"über 60 Schritte weit im Zimmer herumgehen. Wird "währendem Elektrisiren der Finger oder ein Stück Geld "an den Nagel gehalten, so ist der herausfahrende Schlag "so stark, daß Arme und Achseln davon erschüttert werden. "Eine isolirte Röhre läßt sich dadurch weit stärker elektrisi"ren, als unmittelbar durch die Kugel. Wird ein Con"ductor elektrisirt, der im Gläschen befindliche Nagel dar"an gehalten, und mit Elektrisiren fortgefahren, so sollte "man kaum glauben, in welche Stärke die Elektricität ge"setzt werde. Ist das Gläschen niedrig, daß sich die Fin"ger in der gehörigen Weite befinden, so schlägt der Fun"ken von selbst aus dem Nagel auf den Finger zu. Dünn"hälsige Gläser sind ein paarmal durch den heftigen Schlag "zersprengt worden u. s. w." Man sieht, daß hiebey das Glas wirklich geladen war, wobey das hineingegoßne Quecksilber die innere, die darum gelegte Hand aber die äußere Belegung ausmachte. Man bemühete sich in Danzig, den Versuch nachzuahmen, und Gralath war der Erste, dem er gelang, jedoch erst nach erhaltener ausführlicher Anweisung des Herrn von Kleist, welche 1747 (Abhandlung. der naturforschenden Gesellsch. in Danzig. Th. I. 1747. 4. S. 512.) öffentlich bekannt gemacht wurde.
Zu Anfang des Jahres 1746 schrieb Musschenbroek aus Leiden an Reaumür, er sey auf einen schrecklichen Versuch gerathen, mit einer Erschütterung, der er sich nicht für die Krone Frankreichs zum Zweytenmal aussetzen möchte: Allamand, ebenfalls Professor in Leiden, wiederholte dieses in einem Briefe an Nollet, und im Februar auch in einem eignen Aufsatze (Mem. de l' acad. des Sc. 1746. p. 2.).
Der Abt Nollet nannte daher die Entdeckung den leidner Versuch, welchen Namen sie auch behalten hat, ob sie gleich weit richtiger der kleistische Versuch heißt.
Man fieng in Frankreich an, Musschenbroek für den Erfinder zu halten, als Allamand noch im Jahre 1746 sowohl an Nollet, als an Gralath meldete, die erste Entdeckung gehöre eigentlich einem angesehenen Privatmanne in Leiden Cunäus zu, der schon 1745 zufälliger
”uͤber 60 Schritte weit im Zimmer herumgehen. Wird ”waͤhrendem Elektriſiren der Finger oder ein Stuͤck Geld ”an den Nagel gehalten, ſo iſt der herausfahrende Schlag ”ſo ſtark, daß Arme und Achſeln davon erſchuͤttert werden. ”Eine iſolirte Roͤhre laͤßt ſich dadurch weit ſtaͤrker elektriſi”ren, als unmittelbar durch die Kugel. Wird ein Con”ductor elektriſirt, der im Glaͤschen befindliche Nagel dar”an gehalten, und mit Elektriſiren fortgefahren, ſo ſollte ”man kaum glauben, in welche Staͤrke die Elektricitaͤt ge”ſetzt werde. Iſt das Glaͤschen niedrig, daß ſich die Fin”ger in der gehoͤrigen Weite befinden, ſo ſchlaͤgt der Fun”ken von ſelbſt aus dem Nagel auf den Finger zu. Duͤnn”haͤlſige Glaͤſer ſind ein paarmal durch den heftigen Schlag ”zerſprengt worden u. ſ. w.“ Man ſieht, daß hiebey das Glas wirklich geladen war, wobey das hineingegoßne Queckſilber die innere, die darum gelegte Hand aber die aͤußere Belegung ausmachte. Man bemuͤhete ſich in Danzig, den Verſuch nachzuahmen, und Gralath war der Erſte, dem er gelang, jedoch erſt nach erhaltener ausfuͤhrlicher Anweiſung des Herrn von Kleiſt, welche 1747 (Abhandlung. der naturforſchenden Geſellſch. in Danzig. Th. I. 1747. 4. S. 512.) oͤffentlich bekannt gemacht wurde.
Zu Anfang des Jahres 1746 ſchrieb Muſſchenbroek aus Leiden an Reaumuͤr, er ſey auf einen ſchrecklichen Verſuch gerathen, mit einer Erſchuͤtterung, der er ſich nicht fuͤr die Krone Frankreichs zum Zweytenmal ausſetzen moͤchte: Allamand, ebenfalls Profeſſor in Leiden, wiederholte dieſes in einem Briefe an Nollet, und im Februar auch in einem eignen Aufſatze (Mém. de l' acad. des Sc. 1746. p. 2.).
Der Abt Nollet nannte daher die Entdeckung den leidner Verſuch, welchen Namen ſie auch behalten hat, ob ſie gleich weit richtiger der kleiſtiſche Verſuch heißt.
Man fieng in Frankreich an, Muſſchenbroek fuͤr den Erfinder zu halten, als Allamand noch im Jahre 1746 ſowohl an Nollet, als an Gralath meldete, die erſte Entdeckung gehoͤre eigentlich einem angeſehenen Privatmanne in Leiden Cunaͤus zu, der ſchon 1745 zufaͤlliger
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”uͤber 60 Schritte weit im Zimmer herumgehen. Wird ”waͤhrendem Elektriſiren der Finger oder ein Stuͤck Geld ”an den Nagel gehalten, ſo iſt der herausfahrende Schlag ”ſo ſtark, daß Arme und Achſeln davon erſchuͤttert werden. ”Eine iſolirte Roͤhre laͤßt ſich dadurch weit ſtaͤrker elektriſi”ren, als unmittelbar durch die Kugel. Wird ein Con”ductor elektriſirt, der im Glaͤschen befindliche Nagel dar”an gehalten, und mit Elektriſiren fortgefahren, ſo ſollte ”man kaum glauben, in welche Staͤrke die Elektricitaͤt ge”ſetzt werde. Iſt das Glaͤschen niedrig, daß ſich die Fin”ger in der gehoͤrigen Weite befinden, ſo ſchlaͤgt der Fun”ken von ſelbſt aus dem Nagel auf den Finger zu. Duͤnn”haͤlſige Glaͤſer ſind ein paarmal durch den heftigen Schlag ”zerſprengt worden u. ſ. w.“ Man ſieht, daß hiebey das Glas wirklich geladen war, wobey das hineingegoßne Queckſilber die innere, die darum gelegte Hand aber die aͤußere Belegung ausmachte. Man bemuͤhete ſich in Danzig, den Verſuch nachzuahmen, und Gralath war der Erſte, dem er gelang, jedoch erſt nach erhaltener ausfuͤhrlicher Anweiſung des Herrn von Kleiſt, welche 1747 (Abhandlung. der naturforſchenden Geſellſch. in Danzig. Th. I. 1747. 4. S. 512.) oͤffentlich bekannt gemacht wurde.
Zu Anfang des Jahres 1746 ſchrieb Muſſchenbroek aus Leiden an Reaumuͤr, er ſey auf einen ſchrecklichen Verſuch gerathen, mit einer Erſchuͤtterung, der er ſich nicht fuͤr die Krone Frankreichs zum Zweytenmal ausſetzen moͤchte: Allamand, ebenfalls Profeſſor in Leiden, wiederholte dieſes in einem Briefe an Nollet, und im Februar auch in einem eignen Aufſatze (Mém. de l' acad. des Sc. 1746. p. 2.).
Der Abt Nollet nannte daher die Entdeckung den leidner Verſuch, welchen Namen ſie auch behalten hat, ob ſie gleich weit richtiger der kleiſtiſche Verſuch heißt.
Man fieng in Frankreich an, Muſſchenbroek fuͤr den Erfinder zu halten, als Allamand noch im Jahre 1746 ſowohl an Nollet, als an Gralath meldete, die erſte Entdeckung gehoͤre eigentlich einem angeſehenen Privatmanne in Leiden Cunaͤus zu, der ſchon 1745 zufaͤlliger
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/306>, abgerufen am 25.11.2024.
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