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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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aus dem Meere hervorragen. Gemeiniglich haben sie Gänge von verschiedener Höhe und Richtung, welche in größere mit Pfeilern und Figuren von Tropfstein ausgezierte Klüfte führen, auf deren Boden sich Wasser befindet. Bisweilen trifft man darinn auch Knochen, Zähne und Gerippe von Landthieren an.

Die Elfenhöhle (Paols-hole, fire-hole) in Derbyshire ist ihrer Größe wegen bekannt. Man läßt sich zuerst auf 120 Fuß tief durch eine lothrechte Oefnung hinab, die endlich seitwärts geht, sich erweitert, und auf einem Steingeschütte zu einer Höhle führt, welche auf 150 Fuß Höhe und Breite hat, und in der sich 60--99 Fuß hohe Pfeiler von Tropfstein erheben. Sie ist von Leigh (s. Act. Erud. Lips. 1701. Nov. p. 517.) und von Lloyd (Philos. Trans. 1771. Vol. LXXI. n. 31.) beschrieben worden.

Die Baumannshöhle auf dem Harz, zu welcher ein natürliches Gewölbe in den Berg hinein führt, besteht aus mehreren Räumen und engen Gängen. Sie ist überall mit Tropf- und Rindensteinen ausgezieret, an denen sich eine lebhafte Einbildungskraft allerley Figuren, als Mosen mit zwey Hörnern, Christi Auferstehung, Mönche, ein betendes Weib, Orgeln u. dgl. hat vorstellen können. Man findet in ihr auch Knochen und allerley Versteinerungen. Die Scharzfelder Höhle ist jener sehr ähnlich, und hat unter einer großen Menge Knochen einige von solcher Größe, daß man die Thiere nicht errathen kan, denen sie zugehören. Diese Hölen hat Leibnitz (Protogaea, ex edit. Scheidii. Gott. 1749. 4. To. I. §. 36. 37.) beschrieben.

Auch in Frankreich und der Schweiz findet man viele ähnliche Höhlen. Eine in der Franche Comte (Mem. de Paris 1712. 1726. ingl. Mem. des Sav. etrangers, To. I.) hat einen Boden, der aus drey Fuß dickem Eise besteht, und viele auf 20 Fuß hohe Eispfeiler. Das Thermometer hält sich darinn beständig um den Eispunkt. Die Grotte de Notre Dame de Balme, 7 Stunden weit von Lion, hat an der einen Seite einen 6 Fuß breiten Bach, der sich beym Ausgange in die Rhone ergießt. Aus dem Ber-


aus dem Meere hervorragen. Gemeiniglich haben ſie Gaͤnge von verſchiedener Hoͤhe und Richtung, welche in groͤßere mit Pfeilern und Figuren von Tropfſtein ausgezierte Kluͤfte fuͤhren, auf deren Boden ſich Waſſer befindet. Bisweilen trifft man darinn auch Knochen, Zaͤhne und Gerippe von Landthieren an.

Die Elfenhoͤhle (Paols-hole, fire-hole) in Derbyſhire iſt ihrer Groͤße wegen bekannt. Man laͤßt ſich zuerſt auf 120 Fuß tief durch eine lothrechte Oefnung hinab, die endlich ſeitwaͤrts geht, ſich erweitert, und auf einem Steingeſchuͤtte zu einer Hoͤhle fuͤhrt, welche auf 150 Fuß Hoͤhe und Breite hat, und in der ſich 60—99 Fuß hohe Pfeiler von Tropfſtein erheben. Sie iſt von Leigh (ſ. Act. Erud. Lipſ. 1701. Nov. p. 517.) und von Lloyd (Philoſ. Trans. 1771. Vol. LXXI. n. 31.) beſchrieben worden.

Die Baumannshoͤhle auf dem Harz, zu welcher ein natuͤrliches Gewoͤlbe in den Berg hinein fuͤhrt, beſteht aus mehreren Raͤumen und engen Gaͤngen. Sie iſt uͤberall mit Tropf- und Rindenſteinen ausgezieret, an denen ſich eine lebhafte Einbildungskraft allerley Figuren, als Moſen mit zwey Hoͤrnern, Chriſti Auferſtehung, Moͤnche, ein betendes Weib, Orgeln u. dgl. hat vorſtellen koͤnnen. Man findet in ihr auch Knochen und allerley Verſteinerungen. Die Scharzfelder Hoͤhle iſt jener ſehr aͤhnlich, und hat unter einer großen Menge Knochen einige von ſolcher Groͤße, daß man die Thiere nicht errathen kan, denen ſie zugehoͤren. Dieſe Hoͤlen hat Leibnitz (Protogaea, ex edit. Scheidii. Gott. 1749. 4. To. I. §. 36. 37.) beſchrieben.

Auch in Frankreich und der Schweiz findet man viele aͤhnliche Hoͤhlen. Eine in der Franche Comte (Mém. de Paris 1712. 1726. ingl. Mém. des Sav. etrangers, To. I.) hat einen Boden, der aus drey Fuß dickem Eiſe beſteht, und viele auf 20 Fuß hohe Eispfeiler. Das Thermometer haͤlt ſich darinn beſtaͤndig um den Eispunkt. Die Grotte de Notre Dame de Balme, 7 Stunden weit von Lion, hat an der einen Seite einen 6 Fuß breiten Bach, der ſich beym Ausgange in die Rhone ergießt. Aus dem Ber-

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[638/0644] aus dem Meere hervorragen. Gemeiniglich haben ſie Gaͤnge von verſchiedener Hoͤhe und Richtung, welche in groͤßere mit Pfeilern und Figuren von Tropfſtein ausgezierte Kluͤfte fuͤhren, auf deren Boden ſich Waſſer befindet. Bisweilen trifft man darinn auch Knochen, Zaͤhne und Gerippe von Landthieren an. Die Elfenhoͤhle (Paols-hole, fire-hole) in Derbyſhire iſt ihrer Groͤße wegen bekannt. Man laͤßt ſich zuerſt auf 120 Fuß tief durch eine lothrechte Oefnung hinab, die endlich ſeitwaͤrts geht, ſich erweitert, und auf einem Steingeſchuͤtte zu einer Hoͤhle fuͤhrt, welche auf 150 Fuß Hoͤhe und Breite hat, und in der ſich 60—99 Fuß hohe Pfeiler von Tropfſtein erheben. Sie iſt von Leigh (ſ. Act. Erud. Lipſ. 1701. Nov. p. 517.) und von Lloyd (Philoſ. Trans. 1771. Vol. LXXI. n. 31.) beſchrieben worden. Die Baumannshoͤhle auf dem Harz, zu welcher ein natuͤrliches Gewoͤlbe in den Berg hinein fuͤhrt, beſteht aus mehreren Raͤumen und engen Gaͤngen. Sie iſt uͤberall mit Tropf- und Rindenſteinen ausgezieret, an denen ſich eine lebhafte Einbildungskraft allerley Figuren, als Moſen mit zwey Hoͤrnern, Chriſti Auferſtehung, Moͤnche, ein betendes Weib, Orgeln u. dgl. hat vorſtellen koͤnnen. Man findet in ihr auch Knochen und allerley Verſteinerungen. Die Scharzfelder Hoͤhle iſt jener ſehr aͤhnlich, und hat unter einer großen Menge Knochen einige von ſolcher Groͤße, daß man die Thiere nicht errathen kan, denen ſie zugehoͤren. Dieſe Hoͤlen hat Leibnitz (Protogaea, ex edit. Scheidii. Gott. 1749. 4. To. I. §. 36. 37.) beſchrieben. Auch in Frankreich und der Schweiz findet man viele aͤhnliche Hoͤhlen. Eine in der Franche Comte (Mém. de Paris 1712. 1726. ingl. Mém. des Sav. etrangers, To. I.) hat einen Boden, der aus drey Fuß dickem Eiſe beſteht, und viele auf 20 Fuß hohe Eispfeiler. Das Thermometer haͤlt ſich darinn beſtaͤndig um den Eispunkt. Die Grotte de Notre Dame de Balme, 7 Stunden weit von Lion, hat an der einen Seite einen 6 Fuß breiten Bach, der ſich beym Ausgange in die Rhone ergießt. Aus dem Ber-

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 638. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/644>, abgerufen am 22.11.2024.