nach ihrer Trennung vom Gehirn noch eine Zeit lang, zuweilen mehrere Stunden fortdauren, auch die Bewegung des Herzens nach dessen Absonderung vom Körper noch eine Zeit lang anhält. Diese Meynung hat soviel Beyfall gefunden, daß man anjetzt die Reizbarkeit, d. i. das Zusammenziehen und Bewegen bey einer äußern Reizung für ein entscheidendes und wesentliches Kennzeichen der Muskelfaser annimmt. Inzwischen ist es mit dem System der Reizbarkeit eben so, wie mit so vielen andern Theorien der Naturlehre beschaffen: Reizbarkeit ist eben so, wie Attraction u. dgl. mehr ein Ausdruck eines allgemeinen Phänomens, als eine Erklärung der Ursache desselben; und die Art, wie die willkührlichen Bewegungen vermöge der Muskelfibern hervorgebracht werden, möchte wohl für uns auf immer ein unerforschliches Geheimniß bleiben.
Auch andere feste Theile des thierischen Körpers, Gefäße, Knochen u. dgl. sind aus Fibern oder Fasern zusammengesetzt. Man nimmt von den Fibern überhaupt an, daß sie aus erdichten Theilen bestehen, welche durch eine Gallerte (gluten) von Oel und Wasser zusammengehalten werden. Man schreibt einer jeden Fiber eine elastische Kraft zu, vermöge der sie sich, wenn sie ausgedehnt worden ist, wiederum in ihren vorigen Zustand setzet; und legt überdies den reizbaren Fibern eine tonische Kraft bey, vermöge der sie sich zusammenzuziehen streben, auch ohne vorher ausgedehnt worden zu seyn. Im Alter erschlaffen die Fibern durch den langen Gebrauch, und der Körper wird zu allen davon abhangenden Verrichtungen und Bewegungen von Zeit zu Zeit unfähiger. Die Empfindungen und Leidenschaften haben auf die tonische Kraft der reizbaren Fibern einen ungemein starken Einfluß; der Zorn verstärkt, und die Furcht schwächt diese Kraft derselben, ob gleich die Art und Weise, wie dies bewirkt wird, ganz unerklärbar bleibt. Noch einiges hiemit zusammenhängende wird man bey dem Worte: Muskeln finden.
Figur, s. Gestalt.
Figur der Erde, s. Erdkugel
unter dem Abschnitte: Abgeplatete Gestalt der Erde.
nach ihrer Trennung vom Gehirn noch eine Zeit lang, zuweilen mehrere Stunden fortdauren, auch die Bewegung des Herzens nach deſſen Abſonderung vom Koͤrper noch eine Zeit lang anhaͤlt. Dieſe Meynung hat ſoviel Beyfall gefunden, daß man anjetzt die Reizbarkeit, d. i. das Zuſammenziehen und Bewegen bey einer aͤußern Reizung fuͤr ein entſcheidendes und weſentliches Kennzeichen der Muſkelfaſer annimmt. Inzwiſchen iſt es mit dem Syſtem der Reizbarkeit eben ſo, wie mit ſo vielen andern Theorien der Naturlehre beſchaffen: Reizbarkeit iſt eben ſo, wie Attraction u. dgl. mehr ein Ausdruck eines allgemeinen Phaͤnomens, als eine Erklaͤrung der Urſache deſſelben; und die Art, wie die willkuͤhrlichen Bewegungen vermoͤge der Muſkelfibern hervorgebracht werden, moͤchte wohl fuͤr uns auf immer ein unerforſchliches Geheimniß bleiben.
Auch andere feſte Theile des thieriſchen Koͤrpers, Gefaͤße, Knochen u. dgl. ſind aus Fibern oder Faſern zuſammengeſetzt. Man nimmt von den Fibern uͤberhaupt an, daß ſie aus erdichten Theilen beſtehen, welche durch eine Gallerte (gluten) von Oel und Waſſer zuſammengehalten werden. Man ſchreibt einer jeden Fiber eine elaſtiſche Kraft zu, vermoͤge der ſie ſich, wenn ſie ausgedehnt worden iſt, wiederum in ihren vorigen Zuſtand ſetzet; und legt uͤberdies den reizbaren Fibern eine toniſche Kraft bey, vermoͤge der ſie ſich zuſammenzuziehen ſtreben, auch ohne vorher ausgedehnt worden zu ſeyn. Im Alter erſchlaffen die Fibern durch den langen Gebrauch, und der Koͤrper wird zu allen davon abhangenden Verrichtungen und Bewegungen von Zeit zu Zeit unfaͤhiger. Die Empfindungen und Leidenſchaften haben auf die toniſche Kraft der reizbaren Fibern einen ungemein ſtarken Einfluß; der Zorn verſtaͤrkt, und die Furcht ſchwaͤcht dieſe Kraft derſelben, ob gleich die Art und Weiſe, wie dies bewirkt wird, ganz unerklaͤrbar bleibt. Noch einiges hiemit zuſammenhaͤngende wird man bey dem Worte: Muſkeln finden.
Figur, ſ. Geſtalt.
Figur der Erde, ſ. Erdkugel
unter dem Abſchnitte: Abgeplatete Geſtalt der Erde.
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nach ihrer Trennung vom Gehirn noch eine Zeit lang, zuweilen mehrere Stunden fortdauren, auch die Bewegung des Herzens nach deſſen Abſonderung vom Koͤrper noch eine Zeit lang anhaͤlt. Dieſe Meynung hat ſoviel Beyfall gefunden, daß man anjetzt die Reizbarkeit, d. i. das Zuſammenziehen und Bewegen bey einer aͤußern Reizung fuͤr ein entſcheidendes und weſentliches Kennzeichen der Muſkelfaſer annimmt. Inzwiſchen iſt es mit dem Syſtem der Reizbarkeit eben ſo, wie mit ſo vielen andern Theorien der Naturlehre beſchaffen: Reizbarkeit iſt eben ſo, wie Attraction u. dgl. mehr ein Ausdruck eines allgemeinen Phaͤnomens, als eine Erklaͤrung der Urſache deſſelben; und die Art, wie die willkuͤhrlichen Bewegungen vermoͤge der Muſkelfibern hervorgebracht werden, moͤchte wohl fuͤr uns auf immer ein unerforſchliches Geheimniß bleiben.</p><p>Auch andere feſte Theile des thieriſchen Koͤrpers, Gefaͤße, Knochen u. dgl. ſind aus Fibern oder Faſern zuſammengeſetzt. Man nimmt von den Fibern uͤberhaupt an, daß ſie aus erdichten Theilen beſtehen, welche durch eine Gallerte <hirendition="#aq">(gluten)</hi> von Oel und Waſſer zuſammengehalten werden. Man ſchreibt einer jeden Fiber eine elaſtiſche Kraft zu, vermoͤge der ſie ſich, wenn ſie ausgedehnt worden iſt, wiederum in ihren vorigen Zuſtand ſetzet; und legt uͤberdies den reizbaren Fibern eine toniſche Kraft bey, vermoͤge der ſie ſich zuſammenzuziehen ſtreben, auch ohne vorher ausgedehnt worden zu ſeyn. Im Alter erſchlaffen die Fibern durch den langen Gebrauch, und der Koͤrper wird zu allen davon abhangenden Verrichtungen und Bewegungen von Zeit zu Zeit unfaͤhiger. Die Empfindungen und Leidenſchaften haben auf die toniſche Kraft der reizbaren Fibern einen ungemein ſtarken Einfluß; der Zorn verſtaͤrkt, und die Furcht ſchwaͤcht dieſe Kraft derſelben, ob gleich die Art und Weiſe, wie dies bewirkt wird, ganz unerklaͤrbar bleibt. Noch einiges hiemit zuſammenhaͤngende wird man bey dem Worte: <hirendition="#b">Muſkeln</hi> finden.</p><p><hirendition="#b">Figur, ſ. Geſtalt.</hi></p></div><divn="2"><head>Figur der Erde, ſ. Erdkugel</head><lb/><p>unter dem Abſchnitte: Abgeplatete Geſtalt der Erde.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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nach ihrer Trennung vom Gehirn noch eine Zeit lang, zuweilen mehrere Stunden fortdauren, auch die Bewegung des Herzens nach deſſen Abſonderung vom Koͤrper noch eine Zeit lang anhaͤlt. Dieſe Meynung hat ſoviel Beyfall gefunden, daß man anjetzt die Reizbarkeit, d. i. das Zuſammenziehen und Bewegen bey einer aͤußern Reizung fuͤr ein entſcheidendes und weſentliches Kennzeichen der Muſkelfaſer annimmt. Inzwiſchen iſt es mit dem Syſtem der Reizbarkeit eben ſo, wie mit ſo vielen andern Theorien der Naturlehre beſchaffen: Reizbarkeit iſt eben ſo, wie Attraction u. dgl. mehr ein Ausdruck eines allgemeinen Phaͤnomens, als eine Erklaͤrung der Urſache deſſelben; und die Art, wie die willkuͤhrlichen Bewegungen vermoͤge der Muſkelfibern hervorgebracht werden, moͤchte wohl fuͤr uns auf immer ein unerforſchliches Geheimniß bleiben.
Auch andere feſte Theile des thieriſchen Koͤrpers, Gefaͤße, Knochen u. dgl. ſind aus Fibern oder Faſern zuſammengeſetzt. Man nimmt von den Fibern uͤberhaupt an, daß ſie aus erdichten Theilen beſtehen, welche durch eine Gallerte (gluten) von Oel und Waſſer zuſammengehalten werden. Man ſchreibt einer jeden Fiber eine elaſtiſche Kraft zu, vermoͤge der ſie ſich, wenn ſie ausgedehnt worden iſt, wiederum in ihren vorigen Zuſtand ſetzet; und legt uͤberdies den reizbaren Fibern eine toniſche Kraft bey, vermoͤge der ſie ſich zuſammenzuziehen ſtreben, auch ohne vorher ausgedehnt worden zu ſeyn. Im Alter erſchlaffen die Fibern durch den langen Gebrauch, und der Koͤrper wird zu allen davon abhangenden Verrichtungen und Bewegungen von Zeit zu Zeit unfaͤhiger. Die Empfindungen und Leidenſchaften haben auf die toniſche Kraft der reizbaren Fibern einen ungemein ſtarken Einfluß; der Zorn verſtaͤrkt, und die Furcht ſchwaͤcht dieſe Kraft derſelben, ob gleich die Art und Weiſe, wie dies bewirkt wird, ganz unerklaͤrbar bleibt. Noch einiges hiemit zuſammenhaͤngende wird man bey dem Worte: Muſkeln finden.
Figur, ſ. Geſtalt.
Figur der Erde, ſ. Erdkugel
unter dem Abſchnitte: Abgeplatete Geſtalt der Erde.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/246>, abgerufen am 24.11.2024.
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