auch blos die größern schiffbaren Flüsse, ohne Rücksicht auf ihre Geschwindigkeit, verstanden werden. In der französtschen Sprache sind Fleuves (flumina) die schiffbaren oder auch unmittelbar ins Meer laufenden; Rivieres (amnes), die keine Schiffe tragen oder sich in andere Flüsse ergießen.
Das fließende Wasser hat seinen ersten Ursprung aus den Quellen, s. Quellen. Die meisten und größten Flüsse kommen daher aus den Gebirgen herab, wo es mehr regnet, wo mehr Schnee schmelzt und die Wolken stärker angezogen und verdichtet werden. Dennoch entspringen auch einige Flüsse aus Seen, wie der Don, der Amazonenfluß, der Missisippi, Sr Lorenzfluß u. a. m.
Der Weg, den sie nehmen, richtet sich nach dem Abhange der Erdfläche, so daß ihre Oberfläche, wenn sie ruhig wäre, eine schiefe Ebne seyn würde. Da die niedrigen Stellen der Erdfläche nicht in geraden Linien fortgehen, so machen die Flüsse viele Krümmungen, gemeiniglich desto mehr, je näher sie dem Meere kommen. Die meisten gehen nach Osten oder Westen, nur wenige nach Norden oder Süden. Sie werden beym Fortgange immer breiter, und ergießen sich insgemein durch mehrere Mündungen ins Meer.
Es giebt Flüsse, die sich unter der Erde verlieren und hernach wieder ausbrechen. Davon findet man viel Fabeln bey den Alten (z. B. Ovid. Metam. XV. v. 273. sqq.).Plinius(H. N. II. 103. V, 9.) erzählt, der Alpheus in Arkadien gehe unter dem Meere fort, bis zur Quelle Arerhusa in Sicilien; was man in den Fluß werfe, komme in der Quelle wieder hervor, wovon Strabo(Geogr. L. VI.) schon das Ungereimte bemerkt. Von der Rhone ist bekannt, daß sie sich zwischen Genf und Lion auf 1/8 Meile weit verliert; genauere Untersuchungen haben gelehrt, daß sie von herabgefallenem Schutt der Gebirge verborgen wird. Eben diese Bewandniß mag es wohl mit der Guadiana in Spanien, und mit einigen Flüssen in der Normandie und Lothringen haben. Andere, z. B. ein Arm des Rheins in Holland, und viele in Afrika, verlieren sich im Sande. Einige kleine Bäche fallen wirklich in Spalten oder Höhlen,
auch blos die groͤßern ſchiffbaren Fluͤſſe, ohne Ruͤckſicht auf ihre Geſchwindigkeit, verſtanden werden. In der franzoͤſtſchen Sprache ſind Fleuves (flumina) die ſchiffbaren oder auch unmittelbar ins Meer laufenden; Rivieres (amnes), die keine Schiffe tragen oder ſich in andere Fluͤſſe ergießen.
Das fließende Waſſer hat ſeinen erſten Urſprung aus den Quellen, ſ. Quellen. Die meiſten und groͤßten Fluͤſſe kommen daher aus den Gebirgen herab, wo es mehr regnet, wo mehr Schnee ſchmelzt und die Wolken ſtaͤrker angezogen und verdichtet werden. Dennoch entſpringen auch einige Fluͤſſe aus Seen, wie der Don, der Amazonenfluß, der Miſſiſippi, Sr Lorenzfluß u. a. m.
Der Weg, den ſie nehmen, richtet ſich nach dem Abhange der Erdflaͤche, ſo daß ihre Oberflaͤche, wenn ſie ruhig waͤre, eine ſchiefe Ebne ſeyn wuͤrde. Da die niedrigen Stellen der Erdflaͤche nicht in geraden Linien fortgehen, ſo machen die Fluͤſſe viele Kruͤmmungen, gemeiniglich deſto mehr, je naͤher ſie dem Meere kommen. Die meiſten gehen nach Oſten oder Weſten, nur wenige nach Norden oder Suͤden. Sie werden beym Fortgange immer breiter, und ergießen ſich insgemein durch mehrere Muͤndungen ins Meer.
Es giebt Fluͤſſe, die ſich unter der Erde verlieren und hernach wieder ausbrechen. Davon findet man viel Fabeln bey den Alten (z. B. Ovid. Metam. XV. v. 273. ſqq.).Plinius(H. N. II. 103. V, 9.) erzaͤhlt, der Alpheus in Arkadien gehe unter dem Meere fort, bis zur Quelle Arerhuſa in Sicilien; was man in den Fluß werfe, komme in der Quelle wieder hervor, wovon Strabo(Geogr. L. VI.) ſchon das Ungereimte bemerkt. Von der Rhone iſt bekannt, daß ſie ſich zwiſchen Genf und Lion auf 1/8 Meile weit verliert; genauere Unterſuchungen haben gelehrt, daß ſie von herabgefallenem Schutt der Gebirge verborgen wird. Eben dieſe Bewandniß mag es wohl mit der Guadiana in Spanien, und mit einigen Fluͤſſen in der Normandie und Lothringen haben. Andere, z. B. ein Arm des Rheins in Holland, und viele in Afrika, verlieren ſich im Sande. Einige kleine Baͤche fallen wirklich in Spalten oder Hoͤhlen,
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auch blos die groͤßern ſchiffbaren Fluͤſſe, ohne Ruͤckſicht auf ihre Geſchwindigkeit, verſtanden werden. In der franzoͤſtſchen Sprache ſind Fleuves (flumina) die ſchiffbaren oder auch unmittelbar ins Meer laufenden; Rivieres (amnes), die keine Schiffe tragen oder ſich in andere Fluͤſſe ergießen.
Das fließende Waſſer hat ſeinen erſten Urſprung aus den Quellen, ſ. Quellen. Die meiſten und groͤßten Fluͤſſe kommen daher aus den Gebirgen herab, wo es mehr regnet, wo mehr Schnee ſchmelzt und die Wolken ſtaͤrker angezogen und verdichtet werden. Dennoch entſpringen auch einige Fluͤſſe aus Seen, wie der Don, der Amazonenfluß, der Miſſiſippi, Sr Lorenzfluß u. a. m.
Der Weg, den ſie nehmen, richtet ſich nach dem Abhange der Erdflaͤche, ſo daß ihre Oberflaͤche, wenn ſie ruhig waͤre, eine ſchiefe Ebne ſeyn wuͤrde. Da die niedrigen Stellen der Erdflaͤche nicht in geraden Linien fortgehen, ſo machen die Fluͤſſe viele Kruͤmmungen, gemeiniglich deſto mehr, je naͤher ſie dem Meere kommen. Die meiſten gehen nach Oſten oder Weſten, nur wenige nach Norden oder Suͤden. Sie werden beym Fortgange immer breiter, und ergießen ſich insgemein durch mehrere Muͤndungen ins Meer.
Es giebt Fluͤſſe, die ſich unter der Erde verlieren und hernach wieder ausbrechen. Davon findet man viel Fabeln bey den Alten (z. B. Ovid. Metam. XV. v. 273. ſqq.). Plinius (H. N. II. 103. V, 9.) erzaͤhlt, der Alpheus in Arkadien gehe unter dem Meere fort, bis zur Quelle Arerhuſa in Sicilien; was man in den Fluß werfe, komme in der Quelle wieder hervor, wovon Strabo (Geogr. L. VI.) ſchon das Ungereimte bemerkt. Von der Rhone iſt bekannt, daß ſie ſich zwiſchen Genf und Lion auf 1/8 Meile weit verliert; genauere Unterſuchungen haben gelehrt, daß ſie von herabgefallenem Schutt der Gebirge verborgen wird. Eben dieſe Bewandniß mag es wohl mit der Guadiana in Spanien, und mit einigen Fluͤſſen in der Normandie und Lothringen haben. Andere, z. B. ein Arm des Rheins in Holland, und viele in Afrika, verlieren ſich im Sande. Einige kleine Baͤche fallen wirklich in Spalten oder Hoͤhlen,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/324>, abgerufen am 16.02.2025.
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