plötzlichen Erkalten im Wasser, wie bey den Springkolben, s. Bologneser Flaschen, wobey die äußern Theile eher, als die innern, kalt werden, daher man sie noch auf 6 Secunden lang im Wasser glühen sieht. Dadurch gerathen ihre Theile in eine sehr starke und ungleiche Spannung, und eine angefangne Trennung setzt sich augenblicklich durch alle Theile fort. Im ovalen Theile hingegen ist die Verbindung wegen der Wölbung fester. Diese richtige Meinung haben schon Hobbes, Montanari und Sturm angenommen. Die Glastropfen verlieren ihre Sprödigkeit, wie die Springkolben, wenn man sie auf glühende Kohlen legt, und dann nach und nach abkühlen läßt. Man kan sie von weißem Glase eben sowohl, als von grünem, verfertigen.
Läßt man einen noch flüßigen Glasfaden in kaltes Wasser gehen, so nimmt er von selbst eine spiralförmige Windung an. Die so bereiteten Glaswürmer(vermiculi vitrei) zerspringen ebenfalls in Staub, wenn man ein Stück davon abbricht.
Wolfs Nützliche Versuche, Th. III. Cap. 3.
Erxleben Anfangsgründe der Naturl. mit Lichtenbergs Anm. §. 422.
Glatt, Laevis, Poli.
Glatt heißt die Oberfläche eines Körpers, wenn auf ihr keine, oder nur wenige und unbeträchtliche Theile über die andern hervorragen. Wir finden in der Natur keine völlig glatten Oberflächen; selbst in den polirten Flächen der besten Gläser und Metallspiegel, die dem bloßen Auge und dem Gefühl glatt scheinen, entdeckt man durch das Microskop noch Erhöhungen und Vertiefungen. Inzwischen giebt es Körper, deren Flächen von Natur oder durch Kunst sehr glatt sind, z. B. Eis, polirte Gläser und Marmorplatten u. dgl. Dem Glatten ist das Rauhe entgegengesetzt, s. Rauh. Glatte Ebnen von einerley Materien hängen bey der Berührung zusammen, s. Cohäsion, und Körper, die man auf glatten Flächen bewegt, leiden weniger Reibung, s. Reiben.
ploͤtzlichen Erkalten im Waſſer, wie bey den Springkolben, ſ. Bologneſer Flaſchen, wobey die aͤußern Theile eher, als die innern, kalt werden, daher man ſie noch auf 6 Secunden lang im Waſſer gluͤhen ſieht. Dadurch gerathen ihre Theile in eine ſehr ſtarke und ungleiche Spannung, und eine angefangne Trennung ſetzt ſich augenblicklich durch alle Theile fort. Im ovalen Theile hingegen iſt die Verbindung wegen der Woͤlbung feſter. Dieſe richtige Meinung haben ſchon Hobbes, Montanari und Sturm angenommen. Die Glastropfen verlieren ihre Sproͤdigkeit, wie die Springkolben, wenn man ſie auf gluͤhende Kohlen legt, und dann nach und nach abkuͤhlen laͤßt. Man kan ſie von weißem Glaſe eben ſowohl, als von gruͤnem, verfertigen.
Laͤßt man einen noch fluͤßigen Glasfaden in kaltes Waſſer gehen, ſo nimmt er von ſelbſt eine ſpiralfoͤrmige Windung an. Die ſo bereiteten Glaswuͤrmer(vermiculi vitrei) zerſpringen ebenfalls in Staub, wenn man ein Stuͤck davon abbricht.
Wolfs Nuͤtzliche Verſuche, Th. III. Cap. 3.
Erxleben Anfangsgruͤnde der Naturl. mit Lichtenbergs Anm. §. 422.
Glatt, Laevis, Poli.
Glatt heißt die Oberflaͤche eines Koͤrpers, wenn auf ihr keine, oder nur wenige und unbetraͤchtliche Theile uͤber die andern hervorragen. Wir finden in der Natur keine voͤllig glatten Oberflaͤchen; ſelbſt in den polirten Flaͤchen der beſten Glaͤſer und Metallſpiegel, die dem bloßen Auge und dem Gefuͤhl glatt ſcheinen, entdeckt man durch das Microſkop noch Erhoͤhungen und Vertiefungen. Inzwiſchen giebt es Koͤrper, deren Flaͤchen von Natur oder durch Kunſt ſehr glatt ſind, z. B. Eis, polirte Glaͤſer und Marmorplatten u. dgl. Dem Glatten iſt das Rauhe entgegengeſetzt, ſ. Rauh. Glatte Ebnen von einerley Materien haͤngen bey der Beruͤhrung zuſammen, ſ. Cohaͤſion, und Koͤrper, die man auf glatten Flaͤchen bewegt, leiden weniger Reibung, ſ. Reiben.
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ploͤtzlichen Erkalten im Waſſer, wie bey den Springkolben, ſ. Bologneſer Flaſchen, wobey die aͤußern Theile eher, als die innern, kalt werden, daher man ſie noch auf 6 Secunden lang im Waſſer gluͤhen ſieht. Dadurch gerathen ihre Theile in eine ſehr ſtarke und ungleiche Spannung, und eine angefangne Trennung ſetzt ſich augenblicklich durch alle Theile fort. Im ovalen Theile hingegen iſt die Verbindung wegen der Woͤlbung feſter. Dieſe richtige Meinung haben ſchon Hobbes, Montanari und Sturm angenommen. Die Glastropfen verlieren ihre Sproͤdigkeit, wie die Springkolben, wenn man ſie auf gluͤhende Kohlen legt, und dann nach und nach abkuͤhlen laͤßt. Man kan ſie von weißem Glaſe eben ſowohl, als von gruͤnem, verfertigen.
Laͤßt man einen noch fluͤßigen Glasfaden in kaltes Waſſer gehen, ſo nimmt er von ſelbſt eine ſpiralfoͤrmige Windung an. Die ſo bereiteten Glaswuͤrmer (vermiculi vitrei) zerſpringen ebenfalls in Staub, wenn man ein Stuͤck davon abbricht.
Wolfs Nuͤtzliche Verſuche, Th. III. Cap. 3.
Erxleben Anfangsgruͤnde der Naturl. mit Lichtenbergs Anm. §. 422.
Glatt, Laevis, Poli.
Glatt heißt die Oberflaͤche eines Koͤrpers, wenn auf ihr keine, oder nur wenige und unbetraͤchtliche Theile uͤber die andern hervorragen. Wir finden in der Natur keine voͤllig glatten Oberflaͤchen; ſelbſt in den polirten Flaͤchen der beſten Glaͤſer und Metallſpiegel, die dem bloßen Auge und dem Gefuͤhl glatt ſcheinen, entdeckt man durch das Microſkop noch Erhoͤhungen und Vertiefungen. Inzwiſchen giebt es Koͤrper, deren Flaͤchen von Natur oder durch Kunſt ſehr glatt ſind, z. B. Eis, polirte Glaͤſer und Marmorplatten u. dgl. Dem Glatten iſt das Rauhe entgegengeſetzt, ſ. Rauh. Glatte Ebnen von einerley Materien haͤngen bey der Beruͤhrung zuſammen, ſ. Cohaͤſion, und Koͤrper, die man auf glatten Flaͤchen bewegt, leiden weniger Reibung, ſ. Reiben.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/506>, abgerufen am 22.11.2024.
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