Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die Größe einer Mondfinsterniß drückt man nach einer alten Gewohnheit in Zollen, d. i. in Zwölftheilen des Monddurchmessers, und in Minuten, oder Sechzigtheilen der Zolle aus. Erreicht der Erdschatten z. B. gerade den Mittelpunkt der Mondscheibe, so sagt man, die Größe der Verfinsterung betrage 6 Zoll. Die totale Verfinsterung macht 12 Zoll aus; man rechnet aber hiebey noch die Zolle hinzu, um welche sich der Mond in den weit größern Erdschatten einsenkt; daher bey den totalen Mondfinsternissen mit Dauer, die Größe bis auf 21 Zoll und drüber steigen kan. Bey gänzlichen Mondfinsternissen ist bisweilen der Mond völlig verschwunden, wie Kepler (Astron. Opt. p. 227. Epit. Astr. Copern. L. V. p. 825.) von den am 9 Dec. 1601 und am 15 Jun. 1620 meldet. Hevel (Selenograph. Cap. VI. fol. 117.) versichert, am 25 Apr. 1642. habe man bey einer gänzlichen Verstinsterung den Ort des Monds auch durch Fernröhre nicht entdecken können, obgleich der Himmel so heiter gewesen, daß man die Sterne der fünften Größe gesehen habe. Dergleichen gänzliche Verschwindung aber ereignet sich sehr selten. Mehrentheils sieht man den Mond selbst während der totalen Verfinsterung noch wie eine Kugel von hell- oder dunkelrother Farbe. Taf. IX. Fig. 27. wird leicht erläutern, wie dieses vermittelst derjenigen Sonnenstralen geschehen könne, welche auf die Atmosphäre der Erde um die Gegend von E und F fallen, und beym Durchgange durch die Luft so gebrochen werden, daß sie den Mond treffen. In der Erdferne erscheint der Mond gewöhnlich heller und röther, als in der
Die Groͤße einer Mondfinſterniß druͤckt man nach einer alten Gewohnheit in Zollen, d. i. in Zwoͤlftheilen des Monddurchmeſſers, und in Minuten, oder Sechzigtheilen der Zolle aus. Erreicht der Erdſchatten z. B. gerade den Mittelpunkt der Mondſcheibe, ſo ſagt man, die Groͤße der Verfinſterung betrage 6 Zoll. Die totale Verfinſterung macht 12 Zoll aus; man rechnet aber hiebey noch die Zolle hinzu, um welche ſich der Mond in den weit groͤßern Erdſchatten einſenkt; daher bey den totalen Mondfinſterniſſen mit Dauer, die Groͤße bis auf 21 Zoll und druͤber ſteigen kan. Bey gaͤnzlichen Mondfinſterniſſen iſt bisweilen der Mond voͤllig verſchwunden, wie Kepler (Aſtron. Opt. p. 227. Epit. Aſtr. Copern. L. V. p. 825.) von den am 9 Dec. 1601 und am 15 Jun. 1620 meldet. Hevel (Selenograph. Cap. VI. fol. 117.) verſichert, am 25 Apr. 1642. habe man bey einer gaͤnzlichen Verſtinſterung den Ort des Monds auch durch Fernroͤhre nicht entdecken koͤnnen, obgleich der Himmel ſo heiter geweſen, daß man die Sterne der fuͤnften Groͤße geſehen habe. Dergleichen gaͤnzliche Verſchwindung aber ereignet ſich ſehr ſelten. Mehrentheils ſieht man den Mond ſelbſt waͤhrend der totalen Verfinſterung noch wie eine Kugel von hell- oder dunkelrother Farbe. Taf. IX. Fig. 27. wird leicht erlaͤutern, wie dieſes vermittelſt derjenigen Sonnenſtralen geſchehen koͤnne, welche auf die Atmoſphaͤre der Erde um die Gegend von E und F fallen, und beym Durchgange durch die Luft ſo gebrochen werden, daß ſie den Mond treffen. In der Erdferne erſcheint der Mond gewoͤhnlich heller und roͤther, als in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0252" xml:id="P.2.246" n="246"/><lb/> Huͤlfe einiger aſtronomiſchen Lehrſaͤtze den ſcheinbare Halbmeſſer des Erdſchattens berechnen, und dann entweder durch Rechnung oder noch leichter durch Zeichnung, Anfang, Mittel, Ende, Groͤße der Finſterniß, und alle uͤbrige Umſtaͤnde beſtimmen kan. Anleitungen dazu finden ſich in den Lehrbuͤchern der Sternkunde (Aſtronomiſches Handbuch von <hi rendition="#b">de la Lande,</hi> aus d. Frz. Leipz. 1775. gr. 8. §. 620. u. f. <hi rendition="#b">Bode</hi> kurzgefaßte Erlaͤuterung der Sternkunde, Berlin 1778. 8. Zweyter Theil, §. 538. u. f.).</p> <p>Die <hi rendition="#b">Groͤße</hi> einer Mondfinſterniß druͤckt man nach einer alten Gewohnheit in <hi rendition="#b">Zollen,</hi> d. i. in Zwoͤlftheilen des Monddurchmeſſers, und in <hi rendition="#b">Minuten,</hi> oder Sechzigtheilen der Zolle aus. Erreicht der Erdſchatten z. B. gerade den Mittelpunkt der Mondſcheibe, ſo ſagt man, die Groͤße der Verfinſterung betrage 6 Zoll. Die totale Verfinſterung macht 12 Zoll aus; man rechnet aber hiebey noch die Zolle hinzu, um welche ſich der Mond in den weit groͤßern Erdſchatten einſenkt; daher bey den totalen Mondfinſterniſſen mit Dauer, die Groͤße bis auf 21 Zoll und druͤber ſteigen kan.</p> <p>Bey gaͤnzlichen Mondfinſterniſſen iſt bisweilen der Mond voͤllig verſchwunden, wie <hi rendition="#b">Kepler</hi> <hi rendition="#aq">(Aſtron. Opt. p. 227. Epit. Aſtr. Copern. L. V. p. 825.)</hi> von den am 9 Dec. 1601 und am 15 Jun. 1620 meldet. <hi rendition="#b">Hevel</hi> <hi rendition="#aq">(Selenograph. Cap. VI. fol. 117.)</hi> verſichert, am 25 Apr. 1642. habe man bey einer gaͤnzlichen Verſtinſterung den Ort des Monds auch durch Fernroͤhre nicht entdecken koͤnnen, obgleich der Himmel ſo heiter geweſen, daß man die Sterne der fuͤnften Groͤße geſehen habe. Dergleichen gaͤnzliche Verſchwindung aber ereignet ſich ſehr ſelten. Mehrentheils ſieht man den Mond ſelbſt waͤhrend der totalen Verfinſterung noch wie eine Kugel von hell- oder dunkelrother Farbe. Taf. <hi rendition="#aq">IX.</hi> Fig. 27. wird leicht erlaͤutern, wie dieſes vermittelſt derjenigen Sonnenſtralen geſchehen koͤnne, welche auf die Atmoſphaͤre der Erde um die Gegend von <hi rendition="#aq">E</hi> und <hi rendition="#aq">F</hi> fallen, und beym Durchgange durch die Luft ſo gebrochen werden, daß ſie den Mond treffen. In der Erdferne erſcheint der Mond gewoͤhnlich heller und roͤther, als in der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [246/0252]
Huͤlfe einiger aſtronomiſchen Lehrſaͤtze den ſcheinbare Halbmeſſer des Erdſchattens berechnen, und dann entweder durch Rechnung oder noch leichter durch Zeichnung, Anfang, Mittel, Ende, Groͤße der Finſterniß, und alle uͤbrige Umſtaͤnde beſtimmen kan. Anleitungen dazu finden ſich in den Lehrbuͤchern der Sternkunde (Aſtronomiſches Handbuch von de la Lande, aus d. Frz. Leipz. 1775. gr. 8. §. 620. u. f. Bode kurzgefaßte Erlaͤuterung der Sternkunde, Berlin 1778. 8. Zweyter Theil, §. 538. u. f.).
Die Groͤße einer Mondfinſterniß druͤckt man nach einer alten Gewohnheit in Zollen, d. i. in Zwoͤlftheilen des Monddurchmeſſers, und in Minuten, oder Sechzigtheilen der Zolle aus. Erreicht der Erdſchatten z. B. gerade den Mittelpunkt der Mondſcheibe, ſo ſagt man, die Groͤße der Verfinſterung betrage 6 Zoll. Die totale Verfinſterung macht 12 Zoll aus; man rechnet aber hiebey noch die Zolle hinzu, um welche ſich der Mond in den weit groͤßern Erdſchatten einſenkt; daher bey den totalen Mondfinſterniſſen mit Dauer, die Groͤße bis auf 21 Zoll und druͤber ſteigen kan.
Bey gaͤnzlichen Mondfinſterniſſen iſt bisweilen der Mond voͤllig verſchwunden, wie Kepler (Aſtron. Opt. p. 227. Epit. Aſtr. Copern. L. V. p. 825.) von den am 9 Dec. 1601 und am 15 Jun. 1620 meldet. Hevel (Selenograph. Cap. VI. fol. 117.) verſichert, am 25 Apr. 1642. habe man bey einer gaͤnzlichen Verſtinſterung den Ort des Monds auch durch Fernroͤhre nicht entdecken koͤnnen, obgleich der Himmel ſo heiter geweſen, daß man die Sterne der fuͤnften Groͤße geſehen habe. Dergleichen gaͤnzliche Verſchwindung aber ereignet ſich ſehr ſelten. Mehrentheils ſieht man den Mond ſelbſt waͤhrend der totalen Verfinſterung noch wie eine Kugel von hell- oder dunkelrother Farbe. Taf. IX. Fig. 27. wird leicht erlaͤutern, wie dieſes vermittelſt derjenigen Sonnenſtralen geſchehen koͤnne, welche auf die Atmoſphaͤre der Erde um die Gegend von E und F fallen, und beym Durchgange durch die Luft ſo gebrochen werden, daß ſie den Mond treffen. In der Erdferne erſcheint der Mond gewoͤhnlich heller und roͤther, als in der
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