Stahre vorhergeht, von einem Fehler der äußern Häute der Krystallinse herrühren möge. Demours(Sur les filamens, qui paroissent voltiger devantles yeux, im Journal de Medecine, Fevr. 1788. p. 274. sqq.) öfnete die Hornhaut einiger Augen, denen solche Flecken erschienen, und ließ die wässerichte Feuchtigkeit auslaufen, allein die Kranken sahen die Flecken noch, wie vorher. Er setzt also die Ursache derselben in die Feuchtigkeit des Morgagni, welche die Krystallinse umgiebt, und von der nach seiner Meynung einige kleine Theile, ohne viel von ihrer Durchsichtigkeit zu verlieren, etwas mehr Dichte, Schwere und Brechungskraft erhalten können. Hiebey läugnet er nicht, daß die unbeweglichen Flecken von Unempfindlichkeit gewisser Stellen des Sehnerven oder der Netzhaut herrühren, und Vorboten des schwarzen Stahrs seyn können, so wie die beweglichen eine entfernte Disposition zum grauen Stahr anzeigen würden.
Von dem Nichtsehen der Farben, als einem angebohrnen Fehler, werden in den philosophischen Transactionen (Vol. LXVII. P. 1. n. 14. Vol. LXVIII. P. II. p. 611. und in den Samml. zur Physik und Naturgesch. 1. B. 5. St. S. 637.) einige Beyspiele angeführt. Drey Brüder Harris in Cumberland sahen Größe und Gestalt sehr deutlich, konnten aber keine Farben unterscheiden. Einer davon unterschied zwar schwarz von weiß, auch ein gestreiftes Band von einem einfarbichten, wußte aber die Namen der Farben nicht anders, als durch Rathen zu treffen. Eben dies wird von einem gewissen Colardeau in Frankreich und einem Apotheker M. in Strasburg erzählt (s. Lichtenbergs Magazin für das Neuste aus der Phys. 1. B. 2. St. S. 57.). Giros de Gentilly hat unter dem Namen Georg Palmer in englischer Sprache eine Theorie der Farben und des Gesichts herausgegeben, worinn er annimmt, das Licht habe nur drey ursprüngliche Farben, die Netzhaut aber dreyerley Membranen, deren jede einer besondern Farbe zugehöre. In manchem Auge nun sey jede dieser Membranen für alle Farbenstralen zugleich empfindlich, wodurch
Stahre vorhergeht, von einem Fehler der aͤußern Haͤute der Kryſtallinſe herruͤhren moͤge. Demours(Sur les filamens, qui paroiſſent voltiger devantles yeux, im Journal de Medecine, Fevr. 1788. p. 274. ſqq.) oͤfnete die Hornhaut einiger Augen, denen ſolche Flecken erſchienen, und ließ die waͤſſerichte Feuchtigkeit auslaufen, allein die Kranken ſahen die Flecken noch, wie vorher. Er ſetzt alſo die Urſache derſelben in die Feuchtigkeit des Morgagni, welche die Kryſtallinſe umgiebt, und von der nach ſeiner Meynung einige kleine Theile, ohne viel von ihrer Durchſichtigkeit zu verlieren, etwas mehr Dichte, Schwere und Brechungskraft erhalten koͤnnen. Hiebey laͤugnet er nicht, daß die unbeweglichen Flecken von Unempfindlichkeit gewiſſer Stellen des Sehnerven oder der Netzhaut herruͤhren, und Vorboten des ſchwarzen Stahrs ſeyn koͤnnen, ſo wie die beweglichen eine entfernte Dispoſition zum grauen Stahr anzeigen wuͤrden.
Von dem Nichtſehen der Farben, als einem angebohrnen Fehler, werden in den philoſophiſchen Transactionen (Vol. LXVII. P. 1. n. 14. Vol. LXVIII. P. II. p. 611. und in den Samml. zur Phyſik und Naturgeſch. 1. B. 5. St. S. 637.) einige Beyſpiele angefuͤhrt. Drey Bruͤder Harris in Cumberland ſahen Groͤße und Geſtalt ſehr deutlich, konnten aber keine Farben unterſcheiden. Einer davon unterſchied zwar ſchwarz von weiß, auch ein geſtreiftes Band von einem einfarbichten, wußte aber die Namen der Farben nicht anders, als durch Rathen zu treffen. Eben dies wird von einem gewiſſen Colardeau in Frankreich und einem Apotheker M. in Strasburg erzaͤhlt (ſ. Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. 1. B. 2. St. S. 57.). Giros de Gentilly hat unter dem Namen Georg Palmer in engliſcher Sprache eine Theorie der Farben und des Geſichts herausgegeben, worinn er annimmt, das Licht habe nur drey urſpruͤngliche Farben, die Netzhaut aber dreyerley Membranen, deren jede einer beſondern Farbe zugehoͤre. In manchem Auge nun ſey jede dieſer Membranen fuͤr alle Farbenſtralen zugleich empfindlich, wodurch
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Stahre vorhergeht, von einem Fehler der aͤußern Haͤute der Kryſtallinſe herruͤhren moͤge. Demours (Sur les filamens, qui paroiſſent voltiger devantles yeux, im Journal de Medecine, Fevr. 1788. p. 274. ſqq.) oͤfnete die Hornhaut einiger Augen, denen ſolche Flecken erſchienen, und ließ die waͤſſerichte Feuchtigkeit auslaufen, allein die Kranken ſahen die Flecken noch, wie vorher. Er ſetzt alſo die Urſache derſelben in die Feuchtigkeit des Morgagni, welche die Kryſtallinſe umgiebt, und von der nach ſeiner Meynung einige kleine Theile, ohne viel von ihrer Durchſichtigkeit zu verlieren, etwas mehr Dichte, Schwere und Brechungskraft erhalten koͤnnen. Hiebey laͤugnet er nicht, daß die unbeweglichen Flecken von Unempfindlichkeit gewiſſer Stellen des Sehnerven oder der Netzhaut herruͤhren, und Vorboten des ſchwarzen Stahrs ſeyn koͤnnen, ſo wie die beweglichen eine entfernte Dispoſition zum grauen Stahr anzeigen wuͤrden.
Von dem Nichtſehen der Farben, als einem angebohrnen Fehler, werden in den philoſophiſchen Transactionen (Vol. LXVII. P. 1. n. 14. Vol. LXVIII. P. II. p. 611. und in den Samml. zur Phyſik und Naturgeſch. 1. B. 5. St. S. 637.) einige Beyſpiele angefuͤhrt. Drey Bruͤder Harris in Cumberland ſahen Groͤße und Geſtalt ſehr deutlich, konnten aber keine Farben unterſcheiden. Einer davon unterſchied zwar ſchwarz von weiß, auch ein geſtreiftes Band von einem einfarbichten, wußte aber die Namen der Farben nicht anders, als durch Rathen zu treffen. Eben dies wird von einem gewiſſen Colardeau in Frankreich und einem Apotheker M. in Strasburg erzaͤhlt (ſ. Lichtenbergs Magazin fuͤr das Neuſte aus der Phyſ. 1. B. 2. St. S. 57.). Giros de Gentilly hat unter dem Namen Georg Palmer in engliſcher Sprache eine Theorie der Farben und des Geſichts herausgegeben, worinn er annimmt, das Licht habe nur drey urſpruͤngliche Farben, die Netzhaut aber dreyerley Membranen, deren jede einer beſondern Farbe zugehoͤre. In manchem Auge nun ſey jede dieſer Membranen fuͤr alle Farbenſtralen zugleich empfindlich, wodurch
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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