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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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s. Culmination, Mittagshöhe. Azimuth und Höhe zusammen bestimmen den Ort eines Sterns für den Augenblick, da man sie beobachtet hat, aber wegen des Fortrückens der Sterne ändern sich diese Bestimmungen alle Augenblicke.

Die Höhen der Sterne werden, wie Winkel in der Geometrie, gemessen. Nur werden hier künstlichere Werkzeuge und mehr Aufmerksamkeit erfordert. Von dem vornehmsten dieser Werkzeuge werde ich bey dem Worte: Quadrant, astronomischer einige Nachricht geben. Die Mittagshöhen, zu deren Beobachtung der Mauerquadrant dient, sind in mancherley Absichten die brauchbarsten, s. Mittagshöhe. Gleich große Höhen eines Sterns vorund nach seinem Durchgange durch den Mittagskreis, werden übereinstimmende oder zusammengehörige Höhen (altitudines correspondentes) genannt.

Höhenmessung, barometrische, Altitudinum mensuratio ope barometri, Determination des hauteurs par le moyen du barometre.

Die Methoden, Höhen der Berge und Orte zu messen, gehören zwar sämmtlich zur praktischen Meßkunst; allein die Höhenmessungen durchs Barometer gründen sich ganz auf eine physikalische Theorie, welche den Gegenstand dieses Artikels ausmachen wird.

Gleich nach der Erfindung der Torricellischen Röhre im Jahre 1643 (s. Barometer) ließ Pascal durch seinen Schwager, den Rath Perrier zu Clermont in Auvergne, Versuche darüber anstellen, ob das Quecksilber in dieser Röhre, seiner Vermuthung nach, auf dem Gipfel eines Berges niedriger, als am Fuße desselben stehen werde. Dies mußte erfolgen, wofern die Quecksilbersäule vom Drucke der Luft erhalten ward; diese Säule mußte auf dem Berge, wo die Röhre weniger Luft über sich hatte, kürzer seyn, als unten, wo eine höhere Luftsäule gegen sie drückte. Pascal (Traite de l' equilibre des liqueurs et de la pesanteur de la masse d'air. Paris, 1663. 12.) meldet, Perrier habe am 19. Sept. 1648. den Stand des Quecksilbers im Garten des Klosters der Minimen zu Clermont


ſ. Culmination, Mittagshoͤhe. Azimuth und Hoͤhe zuſammen beſtimmen den Ort eines Sterns fuͤr den Augenblick, da man ſie beobachtet hat, aber wegen des Fortruͤckens der Sterne aͤndern ſich dieſe Beſtimmungen alle Augenblicke.

Die Hoͤhen der Sterne werden, wie Winkel in der Geometrie, gemeſſen. Nur werden hier kuͤnſtlichere Werkzeuge und mehr Aufmerkſamkeit erfordert. Von dem vornehmſten dieſer Werkzeuge werde ich bey dem Worte: Quadrant, aſtronomiſcher einige Nachricht geben. Die Mittagshoͤhen, zu deren Beobachtung der Mauerquadrant dient, ſind in mancherley Abſichten die brauchbarſten, ſ. Mittagshoͤhe. Gleich große Hoͤhen eines Sterns vorund nach ſeinem Durchgange durch den Mittagskreis, werden uͤbereinſtimmende oder zuſammengehoͤrige Hoͤhen (altitudines correſpondentes) genannt.

Hoͤhenmeſſung, barometriſche, Altitudinum menſuratio ope barometri, Determination des hauteurs par le moyen du baromêtre.

Die Methoden, Hoͤhen der Berge und Orte zu meſſen, gehoͤren zwar ſaͤmmtlich zur praktiſchen Meßkunſt; allein die Hoͤhenmeſſungen durchs Barometer gruͤnden ſich ganz auf eine phyſikaliſche Theorie, welche den Gegenſtand dieſes Artikels ausmachen wird.

Gleich nach der Erfindung der Torricelliſchen Roͤhre im Jahre 1643 (ſ. Barometer) ließ Paſcal durch ſeinen Schwager, den Rath Perrier zu Clermont in Auvergne, Verſuche daruͤber anſtellen, ob das Queckſilber in dieſer Roͤhre, ſeiner Vermuthung nach, auf dem Gipfel eines Berges niedriger, als am Fuße deſſelben ſtehen werde. Dies mußte erfolgen, wofern die Queckſilberſaͤule vom Drucke der Luft erhalten ward; dieſe Saͤule mußte auf dem Berge, wo die Roͤhre weniger Luft uͤber ſich hatte, kuͤrzer ſeyn, als unten, wo eine hoͤhere Luftſaͤule gegen ſie druͤckte. Paſcal (Traité de l' équilibre des liqueurs et de la peſanteur de la maſſe d'air. Paris, 1663. 12.) meldet, Perrier habe am 19. Sept. 1648. den Stand des Queckſilbers im Garten des Kloſters der Minimen zu Clermont

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[612/0618] ſ. Culmination, Mittagshoͤhe. Azimuth und Hoͤhe zuſammen beſtimmen den Ort eines Sterns fuͤr den Augenblick, da man ſie beobachtet hat, aber wegen des Fortruͤckens der Sterne aͤndern ſich dieſe Beſtimmungen alle Augenblicke. Die Hoͤhen der Sterne werden, wie Winkel in der Geometrie, gemeſſen. Nur werden hier kuͤnſtlichere Werkzeuge und mehr Aufmerkſamkeit erfordert. Von dem vornehmſten dieſer Werkzeuge werde ich bey dem Worte: Quadrant, aſtronomiſcher einige Nachricht geben. Die Mittagshoͤhen, zu deren Beobachtung der Mauerquadrant dient, ſind in mancherley Abſichten die brauchbarſten, ſ. Mittagshoͤhe. Gleich große Hoͤhen eines Sterns vorund nach ſeinem Durchgange durch den Mittagskreis, werden uͤbereinſtimmende oder zuſammengehoͤrige Hoͤhen (altitudines correſpondentes) genannt. Hoͤhenmeſſung, barometriſche, Altitudinum menſuratio ope barometri, Determination des hauteurs par le moyen du baromêtre. Die Methoden, Hoͤhen der Berge und Orte zu meſſen, gehoͤren zwar ſaͤmmtlich zur praktiſchen Meßkunſt; allein die Hoͤhenmeſſungen durchs Barometer gruͤnden ſich ganz auf eine phyſikaliſche Theorie, welche den Gegenſtand dieſes Artikels ausmachen wird. Gleich nach der Erfindung der Torricelliſchen Roͤhre im Jahre 1643 (ſ. Barometer) ließ Paſcal durch ſeinen Schwager, den Rath Perrier zu Clermont in Auvergne, Verſuche daruͤber anſtellen, ob das Queckſilber in dieſer Roͤhre, ſeiner Vermuthung nach, auf dem Gipfel eines Berges niedriger, als am Fuße deſſelben ſtehen werde. Dies mußte erfolgen, wofern die Queckſilberſaͤule vom Drucke der Luft erhalten ward; dieſe Saͤule mußte auf dem Berge, wo die Roͤhre weniger Luft uͤber ſich hatte, kuͤrzer ſeyn, als unten, wo eine hoͤhere Luftſaͤule gegen ſie druͤckte. Paſcal (Traité de l' équilibre des liqueurs et de la peſanteur de la maſſe d'air. Paris, 1663. 12.) meldet, Perrier habe am 19. Sept. 1648. den Stand des Queckſilbers im Garten des Kloſters der Minimen zu Clermont

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/618>, abgerufen am 26.07.2024.