Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Nur die Nothwendigkeit des Zugangs frischer Luft, wobey immer neue unverdorbene oder dephlogistisirte Luft hinzugeführt wird, läßt sich nicht ganz ungezwungen hieraus allein erklären, wenn man die Untersuchungen über die Bestandtheile der eigentlichen Flamme nicht weiter treibt. Erxleben (§. 442.) sagt zwar, die Luft sey nöthig, um das Wässerichte und andere Theile, die sonst die Flamme auslöschen würden, aufzulösen und fortzuführen, auch diene vielleicht die Luft, um die Theile der Flamme zusammen zu halten, und ihre Zerstreuung zu verhüten. Allein dies thut nicht allen hiezu gehörigen Erscheinungen Gnüge, und die neuern Theorien erklären dieselben weit einfacher. Stahl (Ge. Ern. Stahlii Experimenta, observationes et animadvers. CCC. Berol. 1731. 8. §. 81.) hat zuerst bemerkt und erwiesen, daß die Flamme wässerichte Theile enthalte, und behauptet, daß Körper, die kein Wasser in sich haben, auch keine Flamme geben, wenn sie nicht Feuchtigkeit aus der Luft an sich ziehen können, oder mit Wasser, das aber in sehr feine Theile oder Dämpfe zertrennt seyn müßte, versehen werden. So geben nach ihm die Kohlen und der Zink eine Flamme, indem sie von aussen her Feuchtigkeit an sich ziehen. Pott (Von Licht und Feuer in s. Lithogeognosie, Berlin 1746. 4.) hat eben dieses durch neue Versuche zu bestätigen gesucht. Jede Flamme hat eine Art von Atmosphäre, die sich sehr deutlich zeigt, wenn man das Bild einer Lichtflamme im verfinsterten Zimmer auffängt, und die großentheils aus wässerichten Theilen besteht. Dieser Dunstkreis ist desto größer, und die Flamme selbst desto breiter, je mehr Wässerichtes der brennende Körper enthält. Daß Wasserdämpfe gegen glühende Kohlen geblasen die Hitze ungemein verstärken, wird auch durch Versuche mit der Aeolipile bestätiget, und
Nur die Nothwendigkeit des Zugangs friſcher Luft, wobey immer neue unverdorbene oder dephlogiſtiſirte Luft hinzugefuͤhrt wird, laͤßt ſich nicht ganz ungezwungen hieraus allein erklaͤren, wenn man die Unterſuchungen uͤber die Beſtandtheile der eigentlichen Flamme nicht weiter treibt. Erxleben (§. 442.) ſagt zwar, die Luft ſey noͤthig, um das Waͤſſerichte und andere Theile, die ſonſt die Flamme ausloͤſchen wuͤrden, aufzuloͤſen und fortzufuͤhren, auch diene vielleicht die Luft, um die Theile der Flamme zuſammen zu halten, und ihre Zerſtreuung zu verhuͤten. Allein dies thut nicht allen hiezu gehoͤrigen Erſcheinungen Gnuͤge, und die neuern Theorien erklaͤren dieſelben weit einfacher. Stahl (Ge. Ern. Stahlii Experimenta, obſervationes et animadverſ. CCC. Berol. 1731. 8. §. 81.) hat zuerſt bemerkt und erwieſen, daß die Flamme waͤſſerichte Theile enthalte, und behauptet, daß Koͤrper, die kein Waſſer in ſich haben, auch keine Flamme geben, wenn ſie nicht Feuchtigkeit aus der Luft an ſich ziehen koͤnnen, oder mit Waſſer, das aber in ſehr feine Theile oder Daͤmpfe zertrennt ſeyn muͤßte, verſehen werden. So geben nach ihm die Kohlen und der Zink eine Flamme, indem ſie von auſſen her Feuchtigkeit an ſich ziehen. Pott (Von Licht und Feuer in ſ. Lithogeognoſie, Berlin 1746. 4.) hat eben dieſes durch neue Verſuche zu beſtaͤtigen geſucht. Jede Flamme hat eine Art von Atmoſphaͤre, die ſich ſehr deutlich zeigt, wenn man das Bild einer Lichtflamme im verfinſterten Zimmer auffaͤngt, und die großentheils aus waͤſſerichten Theilen beſteht. Dieſer Dunſtkreis iſt deſto groͤßer, und die Flamme ſelbſt deſto breiter, je mehr Waͤſſerichtes der brennende Koͤrper enthaͤlt. Daß Waſſerdaͤmpfe gegen gluͤhende Kohlen geblaſen die Hitze ungemein verſtaͤrken, wird auch durch Verſuche mit der Aeolipile beſtaͤtiget, und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0288" xml:id="P.2.282" n="282"/><lb/> einer duͤnnen Glasroͤhre auffaͤngt, oder wenn man zwo Flammen an einander bringt. Denn im erſten Falle wird durch die Waͤnde der Roͤhre, die ſich ſchnell erhitzen, die Erkaͤltung der aͤußern Theile verhindert; im letztern Falle werden die ſchon verloſchenen Theile der einen Flamme durch die andere wieder entzuͤndet.</p> <p>Nur die Nothwendigkeit des Zugangs friſcher Luft, wobey immer neue unverdorbene oder dephlogiſtiſirte Luft hinzugefuͤhrt wird, laͤßt ſich nicht ganz ungezwungen hieraus allein erklaͤren, wenn man die Unterſuchungen uͤber die Beſtandtheile der eigentlichen Flamme nicht weiter treibt. <hi rendition="#b">Erxleben</hi> (§. 442.) ſagt zwar, die Luft ſey noͤthig, um das Waͤſſerichte und andere Theile, die ſonſt die Flamme ausloͤſchen wuͤrden, aufzuloͤſen und fortzufuͤhren, auch diene vielleicht die Luft, um die Theile der Flamme zuſammen zu halten, und ihre Zerſtreuung zu verhuͤten. Allein dies thut nicht allen hiezu gehoͤrigen Erſcheinungen Gnuͤge, und die neuern Theorien erklaͤren dieſelben weit einfacher.</p> <p><hi rendition="#b">Stahl</hi><hi rendition="#aq">(<hi rendition="#i">Ge. Ern. Stahlii</hi> Experimenta, obſervationes et animadverſ. CCC. Berol. 1731. 8. §. 81.)</hi> hat zuerſt bemerkt und erwieſen, daß die Flamme waͤſſerichte Theile enthalte, und behauptet, daß Koͤrper, die kein Waſſer in ſich haben, auch keine Flamme geben, wenn ſie nicht Feuchtigkeit aus der Luft an ſich ziehen koͤnnen, oder mit Waſſer, das aber in ſehr feine Theile oder Daͤmpfe zertrennt ſeyn muͤßte, verſehen werden. So geben nach ihm die Kohlen und der Zink eine Flamme, indem ſie von auſſen her Feuchtigkeit an ſich ziehen. <hi rendition="#b">Pott</hi> (Von Licht und Feuer in ſ. Lithogeognoſie, Berlin 1746. 4.) hat eben dieſes durch neue Verſuche zu beſtaͤtigen geſucht. Jede Flamme hat eine Art von Atmoſphaͤre, die ſich ſehr deutlich zeigt, wenn man das Bild einer Lichtflamme im verfinſterten Zimmer auffaͤngt, und die großentheils aus waͤſſerichten Theilen beſteht. Dieſer Dunſtkreis iſt deſto groͤßer, und die Flamme ſelbſt deſto breiter, je mehr Waͤſſerichtes der brennende Koͤrper enthaͤlt. Daß Waſſerdaͤmpfe gegen gluͤhende Kohlen geblaſen die Hitze ungemein verſtaͤrken, wird auch durch Verſuche mit der Aeolipile beſtaͤtiget, und<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0288]
einer duͤnnen Glasroͤhre auffaͤngt, oder wenn man zwo Flammen an einander bringt. Denn im erſten Falle wird durch die Waͤnde der Roͤhre, die ſich ſchnell erhitzen, die Erkaͤltung der aͤußern Theile verhindert; im letztern Falle werden die ſchon verloſchenen Theile der einen Flamme durch die andere wieder entzuͤndet.
Nur die Nothwendigkeit des Zugangs friſcher Luft, wobey immer neue unverdorbene oder dephlogiſtiſirte Luft hinzugefuͤhrt wird, laͤßt ſich nicht ganz ungezwungen hieraus allein erklaͤren, wenn man die Unterſuchungen uͤber die Beſtandtheile der eigentlichen Flamme nicht weiter treibt. Erxleben (§. 442.) ſagt zwar, die Luft ſey noͤthig, um das Waͤſſerichte und andere Theile, die ſonſt die Flamme ausloͤſchen wuͤrden, aufzuloͤſen und fortzufuͤhren, auch diene vielleicht die Luft, um die Theile der Flamme zuſammen zu halten, und ihre Zerſtreuung zu verhuͤten. Allein dies thut nicht allen hiezu gehoͤrigen Erſcheinungen Gnuͤge, und die neuern Theorien erklaͤren dieſelben weit einfacher.
Stahl (Ge. Ern. Stahlii Experimenta, obſervationes et animadverſ. CCC. Berol. 1731. 8. §. 81.) hat zuerſt bemerkt und erwieſen, daß die Flamme waͤſſerichte Theile enthalte, und behauptet, daß Koͤrper, die kein Waſſer in ſich haben, auch keine Flamme geben, wenn ſie nicht Feuchtigkeit aus der Luft an ſich ziehen koͤnnen, oder mit Waſſer, das aber in ſehr feine Theile oder Daͤmpfe zertrennt ſeyn muͤßte, verſehen werden. So geben nach ihm die Kohlen und der Zink eine Flamme, indem ſie von auſſen her Feuchtigkeit an ſich ziehen. Pott (Von Licht und Feuer in ſ. Lithogeognoſie, Berlin 1746. 4.) hat eben dieſes durch neue Verſuche zu beſtaͤtigen geſucht. Jede Flamme hat eine Art von Atmoſphaͤre, die ſich ſehr deutlich zeigt, wenn man das Bild einer Lichtflamme im verfinſterten Zimmer auffaͤngt, und die großentheils aus waͤſſerichten Theilen beſteht. Dieſer Dunſtkreis iſt deſto groͤßer, und die Flamme ſelbſt deſto breiter, je mehr Waͤſſerichtes der brennende Koͤrper enthaͤlt. Daß Waſſerdaͤmpfe gegen gluͤhende Kohlen geblaſen die Hitze ungemein verſtaͤrken, wird auch durch Verſuche mit der Aeolipile beſtaͤtiget, und
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