Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Carl Wilhelm Scheele (Chemische Abhdl. von der Luft und dem Feuer, Upsala und Leipzig 1777. 8.) nimmt im Gegentheil das Brennbare, als ein einfaches elementarisches Wesen, an. Aus demselben und der fixen Luft oder der von ihm sogenannten Luftsäure entsteht nach seiner Meinung die Feuerluft, oder das, was man sonst mit Priestley reine dephlogistisirte Luft nennet. Diese Luft verwandelt sich durch die Vereinigung mit einer geringern oder größern Menge von Brennbarem in die stralende Hitze, die nach Art einer mit Brennbarem verbundenen Säure auf die Körper wirkt, die Empfindung der Wärme und die Wirkungen des Feuers hervorbringt, und also in diesem freylich etwas sonderbar scheinenden System die eigentliche Materie des Feuers ist. Wenn diese stralende Hitze mit noch mehrerem Brennbaren in Verbindung tritt, so wird daraus das Licht, und bey noch mehrerer Uebersättigung mit Brennbarem das entzündbare Gas hervorgebracht. Das Feuer ist der Zustand, in welchen die brennbaren Körper durch Hülfe der Feuerluft gerathen, nachdem sie vorher einen gewissen Grad der Hitze empfangen haben, wobey das Brennbare von den andern Materien, mit welchen es verbunden war, gewaltsam losgerissen wird, und dadurch eine Auflösung der Körper in ihre Bestandtheile und eine gänzliche Zersetzung derselben verursacht. Dieses System ist nicht nur von seinem berühmten Urheber mit vielen chymischen Versuchen unterstützt, sondern auch von Bergmann (Anleitung zu chemischen Vorlesungen, auch in der Vorrede zu Scheeles Schrift selbst) in seinen vornehmsten Theilen gebilliget worden. Es gründet sich vornehmlich darauf, daß Scheele durch sehr feine Versuche in der Materie des Lichts ein brennbares Wesen fand, und demnach zu entdecken glaubte, daß die Lichtmaterie nicht ganz so, wie
Carl Wilhelm Scheele (Chemiſche Abhdl. von der Luft und dem Feuer, Upſala und Leipzig 1777. 8.) nimmt im Gegentheil das Brennbare, als ein einfaches elementariſches Weſen, an. Aus demſelben und der fixen Luft oder der von ihm ſogenannten Luftſaͤure entſteht nach ſeiner Meinung die Feuerluft, oder das, was man ſonſt mit Prieſtley reine dephlogiſtiſirte Luft nennet. Dieſe Luft verwandelt ſich durch die Vereinigung mit einer geringern oder groͤßern Menge von Brennbarem in die ſtralende Hitze, die nach Art einer mit Brennbarem verbundenen Saͤure auf die Koͤrper wirkt, die Empfindung der Waͤrme und die Wirkungen des Feuers hervorbringt, und alſo in dieſem freylich etwas ſonderbar ſcheinenden Syſtem die eigentliche Materie des Feuers iſt. Wenn dieſe ſtralende Hitze mit noch mehrerem Brennbaren in Verbindung tritt, ſo wird daraus das Licht, und bey noch mehrerer Ueberſaͤttigung mit Brennbarem das entzuͤndbare Gas hervorgebracht. Das Feuer iſt der Zuſtand, in welchen die brennbaren Koͤrper durch Huͤlfe der Feuerluft gerathen, nachdem ſie vorher einen gewiſſen Grad der Hitze empfangen haben, wobey das Brennbare von den andern Materien, mit welchen es verbunden war, gewaltſam losgeriſſen wird, und dadurch eine Aufloͤſung der Koͤrper in ihre Beſtandtheile und eine gaͤnzliche Zerſetzung derſelben verurſacht. Dieſes Syſtem iſt nicht nur von ſeinem beruͤhmten Urheber mit vielen chymiſchen Verſuchen unterſtuͤtzt, ſondern auch von Bergmann (Anleitung zu chemiſchen Vorleſungen, auch in der Vorrede zu Scheeles Schrift ſelbſt) in ſeinen vornehmſten Theilen gebilliget worden. Es gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß Scheele durch ſehr feine Verſuche in der Materie des Lichts ein brennbares Weſen fand, und demnach zu entdecken glaubte, daß die Lichtmaterie nicht ganz ſo, wie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0220" xml:id="P.2.214" n="214"/><lb/> ausmachen ſoll. Das Brennbare beſteht nach ſeiner Meinung aus dem Lichte, der fetten Saͤure, Erde und Waſſer, und wird von ihm nicht als ein beſonderes Principium, ſondern vielmehr als eine Zuſammenſetzungsart angeſehen, welche in jedem Koͤrper, der brennen ſoll, vorhanden ſeyn muß.</p> <p><hi rendition="#b">Carl Wilhelm Scheele</hi> (Chemiſche Abhdl. von der Luft und dem Feuer, Upſala und Leipzig 1777. 8.) nimmt im Gegentheil das <hi rendition="#b">Brennbare,</hi> als ein einfaches elementariſches Weſen, an. Aus demſelben und der fixen Luft oder der von ihm ſogenannten <hi rendition="#b">Luftſaͤure</hi> entſteht nach ſeiner Meinung die <hi rendition="#b">Feuerluft,</hi> oder das, was man ſonſt mit <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> reine dephlogiſtiſirte Luft nennet. Dieſe Luft verwandelt ſich durch die Vereinigung mit einer geringern oder groͤßern Menge von Brennbarem in die <hi rendition="#b">ſtralende Hitze,</hi> die nach Art einer mit Brennbarem verbundenen Saͤure auf die Koͤrper wirkt, die Empfindung der Waͤrme und die Wirkungen des Feuers hervorbringt, und alſo in dieſem freylich etwas ſonderbar ſcheinenden Syſtem die eigentliche Materie des Feuers iſt. Wenn dieſe ſtralende Hitze mit noch mehrerem Brennbaren in Verbindung tritt, ſo wird daraus das <hi rendition="#b">Licht,</hi> und bey noch mehrerer Ueberſaͤttigung mit Brennbarem das <hi rendition="#b">entzuͤndbare Gas</hi> hervorgebracht. Das <hi rendition="#b">Feuer</hi> iſt der Zuſtand, in welchen die brennbaren Koͤrper durch Huͤlfe der Feuerluft gerathen, nachdem ſie vorher einen gewiſſen Grad der Hitze empfangen haben, wobey das Brennbare von den andern Materien, mit welchen es verbunden war, gewaltſam losgeriſſen wird, und dadurch eine Aufloͤſung der Koͤrper in ihre Beſtandtheile und eine gaͤnzliche Zerſetzung derſelben verurſacht. Dieſes Syſtem iſt nicht nur von ſeinem beruͤhmten Urheber mit vielen chymiſchen Verſuchen unterſtuͤtzt, ſondern auch von <hi rendition="#b">Bergmann</hi> (Anleitung zu chemiſchen Vorleſungen, auch in der Vorrede zu Scheeles Schrift ſelbſt) in ſeinen vornehmſten Theilen gebilliget worden. Es gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß <hi rendition="#b">Scheele</hi> durch ſehr feine Verſuche in der Materie des Lichts ein brennbares Weſen fand, und demnach zu entdecken glaubte, daß die Lichtmaterie nicht ganz ſo, wie<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [214/0220]
ausmachen ſoll. Das Brennbare beſteht nach ſeiner Meinung aus dem Lichte, der fetten Saͤure, Erde und Waſſer, und wird von ihm nicht als ein beſonderes Principium, ſondern vielmehr als eine Zuſammenſetzungsart angeſehen, welche in jedem Koͤrper, der brennen ſoll, vorhanden ſeyn muß.
Carl Wilhelm Scheele (Chemiſche Abhdl. von der Luft und dem Feuer, Upſala und Leipzig 1777. 8.) nimmt im Gegentheil das Brennbare, als ein einfaches elementariſches Weſen, an. Aus demſelben und der fixen Luft oder der von ihm ſogenannten Luftſaͤure entſteht nach ſeiner Meinung die Feuerluft, oder das, was man ſonſt mit Prieſtley reine dephlogiſtiſirte Luft nennet. Dieſe Luft verwandelt ſich durch die Vereinigung mit einer geringern oder groͤßern Menge von Brennbarem in die ſtralende Hitze, die nach Art einer mit Brennbarem verbundenen Saͤure auf die Koͤrper wirkt, die Empfindung der Waͤrme und die Wirkungen des Feuers hervorbringt, und alſo in dieſem freylich etwas ſonderbar ſcheinenden Syſtem die eigentliche Materie des Feuers iſt. Wenn dieſe ſtralende Hitze mit noch mehrerem Brennbaren in Verbindung tritt, ſo wird daraus das Licht, und bey noch mehrerer Ueberſaͤttigung mit Brennbarem das entzuͤndbare Gas hervorgebracht. Das Feuer iſt der Zuſtand, in welchen die brennbaren Koͤrper durch Huͤlfe der Feuerluft gerathen, nachdem ſie vorher einen gewiſſen Grad der Hitze empfangen haben, wobey das Brennbare von den andern Materien, mit welchen es verbunden war, gewaltſam losgeriſſen wird, und dadurch eine Aufloͤſung der Koͤrper in ihre Beſtandtheile und eine gaͤnzliche Zerſetzung derſelben verurſacht. Dieſes Syſtem iſt nicht nur von ſeinem beruͤhmten Urheber mit vielen chymiſchen Verſuchen unterſtuͤtzt, ſondern auch von Bergmann (Anleitung zu chemiſchen Vorleſungen, auch in der Vorrede zu Scheeles Schrift ſelbſt) in ſeinen vornehmſten Theilen gebilliget worden. Es gruͤndet ſich vornehmlich darauf, daß Scheele durch ſehr feine Verſuche in der Materie des Lichts ein brennbares Weſen fand, und demnach zu entdecken glaubte, daß die Lichtmaterie nicht ganz ſo, wie
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