mit sehr reiner Stahlfeile. Nach 24 Stunden fieng das Eisen an sich zu verkalken und ward zum Theil rostig. Zu gleicher Zeit entwickelte sich eine Menge brennbarer Luft, deren Menge der dephlogistisirten, die das Eisen bey der Verkalkung in sich genommen hatte, proportionirt war. Men konnte die Quantität dieser eingeschluckten Luft aus dem vermehrten Gewichte des Eisens nach seiner Trocknung schließen. Dieser Versuch zeigt also eine Zerlegung des Wassers in brennbare und dephlogistisirte Luft, wovon die erste sich absondert, die letztere hingegen sich mit dem Eisen verbindet und dessen Verkalkung bewirkt (Man s. Lichtenbergs Magazin fur das Neuste rc. B. II. St. 4. S. 91. u. f.). Aus dieser Entdeckung, von welcher bey dem Worte Wasser ausführlichere Nachrichten vorkommen werden, schließt Watt, welcher sie schon vor Lavoisiers Versuchen gekannt hatte (Man s. de Lüc Ideen über die Meteorologie, II. B. §. 678. u. f.), daß die dephlogistisirte Luft nichts weiter, als ein seines Phlogistons beraubtes und mit der Feuermaterie verbundnes Wasser sey. Die Abhandlungen der Herren Cavendish und Watt finden sich in den philosophischen Transactionen vom Jahre 1784. Diese Idee, welche de Lüc den ersten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie nennt, erklärt die Phänomene mit einer bewundernswürdigen Leichtigkeit, und es ist nicht zu zweifeln, daß sie durch die Ausschlüsse, welche sich nach de Lüc daraus herleiten lassen, den allgemeinen Beyfall der Naturforscher erhalten werde.
Die Untersuchungen der dephlogistisirten Luft haben uns nicht nur eine genauere Kenntniß von der Beschaffenheit der Atmosphäre und von dem großen Nutzen dieser Luftgattung für alles, was athmet und lebet, zugleich mit richtigern Erklärungen vieler Phänomene, z. B. der Verpuffung, des Schieß- und Knallpulvers rc. verschafft, sondern auch zu verschiedenen nützlichen Anwendungen Anlaß gegeben. Schon Priestley(Exp. and Obs. Vol. II. p. 101.) äußerte, daß die reine Luft bey Lungenkrankheiten gute Dienste thun würde; es fehlte aber anfänglich an wohlfeilen Arten, sie zu erhalten, und an bequemen Methoden, sie von Kranken
mit ſehr reiner Stahlfeile. Nach 24 Stunden fieng das Eiſen an ſich zu verkalken und ward zum Theil roſtig. Zu gleicher Zeit entwickelte ſich eine Menge brennbarer Luft, deren Menge der dephlogiſtiſirten, die das Eiſen bey der Verkalkung in ſich genommen hatte, proportionirt war. Men konnte die Quantitaͤt dieſer eingeſchluckten Luft aus dem vermehrten Gewichte des Eiſens nach ſeiner Trocknung ſchließen. Dieſer Verſuch zeigt alſo eine Zerlegung des Waſſers in brennbare und dephlogiſtiſirte Luft, wovon die erſte ſich abſondert, die letztere hingegen ſich mit dem Eiſen verbindet und deſſen Verkalkung bewirkt (Man ſ. Lichtenbergs Magazin fúr das Neuſte rc. B. II. St. 4. S. 91. u. f.). Aus dieſer Entdeckung, von welcher bey dem Worte Waſſer ausfuͤhrlichere Nachrichten vorkommen werden, ſchließt Watt, welcher ſie ſchon vor Lavoiſiers Verſuchen gekannt hatte (Man ſ. de Luͤc Ideen uͤber die Meteorologie, II. B. §. 678. u. f.), daß die dephlogiſtiſirte Luft nichts weiter, als ein ſeines Phlogiſtons beraubtes und mit der Feuermaterie verbundnes Waſſer ſey. Die Abhandlungen der Herren Cavendiſh und Watt finden ſich in den philoſophiſchen Transactionen vom Jahre 1784. Dieſe Idee, welche de Luͤc den erſten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie nennt, erklaͤrt die Phaͤnomene mit einer bewundernswuͤrdigen Leichtigkeit, und es iſt nicht zu zweifeln, daß ſie durch die Auſſchluͤſſe, welche ſich nach de Luͤc daraus herleiten laſſen, den allgemeinen Beyfall der Naturforſcher erhalten werde.
Die Unterſuchungen der dephlogiſtiſirten Luft haben uns nicht nur eine genauere Kenntniß von der Beſchaffenheit der Atmoſphaͤre und von dem großen Nutzen dieſer Luftgattung fuͤr alles, was athmet und lebet, zugleich mit richtigern Erklaͤrungen vieler Phaͤnomene, z. B. der Verpuffung, des Schieß- und Knallpulvers rc. verſchafft, ſondern auch zu verſchiedenen nuͤtzlichen Anwendungen Anlaß gegeben. Schon Prieſtley(Exp. and Obſ. Vol. II. p. 101.) aͤußerte, daß die reine Luft bey Lungenkrankheiten gute Dienſte thun wuͤrde; es fehlte aber anfaͤnglich an wohlfeilen Arten, ſie zu erhalten, und an bequemen Methoden, ſie von Kranken
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mit ſehr reiner Stahlfeile. Nach 24 Stunden fieng das Eiſen an ſich zu verkalken und ward zum Theil roſtig. Zu gleicher Zeit entwickelte ſich eine Menge brennbarer Luft, deren Menge der dephlogiſtiſirten, die das Eiſen bey der Verkalkung in ſich genommen hatte, proportionirt war. Men konnte die Quantitaͤt dieſer eingeſchluckten Luft aus dem vermehrten Gewichte des Eiſens nach ſeiner Trocknung ſchließen. Dieſer Verſuch zeigt alſo eine Zerlegung des Waſſers in brennbare und dephlogiſtiſirte Luft, wovon die erſte ſich abſondert, die letztere hingegen ſich mit dem Eiſen verbindet und deſſen Verkalkung bewirkt (Man ſ. Lichtenbergs Magazin fúr das Neuſte rc. B. II. St. 4. S. 91. u. f.). Aus dieſer Entdeckung, von welcher bey dem Worte Waſſer ausfuͤhrlichere Nachrichten vorkommen werden, ſchließt Watt, welcher ſie ſchon vor Lavoiſiers Verſuchen gekannt hatte (Man ſ. de Luͤc Ideen uͤber die Meteorologie, II. B. §. 678. u. f.), daß die dephlogiſtiſirte Luft nichts weiter, als ein ſeines Phlogiſtons beraubtes und mit der Feuermaterie verbundnes Waſſer ſey. Die Abhandlungen der Herren Cavendiſh und Watt finden ſich in den philoſophiſchen Transactionen vom Jahre 1784. Dieſe Idee, welche de Luͤc den erſten Stral von wahrem Lichte in der Meteorologie nennt, erklaͤrt die Phaͤnomene mit einer bewundernswuͤrdigen Leichtigkeit, und es iſt nicht zu zweifeln, daß ſie durch die Auſſchluͤſſe, welche ſich nach de Luͤc daraus herleiten laſſen, den allgemeinen Beyfall der Naturforſcher erhalten werde.
Die Unterſuchungen der dephlogiſtiſirten Luft haben uns nicht nur eine genauere Kenntniß von der Beſchaffenheit der Atmoſphaͤre und von dem großen Nutzen dieſer Luftgattung fuͤr alles, was athmet und lebet, zugleich mit richtigern Erklaͤrungen vieler Phaͤnomene, z. B. der Verpuffung, des Schieß- und Knallpulvers rc. verſchafft, ſondern auch zu verſchiedenen nuͤtzlichen Anwendungen Anlaß gegeben. Schon Prieſtley (Exp. and Obſ. Vol. II. p. 101.) aͤußerte, daß die reine Luft bey Lungenkrankheiten gute Dienſte thun wuͤrde; es fehlte aber anfaͤnglich an wohlfeilen Arten, ſie zu erhalten, und an bequemen Methoden, ſie von Kranken
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/387>, abgerufen am 24.11.2024.
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