empfindlicher, als die der Nacht selbst. Es sind aber die gänzlichen Sonnenfinsternisse für einen bestimmten Ort äusserst selten. Im Jahre 1706 den 12 May ward eine an den meisten Orten Deutschlands total gesehen; in Paris aber blieb noch (1/12) vom Sonnendurchmesser unbedeckt, dessen Licht aber eine traurige blasse Farbe zeigte (Hist. de l' acad. roy. des Sc. 1706.). Zu Montpellier, wo diese Finsterniß total war, und fast überall in Deutschland, sahe man während der gänzlichen Verfinsterung um den Mond herum einen lichten Ring, dessen Breite auf der Seite, wo er am merklichsten war, ein Zwölfcheil des Monddurchmessers betrug, und den Wolf(Elem. Astr. §. 54.) von dem wieder hervorgehenden Stücke der Sonnenscheibe an der Stärke des Lichts und an der Gestalt sehr deutlich unterscheiden konnte. Einen ähnlichen Ring beobachtete auch Don Ulloa auf der Südsee bey der Sonnenfinsterniß am 24 Jun. 1778. Man hat die Erscheinung dieses Ringes zum Beweise einer Mondatmosphäre gebrauchen wollen, s. Atmosphäre des Monds. In Paris sahe man eine gänzliche Sonnenfinsterniß am 22sten May 1724, wo die völlige Dunkelheit 2 3/4 Minuten dauerte, auch Venus und Merkur sichtbar wurden. Der erste kleine Theil der Sonne, der sich wieder entdeckte, schien wie ein lebhafter Blitz die ganze Dunkelheit auf einmal zu zerstreuen (Hist. de l' acad. 1724.).
Ueberhaupt fallen zwar viel mehr Sonnen- als Mondfinsternisse vor; aber da die Sonnenfinsternisse immer nur auf einem geringen Theile der Erdfläche sichtbar sind, so sind für einen bestimmten Ort die sichtbaren Sonnenfinsternisse weit seltener, als die sichtbaren Mondfinsternisse. Das Verhältniß ist ohngefähr wie 4 zu 11. Für Paris hat de Vaucel berechnet (Mem. presentes. To. V. p. 575.), daß von 1774 bis 1900, 59 Sonnenfinsternisse sichtbar seyn werden, worunter keine gänzliche, und nur eine ringförmige den 9 Oct. 1847 befindlich seyn wird.
Wenn uns der Mond die Sonne ganz verdeckt, so muß natürlicher Weise sein Schatten auf die Erde fallen, und den Ländern, die er trift, das Sonnenlicht entziehen;
empfindlicher, als die der Nacht ſelbſt. Es ſind aber die gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſe fuͤr einen beſtimmten Ort aͤuſſerſt ſelten. Im Jahre 1706 den 12 May ward eine an den meiſten Orten Deutſchlands total geſehen; in Paris aber blieb noch (1/12) vom Sonnendurchmeſſer unbedeckt, deſſen Licht aber eine traurige blaſſe Farbe zeigte (Hiſt. de l' acad. roy. des Sc. 1706.). Zu Montpellier, wo dieſe Finſterniß total war, und faſt uͤberall in Deutſchland, ſahe man waͤhrend der gaͤnzlichen Verfinſterung um den Mond herum einen lichten Ring, deſſen Breite auf der Seite, wo er am merklichſten war, ein Zwoͤlfcheil des Monddurchmeſſers betrug, und den Wolf(Elem. Aſtr. §. 54.) von dem wieder hervorgehenden Stuͤcke der Sonnenſcheibe an der Staͤrke des Lichts und an der Geſtalt ſehr deutlich unterſcheiden konnte. Einen aͤhnlichen Ring beobachtete auch Don Ulloa auf der Suͤdſee bey der Sonnenfinſterniß am 24 Jun. 1778. Man hat die Erſcheinung dieſes Ringes zum Beweiſe einer Mondatmoſphaͤre gebrauchen wollen, ſ. Atmoſphaͤre des Monds. In Paris ſahe man eine gaͤnzliche Sonnenfinſterniß am 22ſten May 1724, wo die voͤllige Dunkelheit 2 3/4 Minuten dauerte, auch Venus und Merkur ſichtbar wurden. Der erſte kleine Theil der Sonne, der ſich wieder entdeckte, ſchien wie ein lebhafter Blitz die ganze Dunkelheit auf einmal zu zerſtreuen (Hiſt. de l' acad. 1724.).
Ueberhaupt fallen zwar viel mehr Sonnen- als Mondfinſterniſſe vor; aber da die Sonnenfinſterniſſe immer nur auf einem geringen Theile der Erdflaͤche ſichtbar ſind, ſo ſind fuͤr einen beſtimmten Ort die ſichtbaren Sonnenfinſterniſſe weit ſeltener, als die ſichtbaren Mondfinſterniſſe. Das Verhaͤltniß iſt ohngefaͤhr wie 4 zu 11. Fuͤr Paris hat de Vaucel berechnet (Mém. préſentés. To. V. p. 575.), daß von 1774 bis 1900, 59 Sonnenfinſterniſſe ſichtbar ſeyn werden, worunter keine gaͤnzliche, und nur eine ringfoͤrmige den 9 Oct. 1847 befindlich ſeyn wird.
Wenn uns der Mond die Sonne ganz verdeckt, ſo muß natuͤrlicher Weiſe ſein Schatten auf die Erde fallen, und den Laͤndern, die er trift, das Sonnenlicht entziehen;
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empfindlicher, als die der Nacht ſelbſt. Es ſind aber die gaͤnzlichen Sonnenfinſterniſſe fuͤr einen beſtimmten Ort aͤuſſerſt ſelten. Im Jahre 1706 den 12 May ward eine an den meiſten Orten Deutſchlands total geſehen; in Paris aber blieb noch (1/12) vom Sonnendurchmeſſer unbedeckt, deſſen Licht aber eine traurige blaſſe Farbe zeigte (Hiſt. de l' acad. roy. des Sc. 1706.). Zu Montpellier, wo dieſe Finſterniß total war, und faſt uͤberall in Deutſchland, ſahe man waͤhrend der gaͤnzlichen Verfinſterung um den Mond herum einen lichten Ring, deſſen Breite auf der Seite, wo er am merklichſten war, ein Zwoͤlfcheil des Monddurchmeſſers betrug, und den Wolf (Elem. Aſtr. §. 54.) von dem wieder hervorgehenden Stuͤcke der Sonnenſcheibe an der Staͤrke des Lichts und an der Geſtalt ſehr deutlich unterſcheiden konnte. Einen aͤhnlichen Ring beobachtete auch Don Ulloa auf der Suͤdſee bey der Sonnenfinſterniß am 24 Jun. 1778. Man hat die Erſcheinung dieſes Ringes zum Beweiſe einer Mondatmoſphaͤre gebrauchen wollen, ſ. Atmoſphaͤre des Monds. In Paris ſahe man eine gaͤnzliche Sonnenfinſterniß am 22ſten May 1724, wo die voͤllige Dunkelheit 2 3/4 Minuten dauerte, auch Venus und Merkur ſichtbar wurden. Der erſte kleine Theil der Sonne, der ſich wieder entdeckte, ſchien wie ein lebhafter Blitz die ganze Dunkelheit auf einmal zu zerſtreuen (Hiſt. de l' acad. 1724.).
Ueberhaupt fallen zwar viel mehr Sonnen- als Mondfinſterniſſe vor; aber da die Sonnenfinſterniſſe immer nur auf einem geringen Theile der Erdflaͤche ſichtbar ſind, ſo ſind fuͤr einen beſtimmten Ort die ſichtbaren Sonnenfinſterniſſe weit ſeltener, als die ſichtbaren Mondfinſterniſſe. Das Verhaͤltniß iſt ohngefaͤhr wie 4 zu 11. Fuͤr Paris hat de Vaucel berechnet (Mém. préſentés. To. V. p. 575.), daß von 1774 bis 1900, 59 Sonnenfinſterniſſe ſichtbar ſeyn werden, worunter keine gaͤnzliche, und nur eine ringfoͤrmige den 9 Oct. 1847 befindlich ſeyn wird.
Wenn uns der Mond die Sonne ganz verdeckt, ſo muß natuͤrlicher Weiſe ſein Schatten auf die Erde fallen, und den Laͤndern, die er trift, das Sonnenlicht entziehen;
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/256>, abgerufen am 25.11.2024.
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