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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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mit einer Röthe des Sterns und der innern Theile des Auges begleitet ist, von dem Mangel des braunen oder schwärzlichen Schleims (pigmentum nigrum) her, welcher sonst das innere Auge von der fünften Woche nach der Empfängniß an bekleidet. Er erklärt die Verbindung zwischen dieser rothen Farbe der Augen und der Weiße der Haut und Haare, aus der Aehnlichkeit des Gewebes, aus welchem sich der schwarze Schleim, das malpighische Netz und die Haare bilden. Schon Simon Portius (De coloribus oculorum, Florent. 1550. 4. p. 34.) hat bemerkt, daß blaue Augen weniger von diesem Schleime haben und daher empfindlicher gegen das Licht sind, als schwarze. Buzzi fand es durch Zergliederung eines menschlichen Körpers bestätigt, daß bey einer weißen Aderhaut mit rosenrothem Sterne nicht nur der schwarze Schleim im Auge, sondern auch das gewöhnliche schleimichte Wesen an der Haut des übrigen Körpers fehlte, und die Haare außerordentlich weiß waren. Er sahe in Mayland noch drey Albinos, Söhne einer Mutter, die außer ihnen noch vier Kinder mit braunen Augen und Haaren gebohren, während der Schwangerschaft mit den Albinos aber eine außerordentliche Begierde nach Milch empfunden hatte. Die beyden Albinos in Chamouny sind ebenfalls Brüder, von Eltern mit brauner Haut und schwarzen Augen gezeugt, dergleichen auch ihre Schwestern haben. Ihre Augensterne sind nach de Saussure (Reisen durch die Alpen, IV Theil, Leipz. 1788. gr.8. S. 249.) von entschiedenem Rosenroth; alle Haare ihres Körpers waren in der Jugend milchweiß und fein, sind aber jetzt röther und rauch, so wie auch jetzt ihre Augen das Helle mehr, als sonst, ertragen können. In der Jugend mußte man sie aus Mitleid ernähren, weil sie das Vieh zu hüten nicht im Stande waren.

Von der Kurzsichtigkeit (Myopia) und Weitsichtigkeit (Presbyopia) ist bereits bey dem Worte: Auge (Th. I. S. 194--196.) gehandelt worden. Ich will nur noch hinzusetzen, daß diese Fehler bisweilen blos das eine Auge, oder ein Auge mehr, als das andere, betreffen. Bey mir selbst ist das linke Auge äußerst kurzsichtig,


mit einer Roͤthe des Sterns und der innern Theile des Auges begleitet iſt, von dem Mangel des braunen oder ſchwaͤrzlichen Schleims (pigmentum nigrum) her, welcher ſonſt das innere Auge von der fuͤnften Woche nach der Empfaͤngniß an bekleidet. Er erklaͤrt die Verbindung zwiſchen dieſer rothen Farbe der Augen und der Weiße der Haut und Haare, aus der Aehnlichkeit des Gewebes, aus welchem ſich der ſchwarze Schleim, das malpighiſche Netz und die Haare bilden. Schon Simon Portius (De coloribus oculorum, Florent. 1550. 4. p. 34.) hat bemerkt, daß blaue Augen weniger von dieſem Schleime haben und daher empfindlicher gegen das Licht ſind, als ſchwarze. Buzzi fand es durch Zergliederung eines menſchlichen Koͤrpers beſtaͤtigt, daß bey einer weißen Aderhaut mit roſenrothem Sterne nicht nur der ſchwarze Schleim im Auge, ſondern auch das gewoͤhnliche ſchleimichte Weſen an der Haut des uͤbrigen Koͤrpers fehlte, und die Haare außerordentlich weiß waren. Er ſahe in Mayland noch drey Albinos, Soͤhne einer Mutter, die außer ihnen noch vier Kinder mit braunen Augen und Haaren gebohren, waͤhrend der Schwangerſchaft mit den Albinos aber eine außerordentliche Begierde nach Milch empfunden hatte. Die beyden Albinos in Chamouny ſind ebenfalls Bruͤder, von Eltern mit brauner Haut und ſchwarzen Augen gezeugt, dergleichen auch ihre Schweſtern haben. Ihre Augenſterne ſind nach de Sauſſure (Reiſen durch die Alpen, IV Theil, Leipz. 1788. gr.8. S. 249.) von entſchiedenem Roſenroth; alle Haare ihres Koͤrpers waren in der Jugend milchweiß und fein, ſind aber jetzt roͤther und rauch, ſo wie auch jetzt ihre Augen das Helle mehr, als ſonſt, ertragen koͤnnen. In der Jugend mußte man ſie aus Mitleid ernaͤhren, weil ſie das Vieh zu huͤten nicht im Stande waren.

Von der Kurzſichtigkeit (Myopia) und Weitſichtigkeit (Presbyopia) iſt bereits bey dem Worte: Auge (Th. I. S. 194—196.) gehandelt worden. Ich will nur noch hinzuſetzen, daß dieſe Fehler bisweilen blos das eine Auge, oder ein Auge mehr, als das andere, betreffen. Bey mir ſelbſt iſt das linke Auge aͤußerſt kurzſichtig,

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[479/0485] mit einer Roͤthe des Sterns und der innern Theile des Auges begleitet iſt, von dem Mangel des braunen oder ſchwaͤrzlichen Schleims (pigmentum nigrum) her, welcher ſonſt das innere Auge von der fuͤnften Woche nach der Empfaͤngniß an bekleidet. Er erklaͤrt die Verbindung zwiſchen dieſer rothen Farbe der Augen und der Weiße der Haut und Haare, aus der Aehnlichkeit des Gewebes, aus welchem ſich der ſchwarze Schleim, das malpighiſche Netz und die Haare bilden. Schon Simon Portius (De coloribus oculorum, Florent. 1550. 4. p. 34.) hat bemerkt, daß blaue Augen weniger von dieſem Schleime haben und daher empfindlicher gegen das Licht ſind, als ſchwarze. Buzzi fand es durch Zergliederung eines menſchlichen Koͤrpers beſtaͤtigt, daß bey einer weißen Aderhaut mit roſenrothem Sterne nicht nur der ſchwarze Schleim im Auge, ſondern auch das gewoͤhnliche ſchleimichte Weſen an der Haut des uͤbrigen Koͤrpers fehlte, und die Haare außerordentlich weiß waren. Er ſahe in Mayland noch drey Albinos, Soͤhne einer Mutter, die außer ihnen noch vier Kinder mit braunen Augen und Haaren gebohren, waͤhrend der Schwangerſchaft mit den Albinos aber eine außerordentliche Begierde nach Milch empfunden hatte. Die beyden Albinos in Chamouny ſind ebenfalls Bruͤder, von Eltern mit brauner Haut und ſchwarzen Augen gezeugt, dergleichen auch ihre Schweſtern haben. Ihre Augenſterne ſind nach de Sauſſure (Reiſen durch die Alpen, IV Theil, Leipz. 1788. gr.8. S. 249.) von entſchiedenem Roſenroth; alle Haare ihres Koͤrpers waren in der Jugend milchweiß und fein, ſind aber jetzt roͤther und rauch, ſo wie auch jetzt ihre Augen das Helle mehr, als ſonſt, ertragen koͤnnen. In der Jugend mußte man ſie aus Mitleid ernaͤhren, weil ſie das Vieh zu huͤten nicht im Stande waren. Von der Kurzſichtigkeit (Myopia) und Weitſichtigkeit (Presbyopia) iſt bereits bey dem Worte: Auge (Th. I. S. 194—196.) gehandelt worden. Ich will nur noch hinzuſetzen, daß dieſe Fehler bisweilen blos das eine Auge, oder ein Auge mehr, als das andere, betreffen. Bey mir ſelbſt iſt das linke Auge aͤußerſt kurzſichtig,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/485>, abgerufen am 23.11.2024.