Materien, eine unveränderliche Temperatur annehmen, und diese durch das darinn stehende Thermometer anzeigen, weil doch die plötzliche Zusammenziehung erst im Augenblicke der Gefrierung anfange. Auf diese Art fand er im Jahre 1781 durch eine Reihe schöner Versuche (Experiments for ascertaining the point of mercurial congelation by Thomas Hutchins, Philos. Trans. Vol. LXXIII. P. II. mit Abhandlungen von Blagden und Cavendish begleitet), daß der wahre Gefrierpunkt des Quecksilbers nicht unter--39° nach Fahrenheit sey, und das Herabsinken bis--352° blos von einer starken Zusammenziehung im Augenblicke des Gefrierens herrühre, bey welcher dieses Metall ganz aufhört, einen richtigen Maaßstab der Wärme abzugeben. Seitdem hat auch D. Guthrie zu Petersburg (Nouvelles experiences pour servir a determiner le vrai point de congelation du mercure etc. a St. Petersb. 1785. 4.) seine Versuche hierüber bekannt gemacht, welche in der Hauptsache mit den Hutchinsischen übereinstimmen, und zugleich erweisen, was man sonst in Zweifel zog, daß das Quecksilber auch in seinem reinsten Zustande zum Gefrieren gebracht werden könne. Schon vor Hurchins hätte man wissen können, daß der Gefrierpunkt des Quecksilbers so tief nicht liege, als man ihn damals nach Braun annahm. Denn Pallas hatte bereits am 6 und 7 Dec. 1772 zu Krasnojarsk im asiatischen Sibirien (unter 93° Länge und 56 1/2° nördlicher Breite) durch die bloß natürliche Kälte das Quecksilber sowohl im Thermometer, als in einer ofnen Schale gefrieren sehen. Er konnte freylich den Grad. dieser Kälte nicht genau angeben, aber ein einfallender Nordwestwind, wobey die gefrornen Massen wieder schmolzen und das Thermometer herstellten, brachte dasselbe sogleich auf --46°, welcher Grad doch nahe an dem wahren Gefrierpunkte liegen mußte. Die Geschichte aller dieser und mehrerer Versuche hat Blagden(History of the congelation of Quicksilver, in den Phil. Tr. Vol. LXXIII. P. II. p. 329 seqq. deutsch in den leipz. Sammlungen zur Physik und Naturg. III. B. 3tes und 5tes St.) sehr vollständig erzählt und mit lehrreichen Bemerkungen begleitet.
Materien, eine unveraͤnderliche Temperatur annehmen, und dieſe durch das darinn ſtehende Thermometer anzeigen, weil doch die ploͤtzliche Zuſammenziehung erſt im Augenblicke der Gefrierung anfange. Auf dieſe Art fand er im Jahre 1781 durch eine Reihe ſchoͤner Verſuche (Experiments for aſcertaining the point of mercurial congelation by Thomas Hutchins, Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P. II. mit Abhandlungen von Blagden und Cavendiſh begleitet), daß der wahre Gefrierpunkt des Queckſilbers nicht unter—39° nach Fahrenheit ſey, und das Herabſinken bis—352° blos von einer ſtarken Zuſammenziehung im Augenblicke des Gefrierens herruͤhre, bey welcher dieſes Metall ganz aufhoͤrt, einen richtigen Maaßſtab der Waͤrme abzugeben. Seitdem hat auch D. Guthrie zu Petersburg (Nouvelles experiences pour ſervir à determiner le vrai point de congelation du mercure etc. à St. Petersb. 1785. 4.) ſeine Verſuche hieruͤber bekannt gemacht, welche in der Hauptſache mit den Hutchinſiſchen uͤbereinſtimmen, und zugleich erweiſen, was man ſonſt in Zweifel zog, daß das Queckſilber auch in ſeinem reinſten Zuſtande zum Gefrieren gebracht werden koͤnne. Schon vor Hurchins haͤtte man wiſſen koͤnnen, daß der Gefrierpunkt des Queckſilbers ſo tief nicht liege, als man ihn damals nach Braun annahm. Denn Pallas hatte bereits am 6 und 7 Dec. 1772 zu Kraſnojarſk im aſiatiſchen Sibirien (unter 93° Laͤnge und 56 1/2° noͤrdlicher Breite) durch die bloß natuͤrliche Kaͤlte das Queckſilber ſowohl im Thermometer, als in einer ofnen Schale gefrieren ſehen. Er konnte freylich den Grad. dieſer Kaͤlte nicht genau angeben, aber ein einfallender Nordweſtwind, wobey die gefrornen Maſſen wieder ſchmolzen und das Thermometer herſtellten, brachte daſſelbe ſogleich auf —46°, welcher Grad doch nahe an dem wahren Gefrierpunkte liegen mußte. Die Geſchichte aller dieſer und mehrerer Verſuche hat Blagden(Hiſtory of the congelation of Quickſilver, in den Phil. Tr. Vol. LXXIII. P. II. p. 329 ſeqq. deutſch in den leipz. Sammlungen zur Phyſik und Naturg. III. B. 3tes und 5tes St.) ſehr vollſtaͤndig erzaͤhlt und mit lehrreichen Bemerkungen begleitet.
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Materien, eine unveraͤnderliche Temperatur annehmen, und dieſe durch das darinn ſtehende Thermometer anzeigen, weil doch die ploͤtzliche Zuſammenziehung erſt im Augenblicke der Gefrierung anfange. Auf dieſe Art fand er im Jahre 1781 durch eine Reihe ſchoͤner Verſuche (Experiments for aſcertaining the point of mercurial congelation by Thomas Hutchins, Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P. II. mit Abhandlungen von Blagden und Cavendiſh begleitet), daß der wahre Gefrierpunkt des Queckſilbers nicht unter—39° nach Fahrenheit ſey, und das Herabſinken bis—352° blos von einer ſtarken Zuſammenziehung im Augenblicke des Gefrierens herruͤhre, bey welcher dieſes Metall ganz aufhoͤrt, einen richtigen Maaßſtab der Waͤrme abzugeben. Seitdem hat auch D. Guthrie zu Petersburg (Nouvelles experiences pour ſervir à determiner le vrai point de congelation du mercure etc. à St. Petersb. 1785. 4.) ſeine Verſuche hieruͤber bekannt gemacht, welche in der Hauptſache mit den Hutchinſiſchen uͤbereinſtimmen, und zugleich erweiſen, was man ſonſt in Zweifel zog, daß das Queckſilber auch in ſeinem reinſten Zuſtande zum Gefrieren gebracht werden koͤnne. Schon vor Hurchins haͤtte man wiſſen koͤnnen, daß der Gefrierpunkt des Queckſilbers ſo tief nicht liege, als man ihn damals nach Braun annahm. Denn Pallas hatte bereits am 6 und 7 Dec. 1772 zu Kraſnojarſk im aſiatiſchen Sibirien (unter 93° Laͤnge und 56 1/2° noͤrdlicher Breite) durch die bloß natuͤrliche Kaͤlte das Queckſilber ſowohl im Thermometer, als in einer ofnen Schale gefrieren ſehen. Er konnte freylich den Grad. dieſer Kaͤlte nicht genau angeben, aber ein einfallender Nordweſtwind, wobey die gefrornen Maſſen wieder ſchmolzen und das Thermometer herſtellten, brachte daſſelbe ſogleich auf —46°, welcher Grad doch nahe an dem wahren Gefrierpunkte liegen mußte. Die Geſchichte aller dieſer und mehrerer Verſuche hat Blagden (Hiſtory of the congelation of Quickſilver, in den Phil. Tr. Vol. LXXIII. P. II. p. 329 ſeqq. deutſch in den leipz. Sammlungen zur Phyſik und Naturg. III. B. 3tes und 5tes St.) ſehr vollſtaͤndig erzaͤhlt und mit lehrreichen Bemerkungen begleitet.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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