bey gleichen Graden der Ausdehnung dennoch verschieden seyn, daher sey es falsch, die absoluten Mengen der specifischen Wärme proportionell anzunehmen: ferner setzten alle Crawfordische Berechnungen die sich auf Grade des Thermometers bezögen, und deren Unterschiede als absolute Mengen der Wärme betrachteten, voraus, daß man die absoluten Mengen der Wärme in den Körpern kennte, welches doch der Fall gar nicht sey, daher auch in den Schlüssen, durch welche C. seinem System gemäß absolute Wärmen zu bestimmen suche, ein beständiger Cirkel bleibe. Ueberhaupt habe man sich bisher bey Schätzung der in den Körpern enthaltenen absoluten Wärme sehr geirrt. Man sey durch Brauns Versuch über das Gefrieren des Quecksilbers verleitet worden, zu glauben, daß selbst bey den kältesten Temperaturen noch viel Feuer in den Körpern sey: aber die neuern Versuche des Hutchins(Philos. Trans. Vol. LXXIII. P.2.), nach welchen das Quecksilber schon bey--40° fahrenheitischer Scale gefriert, s. Gefrierung, gäben hievon ganz andere Begriffe. Endlich fügt er noch hinzu, die ganze Idee von Capacität erkläre nur einen Nebenumstand, und lasse die Hauptsrage, wodurch und wie eigentlich das Schmelzen u. dgl. bewirkt werde, ganz unbeantwortet.
Herr de Lüc glaubt, beym Zerschmelzen werde der feste Körper in einen flüßigen durch eine Verbindung des Feuers mit seinen Theilen vermöge einer chymischen Verwandschaft verwandelt; die Verminderung der Wärme aber entstche daher, weil das Feuer, welches so mit den Theilen des Körpers verbunden wird, hiedurch selbst aufhört, zur Wärme beyzutragen. Dies geschieht wenigstens in allen Fällen, wo das Schmelzen unmittelbar durch die Wärme allein bewirkt wird. In andern Fällen, wo beym Schmelzen andere chymische Operationen mitwirken, (z. B. wenn man Eis mit Kochsalz mischt) scheint weniger Feuer verlohren zu gehen; die Ursache hievon aber liegt darinn, weil das Salz durch seine Auflösung und Zersetzung das in ihm enthaltene Feuer mit hergiebt.
bey gleichen Graden der Ausdehnung dennoch verſchieden ſeyn, daher ſey es falſch, die abſoluten Mengen der ſpecifiſchen Waͤrme proportionell anzunehmen: ferner ſetzten alle Crawfordiſche Berechnungen die ſich auf Grade des Thermometers bezoͤgen, und deren Unterſchiede als abſolute Mengen der Waͤrme betrachteten, voraus, daß man die abſoluten Mengen der Waͤrme in den Koͤrpern kennte, welches doch der Fall gar nicht ſey, daher auch in den Schluͤſſen, durch welche C. ſeinem Syſtem gemaͤß abſolute Waͤrmen zu beſtimmen ſuche, ein beſtaͤndiger Cirkel bleibe. Ueberhaupt habe man ſich bisher bey Schaͤtzung der in den Koͤrpern enthaltenen abſoluten Waͤrme ſehr geirrt. Man ſey durch Brauns Verſuch uͤber das Gefrieren des Queckſilbers verleitet worden, zu glauben, daß ſelbſt bey den kaͤlteſten Temperaturen noch viel Feuer in den Koͤrpern ſey: aber die neuern Verſuche des Hutchins(Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P.2.), nach welchen das Queckſilber ſchon bey—40° fahrenheitiſcher Scale gefriert, ſ. Gefrierung, gaͤben hievon ganz andere Begriffe. Endlich fuͤgt er noch hinzu, die ganze Idee von Capacitaͤt erklaͤre nur einen Nebenumſtand, und laſſe die Hauptſrage, wodurch und wie eigentlich das Schmelzen u. dgl. bewirkt werde, ganz unbeantwortet.
Herr de Luͤc glaubt, beym Zerſchmelzen werde der feſte Koͤrper in einen fluͤßigen durch eine Verbindung des Feuers mit ſeinen Theilen vermoͤge einer chymiſchen Verwandſchaft verwandelt; die Verminderung der Waͤrme aber entſtche daher, weil das Feuer, welches ſo mit den Theilen des Koͤrpers verbunden wird, hiedurch ſelbſt aufhoͤrt, zur Waͤrme beyzutragen. Dies geſchieht wenigſtens in allen Faͤllen, wo das Schmelzen unmittelbar durch die Waͤrme allein bewirkt wird. In andern Faͤllen, wo beym Schmelzen andere chymiſche Operationen mitwirken, (z. B. wenn man Eis mit Kochſalz miſcht) ſcheint weniger Feuer verlohren zu gehen; die Urſache hievon aber liegt darinn, weil das Salz durch ſeine Aufloͤſung und Zerſetzung das in ihm enthaltene Feuer mit hergiebt.
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bey gleichen Graden der Ausdehnung dennoch verſchieden ſeyn, daher ſey es falſch, die abſoluten Mengen der ſpecifiſchen Waͤrme proportionell anzunehmen: ferner ſetzten alle Crawfordiſche Berechnungen die ſich auf Grade des Thermometers bezoͤgen, und deren Unterſchiede als abſolute Mengen der Waͤrme betrachteten, voraus, daß man die abſoluten Mengen der Waͤrme in den Koͤrpern kennte, welches doch der Fall gar nicht ſey, daher auch in den Schluͤſſen, durch welche C. ſeinem Syſtem gemaͤß abſolute Waͤrmen zu beſtimmen ſuche, ein beſtaͤndiger Cirkel bleibe. Ueberhaupt habe man ſich bisher bey Schaͤtzung der in den Koͤrpern enthaltenen abſoluten Waͤrme ſehr geirrt. Man ſey durch <hirendition="#b">Brauns</hi> Verſuch uͤber das Gefrieren des Queckſilbers verleitet worden, zu glauben, daß ſelbſt bey den kaͤlteſten Temperaturen noch viel Feuer in den Koͤrpern ſey: aber die neuern Verſuche des <hirendition="#b">Hutchins</hi><hirendition="#aq">(Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P.2.),</hi> nach welchen das Queckſilber ſchon bey—40° fahrenheitiſcher Scale gefriert, <hirendition="#b">ſ. Gefrierung,</hi> gaͤben hievon ganz andere Begriffe. Endlich fuͤgt er noch hinzu, die ganze Idee von Capacitaͤt erklaͤre nur einen Nebenumſtand, und laſſe die Hauptſrage, wodurch und wie eigentlich das Schmelzen u. dgl. bewirkt werde, ganz unbeantwortet.</p><p>Herr <hirendition="#b">de Luͤc</hi> glaubt, beym Zerſchmelzen werde der feſte Koͤrper in einen fluͤßigen durch eine Verbindung des Feuers mit ſeinen Theilen vermoͤge einer chymiſchen Verwandſchaft verwandelt; die Verminderung der Waͤrme aber entſtche daher, weil das Feuer, welches ſo mit den Theilen des Koͤrpers verbunden wird, hiedurch ſelbſt aufhoͤrt, zur Waͤrme beyzutragen. Dies geſchieht wenigſtens in allen Faͤllen, wo das Schmelzen unmittelbar durch die Waͤrme allein bewirkt wird. In andern Faͤllen, wo beym Schmelzen andere chymiſche Operationen mitwirken, (z. B. wenn man Eis mit Kochſalz miſcht) ſcheint weniger Feuer verlohren zu gehen; die Urſache hievon aber liegt darinn, weil das Salz durch ſeine Aufloͤſung und Zerſetzung das in ihm enthaltene Feuer mit hergiebt.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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bey gleichen Graden der Ausdehnung dennoch verſchieden ſeyn, daher ſey es falſch, die abſoluten Mengen der ſpecifiſchen Waͤrme proportionell anzunehmen: ferner ſetzten alle Crawfordiſche Berechnungen die ſich auf Grade des Thermometers bezoͤgen, und deren Unterſchiede als abſolute Mengen der Waͤrme betrachteten, voraus, daß man die abſoluten Mengen der Waͤrme in den Koͤrpern kennte, welches doch der Fall gar nicht ſey, daher auch in den Schluͤſſen, durch welche C. ſeinem Syſtem gemaͤß abſolute Waͤrmen zu beſtimmen ſuche, ein beſtaͤndiger Cirkel bleibe. Ueberhaupt habe man ſich bisher bey Schaͤtzung der in den Koͤrpern enthaltenen abſoluten Waͤrme ſehr geirrt. Man ſey durch Brauns Verſuch uͤber das Gefrieren des Queckſilbers verleitet worden, zu glauben, daß ſelbſt bey den kaͤlteſten Temperaturen noch viel Feuer in den Koͤrpern ſey: aber die neuern Verſuche des Hutchins (Philoſ. Trans. Vol. LXXIII. P.2.), nach welchen das Queckſilber ſchon bey—40° fahrenheitiſcher Scale gefriert, ſ. Gefrierung, gaͤben hievon ganz andere Begriffe. Endlich fuͤgt er noch hinzu, die ganze Idee von Capacitaͤt erklaͤre nur einen Nebenumſtand, und laſſe die Hauptſrage, wodurch und wie eigentlich das Schmelzen u. dgl. bewirkt werde, ganz unbeantwortet.
Herr de Luͤc glaubt, beym Zerſchmelzen werde der feſte Koͤrper in einen fluͤßigen durch eine Verbindung des Feuers mit ſeinen Theilen vermoͤge einer chymiſchen Verwandſchaft verwandelt; die Verminderung der Waͤrme aber entſtche daher, weil das Feuer, welches ſo mit den Theilen des Koͤrpers verbunden wird, hiedurch ſelbſt aufhoͤrt, zur Waͤrme beyzutragen. Dies geſchieht wenigſtens in allen Faͤllen, wo das Schmelzen unmittelbar durch die Waͤrme allein bewirkt wird. In andern Faͤllen, wo beym Schmelzen andere chymiſche Operationen mitwirken, (z. B. wenn man Eis mit Kochſalz miſcht) ſcheint weniger Feuer verlohren zu gehen; die Urſache hievon aber liegt darinn, weil das Salz durch ſeine Aufloͤſung und Zerſetzung das in ihm enthaltene Feuer mit hergiebt.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/237>, abgerufen am 22.11.2024.
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