Kometen; 9. die abgeplattete Gestalt der Erde und des Iupiters, s. Erdkugel; 10. die anziehende Kraft der Berge gegen das Pendel, wovon noch in diesem Artikel zu reden ist; 11. eine kleine Aenderung der Breite der Fixsterne wegen der Gravitation der Erde gegen den Iupiter (die jedoch blos auf einer Muthmaßung von Euler beruht) 12. das Abnehmen der Schiefe der Ekliptik, s. Schiefe der Ekliptik; 13. die Bewegung der Apsidenlinien aller Planeten; 14. die Bewegung aller Knotenlinien; 15. die Ungleichheiten des Laufs der Iupitersmonden. Von diesen funfzehn Erscheinungen können die meisten in dem System der Wirbel und des vollen Raumes gar nicht erklärt werden, dagegen sie aus dem Gesetze der Gravitation als nothwendige Folgen abfließen.
Das in der Natur wirklich statt findende Gesetz der Gravitation ist folgendes: Die Gravitation des KörpersAgegenBverhält sich direct, wie die Masse vonB,und umgekchrt, wie das Quadrat der Entfernung beyder KörperAundB (est in ratione composita ex directa massarum et subduplicata distantiarum). Hat z. B. A 6mal mehr Masse, als B, und ist vom Körper C doppelt so weit entfernt, als B, so wird C 6/4 oder 1 1/2 mal stärker gegen A gravitiren.
Newton ist nie so weit gegangen, daß er die Schwere nebst diesem ihrem Gesetze als eine wesentliche Eigenschaft der Materie angesehen hätre. Er verbitter dies vielmehr (Princip. L. I. Sect. II.), und macht in seinen der Optik beygefügten Fragen (Quaest 21. 22.) sogar einen Versuch, die Schwere aus den Stößen des Aethers herzuleiten, s. Aether. Man hat ihn daher mit Unrecht beschuldiget, daß er durch die Attraction eine von den verborgnen Qualitäten der Scholastiker wieder einführe. Diese waren zu tadeln, wenn sie zu Erklärung eines jeden besondern Phänomens eine neue Eigenschaft ersannen; Newton aber verdient vielmehr Beyfall, wenn er so viele besondere Phänomene aus einem einzigen allgemeinen ableitet. Seine Schüler giengen freylich weiter, als er, wie ich schon bey dem Worte: Artraction bemerkt habe; auch kan dies
Kometen; 9. die abgeplattete Geſtalt der Erde und des Iupiters, ſ. Erdkugel; 10. die anziehende Kraft der Berge gegen das Pendel, wovon noch in dieſem Artikel zu reden iſt; 11. eine kleine Aenderung der Breite der Fixſterne wegen der Gravitation der Erde gegen den Iupiter (die jedoch blos auf einer Muthmaßung von Euler beruht) 12. das Abnehmen der Schiefe der Ekliptik, ſ. Schiefe der Ekliptik; 13. die Bewegung der Apſidenlinien aller Planeten; 14. die Bewegung aller Knotenlinien; 15. die Ungleichheiten des Laufs der Iupitersmonden. Von dieſen funfzehn Erſcheinungen koͤnnen die meiſten in dem Syſtem der Wirbel und des vollen Raumes gar nicht erklaͤrt werden, dagegen ſie aus dem Geſetze der Gravitation als nothwendige Folgen abfließen.
Das in der Natur wirklich ſtatt findende Geſetz der Gravitation iſt folgendes: Die Gravitation des KoͤrpersAgegenBverhaͤlt ſich direct, wie die Maſſe vonB,und umgekchrt, wie das Quadrat der Entfernung beyder KoͤrperAundB (eſt in ratione compoſita ex directa maſſarum et ſubduplicata diſtantiarum). Hat z. B. A 6mal mehr Maſſe, als B, und iſt vom Koͤrper C doppelt ſo weit entfernt, als B, ſo wird C 6/4 oder 1 1/2 mal ſtaͤrker gegen A gravitiren.
Newton iſt nie ſo weit gegangen, daß er die Schwere nebſt dieſem ihrem Geſetze als eine weſentliche Eigenſchaft der Materie angeſehen haͤtre. Er verbitter dies vielmehr (Princip. L. I. Sect. II.), und macht in ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen (Quaeſt 21. 22.) ſogar einen Verſuch, die Schwere aus den Stoͤßen des Aethers herzuleiten, ſ. Aether. Man hat ihn daher mit Unrecht beſchuldiget, daß er durch die Attraction eine von den verborgnen Qualitaͤten der Scholaſtiker wieder einfuͤhre. Dieſe waren zu tadeln, wenn ſie zu Erklaͤrung eines jeden beſondern Phaͤnomens eine neue Eigenſchaft erſannen; Newton aber verdient vielmehr Beyfall, wenn er ſo viele beſondere Phaͤnomene aus einem einzigen allgemeinen ableitet. Seine Schuͤler giengen freylich weiter, als er, wie ich ſchon bey dem Worte: Artraction bemerkt habe; auch kan dies
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Kometen; 9. die abgeplattete Geſtalt der Erde und des Iupiters, ſ. Erdkugel; 10. die anziehende Kraft der Berge gegen das Pendel, wovon noch in dieſem Artikel zu reden iſt; 11. eine kleine Aenderung der Breite der Fixſterne wegen der Gravitation der Erde gegen den Iupiter (die jedoch blos auf einer Muthmaßung von Euler beruht) 12. das Abnehmen der Schiefe der Ekliptik, ſ. Schiefe der Ekliptik; 13. die Bewegung der Apſidenlinien aller Planeten; 14. die Bewegung aller Knotenlinien; 15. die Ungleichheiten des Laufs der Iupitersmonden. Von dieſen funfzehn Erſcheinungen koͤnnen die meiſten in dem Syſtem der Wirbel und des vollen Raumes gar nicht erklaͤrt werden, dagegen ſie aus dem Geſetze der Gravitation als nothwendige Folgen abfließen.
Das in der Natur wirklich ſtatt findende Geſetz der Gravitation iſt folgendes: Die Gravitation des Koͤrpers A gegen B verhaͤlt ſich direct, wie die Maſſe von B, und umgekchrt, wie das Quadrat der Entfernung beyder Koͤrper A und B (eſt in ratione compoſita ex directa maſſarum et ſubduplicata diſtantiarum). Hat z. B. A 6mal mehr Maſſe, als B, und iſt vom Koͤrper C doppelt ſo weit entfernt, als B, ſo wird C 6/4 oder 1 1/2 mal ſtaͤrker gegen A gravitiren.
Newton iſt nie ſo weit gegangen, daß er die Schwere nebſt dieſem ihrem Geſetze als eine weſentliche Eigenſchaft der Materie angeſehen haͤtre. Er verbitter dies vielmehr (Princip. L. I. Sect. II.), und macht in ſeinen der Optik beygefuͤgten Fragen (Quaeſt 21. 22.) ſogar einen Verſuch, die Schwere aus den Stoͤßen des Aethers herzuleiten, ſ. Aether. Man hat ihn daher mit Unrecht beſchuldiget, daß er durch die Attraction eine von den verborgnen Qualitaͤten der Scholaſtiker wieder einfuͤhre. Dieſe waren zu tadeln, wenn ſie zu Erklaͤrung eines jeden beſondern Phaͤnomens eine neue Eigenſchaft erſannen; Newton aber verdient vielmehr Beyfall, wenn er ſo viele beſondere Phaͤnomene aus einem einzigen allgemeinen ableitet. Seine Schuͤler giengen freylich weiter, als er, wie ich ſchon bey dem Worte: Artraction bemerkt habe; auch kan dies
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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