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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Röhren gehabt hat, durch welche sich entlegne Gegenstände schärfer betrachten lassen. Wären aber solche Röhren mit Gläsern versehen gewesen, so würde sich doch von einem so wichtigen Kunststück irgendwo eine deutlichere Meldung finden.

De la Hire (Mem. de l'acd. roy. des Sc. 1717.) untersucht die Meinung derer, welche mit Huygens, Wolf u. a. die Ehre der Erfindung des Fernrohrs dem Neapolitaner Porta zueignen wollen. Sie gründen sich dabey auf folgende Stelle aus der natürlichen Magie dieses Schriftstellers (Magiae naturalis s. de miraculis rerum naturalium libri IV. Neap. 1558. fol. L. XVII. c. 10.). "Durch ein Hohlglas sieht man entfernte Gegenstände deut"lich; durch ein erhabenes betrachtet man nahe liegende. "Weiß man beyde gehörig zu verbinden, so wird man so"wohl nahe als entfernte Gegenstände größer und deutlich "sehen. Ich habe dadurch vielen Freunden, welche schlech"te Augen hatten, große Dienste geleistet, und sie in "Stand gesetzt, sehr deutlich zu sehen." Es scheint sich dieses auf etwas dem Fernrohre sehr ähnliches zu beziehen. Allein nach de la Hire mag wohl Porta blos eine Verbindung eines Hohlglases mit einem erhabenen meinen, wodurch beyder gemeinschaftliche Brennweite verändert wird, so daß sie dienen, dem Auge Gegenstände in gewissen Entfernungen deutlicher darzustellen. Hätte er wirklich etwas dem Teleskope ähnliches unter den Händen gehabt, er würde bey der Eitelkeit, die aus seinen Schriften hervorleuchtet, nicht ermangelt haben, eine weit prächtigere und umständlichere Beschreibung davon mitzutheilen.

Erst im Jahre 1608 oder 1609 kam die wirkliche Erfindung der Fernröhre aus Holland, ob man gleich noch bis jetzt nicht ganz zuverläßig weiß, zu welcher Zeit, von wem und auf welchem Wege sie gemacht worden sey. Die Meinungen hierüber scheinen gleich vom Anfang getheilt gewesen zu seyn.

Hieronymus Sirturus, ein gebohrner Mayländer, der, um etwas vollständiges vom Fernrohre zu schreiben,


Roͤhren gehabt hat, durch welche ſich entlegne Gegenſtaͤnde ſchaͤrfer betrachten laſſen. Waͤren aber ſolche Roͤhren mit Glaͤſern verſehen geweſen, ſo wuͤrde ſich doch von einem ſo wichtigen Kunſtſtuͤck irgendwo eine deutlichere Meldung finden.

De la Hire (Mém. de l'acd. roy. des Sc. 1717.) unterſucht die Meinung derer, welche mit Huygens, Wolf u. a. die Ehre der Erfindung des Fernrohrs dem Neapolitaner Porta zueignen wollen. Sie gruͤnden ſich dabey auf folgende Stelle aus der natuͤrlichen Magie dieſes Schriftſtellers (Magiae naturalis ſ. de miraculis rerum naturalium libri IV. Neap. 1558. fol. L. XVII. c. 10.). ”Durch ein Hohlglas ſieht man entfernte Gegenſtaͤnde deut”lich; durch ein erhabenes betrachtet man nahe liegende. ”Weiß man beyde gehoͤrig zu verbinden, ſo wird man ſo”wohl nahe als entfernte Gegenſtaͤnde groͤßer und deutlich ”ſehen. Ich habe dadurch vielen Freunden, welche ſchlech”te Augen hatten, große Dienſte geleiſtet, und ſie in ”Stand geſetzt, ſehr deutlich zu ſehen.“ Es ſcheint ſich dieſes auf etwas dem Fernrohre ſehr aͤhnliches zu beziehen. Allein nach de la Hire mag wohl Porta blos eine Verbindung eines Hohlglaſes mit einem erhabenen meinen, wodurch beyder gemeinſchaftliche Brennweite veraͤndert wird, ſo daß ſie dienen, dem Auge Gegenſtaͤnde in gewiſſen Entfernungen deutlicher darzuſtellen. Haͤtte er wirklich etwas dem Teleſkope aͤhnliches unter den Haͤnden gehabt, er wuͤrde bey der Eitelkeit, die aus ſeinen Schriften hervorleuchtet, nicht ermangelt haben, eine weit praͤchtigere und umſtaͤndlichere Beſchreibung davon mitzutheilen.

Erſt im Jahre 1608 oder 1609 kam die wirkliche Erfindung der Fernroͤhre aus Holland, ob man gleich noch bis jetzt nicht ganz zuverlaͤßig weiß, zu welcher Zeit, von wem und auf welchem Wege ſie gemacht worden ſey. Die Meinungen hieruͤber ſcheinen gleich vom Anfang getheilt geweſen zu ſeyn.

Hieronymus Sirturus, ein gebohrner Maylaͤnder, der, um etwas vollſtaͤndiges vom Fernrohre zu ſchreiben,

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[178/0184] Roͤhren gehabt hat, durch welche ſich entlegne Gegenſtaͤnde ſchaͤrfer betrachten laſſen. Waͤren aber ſolche Roͤhren mit Glaͤſern verſehen geweſen, ſo wuͤrde ſich doch von einem ſo wichtigen Kunſtſtuͤck irgendwo eine deutlichere Meldung finden. De la Hire (Mém. de l'acd. roy. des Sc. 1717.) unterſucht die Meinung derer, welche mit Huygens, Wolf u. a. die Ehre der Erfindung des Fernrohrs dem Neapolitaner Porta zueignen wollen. Sie gruͤnden ſich dabey auf folgende Stelle aus der natuͤrlichen Magie dieſes Schriftſtellers (Magiae naturalis ſ. de miraculis rerum naturalium libri IV. Neap. 1558. fol. L. XVII. c. 10.). ”Durch ein Hohlglas ſieht man entfernte Gegenſtaͤnde deut”lich; durch ein erhabenes betrachtet man nahe liegende. ”Weiß man beyde gehoͤrig zu verbinden, ſo wird man ſo”wohl nahe als entfernte Gegenſtaͤnde groͤßer und deutlich ”ſehen. Ich habe dadurch vielen Freunden, welche ſchlech”te Augen hatten, große Dienſte geleiſtet, und ſie in ”Stand geſetzt, ſehr deutlich zu ſehen.“ Es ſcheint ſich dieſes auf etwas dem Fernrohre ſehr aͤhnliches zu beziehen. Allein nach de la Hire mag wohl Porta blos eine Verbindung eines Hohlglaſes mit einem erhabenen meinen, wodurch beyder gemeinſchaftliche Brennweite veraͤndert wird, ſo daß ſie dienen, dem Auge Gegenſtaͤnde in gewiſſen Entfernungen deutlicher darzuſtellen. Haͤtte er wirklich etwas dem Teleſkope aͤhnliches unter den Haͤnden gehabt, er wuͤrde bey der Eitelkeit, die aus ſeinen Schriften hervorleuchtet, nicht ermangelt haben, eine weit praͤchtigere und umſtaͤndlichere Beſchreibung davon mitzutheilen. Erſt im Jahre 1608 oder 1609 kam die wirkliche Erfindung der Fernroͤhre aus Holland, ob man gleich noch bis jetzt nicht ganz zuverlaͤßig weiß, zu welcher Zeit, von wem und auf welchem Wege ſie gemacht worden ſey. Die Meinungen hieruͤber ſcheinen gleich vom Anfang getheilt geweſen zu ſeyn. Hieronymus Sirturus, ein gebohrner Maylaͤnder, der, um etwas vollſtaͤndiges vom Fernrohre zu ſchreiben,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/184>, abgerufen am 25.11.2024.