Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Auch der elektrische Funken soll die Luft phlogistisiren, wenn man ihn zu wiederholtenmalen in eine Menge derselben schlagen läßt. Priestley gebrauchte dazu eine Glasröhre, an deren Ende ein Drath angeküttet war, welcher als Axe ein wenig in die Röhre hineingieng, und am äußern Ende einen Knopf hatte. Er steckte das ofne Ende der Röhre in Lakmustinctur und brachte den Knopf gegen den Conductor einer Elektrisirmaschine, so daß der Funken aus dem innern Ende des Draths durch die Luft in die Tinctur schlug. Er fand, daß durch wiederholte Funken binnen zwo Minuten die Luft vermindert und der obere Theil der Lakmustinctur roth gefärbt ward. Fontana zeigte durch Versuche, welche Cavallo (Ueber die Natur und Eigensch. der Luft, S. 391.) anführt, daß der Drath oder der Kütt das Phlogiston hergebe, weil das Phänomen aussenbleibt, wenn man Silberdrath ohne Kütt in die Glasröhre einschleift. Hiedurch wurden wenigstens Priestleys Schlüsse, daß der elektrische Funken selbst Phlogiston enthalte, sehr zweifelhaft. Nach den neusten Versuchen von Cavendish aber kömmt die Röthung von einer dabey erzeugten Salpetersäure her, s. Gas, phlogistisirtes. Die gemeine Luft verbindet sich sehr leicht mit dem Wasser. Sie hält nicht allein Wasser in sich aufgelöset, s. Dünste, sondern es ist auch in jedem Wasser eine beträchtliche Menge Luft enthalten, welche unter der Luftpumpe, oder durchs Kochen, in Form von Blasen herausgeht. Das
Auch der elektriſche Funken ſoll die Luft phlogiſtiſiren, wenn man ihn zu wiederholtenmalen in eine Menge derſelben ſchlagen laͤßt. Prieſtley gebrauchte dazu eine Glasroͤhre, an deren Ende ein Drath angekuͤttet war, welcher als Axe ein wenig in die Roͤhre hineingieng, und am aͤußern Ende einen Knopf hatte. Er ſteckte das ofne Ende der Roͤhre in Lakmustinctur und brachte den Knopf gegen den Conductor einer Elektriſirmaſchine, ſo daß der Funken aus dem innern Ende des Draths durch die Luft in die Tinctur ſchlug. Er fand, daß durch wiederholte Funken binnen zwo Minuten die Luft vermindert und der obere Theil der Lakmustinctur roth gefaͤrbt ward. Fontana zeigte durch Verſuche, welche Cavallo (Ueber die Natur und Eigenſch. der Luft, S. 391.) anfuͤhrt, daß der Drath oder der Kuͤtt das Phlogiſton hergebe, weil das Phaͤnomen auſſenbleibt, wenn man Silberdrath ohne Kuͤtt in die Glasroͤhre einſchleift. Hiedurch wurden wenigſtens Prieſtleys Schluͤſſe, daß der elektriſche Funken ſelbſt Phlogiſton enthalte, ſehr zweifelhaft. Nach den neuſten Verſuchen von Cavendiſh aber koͤmmt die Roͤthung von einer dabey erzeugten Salpeterſaͤure her, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes. Die gemeine Luft verbindet ſich ſehr leicht mit dem Waſſer. Sie haͤlt nicht allein Waſſer in ſich aufgeloͤſet, ſ. Duͤnſte, ſondern es iſt auch in jedem Waſſer eine betraͤchtliche Menge Luft enthalten, welche unter der Luftpumpe, oder durchs Kochen, in Form von Blaſen herausgeht. Das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0362" xml:id="P.2.356" n="356"/><lb/> Folge nicht ſpecifiſch ſchwerer, vielmehr leichter, als die gemeine, gefunden wird, ſo kan man dieſe Urſache nicht annehmen. <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> behauptete daher zuerſt, es werde durch die Verbindung mit dem Brennbaren die fixe Luft, welche den ſchwerſten Theil der gemeinen ausmacht, aus der letztern niedergeſchlagen. In der Folge aber, da er bemerkte, daß aͤhnliche Verminderungen auch bey ſolchen Luftgattungen erfolgten, welche nicht den geringſten Antheil von fixer Luft in ſich hielten, nahm er dieſe Verminderung fuͤr eine wirkliche Zuſammenziehung des Volumens an, deren Art und Weiſe er zu erklaͤren unvermoͤgend ſey <hi rendition="#aq">(Exp. and Obſ. Vol. I. p. 267.).</hi></p> <p>Auch der <hi rendition="#b">elektriſche Funken</hi> ſoll die Luft phlogiſtiſiren, wenn man ihn zu wiederholtenmalen in eine Menge derſelben ſchlagen laͤßt. <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> gebrauchte dazu eine Glasroͤhre, an deren Ende ein Drath angekuͤttet war, welcher als Axe ein wenig in die Roͤhre hineingieng, und am aͤußern Ende einen Knopf hatte. Er ſteckte das ofne Ende der Roͤhre in Lakmustinctur und brachte den Knopf gegen den Conductor einer Elektriſirmaſchine, ſo daß der Funken aus dem innern Ende des Draths durch die Luft in die Tinctur ſchlug. Er fand, daß durch wiederholte Funken binnen zwo Minuten die Luft vermindert und der obere Theil der Lakmustinctur roth gefaͤrbt ward. <hi rendition="#b">Fontana</hi> zeigte durch Verſuche, welche <hi rendition="#b">Cavallo</hi> (Ueber die Natur und Eigenſch. der Luft, S. 391.) anfuͤhrt, daß der Drath oder der Kuͤtt das Phlogiſton hergebe, weil das Phaͤnomen auſſenbleibt, wenn man Silberdrath ohne Kuͤtt in die Glasroͤhre einſchleift. Hiedurch wurden wenigſtens <hi rendition="#b">Prieſtleys</hi> Schluͤſſe, daß der elektriſche Funken ſelbſt Phlogiſton enthalte, ſehr zweifelhaft. Nach den neuſten Verſuchen von <hi rendition="#b">Cavendiſh</hi> aber koͤmmt die Roͤthung von einer dabey erzeugten Salpeterſaͤure her, <hi rendition="#b">ſ. Gas, phlogiſtiſirtes.</hi></p> <p>Die gemeine Luft verbindet ſich ſehr leicht mit dem <hi rendition="#b">Waſſer.</hi> Sie haͤlt nicht allein Waſſer in ſich aufgeloͤſet, <hi rendition="#b">ſ. Duͤnſte,</hi> ſondern es iſt auch in jedem Waſſer eine betraͤchtliche Menge Luft enthalten, welche unter der Luftpumpe, oder durchs Kochen, in Form von Blaſen herausgeht. Das<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [356/0362]
Folge nicht ſpecifiſch ſchwerer, vielmehr leichter, als die gemeine, gefunden wird, ſo kan man dieſe Urſache nicht annehmen. Prieſtley behauptete daher zuerſt, es werde durch die Verbindung mit dem Brennbaren die fixe Luft, welche den ſchwerſten Theil der gemeinen ausmacht, aus der letztern niedergeſchlagen. In der Folge aber, da er bemerkte, daß aͤhnliche Verminderungen auch bey ſolchen Luftgattungen erfolgten, welche nicht den geringſten Antheil von fixer Luft in ſich hielten, nahm er dieſe Verminderung fuͤr eine wirkliche Zuſammenziehung des Volumens an, deren Art und Weiſe er zu erklaͤren unvermoͤgend ſey (Exp. and Obſ. Vol. I. p. 267.).
Auch der elektriſche Funken ſoll die Luft phlogiſtiſiren, wenn man ihn zu wiederholtenmalen in eine Menge derſelben ſchlagen laͤßt. Prieſtley gebrauchte dazu eine Glasroͤhre, an deren Ende ein Drath angekuͤttet war, welcher als Axe ein wenig in die Roͤhre hineingieng, und am aͤußern Ende einen Knopf hatte. Er ſteckte das ofne Ende der Roͤhre in Lakmustinctur und brachte den Knopf gegen den Conductor einer Elektriſirmaſchine, ſo daß der Funken aus dem innern Ende des Draths durch die Luft in die Tinctur ſchlug. Er fand, daß durch wiederholte Funken binnen zwo Minuten die Luft vermindert und der obere Theil der Lakmustinctur roth gefaͤrbt ward. Fontana zeigte durch Verſuche, welche Cavallo (Ueber die Natur und Eigenſch. der Luft, S. 391.) anfuͤhrt, daß der Drath oder der Kuͤtt das Phlogiſton hergebe, weil das Phaͤnomen auſſenbleibt, wenn man Silberdrath ohne Kuͤtt in die Glasroͤhre einſchleift. Hiedurch wurden wenigſtens Prieſtleys Schluͤſſe, daß der elektriſche Funken ſelbſt Phlogiſton enthalte, ſehr zweifelhaft. Nach den neuſten Verſuchen von Cavendiſh aber koͤmmt die Roͤthung von einer dabey erzeugten Salpeterſaͤure her, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes.
Die gemeine Luft verbindet ſich ſehr leicht mit dem Waſſer. Sie haͤlt nicht allein Waſſer in ſich aufgeloͤſet, ſ. Duͤnſte, ſondern es iſt auch in jedem Waſſer eine betraͤchtliche Menge Luft enthalten, welche unter der Luftpumpe, oder durchs Kochen, in Form von Blaſen herausgeht. Das
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