Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Richard Kirwan (Exp. and Obs. on the specisic gravities and attractive powers of various saline substances, London 1781. 4. Conclusion of the Exp. and Obs. eb. 1783. 4 deutsch von Crell, Berlin und Stettin 1783. 8. Zweytes St. 1785. 8.) hat die brennbare Luft für das Phlogiston selbst, mithin für einen elementarischen Stoff erklärt, wogegen sich doch theils aus den Zersetzungen dieser Gasart, theils aus ihrer verschiedenen Beschaffenheit mancherley gegründete Einwendungen machen lassen. Senebier (Recherches analytiques sur la nature de l' air inflammable, Geneve 1784. 8. übers. v. Crell mit Kirwans Anm. Leipz. 1785. 8.) behauptet gegen Kirwan, daß die brennbare Luft aus dem zu ihrer Entbindung gebrauchten Salze, Phlogiston und Wasser bestehe. Kirwan aber zeigt in den Anmerkungen, daß der Antheil an Salze höchst unbeträchtlich und blos zufällig sey. Uebrigens hat uns die genauere Kenntniß der brennbaren Luft zu einigen bessern Erklärungen verschiedener Naturbegebenheiten verholfen. Man s. hievon die Worte: Flamme, Irrlicht, Sternschnuppen, Feuerkugeln. Oft findet sich im Sommer in der Atmosphäre eine übelriechende Materie verbreitet, welche am Geruch verschiedenen Gattungen der brennbaren Luft sehr nahe kömmt. Auch bey den Vulkanen und Erdbeben, die mit Feuerausbrüchen begleitet sind, scheint sich brennbare Luft einzumischen, und die entzündlichen unterirdischen Schwaden erklären sich durch sie mit großer Leichtigkeit. Unter die vornehmsten Anwendungen dieser Lehre gehört die Erfindung der mit brennbarer Luft gefüllten Luftbälle, s. Aerostat. Ein hiehergehöriges Spielwerk ist die aerostatische Pflanze, da man ein Cylinderglas halb mit fixer und halb mit brennbarer Luft füllet, und einen kleinen aerostatischen Ball in Gestalt einer Blume hineinbringt, welcher mitten im Gefäße, wo sich beyde Gasarten scheiden, schweben bleibt, weil er schwerer als die obenstehende
Richard Kirwan (Exp. and Obſ. on the ſpeciſic gravities and attractive powers of various ſaline ſubſtances, London 1781. 4. Concluſion of the Exp. and Obſ. eb. 1783. 4 deutſch von Crell, Berlin und Stettin 1783. 8. Zweytes St. 1785. 8.) hat die brennbare Luft fuͤr das Phlogiſton ſelbſt, mithin fuͤr einen elementariſchen Stoff erklaͤrt, wogegen ſich doch theils aus den Zerſetzungen dieſer Gasart, theils aus ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit mancherley gegruͤndete Einwendungen machen laſſen. Senebier (Recherches analytiques ſur la nature de l' air inflammable, Geneve 1784. 8. uͤberſ. v. Crell mit Kirwans Anm. Leipz. 1785. 8.) behauptet gegen Kirwan, daß die brennbare Luft aus dem zu ihrer Entbindung gebrauchten Salze, Phlogiſton und Waſſer beſtehe. Kirwan aber zeigt in den Anmerkungen, daß der Antheil an Salze hoͤchſt unbetraͤchtlich und blos zufaͤllig ſey. Uebrigens hat uns die genauere Kenntniß der brennbaren Luft zu einigen beſſern Erklaͤrungen verſchiedener Naturbegebenheiten verholfen. Man ſ. hievon die Worte: Flamme, Irrlicht, Sternſchnuppen, Feuerkugeln. Oft findet ſich im Sommer in der Atmoſphaͤre eine uͤbelriechende Materie verbreitet, welche am Geruch verſchiedenen Gattungen der brennbaren Luft ſehr nahe koͤmmt. Auch bey den Vulkanen und Erdbeben, die mit Feuerausbruͤchen begleitet ſind, ſcheint ſich brennbare Luft einzumiſchen, und die entzuͤndlichen unterirdiſchen Schwaden erklaͤren ſich durch ſie mit großer Leichtigkeit. Unter die vornehmſten Anwendungen dieſer Lehre gehoͤrt die Erfindung der mit brennbarer Luft gefuͤllten Luftbaͤlle, ſ. Aeroſtat. Ein hiehergehoͤriges Spielwerk iſt die aeroſtatiſche Pflanze, da man ein Cylinderglas halb mit fixer und halb mit brennbarer Luft fuͤllet, und einen kleinen aeroſtatiſchen Ball in Geſtalt einer Blume hineinbringt, welcher mitten im Gefaͤße, wo ſich beyde Gasarten ſcheiden, ſchweben bleibt, weil er ſchwerer als die obenſtehende <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0376" xml:id="P.2.370" n="370"/><lb/> Hitze, oder nach <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> und <hi rendition="#b">Keir</hi> <hi rendition="#aq">(Treatiſe on Gaſes, London, 1779. §. 134. p. 101.)</hi> durch erdige Theile gebunden ſey, iſt ſo leicht nicht zu entſcheiden.</p> <p><hi rendition="#b">Richard Kirwan</hi><hi rendition="#aq">(Exp. and Obſ. on the ſpeciſic gravities and attractive powers of various ſaline ſubſtances, London 1781. 4. Concluſion of the Exp. and Obſ.</hi> eb. 1783. 4 deutſch von <hi rendition="#b">Crell,</hi> Berlin und Stettin 1783. 8. Zweytes St. 1785. 8.) hat die brennbare Luft fuͤr das <hi rendition="#b">Phlogiſton</hi> ſelbſt, mithin fuͤr einen elementariſchen Stoff erklaͤrt, wogegen ſich doch theils aus den Zerſetzungen dieſer Gasart, theils aus ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit mancherley gegruͤndete Einwendungen machen laſſen. <hi rendition="#b">Senebier</hi> <hi rendition="#aq">(Recherches analytiques ſur la nature de l' air inflammable, Geneve 1784. 8.</hi> uͤberſ. v. <hi rendition="#b">Crell</hi> mit Kirwans Anm. Leipz. 1785. 8.) behauptet gegen Kirwan, daß die brennbare Luft aus dem zu ihrer Entbindung gebrauchten Salze, Phlogiſton und Waſſer beſtehe. <hi rendition="#b">Kirwan</hi> aber zeigt in den Anmerkungen, daß der Antheil an Salze hoͤchſt unbetraͤchtlich und blos zufaͤllig ſey.</p> <p>Uebrigens hat uns die genauere Kenntniß der brennbaren Luft zu einigen beſſern Erklaͤrungen verſchiedener Naturbegebenheiten verholfen. Man ſ. hievon die Worte: <hi rendition="#b">Flamme, Irrlicht, Sternſchnuppen, Feuerkugeln.</hi> Oft findet ſich im Sommer in der Atmoſphaͤre eine uͤbelriechende Materie verbreitet, welche am Geruch verſchiedenen Gattungen der brennbaren Luft ſehr nahe koͤmmt. Auch bey den Vulkanen und Erdbeben, die mit Feuerausbruͤchen begleitet ſind, ſcheint ſich brennbare Luft einzumiſchen, und die entzuͤndlichen unterirdiſchen Schwaden erklaͤren ſich durch ſie mit großer Leichtigkeit.</p> <p>Unter die vornehmſten Anwendungen dieſer Lehre gehoͤrt die Erfindung der mit brennbarer Luft gefuͤllten Luftbaͤlle, <hi rendition="#b">ſ. Aeroſtat.</hi> Ein hiehergehoͤriges Spielwerk iſt die <hi rendition="#b">aeroſtatiſche Pflanze,</hi> da man ein Cylinderglas halb mit fixer und halb mit brennbarer Luft fuͤllet, und einen kleinen aeroſtatiſchen Ball in Geſtalt einer Blume hineinbringt, welcher mitten im Gefaͤße, wo ſich beyde Gasarten ſcheiden, ſchweben bleibt, weil er ſchwerer als die obenſtehende<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [370/0376]
Hitze, oder nach Prieſtley und Keir (Treatiſe on Gaſes, London, 1779. §. 134. p. 101.) durch erdige Theile gebunden ſey, iſt ſo leicht nicht zu entſcheiden.
Richard Kirwan (Exp. and Obſ. on the ſpeciſic gravities and attractive powers of various ſaline ſubſtances, London 1781. 4. Concluſion of the Exp. and Obſ. eb. 1783. 4 deutſch von Crell, Berlin und Stettin 1783. 8. Zweytes St. 1785. 8.) hat die brennbare Luft fuͤr das Phlogiſton ſelbſt, mithin fuͤr einen elementariſchen Stoff erklaͤrt, wogegen ſich doch theils aus den Zerſetzungen dieſer Gasart, theils aus ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit mancherley gegruͤndete Einwendungen machen laſſen. Senebier (Recherches analytiques ſur la nature de l' air inflammable, Geneve 1784. 8. uͤberſ. v. Crell mit Kirwans Anm. Leipz. 1785. 8.) behauptet gegen Kirwan, daß die brennbare Luft aus dem zu ihrer Entbindung gebrauchten Salze, Phlogiſton und Waſſer beſtehe. Kirwan aber zeigt in den Anmerkungen, daß der Antheil an Salze hoͤchſt unbetraͤchtlich und blos zufaͤllig ſey.
Uebrigens hat uns die genauere Kenntniß der brennbaren Luft zu einigen beſſern Erklaͤrungen verſchiedener Naturbegebenheiten verholfen. Man ſ. hievon die Worte: Flamme, Irrlicht, Sternſchnuppen, Feuerkugeln. Oft findet ſich im Sommer in der Atmoſphaͤre eine uͤbelriechende Materie verbreitet, welche am Geruch verſchiedenen Gattungen der brennbaren Luft ſehr nahe koͤmmt. Auch bey den Vulkanen und Erdbeben, die mit Feuerausbruͤchen begleitet ſind, ſcheint ſich brennbare Luft einzumiſchen, und die entzuͤndlichen unterirdiſchen Schwaden erklaͤren ſich durch ſie mit großer Leichtigkeit.
Unter die vornehmſten Anwendungen dieſer Lehre gehoͤrt die Erfindung der mit brennbarer Luft gefuͤllten Luftbaͤlle, ſ. Aeroſtat. Ein hiehergehoͤriges Spielwerk iſt die aeroſtatiſche Pflanze, da man ein Cylinderglas halb mit fixer und halb mit brennbarer Luft fuͤllet, und einen kleinen aeroſtatiſchen Ball in Geſtalt einer Blume hineinbringt, welcher mitten im Gefaͤße, wo ſich beyde Gasarten ſcheiden, ſchweben bleibt, weil er ſchwerer als die obenſtehende
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