Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Der Gehörnerve ist theils hart, theils weich, und hat im Schläfeknochen seinen zwiefach abgetheilten Canal. Taf. X. Fig. 42. Die eine Abtheilung AB, der gemeinschaftliche Nervencanal, ist dem härtern und weichern Theile gemein, der andere DE, der Fallopische Aquäduct, ist dem härtern Theile eigen. Aus dem gemeinschaftlichen Canal tritt der härtere Gehörnerve bey F ab in den letztern Canal DE, welcher nach D zu mit der Höhle der Hirnschale in Verbindung ist, wo sich der Nerve ins Gehirn vertheilet, nach C zu aber einen Ast (chorda tympani) durch die Trommelhöhle sendet, bey E endlich aus den Schläfeknochen heraustritt, und Aeste über die ganze Helfte des Gesichts verbreitet, Der weichere Nerve hingegen tritt in zween Aesten bey B theils mit der Schnecke, theils mit dem Vorhof in Verbindung, und bildet im letztern und in den halbkreisförmigen Canälen zarte Häutchen, die schallenden Zonen, in der Schnecke aber den häutigen Theil der Spiralscheidewand. So bewundernswürdig nun dieses Werkzeug von dem Schöpfer gebildet und aus den feinsten Theilen zusammengesetzt ist, so wenig sind wir im Stande, die eigentliche Bestimmung aller dieser Theile und die Absicht ihres so künstlichen Baus anzugeben. Den mehresten scheint das Labyrinth das eigentliche Werkzeug des Gehörs zu seyn, zu welchem Schall und Ton durch die übrigen Theile blos geleitet und fortgepflanzt werden. Der in der Luft erregte Schall nemlich geht durch die Muschel und den Gehörgang bis ans Trommelfell und setzt dasselbe in eine zitternde Bewegung.
Der Gehoͤrnerve iſt theils hart, theils weich, und hat im Schlaͤfeknochen ſeinen zwiefach abgetheilten Canal. Taf. X. Fig. 42. Die eine Abtheilung AB, der gemeinſchaftliche Nervencanal, iſt dem haͤrtern und weichern Theile gemein, der andere DE, der Fallopiſche Aquaͤduct, iſt dem haͤrtern Theile eigen. Aus dem gemeinſchaftlichen Canal tritt der haͤrtere Gehoͤrnerve bey F ab in den letztern Canal DE, welcher nach D zu mit der Hoͤhle der Hirnſchale in Verbindung iſt, wo ſich der Nerve ins Gehirn vertheilet, nach C zu aber einen Aſt (chorda tympani) durch die Trommelhoͤhle ſendet, bey E endlich aus den Schlaͤfeknochen heraustritt, und Aeſte uͤber die ganze Helfte des Geſichts verbreitet, Der weichere Nerve hingegen tritt in zween Aeſten bey B theils mit der Schnecke, theils mit dem Vorhof in Verbindung, und bildet im letztern und in den halbkreisfoͤrmigen Canaͤlen zarte Haͤutchen, die ſchallenden Zonen, in der Schnecke aber den haͤutigen Theil der Spiralſcheidewand. So bewundernswuͤrdig nun dieſes Werkzeug von dem Schoͤpfer gebildet und aus den feinſten Theilen zuſammengeſetzt iſt, ſo wenig ſind wir im Stande, die eigentliche Beſtimmung aller dieſer Theile und die Abſicht ihres ſo kuͤnſtlichen Baus anzugeben. Den mehreſten ſcheint das Labyrinth das eigentliche Werkzeug des Gehoͤrs zu ſeyn, zu welchem Schall und Ton durch die uͤbrigen Theile blos geleitet und fortgepflanzt werden. Der in der Luft erregte Schall nemlich geht durch die Muſchel und den Gehoͤrgang bis ans Trommelfell und ſetzt daſſelbe in eine zitternde Bewegung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0454" xml:id="P.2.448" n="448"/><lb/><hi rendition="#i">lame ſpirale</hi>),</hi> welche zum Theil knorplicht, zum Theil zart, wie ein durchſichtiges Haͤutchen iſt, in zween Canaͤle, die <hi rendition="#b">Scalen, Treppen,</hi> <hi rendition="#aq">(Scalae, <hi rendition="#i">rampes du limaçon</hi>)</hi> getheilt. Eine derſelben, die <hi rendition="#b">Vorhofsſcale</hi> <hi rendition="#aq">(Scala veſtibuli, <hi rendition="#i">rampe externe</hi>)</hi> endigt ſich mit ihter Oefnung im Vorhofe an der Seite des ovalen Fenſters; die andere <hi rendition="#aq">(Scala tympani, <hi rendition="#i">rampe interne</hi>)</hi> ſteht mit der Trommelhoͤhle in Verbindung, und endigt ſich daſelbſt in ein rundes Loch, welches das <hi rendition="#b">runde Fenſter</hi> heißt, und mit einem duͤnnen Haͤutchen geſchloſſen iſt.</p> <p>Der Gehoͤrnerve iſt theils hart, theils weich, und hat im Schlaͤfeknochen ſeinen zwiefach abgetheilten Canal. Taf. <hi rendition="#aq">X.</hi> Fig. 42. Die eine Abtheilung <hi rendition="#aq">AB,</hi> der <hi rendition="#b">gemeinſchaftliche Nervencanal,</hi> iſt dem haͤrtern und weichern Theile gemein, der andere <hi rendition="#aq">DE,</hi> der <hi rendition="#b">Fallopiſche Aquaͤduct,</hi> iſt dem haͤrtern Theile eigen. Aus dem gemeinſchaftlichen Canal tritt der haͤrtere Gehoͤrnerve bey <hi rendition="#aq">F</hi> ab in den letztern Canal <hi rendition="#aq">DE,</hi> welcher nach <hi rendition="#aq">D</hi> zu mit der Hoͤhle der Hirnſchale in Verbindung iſt, wo ſich der Nerve ins Gehirn vertheilet, nach <hi rendition="#aq">C</hi> zu aber einen Aſt <hi rendition="#aq">(chorda tympani)</hi> durch die Trommelhoͤhle ſendet, bey <hi rendition="#aq">E</hi> endlich aus den Schlaͤfeknochen heraustritt, und Aeſte uͤber die ganze Helfte des Geſichts verbreitet, Der weichere Nerve hingegen tritt in zween Aeſten bey <hi rendition="#aq">B</hi> theils mit der Schnecke, theils mit dem Vorhof in Verbindung, und bildet im letztern und in den halbkreisfoͤrmigen Canaͤlen zarte Haͤutchen, die ſchallenden Zonen, in der Schnecke aber den haͤutigen Theil der Spiralſcheidewand.</p> <p>So bewundernswuͤrdig nun dieſes Werkzeug von dem Schoͤpfer gebildet und aus den feinſten Theilen zuſammengeſetzt iſt, ſo wenig ſind wir im Stande, die eigentliche Beſtimmung aller dieſer Theile und die Abſicht ihres ſo kuͤnſtlichen Baus anzugeben. Den mehreſten ſcheint das <hi rendition="#b">Labyrinth</hi> das eigentliche Werkzeug des Gehoͤrs zu ſeyn, zu welchem Schall und Ton durch die uͤbrigen Theile blos geleitet und fortgepflanzt werden. Der in der Luft erregte Schall nemlich geht durch die Muſchel und den Gehoͤrgang bis ans Trommelfell und ſetzt daſſelbe in eine zitternde Bewegung.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [448/0454]
lame ſpirale), welche zum Theil knorplicht, zum Theil zart, wie ein durchſichtiges Haͤutchen iſt, in zween Canaͤle, die Scalen, Treppen, (Scalae, rampes du limaçon) getheilt. Eine derſelben, die Vorhofsſcale (Scala veſtibuli, rampe externe) endigt ſich mit ihter Oefnung im Vorhofe an der Seite des ovalen Fenſters; die andere (Scala tympani, rampe interne) ſteht mit der Trommelhoͤhle in Verbindung, und endigt ſich daſelbſt in ein rundes Loch, welches das runde Fenſter heißt, und mit einem duͤnnen Haͤutchen geſchloſſen iſt.
Der Gehoͤrnerve iſt theils hart, theils weich, und hat im Schlaͤfeknochen ſeinen zwiefach abgetheilten Canal. Taf. X. Fig. 42. Die eine Abtheilung AB, der gemeinſchaftliche Nervencanal, iſt dem haͤrtern und weichern Theile gemein, der andere DE, der Fallopiſche Aquaͤduct, iſt dem haͤrtern Theile eigen. Aus dem gemeinſchaftlichen Canal tritt der haͤrtere Gehoͤrnerve bey F ab in den letztern Canal DE, welcher nach D zu mit der Hoͤhle der Hirnſchale in Verbindung iſt, wo ſich der Nerve ins Gehirn vertheilet, nach C zu aber einen Aſt (chorda tympani) durch die Trommelhoͤhle ſendet, bey E endlich aus den Schlaͤfeknochen heraustritt, und Aeſte uͤber die ganze Helfte des Geſichts verbreitet, Der weichere Nerve hingegen tritt in zween Aeſten bey B theils mit der Schnecke, theils mit dem Vorhof in Verbindung, und bildet im letztern und in den halbkreisfoͤrmigen Canaͤlen zarte Haͤutchen, die ſchallenden Zonen, in der Schnecke aber den haͤutigen Theil der Spiralſcheidewand.
So bewundernswuͤrdig nun dieſes Werkzeug von dem Schoͤpfer gebildet und aus den feinſten Theilen zuſammengeſetzt iſt, ſo wenig ſind wir im Stande, die eigentliche Beſtimmung aller dieſer Theile und die Abſicht ihres ſo kuͤnſtlichen Baus anzugeben. Den mehreſten ſcheint das Labyrinth das eigentliche Werkzeug des Gehoͤrs zu ſeyn, zu welchem Schall und Ton durch die uͤbrigen Theile blos geleitet und fortgepflanzt werden. Der in der Luft erregte Schall nemlich geht durch die Muſchel und den Gehoͤrgang bis ans Trommelfell und ſetzt daſſelbe in eine zitternde Bewegung.
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