Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Hiedurch sind die neuern Erklärungen der leidner Flasche sehr einfach und leicht geworden, besonders so, wie sie Herr Lichtenberg in seiner Ausgabe der Erxlebenschen Anfangsgründe der Naturlehre mit Bezeichnung der positiven El<*>tricität durch + E und der negativen durch--E vorgetragen hat. Sie lassen sich mit beyden Hypothesen, der franklinschen sowohl, als der symmerschen von zwoen Materien, vereinigen, und leiten blos die Erscheinungen aus unbezweifelt erwiesenen Gesetzen der Elektricität ab. Neuere von Volta, Cavallo, Henly, Nairne, Lord Mahon, Sigaud de la Fond u. a. gemachte Versuche mit Ladungsflaschen oder Verbesserungen des dazu gehörigen Apparats können hier nicht umständlich erzählt werden, sind auch zum Theil in den die Elektricität betrefsenden Artikeln dieses Wörterbuchs angeführt worden. Theorien der leidner Flasche. Die unerwartete Entdeckung des leidner Versuchs setzte die Naturforscher in nicht geringe Verlegenheit. Sie zeigte die Nichtigkeit aller vorherigen Theorien der Elektricität, und stellte eine Erscheinung dar, die kein Physiker vermögend einer Theorie hätte voraussehen können. Inzwischen versuchte Noller sogleich (Mem. de l' acad. roy. des Sc. ann. 1746. p. 1. sq.), seine Hypothese der gleichzeitigen Aus - und Zuflüsse (man s. den ersten Theil dieses Wörterbuchs, S. 756.) darauf anzuwenden. Er erklärt demnach die Erschütterung aus dem heftigen und doppelten
Hiedurch ſind die neuern Erklaͤrungen der leidner Flaſche ſehr einfach und leicht geworden, beſonders ſo, wie ſie Herr Lichtenberg in ſeiner Ausgabe der Erxlebenſchen Anfangsgruͤnde der Naturlehre mit Bezeichnung der poſitiven El<*>tricitaͤt durch + E und der negativen durch—E vorgetragen hat. Sie laſſen ſich mit beyden Hypotheſen, der franklinſchen ſowohl, als der ſymmerſchen von zwoen Materien, vereinigen, und leiten blos die Erſcheinungen aus unbezweifelt erwieſenen Geſetzen der Elektricitaͤt ab. Neuere von Volta, Cavallo, Henly, Nairne, Lord Mahon, Sigaud de la Fond u. a. gemachte Verſuche mit Ladungsflaſchen oder Verbeſſerungen des dazu gehoͤrigen Apparats koͤnnen hier nicht umſtaͤndlich erzaͤhlt werden, ſind auch zum Theil in den die Elektricitaͤt betrefſenden Artikeln dieſes Woͤrterbuchs angefuͤhrt worden. Theorien der leidner Flaſche. Die unerwartete Entdeckung des leidner Verſuchs ſetzte die Naturforſcher in nicht geringe Verlegenheit. Sie zeigte die Nichtigkeit aller vorherigen Theorien der Elektricitaͤt, und ſtellte eine Erſcheinung dar, die kein Phyſiker vermoͤgend einer Theorie haͤtte vorausſehen koͤnnen. Inzwiſchen verſuchte Noller ſogleich (Mém. de l' acad. roy. des Sc. ann. 1746. p. 1. ſq.), ſeine Hypotheſe der gleichzeitigen Aus - und Zufluͤſſe (man ſ. den erſten Theil dieſes Woͤrterbuchs, S. 756.) darauf anzuwenden. Er erklaͤrt demnach die Erſchuͤtterung aus dem heftigen und doppelten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0311" xml:id="P.2.305" n="305"/><lb/> er den Zuſtand eines andern, der in ſeinen Wirkungskreis koͤmmt, veraͤndert, dadurch auch <hi rendition="#b">ſelbſt</hi> eine Veraͤnderung leidet, und darinn ſo lange beharret, bis der andere Koͤrper aus ſeinem Wirkungskreiſe entfernt wird. Dies iſt das eigne Geſetz ſeiner Theorie, welche er in einer eignen Abhandlung <hi rendition="#aq">(Philoſ. Transact. 1782.)</hi> umſtaͤndlich aus einander geſetzt hat. Aber ſchon ſeine fruͤhern Schriften haben die neuern Phyſiker veranlaſſet, mehr darauf Acht zu geben, daß beyde entgegengeſetzte Elektricitaͤten bey ihren Wirkungen ſich <hi rendition="#b">wechſelſeitig binden.</hi></p> <p>Hiedurch ſind die neuern Erklaͤrungen der leidner Flaſche ſehr einfach und leicht geworden, beſonders ſo, wie ſie Herr <hi rendition="#b">Lichtenberg</hi> in ſeiner Ausgabe der Erxlebenſchen Anfangsgruͤnde der Naturlehre mit Bezeichnung der poſitiven El<*>tricitaͤt durch <hi rendition="#aq">+ E</hi> und der negativen durch<hi rendition="#aq">—E</hi> vorgetragen hat. Sie laſſen ſich mit beyden Hypotheſen, der franklinſchen ſowohl, als der ſymmerſchen von zwoen Materien, vereinigen, und leiten blos die Erſcheinungen aus unbezweifelt erwieſenen Geſetzen der Elektricitaͤt ab.</p> <p>Neuere von <hi rendition="#b">Volta, Cavallo, Henly, Nairne, Lord Mahon, Sigaud de la Fond</hi> u. a. gemachte Verſuche mit Ladungsflaſchen oder Verbeſſerungen des dazu gehoͤrigen Apparats koͤnnen hier nicht umſtaͤndlich erzaͤhlt werden, ſind auch zum Theil in den die Elektricitaͤt betrefſenden Artikeln dieſes Woͤrterbuchs angefuͤhrt worden. <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Theorien der leidner Flaſche.</hi></hi></p> <p>Die unerwartete Entdeckung des leidner Verſuchs ſetzte die Naturforſcher in nicht geringe Verlegenheit. Sie zeigte die Nichtigkeit aller vorherigen Theorien der Elektricitaͤt, und ſtellte eine Erſcheinung dar, die kein Phyſiker vermoͤgend einer Theorie haͤtte vorausſehen koͤnnen.</p> <p>Inzwiſchen verſuchte <hi rendition="#b">Noller</hi> ſogleich <hi rendition="#aq">(Mém. de l' acad. roy. des Sc. ann. 1746. p. 1. ſq.),</hi> ſeine Hypotheſe der gleichzeitigen Aus - und Zufluͤſſe (man ſ. den erſten Theil dieſes Woͤrterbuchs, S. 756.) darauf anzuwenden. Er erklaͤrt demnach die Erſchuͤtterung aus dem heftigen und doppelten<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [305/0311]
er den Zuſtand eines andern, der in ſeinen Wirkungskreis koͤmmt, veraͤndert, dadurch auch ſelbſt eine Veraͤnderung leidet, und darinn ſo lange beharret, bis der andere Koͤrper aus ſeinem Wirkungskreiſe entfernt wird. Dies iſt das eigne Geſetz ſeiner Theorie, welche er in einer eignen Abhandlung (Philoſ. Transact. 1782.) umſtaͤndlich aus einander geſetzt hat. Aber ſchon ſeine fruͤhern Schriften haben die neuern Phyſiker veranlaſſet, mehr darauf Acht zu geben, daß beyde entgegengeſetzte Elektricitaͤten bey ihren Wirkungen ſich wechſelſeitig binden.
Hiedurch ſind die neuern Erklaͤrungen der leidner Flaſche ſehr einfach und leicht geworden, beſonders ſo, wie ſie Herr Lichtenberg in ſeiner Ausgabe der Erxlebenſchen Anfangsgruͤnde der Naturlehre mit Bezeichnung der poſitiven El<*>tricitaͤt durch + E und der negativen durch—E vorgetragen hat. Sie laſſen ſich mit beyden Hypotheſen, der franklinſchen ſowohl, als der ſymmerſchen von zwoen Materien, vereinigen, und leiten blos die Erſcheinungen aus unbezweifelt erwieſenen Geſetzen der Elektricitaͤt ab.
Neuere von Volta, Cavallo, Henly, Nairne, Lord Mahon, Sigaud de la Fond u. a. gemachte Verſuche mit Ladungsflaſchen oder Verbeſſerungen des dazu gehoͤrigen Apparats koͤnnen hier nicht umſtaͤndlich erzaͤhlt werden, ſind auch zum Theil in den die Elektricitaͤt betrefſenden Artikeln dieſes Woͤrterbuchs angefuͤhrt worden. Theorien der leidner Flaſche.
Die unerwartete Entdeckung des leidner Verſuchs ſetzte die Naturforſcher in nicht geringe Verlegenheit. Sie zeigte die Nichtigkeit aller vorherigen Theorien der Elektricitaͤt, und ſtellte eine Erſcheinung dar, die kein Phyſiker vermoͤgend einer Theorie haͤtte vorausſehen koͤnnen.
Inzwiſchen verſuchte Noller ſogleich (Mém. de l' acad. roy. des Sc. ann. 1746. p. 1. ſq.), ſeine Hypotheſe der gleichzeitigen Aus - und Zufluͤſſe (man ſ. den erſten Theil dieſes Woͤrterbuchs, S. 756.) darauf anzuwenden. Er erklaͤrt demnach die Erſchuͤtterung aus dem heftigen und doppelten
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