Verdichtung mittelst der Kälte von den Dämpfen und Dünsten, welche die Kälte in fester oder tropfbarer Gestalt niederschlägt, durch die Möglichkeit der Einsperrung endlich von Materien, wie der Feuerstoff, das Licht, die elektrische, magnetische u. s. w., die sich nicht in Gefäße einschließen lassen. Nach dieser Bestimmung gehört unsere atmosphärische Luft, so wie die dephlogistisirte, ebenfalls unter die Gasarten. Ich weiß wohl, daß viele angesehene Chymiker die respirablen Luftarten davon unterscheiden, und den Namen Gas blos denen Gattungen beylegen, die sich nicht athmen lassen; es schien mir aber hier vorzüglich bequem, nach Macquer's Beyspiele, die chymischen Eigenschaften aller luftförmigen Stoffe unter dem Artikel: Gas zusammen zu stellen, so wie die Behandlung ihrer mechanischen Eigenschaften bey dem Worte: Luft den schicklichsten Platz finden wird.
Der Name Gas, welchen van Helmont zuerst gebraucht hat, soll nach Einigen aus dem Hebräischen entlehnt seyn, und eine Unreinigkeit anzeigen, die sich aus dem Körper scheidet. Andere leiten ihn von Geist; Junker aber (Consp. Chem. Tab. XIV. §. 14.) von dem deutschen Gäscht her, welches einen Schaum oder Ausbruch der Luft aus einem Körper bedeutet. Diese Ableitung ist wohl die wahrscheinlichste; und das Wort läßt sich, weil es keine ihm eigne Bedeutung hat, bequemer als andere, zur Bezeichnung der luftförmigen Stoffe überhaupt gebrauchen.
Paracelsus belegte die elastische Materie, welche bey der Gährung und dem Aufbrausen aus den Körpern geht, mit dem Namen eines wilden Geistes(Spiritus silvestris).
Van Helmont(Complexionum atque mixtionum elementarium figmentum, Num. 14. in Opp. omn. Frf. 1707. 4. p. 102.) unterschied schon verschiedne Arten dieser Materien mit den Namen Gas silvestre flammeum, ventosum, pingue u. s. f., und bemerkte mit Recht, daß dieses Gas, in welches sich manche Körper gänzlich auflösen lassen, in ihnen nicht in seiner elastischen Gestalt, sondern in einer concreten und coagulirten Form (spiritus concretus et corporis more coagulatus) vorhanden sey. Er
Verdichtung mittelſt der Kaͤlte von den Daͤmpfen und Duͤnſten, welche die Kaͤlte in feſter oder tropfbarer Geſtalt niederſchlaͤgt, durch die Moͤglichkeit der Einſperrung endlich von Materien, wie der Feuerſtoff, das Licht, die elektriſche, magnetiſche u. ſ. w., die ſich nicht in Gefaͤße einſchließen laſſen. Nach dieſer Beſtimmung gehoͤrt unſere atmoſphaͤriſche Luft, ſo wie die dephlogiſtiſirte, ebenfalls unter die Gasarten. Ich weiß wohl, daß viele angeſehene Chymiker die reſpirablen Luftarten davon unterſcheiden, und den Namen Gas blos denen Gattungen beylegen, die ſich nicht athmen laſſen; es ſchien mir aber hier vorzuͤglich bequem, nach Macquer's Beyſpiele, die chymiſchen Eigenſchaften aller luftfoͤrmigen Stoffe unter dem Artikel: Gas zuſammen zu ſtellen, ſo wie die Behandlung ihrer mechaniſchen Eigenſchaften bey dem Worte: Luft den ſchicklichſten Platz finden wird.
Der Name Gas, welchen van Helmont zuerſt gebraucht hat, ſoll nach Einigen aus dem Hebraͤiſchen entlehnt ſeyn, und eine Unreinigkeit anzeigen, die ſich aus dem Koͤrper ſcheidet. Andere leiten ihn von Geiſt; Junker aber (Conſp. Chem. Tab. XIV. §. 14.) von dem deutſchen Gaͤſcht her, welches einen Schaum oder Ausbruch der Luft aus einem Koͤrper bedeutet. Dieſe Ableitung iſt wohl die wahrſcheinlichſte; und das Wort laͤßt ſich, weil es keine ihm eigne Bedeutung hat, bequemer als andere, zur Bezeichnung der luftfoͤrmigen Stoffe uͤberhaupt gebrauchen.
Paracelſus belegte die elaſtiſche Materie, welche bey der Gaͤhrung und dem Aufbrauſen aus den Koͤrpern geht, mit dem Namen eines wilden Geiſtes(Spiritus ſilveſtris).
Van Helmont(Complexionum atque mixtionum elementarium figmentum, Num. 14. in Opp. omn. Frf. 1707. 4. p. 102.) unterſchied ſchon verſchiedne Arten dieſer Materien mit den Namen Gas ſilveſtre flammeum, ventoſum, pingue u. ſ. f., und bemerkte mit Recht, daß dieſes Gas, in welches ſich manche Koͤrper gaͤnzlich aufloͤſen laſſen, in ihnen nicht in ſeiner elaſtiſchen Geſtalt, ſondern in einer concreten und coagulirten Form (ſpiritus concretus et corporis more coagulatus) vorhanden ſey. Er
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0353"xml:id="P.2.347"n="347"/><lb/>
Verdichtung mittelſt der Kaͤlte von den <hirendition="#b">Daͤmpfen</hi> und <hirendition="#b">Duͤnſten,</hi> welche die Kaͤlte in feſter oder tropfbarer Geſtalt niederſchlaͤgt, durch die Moͤglichkeit der Einſperrung endlich von Materien, wie der <hirendition="#b">Feuerſtoff,</hi> das <hirendition="#b">Licht,</hi> die <hirendition="#b">elektriſche, magnetiſche</hi> u. ſ. w., die ſich nicht in Gefaͤße einſchließen laſſen. Nach dieſer Beſtimmung gehoͤrt unſere atmoſphaͤriſche Luft, ſo wie die dephlogiſtiſirte, ebenfalls unter die Gasarten. Ich weiß wohl, daß viele angeſehene Chymiker die reſpirablen Luftarten davon unterſcheiden, und den Namen <hirendition="#b">Gas</hi> blos denen Gattungen beylegen, die ſich nicht athmen laſſen; es ſchien mir aber hier vorzuͤglich bequem, nach <hirendition="#b">Macquer's</hi> Beyſpiele, die chymiſchen Eigenſchaften <hirendition="#b">aller</hi> luftfoͤrmigen Stoffe unter dem Artikel: <hirendition="#b">Gas</hi> zuſammen zu ſtellen, ſo wie die Behandlung ihrer mechaniſchen Eigenſchaften bey dem Worte: <hirendition="#b">Luft</hi> den ſchicklichſten Platz finden wird.</p><p>Der Name <hirendition="#b">Gas,</hi> welchen <hirendition="#b">van Helmont</hi> zuerſt gebraucht hat, ſoll nach Einigen aus dem Hebraͤiſchen entlehnt ſeyn, und eine Unreinigkeit anzeigen, die ſich aus dem Koͤrper ſcheidet. Andere leiten ihn von <hirendition="#b">Geiſt; Junker</hi> aber <hirendition="#aq">(Conſp. Chem. Tab. XIV. §. 14.)</hi> von dem deutſchen <hirendition="#b">Gaͤſcht</hi> her, welches einen Schaum oder Ausbruch der Luft aus einem Koͤrper bedeutet. Dieſe Ableitung iſt wohl die wahrſcheinlichſte; und das Wort laͤßt ſich, weil es keine ihm eigne Bedeutung hat, bequemer als andere, zur Bezeichnung der luftfoͤrmigen Stoffe uͤberhaupt gebrauchen.</p><p><hirendition="#b">Paracelſus</hi> belegte die elaſtiſche Materie, welche bey der Gaͤhrung und dem Aufbrauſen aus den Koͤrpern geht, mit dem Namen eines <hirendition="#b">wilden Geiſtes</hi><hirendition="#aq">(Spiritus ſilveſtris).</hi></p><p><hirendition="#b">Van Helmont</hi><hirendition="#aq">(Complexionum atque mixtionum elementarium figmentum, Num. 14. in Opp. omn. Frf. 1707. 4. p. 102.)</hi> unterſchied ſchon verſchiedne Arten dieſer Materien mit den Namen <hirendition="#aq">Gas ſilveſtre flammeum, ventoſum, pingue</hi> u. ſ. f., und bemerkte mit Recht, daß dieſes Gas, in welches ſich manche Koͤrper gaͤnzlich aufloͤſen laſſen, in ihnen nicht in ſeiner elaſtiſchen Geſtalt, ſondern in einer concreten und coagulirten Form <hirendition="#aq">(ſpiritus concretus et corporis more coagulatus)</hi> vorhanden ſey. Er<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[347/0353]
Verdichtung mittelſt der Kaͤlte von den Daͤmpfen und Duͤnſten, welche die Kaͤlte in feſter oder tropfbarer Geſtalt niederſchlaͤgt, durch die Moͤglichkeit der Einſperrung endlich von Materien, wie der Feuerſtoff, das Licht, die elektriſche, magnetiſche u. ſ. w., die ſich nicht in Gefaͤße einſchließen laſſen. Nach dieſer Beſtimmung gehoͤrt unſere atmoſphaͤriſche Luft, ſo wie die dephlogiſtiſirte, ebenfalls unter die Gasarten. Ich weiß wohl, daß viele angeſehene Chymiker die reſpirablen Luftarten davon unterſcheiden, und den Namen Gas blos denen Gattungen beylegen, die ſich nicht athmen laſſen; es ſchien mir aber hier vorzuͤglich bequem, nach Macquer's Beyſpiele, die chymiſchen Eigenſchaften aller luftfoͤrmigen Stoffe unter dem Artikel: Gas zuſammen zu ſtellen, ſo wie die Behandlung ihrer mechaniſchen Eigenſchaften bey dem Worte: Luft den ſchicklichſten Platz finden wird.
Der Name Gas, welchen van Helmont zuerſt gebraucht hat, ſoll nach Einigen aus dem Hebraͤiſchen entlehnt ſeyn, und eine Unreinigkeit anzeigen, die ſich aus dem Koͤrper ſcheidet. Andere leiten ihn von Geiſt; Junker aber (Conſp. Chem. Tab. XIV. §. 14.) von dem deutſchen Gaͤſcht her, welches einen Schaum oder Ausbruch der Luft aus einem Koͤrper bedeutet. Dieſe Ableitung iſt wohl die wahrſcheinlichſte; und das Wort laͤßt ſich, weil es keine ihm eigne Bedeutung hat, bequemer als andere, zur Bezeichnung der luftfoͤrmigen Stoffe uͤberhaupt gebrauchen.
Paracelſus belegte die elaſtiſche Materie, welche bey der Gaͤhrung und dem Aufbrauſen aus den Koͤrpern geht, mit dem Namen eines wilden Geiſtes (Spiritus ſilveſtris).
Van Helmont (Complexionum atque mixtionum elementarium figmentum, Num. 14. in Opp. omn. Frf. 1707. 4. p. 102.) unterſchied ſchon verſchiedne Arten dieſer Materien mit den Namen Gas ſilveſtre flammeum, ventoſum, pingue u. ſ. f., und bemerkte mit Recht, daß dieſes Gas, in welches ſich manche Koͤrper gaͤnzlich aufloͤſen laſſen, in ihnen nicht in ſeiner elaſtiſchen Geſtalt, ſondern in einer concreten und coagulirten Form (ſpiritus concretus et corporis more coagulatus) vorhanden ſey. Er
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/353>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.