des Kartenblatts |einige Stralen auffangen. Rückt man aber das Licht näher, so werden die von einem Punkte kommenden Stralen, welche durch die verschiedenen Löcher gehen, erst hinter der Netzhaut vereiniget: auf ihr selbst fallen sie auf verschiedene Punkte, und es entstehen also soviel Bilder, als Löcher sind. Eben dies erfolgt, wenn man das Licht zu weit entfernt, wobey sich die zusammengehörenden Stralen schon vor der Netzhaut vereinigen, durchkreuzen, und wieder auf verschiedene Punkte, nur in umgekehrter Ordnung, fallen. Verdeckt man ein Loch, z. B. das äußerste zur Rechten, so wird, wenn das Licht zu nahe steht, das äußerste Bild zur Linken verschwinden; ist aber das Licht zu weit entfernt, so verschwindet das letzte Bild zur Rechten. Giebt man aber durch Anstrengung dem Auge die Einrichtung, bey der es das Licht an seinem jedesmaligen Orte deutlich sehen würde, so ziehen sich die mehreren Bilder in ein einziges zusammen. Scheiner hatte dieses schon bemerkt; de la Motte in Danzig (Versuche und Abhandl. der Gesellsch. in Danzig, B. II. S. 290.) und Musschenbroek(Introd. in philos. nat. Vol. II. §. 1905.) haben umständliche Erklärungen davon gegeben, und dieselben durch sehr deutliche Abbildungen erläutert.
Einen besondern Gesichtsbetrug führt Le Cat(Traite des sens, p. 298.) an, welchen auch schon der Iesuit Fabri(Synopsis Optica, Lugd. 1667. 4. p. 26.) ganz richtig erklärt hat.
Es sey Taf. X. Fig. 43. D das Auge, CB ein Kartenblatt mit einem kleinen Loche in der Mitte, E ein entfernter heller Gegenstand, z. B. der helle Himmel, die weiße Wand eines Gebäudes oder dgl., d der Kopf einer Stecknadel, die, wie die Figur zeigt, sehr nahe vor das Loch des Kartenblatts, und mit demselben ganz nahe ans Auge gehalten wird. Der Bequemlichkeit halber kan man die Nadel bey e umbiegen, und durch das Kartenblatt durchstechen. Sieht nun das Auge durch das Loch im Kartenblatte gegen das helle E, so scheint ihm die Nadel sehr vergrößert, umgekehrt und hinter dem Loche bey F. Die Erklärung hievon ist folgende. Die Stecknadel selbst sieht
des Kartenblatts |einige Stralen auffangen. Ruͤckt man aber das Licht naͤher, ſo werden die von einem Punkte kommenden Stralen, welche durch die verſchiedenen Loͤcher gehen, erſt hinter der Netzhaut vereiniget: auf ihr ſelbſt fallen ſie auf verſchiedene Punkte, und es entſtehen alſo ſoviel Bilder, als Loͤcher ſind. Eben dies erfolgt, wenn man das Licht zu weit entfernt, wobey ſich die zuſammengehoͤrenden Stralen ſchon vor der Netzhaut vereinigen, durchkreuzen, und wieder auf verſchiedene Punkte, nur in umgekehrter Ordnung, fallen. Verdeckt man ein Loch, z. B. das aͤußerſte zur Rechten, ſo wird, wenn das Licht zu nahe ſteht, das aͤußerſte Bild zur Linken verſchwinden; iſt aber das Licht zu weit entfernt, ſo verſchwindet das letzte Bild zur Rechten. Giebt man aber durch Anſtrengung dem Auge die Einrichtung, bey der es das Licht an ſeinem jedesmaligen Orte deutlich ſehen wuͤrde, ſo ziehen ſich die mehreren Bilder in ein einziges zuſammen. Scheiner hatte dieſes ſchon bemerkt; de la Motte in Danzig (Verſuche und Abhandl. der Geſellſch. in Danzig, B. II. S. 290.) und Muſſchenbroek(Introd. in philoſ. nat. Vol. II. §. 1905.) haben umſtaͤndliche Erklaͤrungen davon gegeben, und dieſelben durch ſehr deutliche Abbildungen erlaͤutert.
Einen beſondern Geſichtsbetrug fuͤhrt Le Cat(Traité des ſens, p. 298.) an, welchen auch ſchon der Ieſuit Fabri(Synopſis Optica, Lugd. 1667. 4. p. 26.) ganz richtig erklaͤrt hat.
Es ſey Taf. X. Fig. 43. D das Auge, CB ein Kartenblatt mit einem kleinen Loche in der Mitte, E ein entfernter heller Gegenſtand, z. B. der helle Himmel, die weiße Wand eines Gebaͤudes oder dgl., d der Kopf einer Stecknadel, die, wie die Figur zeigt, ſehr nahe vor das Loch des Kartenblatts, und mit demſelben ganz nahe ans Auge gehalten wird. Der Bequemlichkeit halber kan man die Nadel bey e umbiegen, und durch das Kartenblatt durchſtechen. Sieht nun das Auge durch das Loch im Kartenblatte gegen das helle E, ſo ſcheint ihm die Nadel ſehr vergroͤßert, umgekehrt und hinter dem Loche bey F. Die Erklaͤrung hievon iſt folgende. Die Stecknadel ſelbſt ſieht
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des Kartenblatts |einige Stralen auffangen. Ruͤckt man aber das Licht naͤher, ſo werden die von einem Punkte kommenden Stralen, welche durch die verſchiedenen Loͤcher gehen, erſt hinter der Netzhaut vereiniget: auf ihr ſelbſt fallen ſie auf verſchiedene Punkte, und es entſtehen alſo ſoviel Bilder, als Loͤcher ſind. Eben dies erfolgt, wenn man das Licht zu weit entfernt, wobey ſich die zuſammengehoͤrenden Stralen ſchon vor der Netzhaut vereinigen, durchkreuzen, und wieder auf verſchiedene Punkte, nur in umgekehrter Ordnung, fallen. Verdeckt man ein Loch, z. B. das aͤußerſte zur Rechten, ſo wird, wenn das Licht zu nahe ſteht, das aͤußerſte Bild zur Linken verſchwinden; iſt aber das Licht zu weit entfernt, ſo verſchwindet das letzte Bild zur Rechten. Giebt man aber durch Anſtrengung dem Auge die Einrichtung, bey der es das Licht an ſeinem jedesmaligen Orte deutlich ſehen wuͤrde, ſo ziehen ſich die mehreren Bilder in ein einziges zuſammen. Scheiner hatte dieſes ſchon bemerkt; de la Motte in Danzig (Verſuche und Abhandl. der Geſellſch. in Danzig, B. II. S. 290.) und Muſſchenbroek (Introd. in philoſ. nat. Vol. II. §. 1905.) haben umſtaͤndliche Erklaͤrungen davon gegeben, und dieſelben durch ſehr deutliche Abbildungen erlaͤutert.
Einen beſondern Geſichtsbetrug fuͤhrt Le Cat (Traité des ſens, p. 298.) an, welchen auch ſchon der Ieſuit Fabri (Synopſis Optica, Lugd. 1667. 4. p. 26.) ganz richtig erklaͤrt hat.
Es ſey Taf. X. Fig. 43. D das Auge, CB ein Kartenblatt mit einem kleinen Loche in der Mitte, E ein entfernter heller Gegenſtand, z. B. der helle Himmel, die weiße Wand eines Gebaͤudes oder dgl., d der Kopf einer Stecknadel, die, wie die Figur zeigt, ſehr nahe vor das Loch des Kartenblatts, und mit demſelben ganz nahe ans Auge gehalten wird. Der Bequemlichkeit halber kan man die Nadel bey e umbiegen, und durch das Kartenblatt durchſtechen. Sieht nun das Auge durch das Loch im Kartenblatte gegen das helle E, ſo ſcheint ihm die Nadel ſehr vergroͤßert, umgekehrt und hinter dem Loche bey F. Die Erklaͤrung hievon iſt folgende. Die Stecknadel ſelbſt ſieht
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/479>, abgerufen am 25.11.2024.
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