Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Macquer chym. Wörterb. Art. Feuerfest. Feuerfontaine, s. Springbrunnen. Feuerkugel, Bolis, Globus ardens, Bolide, Globe de feu. Diesen Namen giebt man einer der sonderbarsten Lufterscheinungen. Man sieht nemlich bisweilen in der Atmosphäre eine große leuchtende Kugel, deren Farbe oft ins Rothe fällt, und die sich langsamer oder schneller durch die Luft bewegt. Oft zieht diese Kugel einen hellen Schweif nach sich, der an der Kugel selbst einen gleichen Durchmesser mit ihr hat, weiterhin aber sich in eine Spitze endiget, und etwa 4--5 Durchmesser der Kugel lang ist. Die Größe dieser Kugeln ist verschieden. Ihr scheinbarer Durchmesser hat bisweilen den vierten Theil des Monddurchmessers (Hist. de l'acad. de Paris 1738, 1740.), bisweilen die Hälfte desselben betragen. Seneka (Quaest. Nat. L. I. cap. 1.) und einige Neuere (Philos. Trans. no. 462, 463.) erzählen von Feuerkugeln, die an scheinbarer Größe dem Monde gleich gekommen seyen, und Gassendi (Physicae Sect. III. L. II. c. 7.) von einer, deren Durchmesser doppelt so groß als der des Monds geschienen habe; da er sie aber eine Fackel (facem) nennt, so scheint sie keine völlig runde Gestalt gehabt zu haben. Kirch (Ephem. Natur. Curios. anni 1686.) sahe i. J. 1686 eine zu Leipzig, deren Durchmesser dem Halbmesser des Monds gleich war, und bey deren Lichte man lesen konnte. Weit größer war die, welche Balbi (Comm. Bonon. To. I. p. 268.) 1719 zu Bologna beobachtete. Sie schien so groß als der Vollmond, glich einem brennenden Kampher und leuchtete so stark, als die aufgehende Sonne. Auf ihrer Oberfläche
Macquer chym. Woͤrterb. Art. Feuerfeſt. Feuerfontaine, ſ. Springbrunnen. Feuerkugel, Bolis, Globus ardens, Bolide, Globe de feu. Dieſen Namen giebt man einer der ſonderbarſten Lufterſcheinungen. Man ſieht nemlich bisweilen in der Atmoſphaͤre eine große leuchtende Kugel, deren Farbe oft ins Rothe faͤllt, und die ſich langſamer oder ſchneller durch die Luft bewegt. Oft zieht dieſe Kugel einen hellen Schweif nach ſich, der an der Kugel ſelbſt einen gleichen Durchmeſſer mit ihr hat, weiterhin aber ſich in eine Spitze endiget, und etwa 4—5 Durchmeſſer der Kugel lang iſt. Die Groͤße dieſer Kugeln iſt verſchieden. Ihr ſcheinbarer Durchmeſſer hat bisweilen den vierten Theil des Monddurchmeſſers (Hiſt. de l'acad. de Paris 1738, 1740.), bisweilen die Haͤlfte deſſelben betragen. Seneka (Quaeſt. Nat. L. I. cap. 1.) und einige Neuere (Philoſ. Trans. no. 462, 463.) erzaͤhlen von Feuerkugeln, die an ſcheinbarer Groͤße dem Monde gleich gekommen ſeyen, und Gaſſendi (Phyſicae Sect. III. L. II. c. 7.) von einer, deren Durchmeſſer doppelt ſo groß als der des Monds geſchienen habe; da er ſie aber eine Fackel (facem) nennt, ſo ſcheint ſie keine voͤllig runde Geſtalt gehabt zu haben. Kirch (Ephem. Natur. Curioſ. anni 1686.) ſahe i. J. 1686 eine zu Leipzig, deren Durchmeſſer dem Halbmeſſer des Monds gleich war, und bey deren Lichte man leſen konnte. Weit groͤßer war die, welche Balbi (Comm. Bonon. To. I. p. 268.) 1719 zu Bologna beobachtete. Sie ſchien ſo groß als der Vollmond, glich einem brennenden Kampher und leuchtete ſo ſtark, als die aufgehende Sonne. Auf ihrer Oberflaͤche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0240" xml:id="P.2.234" n="234"/><lb/> feuerbeſtaͤndig, wenigſtens in einem ſehr hohen Grade; aber nicht feuerfeſt, weil ſie durch die Wirkung des Feuers ſchmelzen. Der ganz reine Bergkryſtall iſt, ſoviel wir wiſſen, eine feuerfeſte Subſtanz, weil man noch bisher die ſtaͤrkſte Wirkung des Feuers nicht vermoͤgend gefunden hat, ihn zu ſchmelzen, oder einige Veraͤnderung in ihm zu bewirken, ſo lange Zeit man ihn auch dem Feuer ausgeſetzt hat.</p> <p><hi rendition="#b">Macquer</hi> chym. Woͤrterb. Art. Feuerfeſt.</p> <p> <hi rendition="#b">Feuerfontaine, ſ. Springbrunnen.</hi> </p> </div> <div n="2"> <head>Feuerkugel, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Bolis, Globus ardens</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Bolide, Globe de feu</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Dieſen Namen giebt man einer der ſonderbarſten Lufterſcheinungen. Man ſieht nemlich bisweilen in der Atmoſphaͤre eine große leuchtende Kugel, deren Farbe oft ins Rothe faͤllt, und die ſich langſamer oder ſchneller durch die Luft bewegt. Oft zieht dieſe Kugel einen hellen Schweif nach ſich, der an der Kugel ſelbſt einen gleichen Durchmeſſer mit ihr hat, weiterhin aber ſich in eine Spitze endiget, und etwa 4—5 Durchmeſſer der Kugel lang iſt.</p> <p>Die Groͤße dieſer Kugeln iſt verſchieden. Ihr ſcheinbarer Durchmeſſer hat bisweilen den vierten Theil des Monddurchmeſſers <hi rendition="#aq">(Hiſt. de l'acad. de Paris 1738, 1740.),</hi> bisweilen die Haͤlfte deſſelben betragen. <hi rendition="#b">Seneka</hi> <hi rendition="#aq">(Quaeſt. Nat. L. I. cap. 1.)</hi> und einige Neuere <hi rendition="#aq">(Philoſ. Trans. no. 462, 463.)</hi> erzaͤhlen von Feuerkugeln, die an ſcheinbarer Groͤße dem Monde gleich gekommen ſeyen, und <hi rendition="#b">Gaſſendi</hi> <hi rendition="#aq">(Phyſicae Sect. III. L. II. c. 7.)</hi> von einer, deren Durchmeſſer doppelt ſo groß als der des Monds geſchienen habe; da er ſie aber eine Fackel <hi rendition="#aq">(facem)</hi> nennt, ſo ſcheint ſie keine voͤllig runde Geſtalt gehabt zu haben. <hi rendition="#b">Kirch</hi> <hi rendition="#aq">(Ephem. Natur. Curioſ. anni 1686.)</hi> ſahe i. J. 1686 eine zu Leipzig, deren Durchmeſſer dem Halbmeſſer des Monds gleich war, und bey deren Lichte man leſen konnte. Weit groͤßer war die, welche <hi rendition="#b">Balbi</hi> <hi rendition="#aq">(Comm. Bonon. To. I. p. 268.) 1719</hi> zu Bologna beobachtete. Sie ſchien ſo groß als der Vollmond, glich einem brennenden Kampher und leuchtete ſo ſtark, als die aufgehende Sonne. Auf ihrer Oberflaͤche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [234/0240]
feuerbeſtaͤndig, wenigſtens in einem ſehr hohen Grade; aber nicht feuerfeſt, weil ſie durch die Wirkung des Feuers ſchmelzen. Der ganz reine Bergkryſtall iſt, ſoviel wir wiſſen, eine feuerfeſte Subſtanz, weil man noch bisher die ſtaͤrkſte Wirkung des Feuers nicht vermoͤgend gefunden hat, ihn zu ſchmelzen, oder einige Veraͤnderung in ihm zu bewirken, ſo lange Zeit man ihn auch dem Feuer ausgeſetzt hat.
Macquer chym. Woͤrterb. Art. Feuerfeſt.
Feuerfontaine, ſ. Springbrunnen.
Feuerkugel, Bolis, Globus ardens, Bolide, Globe de feu.
Dieſen Namen giebt man einer der ſonderbarſten Lufterſcheinungen. Man ſieht nemlich bisweilen in der Atmoſphaͤre eine große leuchtende Kugel, deren Farbe oft ins Rothe faͤllt, und die ſich langſamer oder ſchneller durch die Luft bewegt. Oft zieht dieſe Kugel einen hellen Schweif nach ſich, der an der Kugel ſelbſt einen gleichen Durchmeſſer mit ihr hat, weiterhin aber ſich in eine Spitze endiget, und etwa 4—5 Durchmeſſer der Kugel lang iſt.
Die Groͤße dieſer Kugeln iſt verſchieden. Ihr ſcheinbarer Durchmeſſer hat bisweilen den vierten Theil des Monddurchmeſſers (Hiſt. de l'acad. de Paris 1738, 1740.), bisweilen die Haͤlfte deſſelben betragen. Seneka (Quaeſt. Nat. L. I. cap. 1.) und einige Neuere (Philoſ. Trans. no. 462, 463.) erzaͤhlen von Feuerkugeln, die an ſcheinbarer Groͤße dem Monde gleich gekommen ſeyen, und Gaſſendi (Phyſicae Sect. III. L. II. c. 7.) von einer, deren Durchmeſſer doppelt ſo groß als der des Monds geſchienen habe; da er ſie aber eine Fackel (facem) nennt, ſo ſcheint ſie keine voͤllig runde Geſtalt gehabt zu haben. Kirch (Ephem. Natur. Curioſ. anni 1686.) ſahe i. J. 1686 eine zu Leipzig, deren Durchmeſſer dem Halbmeſſer des Monds gleich war, und bey deren Lichte man leſen konnte. Weit groͤßer war die, welche Balbi (Comm. Bonon. To. I. p. 268.) 1719 zu Bologna beobachtete. Sie ſchien ſo groß als der Vollmond, glich einem brennenden Kampher und leuchtete ſo ſtark, als die aufgehende Sonne. Auf ihrer Oberflaͤche
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |