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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Das Werkzeug des Geschmacks ist die innere Haut, die die Zunge und den Gaumen umkleidet. Nach Le Cat (Traite des sens. a Paris, 1767. 8.) erstreckt sich dieselbe unterwärts bis in den Schlund und Magen, oberwärts bis in die Nase, unter dem Namen der Schleimhaut, s. Geruch, und empfindet desto lebhafter, je näher sie dem Gehirne kömmt. Diese Haut ist mit häufigen Nerven versehen, welche sich, besonders an der Oberfläche der Zunge, in viele Wärzchen, die Geschmackkörner, endigen. Zwischen denselben öfnen sich feine Gefäße, die einen Saft absondern, welcher die Zunge anfeuchtet, die Geschmackkörner erweichet, und die schmackhaften Stoffe auflöset, welche auf diese Art die Geschmackkörner sehr genau berühren, und einen Eindruck machen, den die Nerven bis zum Gehirn fortpflanzen.

Der Gegenstand des Geschmacks oder das Schmackhafte in den Körpern machen eigentlich die Salze aus, obgleich die Arten des Geschmacks unendlich mannigfaltiger sind, als die uns bekannte Anzahl und Verschiedenheit der Salze. Es kan aber die Empfindung, die ein jedes Salz auf der Zunge erregt, durch Beymischungen anderer Salze, auch an sich unschmackhafter Stoffe, in verschiedener Anzahl und Dosis, mannigfaltig abgeändert werden, so wie aus wenigen einfachen Farben unzähliche zusammengesetzte entstehen. Die reinen Salze wirken auf die Zunge sehr heftig, und jede Substanz hat einen desto lebhaftern Geschmack, je mehr sie salzige Bestandtheile enthält.

Durch den allzuhäufigen Gebrauch lebhaftschmeckender Speisen und Getränke, wird das Organ des Geschmacks abgestumpft. Daher schmeckt denen der Wein nicht, die an den Branntwein gewöhnt sind; die Wassertrinker hingegen haben den feinsten Geschmack.

Nollet Lecons de Phys. a Paris. 1743. 12. T. I. p. 157. sq.

Geschwindigkeit, Celeritas, Velocitas, Vitesse.

Dieses Wort drückt einen relativen Begrif aus, der von der Vergleichung des Raumes und der Zeit bey den Bewegungen der Körper abhängt, s. Bewegung (Th. I. S. 327.


Das Werkzeug des Geſchmacks iſt die innere Haut, die die Zunge und den Gaumen umkleidet. Nach Le Cat (Traité des ſens. à Paris, 1767. 8.) erſtreckt ſich dieſelbe unterwaͤrts bis in den Schlund und Magen, oberwaͤrts bis in die Naſe, unter dem Namen der Schleimhaut, ſ. Geruch, und empfindet deſto lebhafter, je naͤher ſie dem Gehirne koͤmmt. Dieſe Haut iſt mit haͤufigen Nerven verſehen, welche ſich, beſonders an der Oberflaͤche der Zunge, in viele Waͤrzchen, die Geſchmackkoͤrner, endigen. Zwiſchen denſelben oͤfnen ſich feine Gefaͤße, die einen Saft abſondern, welcher die Zunge anfeuchtet, die Geſchmackkoͤrner erweichet, und die ſchmackhaften Stoffe aufloͤſet, welche auf dieſe Art die Geſchmackkoͤrner ſehr genau beruͤhren, und einen Eindruck machen, den die Nerven bis zum Gehirn fortpflanzen.

Der Gegenſtand des Geſchmacks oder das Schmackhafte in den Koͤrpern machen eigentlich die Salze aus, obgleich die Arten des Geſchmacks unendlich mannigfaltiger ſind, als die uns bekannte Anzahl und Verſchiedenheit der Salze. Es kan aber die Empfindung, die ein jedes Salz auf der Zunge erregt, durch Beymiſchungen anderer Salze, auch an ſich unſchmackhafter Stoffe, in verſchiedener Anzahl und Doſis, mannigfaltig abgeaͤndert werden, ſo wie aus wenigen einfachen Farben unzaͤhliche zuſammengeſetzte entſtehen. Die reinen Salze wirken auf die Zunge ſehr heftig, und jede Subſtanz hat einen deſto lebhaftern Geſchmack, je mehr ſie ſalzige Beſtandtheile enthaͤlt.

Durch den allzuhaͤufigen Gebrauch lebhaftſchmeckender Speiſen und Getraͤnke, wird das Organ des Geſchmacks abgeſtumpft. Daher ſchmeckt denen der Wein nicht, die an den Branntwein gewoͤhnt ſind; die Waſſertrinker hingegen haben den feinſten Geſchmack.

Nollet Leçons de Phyſ. à Paris. 1743. 12. T. I. p. 157. ſq.

Geſchwindigkeit, Celeritas, Velocitas, Viteſſe.

Dieſes Wort druͤckt einen relativen Begrif aus, der von der Vergleichung des Raumes und der Zeit bey den Bewegungen der Koͤrper abhaͤngt, ſ. Bewegung (Th. I. S. 327.

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[461/0467] Das Werkzeug des Geſchmacks iſt die innere Haut, die die Zunge und den Gaumen umkleidet. Nach Le Cat (Traité des ſens. à Paris, 1767. 8.) erſtreckt ſich dieſelbe unterwaͤrts bis in den Schlund und Magen, oberwaͤrts bis in die Naſe, unter dem Namen der Schleimhaut, ſ. Geruch, und empfindet deſto lebhafter, je naͤher ſie dem Gehirne koͤmmt. Dieſe Haut iſt mit haͤufigen Nerven verſehen, welche ſich, beſonders an der Oberflaͤche der Zunge, in viele Waͤrzchen, die Geſchmackkoͤrner, endigen. Zwiſchen denſelben oͤfnen ſich feine Gefaͤße, die einen Saft abſondern, welcher die Zunge anfeuchtet, die Geſchmackkoͤrner erweichet, und die ſchmackhaften Stoffe aufloͤſet, welche auf dieſe Art die Geſchmackkoͤrner ſehr genau beruͤhren, und einen Eindruck machen, den die Nerven bis zum Gehirn fortpflanzen. Der Gegenſtand des Geſchmacks oder das Schmackhafte in den Koͤrpern machen eigentlich die Salze aus, obgleich die Arten des Geſchmacks unendlich mannigfaltiger ſind, als die uns bekannte Anzahl und Verſchiedenheit der Salze. Es kan aber die Empfindung, die ein jedes Salz auf der Zunge erregt, durch Beymiſchungen anderer Salze, auch an ſich unſchmackhafter Stoffe, in verſchiedener Anzahl und Doſis, mannigfaltig abgeaͤndert werden, ſo wie aus wenigen einfachen Farben unzaͤhliche zuſammengeſetzte entſtehen. Die reinen Salze wirken auf die Zunge ſehr heftig, und jede Subſtanz hat einen deſto lebhaftern Geſchmack, je mehr ſie ſalzige Beſtandtheile enthaͤlt. Durch den allzuhaͤufigen Gebrauch lebhaftſchmeckender Speiſen und Getraͤnke, wird das Organ des Geſchmacks abgeſtumpft. Daher ſchmeckt denen der Wein nicht, die an den Branntwein gewoͤhnt ſind; die Waſſertrinker hingegen haben den feinſten Geſchmack. Nollet Leçons de Phyſ. à Paris. 1743. 12. T. I. p. 157. ſq. Geſchwindigkeit, Celeritas, Velocitas, Viteſſe. Dieſes Wort druͤckt einen relativen Begrif aus, der von der Vergleichung des Raumes und der Zeit bey den Bewegungen der Koͤrper abhaͤngt, ſ. Bewegung (Th. I. S. 327.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/467>, abgerufen am 01.09.2024.