26 Zoll 3 1/2 Lin., auf der Spitze des Puy de Dome aber nur 23 Zoll 2 Lin. gefunden, daß also für diesen etwa 500 Toisen hohen Berg der Unterschied 3 Zoll 1 1/2 Lin. betrage. Pascal selbst fand das Quecksilber auf dem 24 Toisen hohen Thurme der Kirche St. Iaques de la Boucherie in Paris über 2 Lin. niedriger, als unten. Er schließt hieraus nicht nur, daß die Luft wirklich schwer sey, und daß die Quecksilberhöhe in der Torricellischen Röhre ihr Gewicht anzeige, sordern vermuthet auch schon, daß man hieraus Mittel finden werde, die Höhe eines Orts über andere von ihm entfernte abzumessen. Descartes beklagt sich in einem am 11. Jun. 1649 geschriebenen Briefe (Renati Descartes Epistolae, Amst. 1682. P. III. Ep. 67.), daßihm Pascal nicht antworte, da er demselben doch schon vor 2 Jahren den Gedanken angegeben habe, das Quecksilber müsse fallen, wenn man mit dem Barometer höher steige. Er schreibt Pascals Stillschweigen dessen Verbindungen mit seinem Gegner Roberval zu. Dem sey nun, wie ihm wolle, so ist doch die Ausführung und der Vorschlag einer Anwendung auf Höhenmessungen unstreitig Pascaln allein eigen.
Etwa zwanzig Jahre darauf ward durch Boyle und Mariotte das unter dem Namen des mariottischen bekannte Gesetz entdeckt, daß sich die Dichte der Luft, wie der Druck, den sie trägt, verhalte, s. Luft. Mariotte schrieb hierüber ein für die damalige Zeit vortrefliches Buch (Discours de la nature de l' air. 1676. 8. und in den Oeuvres de Mr. Mariotte, a la Haye, 1740. 4. To. I.), welches den ersten Versuch einer Regel für Höhenmessungen mit dem Barometer enthält. Erfahrungen in den Kellern der pariser Sternwarte zeigten, daß das Barometer um 1 Linie fiel, wenn man es 63 Fuß höher brachte; wofür Mariotte zu Erleichterung der Rechnung 60 Fuß annimmt, um welche das 28 Zoll oder 336 Lin. zeigende Barometer erhoben werden müsse, um 335 Lin. zu zeigen. Nun stellt er sich die Atmosphäre in Schichten getheilt vor, in deren jeder das Barometer (1/12) Lin. tiefer fällt, deren jede also gleiche Massen Luft enthält. Die unterste oder erste derselben
26 Zoll 3 1/2 Lin., auf der Spitze des Puy de Dome aber nur 23 Zoll 2 Lin. gefunden, daß alſo fuͤr dieſen etwa 500 Toiſen hohen Berg der Unterſchied 3 Zoll 1 1/2 Lin. betrage. Paſcal ſelbſt fand das Queckſilber auf dem 24 Toiſen hohen Thurme der Kirche St. Iaques de la Boucherie in Paris uͤber 2 Lin. niedriger, als unten. Er ſchließt hieraus nicht nur, daß die Luft wirklich ſchwer ſey, und daß die Queckſilberhoͤhe in der Torricelliſchen Roͤhre ihr Gewicht anzeige, ſordern vermuthet auch ſchon, daß man hieraus Mittel finden werde, die Hoͤhe eines Orts uͤber andere von ihm entfernte abzumeſſen. Descartes beklagt ſich in einem am 11. Jun. 1649 geſchriebenen Briefe (Renati Descartes Epiſtolae, Amſt. 1682. P. III. Ep. 67.), daßihm Paſcal nicht antworte, da er demſelben doch ſchon vor 2 Jahren den Gedanken angegeben habe, das Queckſilber muͤſſe fallen, wenn man mit dem Barometer hoͤher ſteige. Er ſchreibt Paſcals Stillſchweigen deſſen Verbindungen mit ſeinem Gegner Roberval zu. Dem ſey nun, wie ihm wolle, ſo iſt doch die Ausfuͤhrung und der Vorſchlag einer Anwendung auf Hoͤhenmeſſungen unſtreitig Paſcaln allein eigen.
Etwa zwanzig Jahre darauf ward durch Boyle und Mariotte das unter dem Namen des mariottiſchen bekannte Geſetz entdeckt, daß ſich die Dichte der Luft, wie der Druck, den ſie traͤgt, verhalte, ſ. Luft. Mariotte ſchrieb hieruͤber ein fuͤr die damalige Zeit vortrefliches Buch (Diſcours de la nature de l' air. 1676. 8. und in den Oeuvres de Mr. Mariotte, à la Haye, 1740. 4. To. I.), welches den erſten Verſuch einer Regel fuͤr Hoͤhenmeſſungen mit dem Barometer enthaͤlt. Erfahrungen in den Kellern der pariſer Sternwarte zeigten, daß das Barometer um 1 Linie fiel, wenn man es 63 Fuß hoͤher brachte; wofuͤr Mariotte zu Erleichterung der Rechnung 60 Fuß annimmt, um welche das 28 Zoll oder 336 Lin. zeigende Barometer erhoben werden muͤſſe, um 335 Lin. zu zeigen. Nun ſtellt er ſich die Atmoſphaͤre in Schichten getheilt vor, in deren jeder das Barometer (1/12) Lin. tiefer faͤllt, deren jede alſo gleiche Maſſen Luft enthaͤlt. Die unterſte oder erſte derſelben
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26 Zoll 3 1/2 Lin., auf der Spitze des Puy de Dome aber nur 23 Zoll 2 Lin. gefunden, daß alſo fuͤr dieſen etwa 500 Toiſen hohen Berg der Unterſchied 3 Zoll 1 1/2 Lin. betrage. Paſcal ſelbſt fand das Queckſilber auf dem 24 Toiſen hohen Thurme der Kirche St. Iaques de la Boucherie in Paris uͤber 2 Lin. niedriger, als unten. Er ſchließt hieraus nicht nur, daß die Luft wirklich ſchwer ſey, und daß die Queckſilberhoͤhe in der Torricelliſchen Roͤhre ihr Gewicht anzeige, ſordern vermuthet auch ſchon, daß man hieraus Mittel finden werde, die Hoͤhe eines Orts uͤber andere von ihm entfernte abzumeſſen. Descartes beklagt ſich in einem am 11. Jun. 1649 geſchriebenen Briefe (Renati Descartes Epiſtolae, Amſt. 1682. P. III. Ep. 67.), daßihm Paſcal nicht antworte, da er demſelben doch ſchon vor 2 Jahren den Gedanken angegeben habe, das Queckſilber muͤſſe fallen, wenn man mit dem Barometer hoͤher ſteige. Er ſchreibt Paſcals Stillſchweigen deſſen Verbindungen mit ſeinem Gegner Roberval zu. Dem ſey nun, wie ihm wolle, ſo iſt doch die Ausfuͤhrung und der Vorſchlag einer Anwendung auf Hoͤhenmeſſungen unſtreitig Paſcaln allein eigen.
Etwa zwanzig Jahre darauf ward durch Boyle und Mariotte das unter dem Namen des mariottiſchen bekannte Geſetz entdeckt, daß ſich die Dichte der Luft, wie der Druck, den ſie traͤgt, verhalte, ſ. Luft. Mariotte ſchrieb hieruͤber ein fuͤr die damalige Zeit vortrefliches Buch (Diſcours de la nature de l' air. 1676. 8. und in den Oeuvres de Mr. Mariotte, à la Haye, 1740. 4. To. I.), welches den erſten Verſuch einer Regel fuͤr Hoͤhenmeſſungen mit dem Barometer enthaͤlt. Erfahrungen in den Kellern der pariſer Sternwarte zeigten, daß das Barometer um 1 Linie fiel, wenn man es 63 Fuß hoͤher brachte; wofuͤr Mariotte zu Erleichterung der Rechnung 60 Fuß annimmt, um welche das 28 Zoll oder 336 Lin. zeigende Barometer erhoben werden muͤſſe, um 335 Lin. zu zeigen. Nun ſtellt er ſich die Atmoſphaͤre in Schichten getheilt vor, in deren jeder das Barometer (1/12) Lin. tiefer faͤllt, deren jede alſo gleiche Maſſen Luft enthaͤlt. Die unterſte oder erſte derſelben
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/619>, abgerufen am 22.11.2024.
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