zu welchem eben die Glasröhre gebraucht wird. Dieses Intervall theilt er in 40 gleiche Grade, und trägt solcher Grade noch mehrere aufwärts, so weit es der Raum verstattet. Oben bleibt die Glasröhre offen, und wird nur durch einen elfenbeinernen Deckelgegen den Staub geschützt. Wenn man nun dabey ein Thermometer gebraucht, bey dem der Raum zwischen Sied- und Eispunkt ebenfalls in 40 Grade getheilt ist, oder wo die Zahl der reaumürischen Scale halbirt wird, so kan man sehen, wie viel von der Aenderung im Stande des Hygrometers der Wärme und wie viel der Feuchtigkeit zuzuschreiben ist. Dieses Werkzeug hat nur einen festen Punkt, nemlich den der völligen Nässe; den der Trockenheit glaubte Herr de L. nicht ohne Feuer bestimmen zu können, fürchtete aber durch dieses die Natur des Elfenbeins zu verändern. Da das Instrument auch unter der Glocke der Luftpumpe nicht zu gebrauchen ist, und das Elfenbein die Luft nur an einer Seite berührt, so hat er es selbst in der Folge wieder aufgegeben. Dennoch verdient diese Erfindung, als der erste Schritt zu den neuern Verbesserungen der Hygrometrie, bemerkt zu werden. Herr de L. hat auch mit diesem Hygrometer Beobachtungen gemacht, welche entschieden, daß die Luft auf den Bergen stets trockner, als in der Tiefe, sey.
Herr Tobias Lowitz (s. Göttingisches Magazin der Wiss. und Litteratur, III. Jahrg. 4tes Stück, Num. 2.), der sich im Jahre 1772. mit seinem Vater zu Dmitriefsk in Astrachan aufhielt, fand daselbst am Ufer der Wolga dünne blaulichte Schiefersteine, welche die Feuchtigkeit ungemein stark anzogen, aber eben so leicht auch wieder verdünsten ließen. Ein Täfelchen von solchem Schiefer wog glühend 175, völlig mit Wasser gesättiget, 247 Gran, hatte also von der vollkommnen Trockenheit bis zum Punkte der völligen Nässe 72 Gran Wasser angenommen. Der ältere Lowitz brachte eine runde dünne Scheibe von diesem Steine an den einen Arm einer empfindlichen Wage an, die an ein Bret befestiget war, und hieng an den andern Arm eine Kette von Silberdrath, deren Ende an einen Schieber befestigt war, welcher sich in einem Falze an der
zu welchem eben die Glasroͤhre gebraucht wird. Dieſes Intervall theilt er in 40 gleiche Grade, und traͤgt ſolcher Grade noch mehrere aufwaͤrts, ſo weit es der Raum verſtattet. Oben bleibt die Glasroͤhre offen, und wird nur durch einen elfenbeinernen Deckelgegen den Staub geſchuͤtzt. Wenn man nun dabey ein Thermometer gebraucht, bey dem der Raum zwiſchen Sied- und Eispunkt ebenfalls in 40 Grade getheilt iſt, oder wo die Zahl der reaumuͤriſchen Scale halbirt wird, ſo kan man ſehen, wie viel von der Aenderung im Stande des Hygrometers der Waͤrme und wie viel der Feuchtigkeit zuzuſchreiben iſt. Dieſes Werkzeug hat nur einen feſten Punkt, nemlich den der voͤlligen Naͤſſe; den der Trockenheit glaubte Herr de L. nicht ohne Feuer beſtimmen zu koͤnnen, fuͤrchtete aber durch dieſes die Natur des Elfenbeins zu veraͤndern. Da das Inſtrument auch unter der Glocke der Luftpumpe nicht zu gebrauchen iſt, und das Elfenbein die Luft nur an einer Seite beruͤhrt, ſo hat er es ſelbſt in der Folge wieder aufgegeben. Dennoch verdient dieſe Erfindung, als der erſte Schritt zu den neuern Verbeſſerungen der Hygrometrie, bemerkt zu werden. Herr de L. hat auch mit dieſem Hygrometer Beobachtungen gemacht, welche entſchieden, daß die Luft auf den Bergen ſtets trockner, als in der Tiefe, ſey.
Herr Tobias Lowitz (ſ. Goͤttingiſches Magazin der Wiſſ. und Litteratur, III. Jahrg. 4tes Stuͤck, Num. 2.), der ſich im Jahre 1772. mit ſeinem Vater zu Dmitriefsk in Aſtrachan aufhielt, fand daſelbſt am Ufer der Wolga duͤnne blaulichte Schieferſteine, welche die Feuchtigkeit ungemein ſtark anzogen, aber eben ſo leicht auch wieder verduͤnſten ließen. Ein Taͤfelchen von ſolchem Schiefer wog gluͤhend 175, voͤllig mit Waſſer geſaͤttiget, 247 Gran, hatte alſo von der vollkommnen Trockenheit bis zum Punkte der voͤlligen Naͤſſe 72 Gran Waſſer angenommen. Der aͤltere Lowitz brachte eine runde duͤnne Scheibe von dieſem Steine an den einen Arm einer empfindlichen Wage an, die an ein Bret befeſtiget war, und hieng an den andern Arm eine Kette von Silberdrath, deren Ende an einen Schieber befeſtigt war, welcher ſich in einem Falze an der
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zu welchem eben die Glasroͤhre gebraucht wird. Dieſes Intervall theilt er in 40 gleiche Grade, und traͤgt ſolcher Grade noch mehrere aufwaͤrts, ſo weit es der Raum verſtattet. Oben bleibt die Glasroͤhre offen, und wird nur durch einen elfenbeinernen Deckelgegen den Staub geſchuͤtzt. Wenn man nun dabey ein Thermometer gebraucht, bey dem der Raum zwiſchen Sied- und Eispunkt ebenfalls in 40 Grade getheilt iſt, oder wo die Zahl der reaumuͤriſchen Scale halbirt wird, ſo kan man ſehen, wie viel von der Aenderung im Stande des Hygrometers der Waͤrme und wie viel der Feuchtigkeit zuzuſchreiben iſt. Dieſes Werkzeug hat nur einen feſten Punkt, nemlich den der <hirendition="#b">voͤlligen Naͤſſe;</hi> den der Trockenheit glaubte Herr de L. nicht ohne Feuer beſtimmen zu koͤnnen, fuͤrchtete aber durch dieſes die Natur des Elfenbeins zu veraͤndern. Da das Inſtrument auch unter der Glocke der Luftpumpe nicht zu gebrauchen iſt, und das Elfenbein die Luft nur an einer Seite beruͤhrt, ſo hat er es ſelbſt in der Folge wieder aufgegeben. Dennoch verdient dieſe Erfindung, als der erſte Schritt zu den neuern Verbeſſerungen der Hygrometrie, bemerkt zu werden. Herr de L. hat auch mit dieſem Hygrometer Beobachtungen gemacht, welche entſchieden, daß die Luft auf den Bergen ſtets trockner, als in der Tiefe, ſey.</p><p>Herr <hirendition="#b">Tobias Lowitz</hi> (ſ. Goͤttingiſches Magazin der Wiſſ. und Litteratur, <hirendition="#aq">III.</hi> Jahrg. 4tes Stuͤck, Num. 2.), der ſich im Jahre 1772. mit ſeinem Vater zu Dmitriefsk in Aſtrachan aufhielt, fand daſelbſt am Ufer der Wolga duͤnne blaulichte Schieferſteine, welche die Feuchtigkeit ungemein ſtark anzogen, aber eben ſo leicht auch wieder verduͤnſten ließen. Ein Taͤfelchen von ſolchem Schiefer wog gluͤhend 175, voͤllig mit Waſſer geſaͤttiget, 247 Gran, hatte alſo von der vollkommnen Trockenheit bis zum Punkte der voͤlligen Naͤſſe 72 Gran Waſſer angenommen. Der aͤltere Lowitz brachte eine runde duͤnne Scheibe von dieſem Steine an den einen Arm einer empfindlichen Wage an, die an ein Bret befeſtiget war, und hieng an den andern Arm eine Kette von Silberdrath, deren Ende an einen Schieber befeſtigt war, welcher ſich in einem Falze an der<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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zu welchem eben die Glasroͤhre gebraucht wird. Dieſes Intervall theilt er in 40 gleiche Grade, und traͤgt ſolcher Grade noch mehrere aufwaͤrts, ſo weit es der Raum verſtattet. Oben bleibt die Glasroͤhre offen, und wird nur durch einen elfenbeinernen Deckelgegen den Staub geſchuͤtzt. Wenn man nun dabey ein Thermometer gebraucht, bey dem der Raum zwiſchen Sied- und Eispunkt ebenfalls in 40 Grade getheilt iſt, oder wo die Zahl der reaumuͤriſchen Scale halbirt wird, ſo kan man ſehen, wie viel von der Aenderung im Stande des Hygrometers der Waͤrme und wie viel der Feuchtigkeit zuzuſchreiben iſt. Dieſes Werkzeug hat nur einen feſten Punkt, nemlich den der voͤlligen Naͤſſe; den der Trockenheit glaubte Herr de L. nicht ohne Feuer beſtimmen zu koͤnnen, fuͤrchtete aber durch dieſes die Natur des Elfenbeins zu veraͤndern. Da das Inſtrument auch unter der Glocke der Luftpumpe nicht zu gebrauchen iſt, und das Elfenbein die Luft nur an einer Seite beruͤhrt, ſo hat er es ſelbſt in der Folge wieder aufgegeben. Dennoch verdient dieſe Erfindung, als der erſte Schritt zu den neuern Verbeſſerungen der Hygrometrie, bemerkt zu werden. Herr de L. hat auch mit dieſem Hygrometer Beobachtungen gemacht, welche entſchieden, daß die Luft auf den Bergen ſtets trockner, als in der Tiefe, ſey.
Herr Tobias Lowitz (ſ. Goͤttingiſches Magazin der Wiſſ. und Litteratur, III. Jahrg. 4tes Stuͤck, Num. 2.), der ſich im Jahre 1772. mit ſeinem Vater zu Dmitriefsk in Aſtrachan aufhielt, fand daſelbſt am Ufer der Wolga duͤnne blaulichte Schieferſteine, welche die Feuchtigkeit ungemein ſtark anzogen, aber eben ſo leicht auch wieder verduͤnſten ließen. Ein Taͤfelchen von ſolchem Schiefer wog gluͤhend 175, voͤllig mit Waſſer geſaͤttiget, 247 Gran, hatte alſo von der vollkommnen Trockenheit bis zum Punkte der voͤlligen Naͤſſe 72 Gran Waſſer angenommen. Der aͤltere Lowitz brachte eine runde duͤnne Scheibe von dieſem Steine an den einen Arm einer empfindlichen Wage an, die an ein Bret befeſtiget war, und hieng an den andern Arm eine Kette von Silberdrath, deren Ende an einen Schieber befeſtigt war, welcher ſich in einem Falze an der
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/673>, abgerufen am 22.11.2024.
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