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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Scheitel an beyden Orten unterscheiden, so giebt dieser Unterschied die Größe des Bogens Ab in Graden, Minuten rc. des Umkreises der Erde an. Die Vergleichung lehrt dann sogleich, wie groß an dieser Stelle ein Grad des Mittagskreises sey. Und da hiebey alles auf Messung einer einzigen Grundlinie, auf Messungen von Winkeln auf der Erde und am Himmel, und auf Berechnung beruht, so sieht man bald, daß der ganze Plan auf die sichersten Grünge gebaut ist, die man bey dem gegenwärtigen Zustande der mathematischen Praxis nur immer haben kan.

Diesen einzig richtigen Weg hat zuerst der Holländer Willebrord Snellius im Jahre 1615 betreten, und seine Messung in einem eignen Werke (Eratosthenes Batavus s. de terrae ambitus vera quantitate. Lugd. Bat. 1617. 4.) beschrieben. Seine Triangelverbindung gieng von Alkmaar nach Leiden und nach Bergen op Zoom. Ihm bleibt zwar das unstreitige Verdienst, diesen Weg, worauf ihm nach der Zeit alle andern Geometer gefolgt sind, zuerst betreten zu haben, welches Verdienst um desto größer ist, da er sich bey den trigonometrischen Berechnungen des Vortheils der Logarithmen noch nicht bedienen konnte, und also den ermüdendsten Weitläuftigkeiten der Rechnung ausgesetzt war; allein eben dadurch fiel auch sein Resultat, welches den Grad in Holland 28500 rheinl. Ruthen oder 55021 Toisen setzt, viel zu klein aus, und ob er gleich selbst die Fehler seiner Messung und Rechnung einsahe, so hinderte ihn doch der Tod im Jahre 1626 sie zu verbessern. Musschenbroek hat nachher diese Arbeit wiederholt, und das Resultat (Dissertationes physicae et geometricae. Lugd. 1729. 4. Diss. de magnitudine terrae) auf 29514 rheinl. Ruthen oder 57033 Toisen gesetzt.

Norwood's Messung zwischen London und York im Jahre 1635 gab den Grad 57300 Toisen, und die Versuche des Riccioli und Grimaldi, welche diese Aufgabe auf mannigfaltige Art bearbeiteten, setzten ihn auf 61478 Toisen. Die letztere Bestimmung aber verdient gar keine Aufmerksamkeit, weil sich ihre Urheber unzuverläßiger Methoden


Scheitel an beyden Orten unterſcheiden, ſo giebt dieſer Unterſchied die Groͤße des Bogens in Graden, Minuten rc. des Umkreiſes der Erde an. Die Vergleichung lehrt dann ſogleich, wie groß an dieſer Stelle ein Grad des Mittagskreiſes ſey. Und da hiebey alles auf Meſſung einer einzigen Grundlinie, auf Meſſungen von Winkeln auf der Erde und am Himmel, und auf Berechnung beruht, ſo ſieht man bald, daß der ganze Plan auf die ſicherſten Gruͤnge gebaut iſt, die man bey dem gegenwaͤrtigen Zuſtande der mathematiſchen Praxis nur immer haben kan.

Dieſen einzig richtigen Weg hat zuerſt der Hollaͤnder Willebrord Snellius im Jahre 1615 betreten, und ſeine Meſſung in einem eignen Werke (Eratoſthenes Batavus ſ. de terrae ambitus vera quantitate. Lugd. Bat. 1617. 4.) beſchrieben. Seine Triangelverbindung gieng von Alkmaar nach Leiden und nach Bergen op Zoom. Ihm bleibt zwar das unſtreitige Verdienſt, dieſen Weg, worauf ihm nach der Zeit alle andern Geometer gefolgt ſind, zuerſt betreten zu haben, welches Verdienſt um deſto groͤßer iſt, da er ſich bey den trigonometriſchen Berechnungen des Vortheils der Logarithmen noch nicht bedienen konnte, und alſo den ermuͤdendſten Weitlaͤuftigkeiten der Rechnung ausgeſetzt war; allein eben dadurch fiel auch ſein Reſultat, welches den Grad in Holland 28500 rheinl. Ruthen oder 55021 Toiſen ſetzt, viel zu klein aus, und ob er gleich ſelbſt die Fehler ſeiner Meſſung und Rechnung einſahe, ſo hinderte ihn doch der Tod im Jahre 1626 ſie zu verbeſſern. Muſſchenbroek hat nachher dieſe Arbeit wiederholt, und das Reſultat (Diſſertationes phyſicae et geometricae. Lugd. 1729. 4. Diſſ. de magnitudine terrae) auf 29514 rheinl. Ruthen oder 57033 Toiſen geſetzt.

Norwood's Meſſung zwiſchen London und York im Jahre 1635 gab den Grad 57300 Toiſen, und die Verſuche des Riccioli und Grimaldi, welche dieſe Aufgabe auf mannigfaltige Art bearbeiteten, ſetzten ihn auf 61478 Toiſen. Die letztere Beſtimmung aber verdient gar keine Aufmerkſamkeit, weil ſich ihre Urheber unzuverlaͤßiger Methoden

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[37/0043] Scheitel an beyden Orten unterſcheiden, ſo giebt dieſer Unterſchied die Groͤße des Bogens Aβ in Graden, Minuten rc. des Umkreiſes der Erde an. Die Vergleichung lehrt dann ſogleich, wie groß an dieſer Stelle ein Grad des Mittagskreiſes ſey. Und da hiebey alles auf Meſſung einer einzigen Grundlinie, auf Meſſungen von Winkeln auf der Erde und am Himmel, und auf Berechnung beruht, ſo ſieht man bald, daß der ganze Plan auf die ſicherſten Gruͤnge gebaut iſt, die man bey dem gegenwaͤrtigen Zuſtande der mathematiſchen Praxis nur immer haben kan. Dieſen einzig richtigen Weg hat zuerſt der Hollaͤnder Willebrord Snellius im Jahre 1615 betreten, und ſeine Meſſung in einem eignen Werke (Eratoſthenes Batavus ſ. de terrae ambitus vera quantitate. Lugd. Bat. 1617. 4.) beſchrieben. Seine Triangelverbindung gieng von Alkmaar nach Leiden und nach Bergen op Zoom. Ihm bleibt zwar das unſtreitige Verdienſt, dieſen Weg, worauf ihm nach der Zeit alle andern Geometer gefolgt ſind, zuerſt betreten zu haben, welches Verdienſt um deſto groͤßer iſt, da er ſich bey den trigonometriſchen Berechnungen des Vortheils der Logarithmen noch nicht bedienen konnte, und alſo den ermuͤdendſten Weitlaͤuftigkeiten der Rechnung ausgeſetzt war; allein eben dadurch fiel auch ſein Reſultat, welches den Grad in Holland 28500 rheinl. Ruthen oder 55021 Toiſen ſetzt, viel zu klein aus, und ob er gleich ſelbſt die Fehler ſeiner Meſſung und Rechnung einſahe, ſo hinderte ihn doch der Tod im Jahre 1626 ſie zu verbeſſern. Muſſchenbroek hat nachher dieſe Arbeit wiederholt, und das Reſultat (Diſſertationes phyſicae et geometricae. Lugd. 1729. 4. Diſſ. de magnitudine terrae) auf 29514 rheinl. Ruthen oder 57033 Toiſen geſetzt. Norwood's Meſſung zwiſchen London und York im Jahre 1635 gab den Grad 57300 Toiſen, und die Verſuche des Riccioli und Grimaldi, welche dieſe Aufgabe auf mannigfaltige Art bearbeiteten, ſetzten ihn auf 61478 Toiſen. Die letztere Beſtimmung aber verdient gar keine Aufmerkſamkeit, weil ſich ihre Urheber unzuverlaͤßiger Methoden

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/43>, abgerufen am 24.11.2024.