viele Länder durchreisete, (Telescopium. Francof. 1618. 4. p. 24.) erzählt, im Jahre 1609 sey ein Unbekannter, dem Ansehen nach ein Holländer, zu dem Brillenmacher Johann Lippersein oder Lippersheim in Middelburg gekommen, und habe sich einige erhabne und hohle Gläser schleifen lassen. Als er diese in Empfang genommen, habe er ein erhabenes und ein hohles bald näher bald weiter von einander gehalten, den Lippersein bezahlt, und sich entfernet. Dieses habe sich Lippersein gemerkt, aus einer solchen Verbindung zweyer Gläser ein Fernrohr gemacht, und dem Prinzen Moritz von Nassau gezeigt. Auch will dieser Schriftsteller in Spanien einen Baumeister Rogetus angetroffen haben, der die ganze Kunst schon lange getrieben und ein Buch davon geschrieben haben soll. Dies ist die älteste Erzählung von der Erfindung des Fernrohrs.
In Descartes 1637 herausgekommener Dioptrik findet man folgende Stelle: "Diese bewundernswürdige Er"findung hat ihren ersten Ursprung der Erfahrung und dem "glücklichen Zufalle zu danken. Vor etwa dreyßig Jahren "kam ein gewisser Jacob Metius, der nie studiert hatte, "obgleich sein Vater und Bruder Mathematiker gewesen "sind, der aber Vergnügen an der Verfertigung von Spie"geln und Brenngläsern fand, und daher Gläser von "mancherley Gestalten hatte, auf den Einfall, durch zwey "dergleichen zu sehen, von denen eins hohl, das andere "erhaben war. Er brachte dieselben an die Enden einer "Röhre so glücklich an, daß daraus das erste Fernrohr ent"stand." Dieser Metius war von Alkmar gebürtig, und ein Sohn des Geometers Adrian Metius, der das bekannte Verhältniß des Durchmessers zum Umfange, 113:355 angegeben hat.
Peter Borel, ein französischer Arzt (De vero telescopii inventore. Hagae Com. 1655. 4.), hat sich alle nur mögliche Mühe gegeben, den wahren Urheber dieser wichtigen Erfindung zu entdecken, und schreibt sie mit vieler Wahrscheinlichkeit dem Zacharias Jansen, gleichfalls einem Brillenmacher in Middelburg, zu. Er theilt einige gerichtliche Aussage mit, worinn untern andern Jansens
viele Laͤnder durchreiſete, (Teleſcopium. Francof. 1618. 4. p. 24.) erzaͤhlt, im Jahre 1609 ſey ein Unbekannter, dem Anſehen nach ein Hollaͤnder, zu dem Brillenmacher Johann Lipperſein oder Lippersheim in Middelburg gekommen, und habe ſich einige erhabne und hohle Glaͤſer ſchleifen laſſen. Als er dieſe in Empfang genommen, habe er ein erhabenes und ein hohles bald naͤher bald weiter von einander gehalten, den Lipperſein bezahlt, und ſich entfernet. Dieſes habe ſich Lipperſein gemerkt, aus einer ſolchen Verbindung zweyer Glaͤſer ein Fernrohr gemacht, und dem Prinzen Moritz von Naſſau gezeigt. Auch will dieſer Schriftſteller in Spanien einen Baumeiſter Rogetus angetroffen haben, der die ganze Kunſt ſchon lange getrieben und ein Buch davon geſchrieben haben ſoll. Dies iſt die aͤlteſte Erzaͤhlung von der Erfindung des Fernrohrs.
In Descartes 1637 herausgekommener Dioptrik findet man folgende Stelle: ”Dieſe bewundernswuͤrdige Er”findung hat ihren erſten Urſprung der Erfahrung und dem ”gluͤcklichen Zufalle zu danken. Vor etwa dreyßig Jahren ”kam ein gewiſſer Jacob Metius, der nie ſtudiert hatte, ”obgleich ſein Vater und Bruder Mathematiker geweſen ”ſind, der aber Vergnuͤgen an der Verfertigung von Spie”geln und Brennglaͤſern fand, und daher Glaͤſer von ”mancherley Geſtalten hatte, auf den Einfall, durch zwey ”dergleichen zu ſehen, von denen eins hohl, das andere ”erhaben war. Er brachte dieſelben an die Enden einer ”Roͤhre ſo gluͤcklich an, daß daraus das erſte Fernrohr ent”ſtand.“ Dieſer Metius war von Alkmar gebuͤrtig, und ein Sohn des Geometers Adrian Metius, der das bekannte Verhaͤltniß des Durchmeſſers zum Umfange, 113:355 angegeben hat.
Peter Borel, ein franzoͤſiſcher Arzt (De vero teleſcopii inventore. Hagae Com. 1655. 4.), hat ſich alle nur moͤgliche Muͤhe gegeben, den wahren Urheber dieſer wichtigen Erfindung zu entdecken, und ſchreibt ſie mit vieler Wahrſcheinlichkeit dem Zacharias Janſen, gleichfalls einem Brillenmacher in Middelburg, zu. Er theilt einige gerichtliche Ausſage mit, worinn untern andern Janſens
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><pbfacs="#f0185"xml:id="P.2.179"n="179"/><lb/>
viele Laͤnder durchreiſete, (<hirendition="#aq">Teleſcopium. Francof. 1618. 4. p. 24.</hi>) erzaͤhlt, im Jahre 1609 ſey ein Unbekannter, dem Anſehen nach ein Hollaͤnder, zu dem Brillenmacher Johann <hirendition="#b">Lipperſein</hi> oder <hirendition="#b">Lippersheim</hi> in Middelburg gekommen, und habe ſich einige erhabne und hohle Glaͤſer ſchleifen laſſen. Als er dieſe in Empfang genommen, habe er ein erhabenes und ein hohles bald naͤher bald weiter von einander gehalten, den Lipperſein bezahlt, und ſich entfernet. Dieſes habe ſich Lipperſein gemerkt, aus einer ſolchen Verbindung zweyer Glaͤſer ein Fernrohr gemacht, und dem Prinzen <hirendition="#b">Moritz</hi> von Naſſau gezeigt. Auch will dieſer Schriftſteller in Spanien einen Baumeiſter <hirendition="#b">Rogetus</hi> angetroffen haben, der die ganze Kunſt ſchon lange getrieben und ein Buch davon geſchrieben haben ſoll. Dies iſt die aͤlteſte Erzaͤhlung von der Erfindung des Fernrohrs.</p><p>In <hirendition="#b">Descartes</hi> 1637 herausgekommener Dioptrik findet man folgende Stelle: ”Dieſe bewundernswuͤrdige Er”findung hat ihren erſten Urſprung der Erfahrung und dem ”gluͤcklichen Zufalle zu danken. Vor etwa dreyßig Jahren ”kam ein gewiſſer <hirendition="#b">Jacob Metius,</hi> der nie ſtudiert hatte, ”obgleich ſein Vater und Bruder Mathematiker geweſen ”ſind, der aber Vergnuͤgen an der Verfertigung von Spie”geln und Brennglaͤſern fand, und daher Glaͤſer von ”mancherley Geſtalten hatte, auf den Einfall, durch zwey ”dergleichen zu ſehen, von denen eins hohl, das andere ”erhaben war. Er brachte dieſelben an die Enden einer ”Roͤhre ſo gluͤcklich an, daß daraus das erſte Fernrohr ent”ſtand.“ Dieſer Metius war von Alkmar gebuͤrtig, und ein Sohn des Geometers Adrian Metius, der das bekannte Verhaͤltniß des Durchmeſſers zum Umfange, 113:355 angegeben hat.</p><p><hirendition="#b">Peter Borel,</hi> ein franzoͤſiſcher Arzt (<hirendition="#aq">De vero teleſcopii inventore. Hagae Com. 1655. 4.</hi>), hat ſich alle nur moͤgliche Muͤhe gegeben, den wahren Urheber dieſer wichtigen Erfindung zu entdecken, und ſchreibt ſie mit vieler Wahrſcheinlichkeit dem <hirendition="#b">Zacharias Janſen,</hi> gleichfalls einem Brillenmacher in Middelburg, zu. Er theilt einige gerichtliche Ausſage mit, worinn untern andern Janſens<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[179/0185]
viele Laͤnder durchreiſete, (Teleſcopium. Francof. 1618. 4. p. 24.) erzaͤhlt, im Jahre 1609 ſey ein Unbekannter, dem Anſehen nach ein Hollaͤnder, zu dem Brillenmacher Johann Lipperſein oder Lippersheim in Middelburg gekommen, und habe ſich einige erhabne und hohle Glaͤſer ſchleifen laſſen. Als er dieſe in Empfang genommen, habe er ein erhabenes und ein hohles bald naͤher bald weiter von einander gehalten, den Lipperſein bezahlt, und ſich entfernet. Dieſes habe ſich Lipperſein gemerkt, aus einer ſolchen Verbindung zweyer Glaͤſer ein Fernrohr gemacht, und dem Prinzen Moritz von Naſſau gezeigt. Auch will dieſer Schriftſteller in Spanien einen Baumeiſter Rogetus angetroffen haben, der die ganze Kunſt ſchon lange getrieben und ein Buch davon geſchrieben haben ſoll. Dies iſt die aͤlteſte Erzaͤhlung von der Erfindung des Fernrohrs.
In Descartes 1637 herausgekommener Dioptrik findet man folgende Stelle: ”Dieſe bewundernswuͤrdige Er”findung hat ihren erſten Urſprung der Erfahrung und dem ”gluͤcklichen Zufalle zu danken. Vor etwa dreyßig Jahren ”kam ein gewiſſer Jacob Metius, der nie ſtudiert hatte, ”obgleich ſein Vater und Bruder Mathematiker geweſen ”ſind, der aber Vergnuͤgen an der Verfertigung von Spie”geln und Brennglaͤſern fand, und daher Glaͤſer von ”mancherley Geſtalten hatte, auf den Einfall, durch zwey ”dergleichen zu ſehen, von denen eins hohl, das andere ”erhaben war. Er brachte dieſelben an die Enden einer ”Roͤhre ſo gluͤcklich an, daß daraus das erſte Fernrohr ent”ſtand.“ Dieſer Metius war von Alkmar gebuͤrtig, und ein Sohn des Geometers Adrian Metius, der das bekannte Verhaͤltniß des Durchmeſſers zum Umfange, 113:355 angegeben hat.
Peter Borel, ein franzoͤſiſcher Arzt (De vero teleſcopii inventore. Hagae Com. 1655. 4.), hat ſich alle nur moͤgliche Muͤhe gegeben, den wahren Urheber dieſer wichtigen Erfindung zu entdecken, und ſchreibt ſie mit vieler Wahrſcheinlichkeit dem Zacharias Janſen, gleichfalls einem Brillenmacher in Middelburg, zu. Er theilt einige gerichtliche Ausſage mit, worinn untern andern Janſens
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/185>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.