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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Amerika angestellten Beobachtungen eine Regel gezogen, welche wegen ihres berühmten Urhebers und wegen der leichten Rechnung, die sie vorschreibt, sehr bekannt geworden ist. Man soll, sagt er, von dem Unterschiede der Logarithmen beyder Quecksilberhöhen den dreyßigsten Theil abziehen, und blos die Kennzifer nebst den vier ersten Stellen behalten. Dies als eine ganze Zahl gelesen, gebe die relative Höhe der Oerter in Toisen. Von einem Decimalbruche die ersten 4 Stellen als eine ganze Zahl lesen, heißt ihn durch 10000 multipliciren, und den dreyßigsten Theil abziehen ist soviel, als (29/30) behalten. Bouguer's Regel ist also diese: wo ce=9666 2/3; c=4198 Toisen, und die Dichte der Luft am Ufer des Meers, beym Barometerstande 28 Zoll 1 Lin., 10764mal geringer, als die des Quecksilbers ist. Bouguer giebt nirgends die Gründe seiner Vorschrist an, erklärt sich aber in einem Briefe an Needham (Observations des hauteurs faites avec le barometre au mois d' Aout 1751, sur une partie des Alpes, par Mr. Needham, a Berne, 1760. 4.), seine Methode diene nur für Berge, wo der Stand des Quecksilbers nicht sehr veränderlich sey, und gebe eigentlich nicht Höhen über dem Meere, sondern Tiefen unter dem Pichincha an, dessen Höhe über das Meer er durch geometrische Messung 2434 Toisen gefunden habe. Die Ursache dieser besondern Bestimmung der Regel und zugleich die Erfahrungen, welche dabey zum Grunde liegen, hat Herr Kästner mit großem Scharfsinn aufgesucht. Da nemlich der Stand des Barometers auf hohen Bergen, zumal unter dem Aequator, fast unveränderlich ist, und die Höhe des Pichincha nach B. Meynung sehr scharf gemessen war, so glaubte er etwas Bestimmteres zu erhalten, wenn er die Barometerstände auf dem Pichincha und dem Carabourou, jenen von 15" 11t'=191t', diesen von 21" 2 3/4"=254, 75t', nebst der geometrisch gemessenen Höhe des ersten über den letzten von 1209 Toisen zum Grunde legte. Der Unterschied der Logarithmen von 254,75 und


Amerika angeſtellten Beobachtungen eine Regel gezogen, welche wegen ihres beruͤhmten Urhebers und wegen der leichten Rechnung, die ſie vorſchreibt, ſehr bekannt geworden iſt. Man ſoll, ſagt er, von dem Unterſchiede der Logarithmen beyder Queckſilberhoͤhen den dreyßigſten Theil abziehen, und blos die Kennzifer nebſt den vier erſten Stellen behalten. Dies als eine ganze Zahl geleſen, gebe die relative Hoͤhe der Oerter in Toiſen. Von einem Decimalbruche die erſten 4 Stellen als eine ganze Zahl leſen, heißt ihn durch 10000 multipliciren, und den dreyßigſten Theil abziehen iſt ſoviel, als (29/30) behalten. Bouguer's Regel iſt alſo dieſe: wo ce=9666 2/3; c=4198 Toiſen, und die Dichte der Luft am Ufer des Meers, beym Barometerſtande 28 Zoll 1 Lin., 10764mal geringer, als die des Queckſilbers iſt. Bouguer giebt nirgends die Gruͤnde ſeiner Vorſchriſt an, erklaͤrt ſich aber in einem Briefe an Needham (Obſervations des hauteurs faites avec le baromêtre au mois d' Aout 1751, ſur une partie des Alpes, par Mr. Needham, à Berne, 1760. 4.), ſeine Methode diene nur fuͤr Berge, wo der Stand des Queckſilbers nicht ſehr veraͤnderlich ſey, und gebe eigentlich nicht Hoͤhen uͤber dem Meere, ſondern Tiefen unter dem Pichincha an, deſſen Hoͤhe uͤber das Meer er durch geometriſche Meſſung 2434 Toiſen gefunden habe. Die Urſache dieſer beſondern Beſtimmung der Regel und zugleich die Erfahrungen, welche dabey zum Grunde liegen, hat Herr Kaͤſtner mit großem Scharfſinn aufgeſucht. Da nemlich der Stand des Barometers auf hohen Bergen, zumal unter dem Aequator, faſt unveraͤnderlich iſt, und die Hoͤhe des Pichincha nach B. Meynung ſehr ſcharf gemeſſen war, ſo glaubte er etwas Beſtimmteres zu erhalten, wenn er die Barometerſtaͤnde auf dem Pichincha und dem Carabourou, jenen von 15″ 11tʹ=191tʹ, dieſen von 21″ 2 3/4″=254, 75tʹ, nebſt der geometriſch gemeſſenen Hoͤhe des erſten uͤber den letzten von 1209 Toiſen zum Grunde legte. Der Unterſchied der Logarithmen von 254,75 und

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[620/0626] Amerika angeſtellten Beobachtungen eine Regel gezogen, welche wegen ihres beruͤhmten Urhebers und wegen der leichten Rechnung, die ſie vorſchreibt, ſehr bekannt geworden iſt. Man ſoll, ſagt er, von dem Unterſchiede der Logarithmen beyder Queckſilberhoͤhen den dreyßigſten Theil abziehen, und blos die Kennzifer nebſt den vier erſten Stellen behalten. Dies als eine ganze Zahl geleſen, gebe die relative Hoͤhe der Oerter in Toiſen. Von einem Decimalbruche die erſten 4 Stellen als eine ganze Zahl leſen, heißt ihn durch 10000 multipliciren, und den dreyßigſten Theil abziehen iſt ſoviel, als (29/30) behalten. Bouguer's Regel iſt alſo dieſe: wo ce=9666 2/3; c=4198 Toiſen, und die Dichte der Luft am Ufer des Meers, beym Barometerſtande 28 Zoll 1 Lin., 10764mal geringer, als die des Queckſilbers iſt. Bouguer giebt nirgends die Gruͤnde ſeiner Vorſchriſt an, erklaͤrt ſich aber in einem Briefe an Needham (Obſervations des hauteurs faites avec le baromêtre au mois d' Aout 1751, ſur une partie des Alpes, par Mr. Needham, à Berne, 1760. 4.), ſeine Methode diene nur fuͤr Berge, wo der Stand des Queckſilbers nicht ſehr veraͤnderlich ſey, und gebe eigentlich nicht Hoͤhen uͤber dem Meere, ſondern Tiefen unter dem Pichincha an, deſſen Hoͤhe uͤber das Meer er durch geometriſche Meſſung 2434 Toiſen gefunden habe. Die Urſache dieſer beſondern Beſtimmung der Regel und zugleich die Erfahrungen, welche dabey zum Grunde liegen, hat Herr Kaͤſtner mit großem Scharfſinn aufgeſucht. Da nemlich der Stand des Barometers auf hohen Bergen, zumal unter dem Aequator, faſt unveraͤnderlich iſt, und die Hoͤhe des Pichincha nach B. Meynung ſehr ſcharf gemeſſen war, ſo glaubte er etwas Beſtimmteres zu erhalten, wenn er die Barometerſtaͤnde auf dem Pichincha und dem Carabourou, jenen von 15″ 11tʹ=191tʹ, dieſen von 21″ 2 3/4″=254, 75tʹ, nebſt der geometriſch gemeſſenen Hoͤhe des erſten uͤber den letzten von 1209 Toiſen zum Grunde legte. Der Unterſchied der Logarithmen von 254,75 und

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/626>, abgerufen am 25.11.2024.