als einen festen Punkt zum Grunde legt, s. Thermometer. Dieser Punkt ist der 32ste Grad der fahrenheitischen, und die Null der reaumurischen Thermometerscale. Er bestimmt die Temperatur der Atmosphäre, bey welcher sich Frost und Thauwetter scheiden. Von Substanzen, welche bey dieser Temperatur noch flüßig bleiben, sagt man insgemein, daß sie gefrieren, wenn sie bey größerer Kälte fest werden; diejenigen aber, welche bey diesem Grade schon fest sind, und erst in größerer Hitze flüßig werden, betrachtet man gleichsam als natürlich feste Körper, obgleich ihr Gestehen nach vorhergegangner Schmelzung physikalisch gar nicht von der Gefrierung unterschieden ist.
Milch gefriert beym 30sten, Weinessig und Urin beym 28sten, Lämmerblut beym 25sten, Burgunder, Madera und Bordeauxer Wein beym 20sten Grade, halb Wasser und halb hochrectificirter Weingeist unter einander gemischt bey--7 (d. i. bey 7 Grad unterhalb der Null) des fahrenheitischen Thermometers. Für andere Substanzen, die bey der Temperatur des gefrierenden Wassers noch fest sind, werde ich dem Sprachgebrauche gemäß den Grad ihres Schmelzens angeben, s. Schmelzung.
Vom Quecksilber, das bey großen Graden der Kälte noch flüßig bleibt, glaubte man ehedem, es gefriere gar nicht, oder sey wesentlich flüßig, wenigstens habe ihm noch kein bekannter Grad der Kälte die Flüßigkeit entzogen. Gmelin sahe es zu Ieniseisk in Sibirien im Jahre 1734 bis auf -- 120 Grad der fahrenheitischen Scale herabfallen, ohne daß es ihm seine Flüßigkeit zu verlieren schien; in andern Fällen, die er auf seiner damaligen Reise beobachtete, zeigten sich im Thermometer Erscheinungen, die dem Gefrieren ähnlich waren, die er aber gar nicht dafür ansahe, sondern von dem Essig herleitete, mit dem man das Quecksilber gereiniger hätte. Am 14. Dec. 1759 aber sank dem Professor Braun zu Petersburg bey einer Temperatur der äussern Luft von -- 34 Grad nach Fahrenheit in einer Mischung von Schnee und rauchendem Salpetergeist das Quecksilber des Thermometers bis--352 Grad herab,
als einen feſten Punkt zum Grunde legt, ſ. Thermometer. Dieſer Punkt iſt der 32ſte Grad der fahrenheitiſchen, und die Null der reaumuriſchen Thermometerſcale. Er beſtimmt die Temperatur der Atmoſphaͤre, bey welcher ſich Froſt und Thauwetter ſcheiden. Von Subſtanzen, welche bey dieſer Temperatur noch fluͤßig bleiben, ſagt man insgemein, daß ſie gefrieren, wenn ſie bey groͤßerer Kaͤlte feſt werden; diejenigen aber, welche bey dieſem Grade ſchon feſt ſind, und erſt in groͤßerer Hitze fluͤßig werden, betrachtet man gleichſam als natuͤrlich feſte Koͤrper, obgleich ihr Geſtehen nach vorhergegangner Schmelzung phyſikaliſch gar nicht von der Gefrierung unterſchieden iſt.
Milch gefriert beym 30ſten, Weineſſig und Urin beym 28ſten, Laͤmmerblut beym 25ſten, Burgunder, Madera und Bordeauxer Wein beym 20ſten Grade, halb Waſſer und halb hochrectificirter Weingeiſt unter einander gemiſcht bey—7 (d. i. bey 7 Grad unterhalb der Null) des fahrenheitiſchen Thermometers. Fuͤr andere Subſtanzen, die bey der Temperatur des gefrierenden Waſſers noch feſt ſind, werde ich dem Sprachgebrauche gemaͤß den Grad ihres Schmelzens angeben, ſ. Schmelzung.
Vom Queckſilber, das bey großen Graden der Kaͤlte noch fluͤßig bleibt, glaubte man ehedem, es gefriere gar nicht, oder ſey weſentlich fluͤßig, wenigſtens habe ihm noch kein bekannter Grad der Kaͤlte die Fluͤßigkeit entzogen. Gmelin ſahe es zu Ieniſeisk in Sibirien im Jahre 1734 bis auf — 120 Grad der fahrenheitiſchen Scale herabfallen, ohne daß es ihm ſeine Fluͤßigkeit zu verlieren ſchien; in andern Faͤllen, die er auf ſeiner damaligen Reiſe beobachtete, zeigten ſich im Thermometer Erſcheinungen, die dem Gefrieren aͤhnlich waren, die er aber gar nicht dafuͤr anſahe, ſondern von dem Eſſig herleitete, mit dem man das Queckſilber gereiniger haͤtte. Am 14. Dec. 1759 aber ſank dem Profeſſor Braun zu Petersburg bey einer Temperatur der aͤuſſern Luft von — 34 Grad nach Fahrenheit in einer Miſchung von Schnee und rauchendem Salpetergeiſt das Queckſilber des Thermometers bis—352 Grad herab,
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als einen feſten Punkt zum Grunde legt, ſ. Thermometer. Dieſer Punkt iſt der 32ſte Grad der fahrenheitiſchen, und die Null der reaumuriſchen Thermometerſcale. Er beſtimmt die Temperatur der Atmoſphaͤre, bey welcher ſich Froſt und Thauwetter ſcheiden. Von Subſtanzen, welche bey dieſer Temperatur noch fluͤßig bleiben, ſagt man insgemein, daß ſie gefrieren, wenn ſie bey groͤßerer Kaͤlte feſt werden; diejenigen aber, welche bey dieſem Grade ſchon feſt ſind, und erſt in groͤßerer Hitze fluͤßig werden, betrachtet man gleichſam als natuͤrlich feſte Koͤrper, obgleich ihr Geſtehen nach vorhergegangner Schmelzung phyſikaliſch gar nicht von der Gefrierung unterſchieden iſt.
Milch gefriert beym 30ſten, Weineſſig und Urin beym 28ſten, Laͤmmerblut beym 25ſten, Burgunder, Madera und Bordeauxer Wein beym 20ſten Grade, halb Waſſer und halb hochrectificirter Weingeiſt unter einander gemiſcht bey—7 (d. i. bey 7 Grad unterhalb der Null) des fahrenheitiſchen Thermometers. Fuͤr andere Subſtanzen, die bey der Temperatur des gefrierenden Waſſers noch feſt ſind, werde ich dem Sprachgebrauche gemaͤß den Grad ihres Schmelzens angeben, ſ. Schmelzung.
Vom Queckſilber, das bey großen Graden der Kaͤlte noch fluͤßig bleibt, glaubte man ehedem, es gefriere gar nicht, oder ſey weſentlich fluͤßig, wenigſtens habe ihm noch kein bekannter Grad der Kaͤlte die Fluͤßigkeit entzogen. Gmelin ſahe es zu Ieniſeisk in Sibirien im Jahre 1734 bis auf — 120 Grad der fahrenheitiſchen Scale herabfallen, ohne daß es ihm ſeine Fluͤßigkeit zu verlieren ſchien; in andern Faͤllen, die er auf ſeiner damaligen Reiſe beobachtete, zeigten ſich im Thermometer Erſcheinungen, die dem Gefrieren aͤhnlich waren, die er aber gar nicht dafuͤr anſahe, ſondern von dem Eſſig herleitete, mit dem man das Queckſilber gereiniger haͤtte. Am 14. Dec. 1759 aber ſank dem Profeſſor Braun zu Petersburg bey einer Temperatur der aͤuſſern Luft von — 34 Grad nach Fahrenheit in einer Miſchung von Schnee und rauchendem Salpetergeiſt das Queckſilber des Thermometers bis—352 Grad herab,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/435>, abgerufen am 25.11.2024.
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