Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die dephlogistisirte Luft läßt sich gar nicht, oder doch nur sehr schwer mit dem Wasser vermischen, wofern dieses nicht durch Kochen oder Destilliren luftleer gemacht ist. In diesem Falle aber nimmt es nach Fontana (Philos. Trans. Vol. LXIX. p. 439.) etwas mehr dephlogistisirte, als gemeine, Luft in sich. Es hängt aber damit nicht sehr fest zusammen und läßt sich schon durch starkes Schütteln wieder davon befreyen. Diese Luftgattung trübt das Kalkwasser nicht, färbt die Pflanzensäfte nicht und macht das ätzende Laugensalz nicht mild. Sie hat weder Geruch noch Geschmack, und zeigt überhaupt nicht das geringste Merkmal einer Säure. Durch Beymischung von dephlogistisirter Luft kan sowohl die phlogistisirte als auch die fixe Luft zum Einathmen und zur Beförderung der Verbrennung geschickter gemacht werden. Scheele (Von Luft und Feuer, §. 50.) fand, daß in einem Gemische aus vier Theilen fixer und einem Theile Feuerluft ein Licht wieder ziemlich gut brannte. Das Wachsthum der Pflanzen aber wird durch diese Luftart nicht befördert. Was nun die Natur der dephlogistisirten Luft betrifft, so nahm Priestley dieselbe seinen ersten Versuchen zufolge für einen aus Salpetersäure und Erde zusammengesetzten Stoff an. Wenn man bedenkt, daß der Salpeter, aus dem man soviel dephlogistisirte Luft ziehen kan, dadurch seine Säure ganz verliert, daß er sich blos in freyer Luft erzeugt, und daß viele Substanzen, z. B. der Schwefel, dennoch eingehüllte Säure enthalten, wenn sie gleich kein äusseres Merkmal derselben zeigen, so fällt man ganz natürlich darauf, daß diese Luftgattung eine in etwas anders eingehüllte
Die dephlogiſtiſirte Luft laͤßt ſich gar nicht, oder doch nur ſehr ſchwer mit dem Waſſer vermiſchen, wofern dieſes nicht durch Kochen oder Deſtilliren luftleer gemacht iſt. In dieſem Falle aber nimmt es nach Fontana (Philoſ. Trans. Vol. LXIX. p. 439.) etwas mehr dephlogiſtiſirte, als gemeine, Luft in ſich. Es haͤngt aber damit nicht ſehr feſt zuſammen und laͤßt ſich ſchon durch ſtarkes Schuͤtteln wieder davon befreyen. Dieſe Luftgattung truͤbt das Kalkwaſſer nicht, faͤrbt die Pflanzenſaͤfte nicht und macht das aͤtzende Laugenſalz nicht mild. Sie hat weder Geruch noch Geſchmack, und zeigt uͤberhaupt nicht das geringſte Merkmal einer Saͤure. Durch Beymiſchung von dephlogiſtiſirter Luft kan ſowohl die phlogiſtiſirte als auch die fixe Luft zum Einathmen und zur Befoͤrderung der Verbrennung geſchickter gemacht werden. Scheele (Von Luft und Feuer, §. 50.) fand, daß in einem Gemiſche aus vier Theilen fixer und einem Theile Feuerluft ein Licht wieder ziemlich gut brannte. Das Wachsthum der Pflanzen aber wird durch dieſe Luftart nicht befoͤrdert. Was nun die Natur der dephlogiſtiſirten Luft betrifft, ſo nahm Prieſtley dieſelbe ſeinen erſten Verſuchen zufolge fuͤr einen aus Salpeterſaͤure und Erde zuſammengeſetzten Stoff an. Wenn man bedenkt, daß der Salpeter, aus dem man ſoviel dephlogiſtiſirte Luft ziehen kan, dadurch ſeine Saͤure ganz verliert, daß er ſich blos in freyer Luft erzeugt, und daß viele Subſtanzen, z. B. der Schwefel, dennoch eingehuͤllte Saͤure enthalten, wenn ſie gleich kein aͤuſſeres Merkmal derſelben zeigen, ſo faͤllt man ganz natuͤrlich darauf, daß dieſe Luftgattung eine in etwas anders eingehuͤllte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0384" xml:id="P.2.378" n="378"/><lb/> Raum von (3/100) eines Maaßes einnahm. Dieſe erſtaunliche Verminderung leitet den D. <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> auf die Vermuthung, daß dephlogiſtiſirte und ſalpeterartige Luft in ihrer groͤßten Reinigkeit nach der gehoͤrigen Proportion vermiſcht, vielleicht ihre Luftgeſtalt ganz verlieren und dem Scheine nach verſchwinden wuͤrden. Das Produkt, das ſie alsdann erzeugten, muͤßte, weil es unſichtbar iſt, im Waſſer aufgeloͤſet (vielleicht gar Waſſer ſelbſt) ſeyn.</p> <p>Die dephlogiſtiſirte Luft laͤßt ſich gar nicht, oder doch nur ſehr ſchwer mit dem Waſſer vermiſchen, wofern dieſes nicht durch Kochen oder Deſtilliren luftleer gemacht iſt. In dieſem Falle aber nimmt es nach <hi rendition="#b">Fontana</hi> <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LXIX. p. 439.)</hi> etwas mehr dephlogiſtiſirte, als gemeine, Luft in ſich. Es haͤngt aber damit nicht ſehr feſt zuſammen und laͤßt ſich ſchon durch ſtarkes Schuͤtteln wieder davon befreyen.</p> <p>Dieſe Luftgattung truͤbt das Kalkwaſſer nicht, faͤrbt die Pflanzenſaͤfte nicht und macht das aͤtzende Laugenſalz nicht mild. Sie hat weder Geruch noch Geſchmack, und zeigt uͤberhaupt nicht das geringſte Merkmal einer Saͤure.</p> <p>Durch Beymiſchung von dephlogiſtiſirter Luft kan ſowohl die phlogiſtiſirte als auch die fixe Luft zum Einathmen und zur Befoͤrderung der Verbrennung geſchickter gemacht werden. <hi rendition="#b">Scheele</hi> (Von Luft und Feuer, §. 50.) fand, daß in einem Gemiſche aus vier Theilen fixer und einem Theile Feuerluft ein Licht wieder ziemlich gut brannte. Das Wachsthum der Pflanzen aber wird durch dieſe Luftart nicht befoͤrdert.</p> <p>Was nun die <hi rendition="#b">Natur</hi> der dephlogiſtiſirten Luft betrifft, ſo nahm <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> dieſelbe ſeinen erſten Verſuchen zufolge fuͤr einen aus Salpeterſaͤure und Erde zuſammengeſetzten Stoff an. Wenn man bedenkt, daß der Salpeter, aus dem man ſoviel dephlogiſtiſirte Luft ziehen kan, dadurch ſeine Saͤure ganz verliert, daß er ſich blos in freyer Luft erzeugt, und daß viele Subſtanzen, z. B. der Schwefel, dennoch eingehuͤllte Saͤure enthalten, wenn ſie gleich kein aͤuſſeres Merkmal derſelben zeigen, ſo faͤllt man ganz natuͤrlich darauf, daß dieſe Luftgattung eine in etwas anders eingehuͤllte<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [378/0384]
Raum von (3/100) eines Maaßes einnahm. Dieſe erſtaunliche Verminderung leitet den D. Prieſtley auf die Vermuthung, daß dephlogiſtiſirte und ſalpeterartige Luft in ihrer groͤßten Reinigkeit nach der gehoͤrigen Proportion vermiſcht, vielleicht ihre Luftgeſtalt ganz verlieren und dem Scheine nach verſchwinden wuͤrden. Das Produkt, das ſie alsdann erzeugten, muͤßte, weil es unſichtbar iſt, im Waſſer aufgeloͤſet (vielleicht gar Waſſer ſelbſt) ſeyn.
Die dephlogiſtiſirte Luft laͤßt ſich gar nicht, oder doch nur ſehr ſchwer mit dem Waſſer vermiſchen, wofern dieſes nicht durch Kochen oder Deſtilliren luftleer gemacht iſt. In dieſem Falle aber nimmt es nach Fontana (Philoſ. Trans. Vol. LXIX. p. 439.) etwas mehr dephlogiſtiſirte, als gemeine, Luft in ſich. Es haͤngt aber damit nicht ſehr feſt zuſammen und laͤßt ſich ſchon durch ſtarkes Schuͤtteln wieder davon befreyen.
Dieſe Luftgattung truͤbt das Kalkwaſſer nicht, faͤrbt die Pflanzenſaͤfte nicht und macht das aͤtzende Laugenſalz nicht mild. Sie hat weder Geruch noch Geſchmack, und zeigt uͤberhaupt nicht das geringſte Merkmal einer Saͤure.
Durch Beymiſchung von dephlogiſtiſirter Luft kan ſowohl die phlogiſtiſirte als auch die fixe Luft zum Einathmen und zur Befoͤrderung der Verbrennung geſchickter gemacht werden. Scheele (Von Luft und Feuer, §. 50.) fand, daß in einem Gemiſche aus vier Theilen fixer und einem Theile Feuerluft ein Licht wieder ziemlich gut brannte. Das Wachsthum der Pflanzen aber wird durch dieſe Luftart nicht befoͤrdert.
Was nun die Natur der dephlogiſtiſirten Luft betrifft, ſo nahm Prieſtley dieſelbe ſeinen erſten Verſuchen zufolge fuͤr einen aus Salpeterſaͤure und Erde zuſammengeſetzten Stoff an. Wenn man bedenkt, daß der Salpeter, aus dem man ſoviel dephlogiſtiſirte Luft ziehen kan, dadurch ſeine Saͤure ganz verliert, daß er ſich blos in freyer Luft erzeugt, und daß viele Subſtanzen, z. B. der Schwefel, dennoch eingehuͤllte Saͤure enthalten, wenn ſie gleich kein aͤuſſeres Merkmal derſelben zeigen, ſo faͤllt man ganz natuͤrlich darauf, daß dieſe Luftgattung eine in etwas anders eingehuͤllte
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