Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Eben diese Bewandniß hat es mit dem Heber, Taf. XI. Fig. 64., dessen kürzerer Schenkel BC das Wasser so lange ausgießt, bis die Wasserfläche DE mit der Oefnung C in einerley wagrechte Ebne kömmt. Er hört alsdann aus eben der Ursache auf zu fließen, wie der würtembergische, bleibt aber ebenfalls gefüllt, und fängt bey mehr hinzugegoßnem Wasser aufs neue zu fließen an. Diese beyden Heber zeigen auch, daß der ausgießende Schenkel nicht eben der längere seyn müsse, wie die ältern physikalischen Schriftsteller, z. B. Wolf, mit Unrecht erfordern. Sie haben vor dem gewöhnlichen Heber, Fig. 61., noch das voraus, daß sie sich nicht ausleeren, wenn sie zu fließen aufhören, und also nicht von neuem gefüllt werden dürfen, wenn man mehr Wasser hinzugießt, oder sie tiefer einsenkt. Wenn aber bey Fig. 64. die Wasserfläche bey MN, also tiefer als C steht, und man den Heber durch Saugen füllt, so läuft er bey C gar nicht, sondern das Wasser bey B läuft gegen DE zurück, bey C dringt die Luft ein, treibt das Wasser in CB ebenfalls zurück, und macht den Heber leer. Die Heber waren schon den Griechen bekannt. Heron von Alexandrien (Pnevmaticorum s. Spiritalium liber ex interpr. Commandini, Paris. 1575. 4.) gedenkt ihrer, und erklärt sie aus der Vermeidung des leeren Raums. Johann Baptista Porta (Pnevmaticorum libri III. Neap. 1601. 4. L. III. c. 1.) thut den Vorschlag, das Wasser durch einen Heber über Berge zu führen. Um solche
Eben dieſe Bewandniß hat es mit dem Heber, Taf. XI. Fig. 64., deſſen kuͤrzerer Schenkel BC das Waſſer ſo lange ausgießt, bis die Waſſerflaͤche DE mit der Oefnung C in einerley wagrechte Ebne koͤmmt. Er hoͤrt alsdann aus eben der Urſache auf zu fließen, wie der wuͤrtembergiſche, bleibt aber ebenfalls gefuͤllt, und faͤngt bey mehr hinzugegoßnem Waſſer aufs neue zu fließen an. Dieſe beyden Heber zeigen auch, daß der ausgießende Schenkel nicht eben der laͤngere ſeyn muͤſſe, wie die aͤltern phyſikaliſchen Schriftſteller, z. B. Wolf, mit Unrecht erfordern. Sie haben vor dem gewoͤhnlichen Heber, Fig. 61., noch das voraus, daß ſie ſich nicht ausleeren, wenn ſie zu fließen aufhoͤren, und alſo nicht von neuem gefuͤllt werden duͤrfen, wenn man mehr Waſſer hinzugießt, oder ſie tiefer einſenkt. Wenn aber bey Fig. 64. die Waſſerflaͤche bey MN, alſo tiefer als C ſteht, und man den Heber durch Saugen fuͤllt, ſo laͤuft er bey C gar nicht, ſondern das Waſſer bey B laͤuft gegen DE zuruͤck, bey C dringt die Luft ein, treibt das Waſſer in CB ebenfalls zuruͤck, und macht den Heber leer. Die Heber waren ſchon den Griechen bekannt. Heron von Alexandrien (Pnevmaticorum ſ. Spiritalium liber ex interpr. Commandini, Paris. 1575. 4.) gedenkt ihrer, und erklaͤrt ſie aus der Vermeidung des leeren Raums. Johann Baptiſta Porta (Pnevmaticorum libri III. Neap. 1601. 4. L. III. c. 1.) thut den Vorſchlag, das Waſſer durch einen Heber uͤber Berge zu fuͤhren. Um ſolche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0585" xml:id="P.2.579" n="579"/><lb/> weil das Waſſer in <hi rendition="#aq">B</hi> mit der Kraft <hi rendition="#aq">b HC</hi> nach <hi rendition="#aq">C</hi> getrieben wird. Sobald aber die Waſſerflaͤche <hi rendition="#aq">DE</hi> bis <hi rendition="#aq">AC</hi> herabgeſunken, und <hi rendition="#aq">H</hi> bis <hi rendition="#aq">C</hi> gekommen iſt, ſteht er darum ſtill, weil <hi rendition="#aq">HC=0</hi> iſt, alſo das Waſſer bey <hi rendition="#aq">B</hi> in Ruhe bleibt. Der Heber bleibt aber voͤllig gefuͤllt, und wenn man wieder Waſſer im Gefaͤße zugießt, ſo faͤngt er von neuem an zu fließen. Setzt man bey <hi rendition="#aq">C</hi> ein Gefaͤß an, in dem das Waſſer hoͤher ſteht, als bey <hi rendition="#aq">A,</hi> ſo fließt er zuruͤck, bis das Waſſer in beyden Gefaͤßen gleich hoch ſteht. Dies iſt der ſogenannte <hi rendition="#b">wuͤrtembergiſche Heber.</hi></p> <p>Eben dieſe Bewandniß hat es mit dem Heber, Taf. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Fig. 64., deſſen kuͤrzerer Schenkel <hi rendition="#aq">BC</hi> das Waſſer ſo lange ausgießt, bis die Waſſerflaͤche <hi rendition="#aq">DE</hi> mit der Oefnung <hi rendition="#aq">C</hi> in einerley wagrechte Ebne koͤmmt. Er hoͤrt alsdann aus eben der Urſache auf zu fließen, wie der wuͤrtembergiſche, bleibt aber ebenfalls gefuͤllt, und faͤngt bey mehr hinzugegoßnem Waſſer aufs neue zu fließen an. Dieſe beyden Heber zeigen auch, daß der ausgießende Schenkel nicht eben der <hi rendition="#b">laͤngere</hi> ſeyn muͤſſe, wie die aͤltern phyſikaliſchen Schriftſteller, z. B. <hi rendition="#b">Wolf,</hi> mit Unrecht erfordern. Sie haben vor dem gewoͤhnlichen Heber, Fig. 61., noch das voraus, daß ſie ſich nicht ausleeren, wenn ſie zu fließen aufhoͤren, und alſo nicht von neuem gefuͤllt werden duͤrfen, wenn man mehr Waſſer hinzugießt, oder ſie tiefer einſenkt.</p> <p>Wenn aber bey Fig. 64. die Waſſerflaͤche bey <hi rendition="#aq">MN,</hi> alſo tiefer als <hi rendition="#aq">C</hi> ſteht, und man den Heber durch Saugen fuͤllt, ſo laͤuft er bey <hi rendition="#aq">C</hi> gar nicht, ſondern das Waſſer bey <hi rendition="#aq">B</hi> laͤuft gegen <hi rendition="#aq">DE</hi> zuruͤck, bey <hi rendition="#aq">C</hi> dringt die Luft ein, treibt das Waſſer in <hi rendition="#aq">CB</hi> ebenfalls zuruͤck, und macht den Heber leer.</p> <p>Die Heber waren ſchon den Griechen bekannt. <hi rendition="#b">Heron</hi> von Alexandrien <hi rendition="#aq">(Pnevmaticorum ſ. Spiritalium liber ex interpr. Commandini, Paris. 1575. 4.)</hi> gedenkt ihrer, und erklaͤrt ſie aus der Vermeidung des leeren Raums. <hi rendition="#b">Johann Baptiſta Porta</hi> <hi rendition="#aq">(Pnevmaticorum libri III. Neap. 1601. 4. L. III. c. 1.)</hi> thut den Vorſchlag, das Waſſer durch einen Heber uͤber Berge zu fuͤhren. Um ſolche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [579/0585]
weil das Waſſer in B mit der Kraft b HC nach C getrieben wird. Sobald aber die Waſſerflaͤche DE bis AC herabgeſunken, und H bis C gekommen iſt, ſteht er darum ſtill, weil HC=0 iſt, alſo das Waſſer bey B in Ruhe bleibt. Der Heber bleibt aber voͤllig gefuͤllt, und wenn man wieder Waſſer im Gefaͤße zugießt, ſo faͤngt er von neuem an zu fließen. Setzt man bey C ein Gefaͤß an, in dem das Waſſer hoͤher ſteht, als bey A, ſo fließt er zuruͤck, bis das Waſſer in beyden Gefaͤßen gleich hoch ſteht. Dies iſt der ſogenannte wuͤrtembergiſche Heber.
Eben dieſe Bewandniß hat es mit dem Heber, Taf. XI. Fig. 64., deſſen kuͤrzerer Schenkel BC das Waſſer ſo lange ausgießt, bis die Waſſerflaͤche DE mit der Oefnung C in einerley wagrechte Ebne koͤmmt. Er hoͤrt alsdann aus eben der Urſache auf zu fließen, wie der wuͤrtembergiſche, bleibt aber ebenfalls gefuͤllt, und faͤngt bey mehr hinzugegoßnem Waſſer aufs neue zu fließen an. Dieſe beyden Heber zeigen auch, daß der ausgießende Schenkel nicht eben der laͤngere ſeyn muͤſſe, wie die aͤltern phyſikaliſchen Schriftſteller, z. B. Wolf, mit Unrecht erfordern. Sie haben vor dem gewoͤhnlichen Heber, Fig. 61., noch das voraus, daß ſie ſich nicht ausleeren, wenn ſie zu fließen aufhoͤren, und alſo nicht von neuem gefuͤllt werden duͤrfen, wenn man mehr Waſſer hinzugießt, oder ſie tiefer einſenkt.
Wenn aber bey Fig. 64. die Waſſerflaͤche bey MN, alſo tiefer als C ſteht, und man den Heber durch Saugen fuͤllt, ſo laͤuft er bey C gar nicht, ſondern das Waſſer bey B laͤuft gegen DE zuruͤck, bey C dringt die Luft ein, treibt das Waſſer in CB ebenfalls zuruͤck, und macht den Heber leer.
Die Heber waren ſchon den Griechen bekannt. Heron von Alexandrien (Pnevmaticorum ſ. Spiritalium liber ex interpr. Commandini, Paris. 1575. 4.) gedenkt ihrer, und erklaͤrt ſie aus der Vermeidung des leeren Raums. Johann Baptiſta Porta (Pnevmaticorum libri III. Neap. 1601. 4. L. III. c. 1.) thut den Vorſchlag, das Waſſer durch einen Heber uͤber Berge zu fuͤhren. Um ſolche
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