dephlogistisirte Luft, um 7 1/3 Theil Salpeterluft gänz zu zersetzen, und der Rückstand beträgt nur noch (1/12) des Raums der angewendeten dephlogistisirten Luft. Priestley(Vol. IV. p. 246.) fand sogar einmal, daß bey der Vermischung von 2 Maaß nitröser und 1 Maaß dephlogistisirter Luft nach der Verminderung nur (3/100) Maaß übrig blieb. Es ist kaum zu bezweifeln, daß beyde Gasarten völlig verschwinden würden, wenn es möglich wäre, sie in ihrer vollkommnen Reinigkeit und ohne Beymischung von phlogistisirter Luft zu erhalten.
Fixe Luft, brennbare, phlogistisirte, u. s. w. werden durch die Mischung mit Salpeterluft nicht vermindert, zersetzen auch diese Gasart nicht. Je reiner aber die respirable Luft ist, desto stärker ist die Verminderung, welche sie durch Beymischung der Salpeterluft leidet. Man hat daher die Größe dieser Verminderung, die man durch eigne Werkzeuge abmißt, s. Eudiometer, zum Maaßstabe der Reinigkeit und Heilsamkeit der atmosphärischen Luft angenommen; ob sie gleich eigentlich nur den Grad ihrer Phlogistication anzeiget, keinesweges aber die absoluten Mengen der dephlogistisirten und phlogistisirten Luft in der Atmosphäre angiebt, noch auch ein sicheres Kennzeichen der Heilsamkeit ist, indem die gemeine Luft außer dem Phlogiston noch andere schädliche Beymischungen enthalten kan, welche durch diese Prüfung nicht angezeigt werden.
Die Erscheinungen dieser Verminderung ändern sich in etwas ab, wenn man den Versuch im Quecksilber-Apparat anstellet. Die Röthe dauret hier länger, die Verminderung geschieht langsamer und ist am Ende nicht so groß; läßt man aber etwas Wasser hinzu, so verschwindet die Röthe der Mischung bald, und das Volumen wird dadurch noch etwas mehr vermindert. Dies beweiset deutlich, daß hiebey das Wasser einen Theil der Gasarten einschlucke.
Daß die rothen Dämpfe wahre Salpetersäure sind, kan man auch durch einen artigen Versuch des D. Priestley(Vol. I. p. 210.) erweisen. Man hänge unter der Glocke etwas Salmiak in Gaze oder Nesseltuch auf, und
dephlogiſtiſirte Luft, um 7 1/3 Theil Salpeterluft gaͤnz zu zerſetzen, und der Ruͤckſtand betraͤgt nur noch (1/12) des Raums der angewendeten dephlogiſtiſirten Luft. Prieſtley(Vol. IV. p. 246.) fand ſogar einmal, daß bey der Vermiſchung von 2 Maaß nitroͤſer und 1 Maaß dephlogiſtiſirter Luft nach der Verminderung nur (3/100) Maaß uͤbrig blieb. Es iſt kaum zu bezweifeln, daß beyde Gasarten voͤllig verſchwinden wuͤrden, wenn es moͤglich waͤre, ſie in ihrer vollkommnen Reinigkeit und ohne Beymiſchung von phlogiſtiſirter Luft zu erhalten.
Fixe Luft, brennbare, phlogiſtiſirte, u. ſ. w. werden durch die Miſchung mit Salpeterluft nicht vermindert, zerſetzen auch dieſe Gasart nicht. Je reiner aber die reſpirable Luft iſt, deſto ſtaͤrker iſt die Verminderung, welche ſie durch Beymiſchung der Salpeterluft leidet. Man hat daher die Groͤße dieſer Verminderung, die man durch eigne Werkzeuge abmißt, ſ. Eudiometer, zum Maaßſtabe der Reinigkeit und Heilſamkeit der atmoſphaͤriſchen Luft angenommen; ob ſie gleich eigentlich nur den Grad ihrer Phlogiſtication anzeiget, keinesweges aber die abſoluten Mengen der dephlogiſtiſirten und phlogiſtiſirten Luft in der Atmoſphaͤre angiebt, noch auch ein ſicheres Kennzeichen der Heilſamkeit iſt, indem die gemeine Luft außer dem Phlogiſton noch andere ſchaͤdliche Beymiſchungen enthalten kan, welche durch dieſe Pruͤfung nicht angezeigt werden.
Die Erſcheinungen dieſer Verminderung aͤndern ſich in etwas ab, wenn man den Verſuch im Queckſilber-Apparat anſtellet. Die Roͤthe dauret hier laͤnger, die Verminderung geſchieht langſamer und iſt am Ende nicht ſo groß; laͤßt man aber etwas Waſſer hinzu, ſo verſchwindet die Roͤthe der Miſchung bald, und das Volumen wird dadurch noch etwas mehr vermindert. Dies beweiſet deutlich, daß hiebey das Waſſer einen Theil der Gasarten einſchlucke.
Daß die rothen Daͤmpfe wahre Salpeterſaͤure ſind, kan man auch durch einen artigen Verſuch des D. Prieſtley(Vol. I. p. 210.) erweiſen. Man haͤnge unter der Glocke etwas Salmiak in Gaze oder Neſſeltuch auf, und
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dephlogiſtiſirte Luft, um 7 1/3 Theil Salpeterluft gaͤnz zu zerſetzen, und der Ruͤckſtand betraͤgt nur noch (1/12) des Raums der angewendeten dephlogiſtiſirten Luft. <hirendition="#b">Prieſtley</hi><hirendition="#aq">(Vol. IV. p. 246.)</hi> fand ſogar einmal, daß bey der Vermiſchung von 2 Maaß nitroͤſer und 1 Maaß dephlogiſtiſirter Luft nach der Verminderung nur (3/100) Maaß uͤbrig blieb. Es iſt kaum zu bezweifeln, daß beyde Gasarten voͤllig verſchwinden wuͤrden, wenn es moͤglich waͤre, ſie in ihrer vollkommnen Reinigkeit und ohne Beymiſchung von phlogiſtiſirter Luft zu erhalten.</p><p>Fixe Luft, brennbare, phlogiſtiſirte, u. ſ. w. werden durch die Miſchung mit Salpeterluft nicht vermindert, zerſetzen auch dieſe Gasart nicht. Je reiner aber die reſpirable Luft iſt, deſto ſtaͤrker iſt die Verminderung, welche ſie durch Beymiſchung der Salpeterluft leidet. Man hat daher die Groͤße dieſer Verminderung, die man durch eigne Werkzeuge abmißt, <hirendition="#b">ſ. Eudiometer,</hi> zum Maaßſtabe der Reinigkeit und Heilſamkeit der atmoſphaͤriſchen Luft angenommen; ob ſie gleich eigentlich nur den Grad ihrer Phlogiſtication anzeiget, keinesweges aber die abſoluten Mengen der dephlogiſtiſirten und phlogiſtiſirten Luft in der Atmoſphaͤre angiebt, noch auch ein ſicheres Kennzeichen der Heilſamkeit iſt, indem die gemeine Luft außer dem Phlogiſton noch andere ſchaͤdliche Beymiſchungen enthalten kan, welche durch dieſe Pruͤfung nicht angezeigt werden.</p><p>Die Erſcheinungen dieſer Verminderung aͤndern ſich in etwas ab, wenn man den Verſuch im Queckſilber-Apparat anſtellet. Die Roͤthe dauret hier laͤnger, die Verminderung geſchieht langſamer und iſt am Ende nicht ſo groß; laͤßt man aber etwas Waſſer hinzu, ſo verſchwindet die Roͤthe der Miſchung bald, und das Volumen wird dadurch noch etwas mehr vermindert. Dies beweiſet deutlich, daß hiebey das Waſſer einen Theil der Gasarten einſchlucke.</p><p>Daß die rothen Daͤmpfe wahre Salpeterſaͤure ſind, kan man auch durch einen artigen Verſuch des D. <hirendition="#b">Prieſtley</hi><hirendition="#aq">(Vol. I. p. 210.)</hi> erweiſen. Man haͤnge unter der Glocke etwas Salmiak in Gaze oder Neſſeltuch auf, und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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dephlogiſtiſirte Luft, um 7 1/3 Theil Salpeterluft gaͤnz zu zerſetzen, und der Ruͤckſtand betraͤgt nur noch (1/12) des Raums der angewendeten dephlogiſtiſirten Luft. Prieſtley (Vol. IV. p. 246.) fand ſogar einmal, daß bey der Vermiſchung von 2 Maaß nitroͤſer und 1 Maaß dephlogiſtiſirter Luft nach der Verminderung nur (3/100) Maaß uͤbrig blieb. Es iſt kaum zu bezweifeln, daß beyde Gasarten voͤllig verſchwinden wuͤrden, wenn es moͤglich waͤre, ſie in ihrer vollkommnen Reinigkeit und ohne Beymiſchung von phlogiſtiſirter Luft zu erhalten.
Fixe Luft, brennbare, phlogiſtiſirte, u. ſ. w. werden durch die Miſchung mit Salpeterluft nicht vermindert, zerſetzen auch dieſe Gasart nicht. Je reiner aber die reſpirable Luft iſt, deſto ſtaͤrker iſt die Verminderung, welche ſie durch Beymiſchung der Salpeterluft leidet. Man hat daher die Groͤße dieſer Verminderung, die man durch eigne Werkzeuge abmißt, ſ. Eudiometer, zum Maaßſtabe der Reinigkeit und Heilſamkeit der atmoſphaͤriſchen Luft angenommen; ob ſie gleich eigentlich nur den Grad ihrer Phlogiſtication anzeiget, keinesweges aber die abſoluten Mengen der dephlogiſtiſirten und phlogiſtiſirten Luft in der Atmoſphaͤre angiebt, noch auch ein ſicheres Kennzeichen der Heilſamkeit iſt, indem die gemeine Luft außer dem Phlogiſton noch andere ſchaͤdliche Beymiſchungen enthalten kan, welche durch dieſe Pruͤfung nicht angezeigt werden.
Die Erſcheinungen dieſer Verminderung aͤndern ſich in etwas ab, wenn man den Verſuch im Queckſilber-Apparat anſtellet. Die Roͤthe dauret hier laͤnger, die Verminderung geſchieht langſamer und iſt am Ende nicht ſo groß; laͤßt man aber etwas Waſſer hinzu, ſo verſchwindet die Roͤthe der Miſchung bald, und das Volumen wird dadurch noch etwas mehr vermindert. Dies beweiſet deutlich, daß hiebey das Waſſer einen Theil der Gasarten einſchlucke.
Daß die rothen Daͤmpfe wahre Salpeterſaͤure ſind, kan man auch durch einen artigen Verſuch des D. Prieſtley (Vol. I. p. 210.) erweiſen. Man haͤnge unter der Glocke etwas Salmiak in Gaze oder Neſſeltuch auf, und
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/422>, abgerufen am 16.02.2025.
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