Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


d. i. bey der reinen optischen Darstellung allein stehen bleibt, und sie durch den Winkel ausdrückt, unter welchem die äussersten Lichtstralen von einem Gegenstande ins Auge fallen. Dieses Winkels Tangente verhält sich zum Sinustotus, wie die wahre Größe zur Entfernung, wenn man senkrecht gegen die Linie sieht, durch welche die wahre Größe gemessen wird. Ist der Winkel klein, so kan man seine Größe selbst statt der Tangente in die Verhältnisse setzen. Für einerley Gegenstand verhalten sich dann die scheinbaren Größen umgekehrt, wie die Entfernungen; und für gleiche Entfernungen sind die scheinbaren Größen in einerley Verhältniß mit den wahren, s. Sehewinkel.

Priestley Geschichte der Optik durch Klügel, S. 493. Anm. e.

Grundstoffe der Körper

Principia corporum, Principes des corps. Die Bestandtheile, in welche die Körper durch chymische Zersetzung zerlegt werden. Sie sind entweder erste Grundstoffe, Urstoffe (principia prima), welche nicht weiter zerlegt werden können, s. Elemente, oder gemischte, zusammengesetzte Grundstoffe (principia principiata s. mixta), welche einer fernern Zerlegung fähig sind.

Die Schüler des Paracelsus nahmen fünf Grundstoffe aller Körper an, welche sie den Merkurius oder Spiritus, das Phlegma, den Schwefel, das Salz und die Erde nannten. Sie verstanden wahrscheinlich unter dem Merkurius oder Spiritus die flüchtigen und riechenden, unter Phlegma die wäßrichten unentzündlichen, unter Schwefel die brennbaren, unter Salz die salzigen oder schmackhaften Theile, und unter Erde den feuerbeständigen Rückstand. Unter diesen sogenannten Grundstoffen des Paracelsus sind einige weniger einfach als die andern, welches Dunkelheit und Verwirrung der Begriffe veranlassete.

Becher setzte daher nur zween Grundstoffe, Erde und Wasser fest, nahm aber drey Arten von Erden, die glasartige, entzündliche und Merkurialerde. Die erste war ihm der Grundstoff der Feuerbeständigkeit, die


d. i. bey der reinen optiſchen Darſtellung allein ſtehen bleibt, und ſie durch den Winkel ausdruͤckt, unter welchem die aͤuſſerſten Lichtſtralen von einem Gegenſtande ins Auge fallen. Dieſes Winkels Tangente verhaͤlt ſich zum Sinustotus, wie die wahre Groͤße zur Entfernung, wenn man ſenkrecht gegen die Linie ſieht, durch welche die wahre Groͤße gemeſſen wird. Iſt der Winkel klein, ſo kan man ſeine Groͤße ſelbſt ſtatt der Tangente in die Verhaͤltniſſe ſetzen. Fuͤr einerley Gegenſtand verhalten ſich dann die ſcheinbaren Groͤßen umgekehrt, wie die Entfernungen; und fuͤr gleiche Entfernungen ſind die ſcheinbaren Groͤßen in einerley Verhaͤltniß mit den wahren, ſ. Sehewinkel.

Prieſtley Geſchichte der Optik durch Kluͤgel, S. 493. Anm. e.

Grundſtoffe der Koͤrper

Principia corporum, Principes des corps. Die Beſtandtheile, in welche die Koͤrper durch chymiſche Zerſetzung zerlegt werden. Sie ſind entweder erſte Grundſtoffe, Urſtoffe (principia prima), welche nicht weiter zerlegt werden koͤnnen, ſ. Elemente, oder gemiſchte, zuſammengeſetzte Grundſtoffe (principia principiata ſ. mixta), welche einer fernern Zerlegung faͤhig ſind.

Die Schuͤler des Paracelſus nahmen fuͤnf Grundſtoffe aller Koͤrper an, welche ſie den Merkurius oder Spiritus, das Phlegma, den Schwefel, das Salz und die Erde nannten. Sie verſtanden wahrſcheinlich unter dem Merkurius oder Spiritus die fluͤchtigen und riechenden, unter Phlegma die waͤßrichten unentzuͤndlichen, unter Schwefel die brennbaren, unter Salz die ſalzigen oder ſchmackhaften Theile, und unter Erde den feuerbeſtaͤndigen Ruͤckſtand. Unter dieſen ſogenannten Grundſtoffen des Paracelſus ſind einige weniger einfach als die andern, welches Dunkelheit und Verwirrung der Begriffe veranlaſſete.

Becher ſetzte daher nur zween Grundſtoffe, Erde und Waſſer feſt, nahm aber drey Arten von Erden, die glasartige, entzuͤndliche und Merkurialerde. Die erſte war ihm der Grundſtoff der Feuerbeſtaͤndigkeit, die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <p><pb facs="#f0548" xml:id="P.2.542" n="542"/><lb/>
d. i. bey der reinen opti&#x017F;chen Dar&#x017F;tellung allein &#x017F;tehen bleibt, und &#x017F;ie durch den Winkel ausdru&#x0364;ckt, unter welchem die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Licht&#x017F;tralen von einem Gegen&#x017F;tande ins Auge fallen. Die&#x017F;es Winkels Tangente verha&#x0364;lt &#x017F;ich zum Sinustotus, wie die wahre Gro&#x0364;ße zur Entfernung, wenn man &#x017F;enkrecht gegen die Linie &#x017F;ieht, durch welche die wahre Gro&#x0364;ße geme&#x017F;&#x017F;en wird. I&#x017F;t der Winkel klein, &#x017F;o kan man &#x017F;eine Gro&#x0364;ße &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tatt der Tangente in die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;etzen. Fu&#x0364;r einerley Gegen&#x017F;tand verhalten &#x017F;ich dann die &#x017F;cheinbaren Gro&#x0364;ßen umgekehrt, wie die Entfernungen; und fu&#x0364;r gleiche Entfernungen &#x017F;ind die &#x017F;cheinbaren Gro&#x0364;ßen in einerley Verha&#x0364;ltniß mit den wahren, <hi rendition="#b">&#x017F;. Sehewinkel.</hi></p>
            <p>Prie&#x017F;tley Ge&#x017F;chichte der Optik durch <hi rendition="#b">Klu&#x0364;gel,</hi> S. 493. Anm. e.</p>
          </div>
          <div n="2">
            <head>Grund&#x017F;toffe der Ko&#x0364;rper</head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Principia corporum, <hi rendition="#i">Principes des corps.</hi></hi> Die Be&#x017F;tandtheile, in welche die Ko&#x0364;rper durch chymi&#x017F;che Zer&#x017F;etzung zerlegt werden. Sie &#x017F;ind entweder er&#x017F;te <hi rendition="#b">Grund&#x017F;toffe, Ur&#x017F;toffe</hi> <hi rendition="#aq">(principia prima),</hi> welche nicht weiter zerlegt werden ko&#x0364;nnen, <hi rendition="#b">&#x017F;. Elemente,</hi> oder <hi rendition="#b">gemi&#x017F;chte, zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Grund&#x017F;toffe</hi> <hi rendition="#aq">(principia principiata &#x017F;. mixta),</hi> welche einer fernern Zerlegung fa&#x0364;hig &#x017F;ind.</p>
            <p>Die Schu&#x0364;ler des Paracel&#x017F;us nahmen fu&#x0364;nf Grund&#x017F;toffe aller Ko&#x0364;rper an, welche &#x017F;ie den <hi rendition="#b">Merkurius</hi> oder <hi rendition="#b">Spiritus,</hi> das <hi rendition="#b">Phlegma,</hi> den <hi rendition="#b">Schwefel,</hi> das <hi rendition="#b">Salz</hi> und die <hi rendition="#b">Erde</hi> nannten. Sie ver&#x017F;tanden wahr&#x017F;cheinlich unter dem Merkurius oder Spiritus die flu&#x0364;chtigen und riechenden, unter Phlegma die wa&#x0364;ßrichten unentzu&#x0364;ndlichen, unter Schwefel die brennbaren, unter Salz die &#x017F;alzigen oder &#x017F;chmackhaften Theile, und unter Erde den feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndigen Ru&#x0364;ck&#x017F;tand. Unter die&#x017F;en &#x017F;ogenannten <hi rendition="#b">Grund&#x017F;toffen des Paracel&#x017F;us</hi> &#x017F;ind einige weniger einfach als die andern, welches Dunkelheit und Verwirrung der Begriffe veranla&#x017F;&#x017F;ete.</p>
            <p><hi rendition="#b">Becher</hi> &#x017F;etzte daher nur zween Grund&#x017F;toffe, <hi rendition="#b">Erde</hi> und <hi rendition="#b">Wa&#x017F;&#x017F;er</hi> fe&#x017F;t, nahm aber drey Arten von Erden, die <hi rendition="#b">glasartige, entzu&#x0364;ndliche</hi> und <hi rendition="#b">Merkurialerde.</hi> Die er&#x017F;te war ihm der Grund&#x017F;toff der Feuerbe&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit, die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[542/0548] d. i. bey der reinen optiſchen Darſtellung allein ſtehen bleibt, und ſie durch den Winkel ausdruͤckt, unter welchem die aͤuſſerſten Lichtſtralen von einem Gegenſtande ins Auge fallen. Dieſes Winkels Tangente verhaͤlt ſich zum Sinustotus, wie die wahre Groͤße zur Entfernung, wenn man ſenkrecht gegen die Linie ſieht, durch welche die wahre Groͤße gemeſſen wird. Iſt der Winkel klein, ſo kan man ſeine Groͤße ſelbſt ſtatt der Tangente in die Verhaͤltniſſe ſetzen. Fuͤr einerley Gegenſtand verhalten ſich dann die ſcheinbaren Groͤßen umgekehrt, wie die Entfernungen; und fuͤr gleiche Entfernungen ſind die ſcheinbaren Groͤßen in einerley Verhaͤltniß mit den wahren, ſ. Sehewinkel. Prieſtley Geſchichte der Optik durch Kluͤgel, S. 493. Anm. e. Grundſtoffe der Koͤrper Principia corporum, Principes des corps. Die Beſtandtheile, in welche die Koͤrper durch chymiſche Zerſetzung zerlegt werden. Sie ſind entweder erſte Grundſtoffe, Urſtoffe (principia prima), welche nicht weiter zerlegt werden koͤnnen, ſ. Elemente, oder gemiſchte, zuſammengeſetzte Grundſtoffe (principia principiata ſ. mixta), welche einer fernern Zerlegung faͤhig ſind. Die Schuͤler des Paracelſus nahmen fuͤnf Grundſtoffe aller Koͤrper an, welche ſie den Merkurius oder Spiritus, das Phlegma, den Schwefel, das Salz und die Erde nannten. Sie verſtanden wahrſcheinlich unter dem Merkurius oder Spiritus die fluͤchtigen und riechenden, unter Phlegma die waͤßrichten unentzuͤndlichen, unter Schwefel die brennbaren, unter Salz die ſalzigen oder ſchmackhaften Theile, und unter Erde den feuerbeſtaͤndigen Ruͤckſtand. Unter dieſen ſogenannten Grundſtoffen des Paracelſus ſind einige weniger einfach als die andern, welches Dunkelheit und Verwirrung der Begriffe veranlaſſete. Becher ſetzte daher nur zween Grundſtoffe, Erde und Waſſer feſt, nahm aber drey Arten von Erden, die glasartige, entzuͤndliche und Merkurialerde. Die erſte war ihm der Grundſtoff der Feuerbeſtaͤndigkeit, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/548
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/548>, abgerufen am 22.11.2024.