Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Gas, atmosphärisches (Keir), gemeine Luft, atmosphärische Luft, Gas atmosphaericum, Aer atmosphaericus vulgaris, communis, Gas ventosum (Helmont). Gas atmospherique, Air commun, Air de l' atmosphere. Die unsichtbare, farbenlose, durchsichtige, compressible, schwere und elastische flüßige Materie, welche unsere Erdkugel, als Luftkreis, von allen Seiten her umgiebt. Die Einrichtung, welche ich bey Behandlung der Gasarten getroffen habe, macht, daß ich von dieser so wichtigen Flüßigkeit unter zween Artikeln, hier und bey dem Worte: Luft reden muß. Dort werde ich von ihren mechanischen Eigenschaften, hier aber von ihrer chymischen Untersuchung und ihren Verhältnissen gegen die übrigen Gasarten handeln. Dort wird also auch der Ort seyn, die Beweise ihres Daseyns und ihrer vornehmsten Eigenschaften anzuführen, die ich hier als erwiesen voraussetzen muß. Diese die Erde umgebende Materie ist in ihrem gewöhnlichen Zustande mit unzählbaren fremden Substanzen verbunden. Sie hält Wasser in sich aufgelöset, s. Dünste, und verbindet sich mittelst desselben mit Salzen; sie ist an manchen Orten mit Schwefel, faulen Ausflüssen, u. dgl. imprägnirt, auch schweben häufige erdichte Theilchen in ihr. Wenn man endlich auch alle diese fremden Substanzen von ihr trennet, so ist doch der zurückbleibende luftige Stoff selbst noch zusammengesetzt, und keinesweges, wie man ehedem glaubte, eine einfache elementarische Substanz. Bey der großen Menge von entzündlichen, wenigstens phlogistisirten Körpern, bey der Verbreitung des brennbaren Wesens durch alle Reiche der Natur, bey den vielen Entwicklungen des Phlogistons, welche täglich auf der Erde vorgehen, und bey der auflößenden Kraft der Luft auf so viele verflüchtigte Stoffe, fällt es von selbst in die Augen, daß die Luft der Atmosphäre mit Phlogiston verbunden seyn müsse. Man wird bey den Worten: Athmen und Verbrennung finden, daß die gemeine Luft diese beyden Operationen nur in sofern befördert, als sie fähig ist, das durch dieselben so häufig entwickelte Brennbare in sich aufzunehmen. Gas, atmoſphaͤriſches (Keir), gemeine Luft, atmoſphaͤriſche Luft, Gas atmoſphaericum, Aër atmoſphaericus vulgaris, communis, Gas ventoſum (Helmont). Gas atmoſphérique, Air commun, Air de l' atmoſphère. Die unſichtbare, farbenloſe, durchſichtige, compreſſible, ſchwere und elaſtiſche fluͤßige Materie, welche unſere Erdkugel, als Luftkreis, von allen Seiten her umgiebt. Die Einrichtung, welche ich bey Behandlung der Gasarten getroffen habe, macht, daß ich von dieſer ſo wichtigen Fluͤßigkeit unter zween Artikeln, hier und bey dem Worte: Luft reden muß. Dort werde ich von ihren mechaniſchen Eigenſchaften, hier aber von ihrer chymiſchen Unterſuchung und ihren Verhaͤltniſſen gegen die uͤbrigen Gasarten handeln. Dort wird alſo auch der Ort ſeyn, die Beweiſe ihres Daſeyns und ihrer vornehmſten Eigenſchaften anzufuͤhren, die ich hier als erwieſen vorausſetzen muß. Dieſe die Erde umgebende Materie iſt in ihrem gewoͤhnlichen Zuſtande mit unzaͤhlbaren fremden Subſtanzen verbunden. Sie haͤlt Waſſer in ſich aufgeloͤſet, ſ. Duͤnſte, und verbindet ſich mittelſt deſſelben mit Salzen; ſie iſt an manchen Orten mit Schwefel, faulen Ausfluͤſſen, u. dgl. impraͤgnirt, auch ſchweben haͤufige erdichte Theilchen in ihr. Wenn man endlich auch alle dieſe fremden Subſtanzen von ihr trennet, ſo iſt doch der zuruͤckbleibende luftige Stoff ſelbſt noch zuſammengeſetzt, und keinesweges, wie man ehedem glaubte, eine einfache elementariſche Subſtanz. Bey der großen Menge von entzuͤndlichen, wenigſtens phlogiſtiſirten Koͤrpern, bey der Verbreitung des brennbaren Weſens durch alle Reiche der Natur, bey den vielen Entwicklungen des Phlogiſtons, welche taͤglich auf der Erde vorgehen, und bey der aufloͤßenden Kraft der Luft auf ſo viele verfluͤchtigte Stoffe, faͤllt es von ſelbſt in die Augen, daß die Luft der Atmoſphaͤre mit Phlogiſton verbunden ſeyn muͤſſe. Man wird bey den Worten: Athmen und Verbrennung finden, daß die gemeine Luft dieſe beyden Operationen nur in ſofern befoͤrdert, als ſie faͤhig iſt, das durch dieſelben ſo haͤufig entwickelte Brennbare in ſich aufzunehmen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0359" xml:id="P.2.353" n="353"/><lb/> </p> </div> <div n="2"> <head>Gas, atmoſphaͤriſches</head><lb/> <p>(<hi rendition="#b">Keir</hi>)<hi rendition="#b">, gemeine Luft, atmoſphaͤriſche Luft,</hi> <hi rendition="#aq">Gas atmoſphaericum, Aër atmoſphaericus vulgaris, communis, Gas ventoſum (<hi rendition="#i">Helmont). Gas atmoſphérique, Air commun, Air de l' atmoſphère.</hi></hi> Die unſichtbare, farbenloſe, durchſichtige, compreſſible, ſchwere und elaſtiſche fluͤßige Materie, welche unſere Erdkugel, als Luftkreis, von allen Seiten her umgiebt. 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Gas, atmoſphaͤriſches
(Keir), gemeine Luft, atmoſphaͤriſche Luft, Gas atmoſphaericum, Aër atmoſphaericus vulgaris, communis, Gas ventoſum (Helmont). Gas atmoſphérique, Air commun, Air de l' atmoſphère. Die unſichtbare, farbenloſe, durchſichtige, compreſſible, ſchwere und elaſtiſche fluͤßige Materie, welche unſere Erdkugel, als Luftkreis, von allen Seiten her umgiebt. Die Einrichtung, welche ich bey Behandlung der Gasarten getroffen habe, macht, daß ich von dieſer ſo wichtigen Fluͤßigkeit unter zween Artikeln, hier und bey dem Worte: Luft reden muß. Dort werde ich von ihren mechaniſchen Eigenſchaften, hier aber von ihrer chymiſchen Unterſuchung und ihren Verhaͤltniſſen gegen die uͤbrigen Gasarten handeln. Dort wird alſo auch der Ort ſeyn, die Beweiſe ihres Daſeyns und ihrer vornehmſten Eigenſchaften anzufuͤhren, die ich hier als erwieſen vorausſetzen muß.
Dieſe die Erde umgebende Materie iſt in ihrem gewoͤhnlichen Zuſtande mit unzaͤhlbaren fremden Subſtanzen verbunden. Sie haͤlt Waſſer in ſich aufgeloͤſet, ſ. Duͤnſte, und verbindet ſich mittelſt deſſelben mit Salzen; ſie iſt an manchen Orten mit Schwefel, faulen Ausfluͤſſen, u. dgl. impraͤgnirt, auch ſchweben haͤufige erdichte Theilchen in ihr. Wenn man endlich auch alle dieſe fremden Subſtanzen von ihr trennet, ſo iſt doch der zuruͤckbleibende luftige Stoff ſelbſt noch zuſammengeſetzt, und keinesweges, wie man ehedem glaubte, eine einfache elementariſche Subſtanz.
Bey der großen Menge von entzuͤndlichen, wenigſtens phlogiſtiſirten Koͤrpern, bey der Verbreitung des brennbaren Weſens durch alle Reiche der Natur, bey den vielen Entwicklungen des Phlogiſtons, welche taͤglich auf der Erde vorgehen, und bey der aufloͤßenden Kraft der Luft auf ſo viele verfluͤchtigte Stoffe, faͤllt es von ſelbſt in die Augen, daß die Luft der Atmoſphaͤre mit Phlogiſton verbunden ſeyn muͤſſe. Man wird bey den Worten: Athmen und Verbrennung finden, daß die gemeine Luft dieſe beyden Operationen nur in ſofern befoͤrdert, als ſie faͤhig iſt, das durch dieſelben ſo haͤufig entwickelte Brennbare in ſich aufzunehmen.
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