Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Man kan dieselbe aus allen Schwefellebern durch Aufguß einer Säure, vorzüglich der Salzsäure ziehen, aber nicht durch Salpetersäure (Bergmann Anl. zu chem. Vorlesungen, §. 310.). Auch aus den künstlich bereiteten metallischen Schwefellebern, z. B. aus gleichen Theilen von fein geriebnem Braunstein und gepülvertem Schwefel, aus 3 Theilen Eisenfeile und 2 Theilen Schwefel bekömmt man hepatische Luft, wenn man diese Gemenge in einer Retorte so lange erhitzt, bis kein Schwefel mehr aufsteigt, und dann eine Säure aufgießt. Die spanische Soda, eine laugenartige Substanz, welche zugleich Schwefel hält, giebt nach Gmelin (Einl. in die Chymie. Nürnb. 1780. 8. §. 33.) mit Vitriol-Salz- oder Essigsäure ein entzündliches Gas, welches hepatisch ist. Scheele (Von Luft und Feuer, S. 150.) hat selbst aus Kohlenstaub und Schwefel, und (S. 154.) aus Baumöl und Schwefel durch starke Hitze dergleichen erhalten, welche Erfahrung sogar van Helmont (De flatibus, §. 7.) schon kannte. Dieses Gas hat den ausnehmend starken stinkenden Geruch der faulen Eyer oder der aufgelösten Schwefelleber. Es tödtet die Thiere, und löscht die Lichter aus. Mit atmosphärischer Luft vermischt brennt es bey Annäherung eines Lichts oder durch den elektrischen Funken mit einer röthlich blauen Flamme, und setzt dabey an die Wände des Gefässes etwas Schwefel ab. Mit dreymal so viel atmosphärischer Luft verbrennt es schneller und mit einem Schlage. Es röthet die Lakmustinctur nicht, und färbt den Violensyrup grünlich. Es trübt das Kalkwasser nicht. Wenn
Man kan dieſelbe aus allen Schwefellebern durch Aufguß einer Saͤure, vorzuͤglich der Salzſaͤure ziehen, aber nicht durch Salpeterſaͤure (Bergmann Anl. zu chem. Vorleſungen, §. 310.). Auch aus den kuͤnſtlich bereiteten metalliſchen Schwefellebern, z. B. aus gleichen Theilen von fein geriebnem Braunſtein und gepuͤlvertem Schwefel, aus 3 Theilen Eiſenfeile und 2 Theilen Schwefel bekoͤmmt man hepatiſche Luft, wenn man dieſe Gemenge in einer Retorte ſo lange erhitzt, bis kein Schwefel mehr aufſteigt, und dann eine Saͤure aufgießt. Die ſpaniſche Soda, eine laugenartige Subſtanz, welche zugleich Schwefel haͤlt, giebt nach Gmelin (Einl. in die Chymie. Nuͤrnb. 1780. 8. §. 33.) mit Vitriol-Salz- oder Eſſigſaͤure ein entzuͤndliches Gas, welches hepatiſch iſt. Scheele (Von Luft und Feuer, S. 150.) hat ſelbſt aus Kohlenſtaub und Schwefel, und (S. 154.) aus Baumoͤl und Schwefel durch ſtarke Hitze dergleichen erhalten, welche Erfahrung ſogar van Helmont (De flatibus, §. 7.) ſchon kannte. Dieſes Gas hat den ausnehmend ſtarken ſtinkenden Geruch der faulen Eyer oder der aufgeloͤſten Schwefelleber. Es toͤdtet die Thiere, und loͤſcht die Lichter aus. Mit atmoſphaͤriſcher Luft vermiſcht brennt es bey Annaͤherung eines Lichts oder durch den elektriſchen Funken mit einer roͤthlich blauen Flamme, und ſetzt dabey an die Waͤnde des Gefaͤſſes etwas Schwefel ab. Mit dreymal ſo viel atmoſphaͤriſcher Luft verbrennt es ſchneller und mit einem Schlage. Es roͤthet die Lakmustinctur nicht, und faͤrbt den Violenſyrup gruͤnlich. Es truͤbt das Kalkwaſſer nicht. Wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0394" xml:id="P.2.388" n="388"/><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">patique, Air hepatique.</hi></hi> Eine mephitiſche entzuͤndliche und mit dem Waſſer miſchbare Gasart, die man aus den Schwefellebern (d. i. aus Verbindungen des Schwefels mit Laugenſalzen, alkaliſchen Erden oder einigen Metallen) vermittelſt der Salz- oder Vitriolſaͤure erhaͤlt. Die Entdeckung dieſer Gasart ſind wir Herrn <hi rendition="#b">Bergmann</hi> <hi rendition="#aq">(De mineris Zinci, §. 8. 9. in Opuſc. To. II.)</hi> ſchuldig, der ſie zuerſt aus der ſogenannten <hi rendition="#b">ſchwarzen Blende</hi> <hi rendition="#aq">(Pſeudogalena nigra Danemorenſis),</hi> einem ſchwefelhaltigen Zinkerz, durch aufgegoßne Vitriolſaͤure erhielt.</p> <p>Man kan dieſelbe aus allen Schwefellebern durch Aufguß einer Saͤure, vorzuͤglich der Salzſaͤure ziehen, aber nicht durch Salpeterſaͤure (<hi rendition="#b">Bergmann</hi> Anl. zu chem. Vorleſungen, §. 310.). Auch aus den kuͤnſtlich bereiteten metalliſchen Schwefellebern, z. B. aus gleichen Theilen von fein geriebnem Braunſtein und gepuͤlvertem Schwefel, aus 3 Theilen Eiſenfeile und 2 Theilen Schwefel bekoͤmmt man hepatiſche Luft, wenn man dieſe Gemenge in einer Retorte ſo lange erhitzt, bis kein Schwefel mehr aufſteigt, und dann eine Saͤure aufgießt. Die <hi rendition="#b">ſpaniſche Soda,</hi> eine laugenartige Subſtanz, welche zugleich Schwefel haͤlt, giebt nach <hi rendition="#b">Gmelin</hi> (Einl. in die Chymie. Nuͤrnb. 1780. 8. §. 33.) mit Vitriol-Salz- oder Eſſigſaͤure ein entzuͤndliches Gas, welches hepatiſch iſt. <hi rendition="#b">Scheele</hi> (Von Luft und Feuer, S. 150.) hat ſelbſt aus Kohlenſtaub und Schwefel, und (S. 154.) aus Baumoͤl und Schwefel durch ſtarke Hitze dergleichen erhalten, welche Erfahrung ſogar <hi rendition="#b">van Helmont</hi> <hi rendition="#aq">(De flatibus, §. 7.)</hi> ſchon kannte.</p> <p>Dieſes Gas hat den ausnehmend ſtarken ſtinkenden Geruch der faulen Eyer oder der aufgeloͤſten Schwefelleber. Es toͤdtet die Thiere, und loͤſcht die Lichter aus. Mit atmoſphaͤriſcher Luft vermiſcht brennt es bey Annaͤherung eines Lichts oder durch den elektriſchen Funken mit einer roͤthlich blauen Flamme, und ſetzt dabey an die Waͤnde des Gefaͤſſes etwas Schwefel ab. Mit dreymal ſo viel atmoſphaͤriſcher Luft verbrennt es ſchneller und mit einem Schlage. Es roͤthet die Lakmustinctur nicht, und faͤrbt den Violenſyrup gruͤnlich. Es truͤbt das Kalkwaſſer nicht. Wenn<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [388/0394]
patique, Air hepatique. Eine mephitiſche entzuͤndliche und mit dem Waſſer miſchbare Gasart, die man aus den Schwefellebern (d. i. aus Verbindungen des Schwefels mit Laugenſalzen, alkaliſchen Erden oder einigen Metallen) vermittelſt der Salz- oder Vitriolſaͤure erhaͤlt. Die Entdeckung dieſer Gasart ſind wir Herrn Bergmann (De mineris Zinci, §. 8. 9. in Opuſc. To. II.) ſchuldig, der ſie zuerſt aus der ſogenannten ſchwarzen Blende (Pſeudogalena nigra Danemorenſis), einem ſchwefelhaltigen Zinkerz, durch aufgegoßne Vitriolſaͤure erhielt.
Man kan dieſelbe aus allen Schwefellebern durch Aufguß einer Saͤure, vorzuͤglich der Salzſaͤure ziehen, aber nicht durch Salpeterſaͤure (Bergmann Anl. zu chem. Vorleſungen, §. 310.). Auch aus den kuͤnſtlich bereiteten metalliſchen Schwefellebern, z. B. aus gleichen Theilen von fein geriebnem Braunſtein und gepuͤlvertem Schwefel, aus 3 Theilen Eiſenfeile und 2 Theilen Schwefel bekoͤmmt man hepatiſche Luft, wenn man dieſe Gemenge in einer Retorte ſo lange erhitzt, bis kein Schwefel mehr aufſteigt, und dann eine Saͤure aufgießt. Die ſpaniſche Soda, eine laugenartige Subſtanz, welche zugleich Schwefel haͤlt, giebt nach Gmelin (Einl. in die Chymie. Nuͤrnb. 1780. 8. §. 33.) mit Vitriol-Salz- oder Eſſigſaͤure ein entzuͤndliches Gas, welches hepatiſch iſt. Scheele (Von Luft und Feuer, S. 150.) hat ſelbſt aus Kohlenſtaub und Schwefel, und (S. 154.) aus Baumoͤl und Schwefel durch ſtarke Hitze dergleichen erhalten, welche Erfahrung ſogar van Helmont (De flatibus, §. 7.) ſchon kannte.
Dieſes Gas hat den ausnehmend ſtarken ſtinkenden Geruch der faulen Eyer oder der aufgeloͤſten Schwefelleber. Es toͤdtet die Thiere, und loͤſcht die Lichter aus. Mit atmoſphaͤriſcher Luft vermiſcht brennt es bey Annaͤherung eines Lichts oder durch den elektriſchen Funken mit einer roͤthlich blauen Flamme, und ſetzt dabey an die Waͤnde des Gefaͤſſes etwas Schwefel ab. Mit dreymal ſo viel atmoſphaͤriſcher Luft verbrennt es ſchneller und mit einem Schlage. Es roͤthet die Lakmustinctur nicht, und faͤrbt den Violenſyrup gruͤnlich. Es truͤbt das Kalkwaſſer nicht. Wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |