 Skrupel Sodaſalz in 30 Unzen Waſſer 30 Minuten lang, dann noch zweymal etliche Minuten lang in reinem Waſſer gekocht, in kaltem Waſſer abgeſpuͤlt und an der Luft getrocknet werden muß. Ein ſolches Haar, welches ſich von der groͤßten Trockenheit bis zur groͤßten Feuchtigkeit um 24-25 Tauſendtheile ſeiner ganzen Laͤnge ausdehnt, hatte Hr. de S. unten an einem feſten Punkte angehaͤngt, und ſein oberes Ende um eine duͤnne Welle gewunden, die einen Zeiger trug, welche ihre Drehung auf eine Zifferſcheibe anzeigte. Das Haar wird durch ein Gewicht von 3-4 Gran geſpanut, das an einem ſeidnen Faden in entgegengeſetzter Richtung
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Seite des Brets hoͤher und niedriger ſtellen ließ. Er beſtimmte durch Proben den Stand des Schiebers, wenn die Wage im Gleichgewichte war, und wenn ſie 10 Gran Uebergewicht hatte, theilte den Raum zwiſchen dieſen Standpunkten in 10 gleiche Theile, und trug ſolcher Theile mehr, ſo weit noͤthig, fort. Ward nun an den einen Arm dieſer Wage der Stein, an den andern ein Gewicht gehangen, das dem Gewichte des ganz trocknen Steins (z. B. 175 Gr.) gleich war, ſo zeigte der Schieber das Uebergewicht des Steins in Granen an, wenn er mit dem Kettchen ſo geſtellt ward, daß die Wage ins Gleichgewicht kam. Ein am Schieber angebrachter Vernier zeigte noch Zehntheile eines Grans. Herr Lowitz bemerkte, daß bey einem anhaltenden naſſen Wetter dieſes Hygrometer uͤber 55 Gran, bey einer anhaltenden Hitze von 113 Graden nach Fahrenheit nur 1 1/2 Gran Feuchtigkeit angab. Er hat aber dieſen Thonſchiefer, wovon ein paar Stuͤcke im goͤttingiſchen Naturaliencabinet ſind, nirgend anders finden koͤnnen.
Herr de Sauſſuͤre (Eſſais ſur l'hygrometrie, à Neufchatel, 1783. 8. maj. Verſuch uͤber die Hygrometrie durch Horaz Benedict de Sauſſuͤre; aus d. Frz. von I D T. (Titius), Leipzig, 1784. 8.) hat endlich zu einer eigentlichen Theorie der Meſſung abſoluter Quantitaͤten des in der Luft ſchwebenden Waſſers den Plan entworfen. Er bedient ſich zum Hygrometer eines weichen, wo moͤglich blonden, nicht krauſen, Menſchenhaares, welches aber wegen der anklebenden Fettigkeit in einer Aufloͤſung von 7 1/2 Skrupel Sodaſalz in 30 Unzen Waſſer 30 Minuten lang, dann noch zweymal etliche Minuten lang in reinem Waſſer gekocht, in kaltem Waſſer abgeſpuͤlt und an der Luft getrocknet werden muß. Ein ſolches Haar, welches ſich von der groͤßten Trockenheit bis zur groͤßten Feuchtigkeit um 24-25 Tauſendtheile ſeiner ganzen Laͤnge ausdehnt, hatte Hr. de S. unten an einem feſten Punkte angehaͤngt, und ſein oberes Ende um eine duͤnne Welle gewunden, die einen Zeiger trug, welche ihre Drehung auf eine Zifferſcheibe anzeigte. Das Haar wird durch ein Gewicht von 3-4 Gran geſpanut, das an einem ſeidnen Faden in entgegengeſetzter Richtung
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/674>, abgerufen am 22.11.2024.
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