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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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dem Auge deutlich und vergrößert darstellen. Es besteht aus einer Zusammensetzung von Gläsern, wovon das gegen die Sache gekehrte das Vorderglas oder Objectivglas genannt wird, die aber, welche sich am Auge befinden, den Namen der Augengläser oder Oculare führen. Anstatt einiger Gläser werden bisweilen Metallspiegel gebraucht; in diesem Falle heißt das Instrument ein Spiegelteleskop.

Die Erfindung dieses Werkzeugs verdient unstreitig die gröste Bewunderung, und hat den Anfang des siebzehnten Jahrhunderts zu einer in der Geschichte der Dioptrik und Astronomie unvergeßlichen Epoche gemacht. Zwar haben einige die Erfindung des Fernrohrs viel weiter hinaussetzen wollen. Dutens will sie schon beym Demokrit und Aristoteles finden. Der berühmte Benedictiner Mabillon (Iter Germanicum, in Veteribus Analectis To. IV. Lutet. Paris. 1685. 4. p. 46.) erwähnt eines in der Abtey Scheyern im Bißthum Freysingen befindlichen Manuscripts von der Historia scholastica des Petrus Comestor, aus dem dreyzehnten Jahrhunderte, worinn ein Bild des Ptolemäus vorkömmt, der die Gestirne durch einige in einander geschobene Röhren betrachtet (sidera contemplantis ope instrumenti longioris, quod instar tubi optici quatuor ductus habentis, concinnatum est). Nach Mabillons Abbildung sieht es fast aus wie ein Fernrohr, das man daher spätstens in der Mitte des 13 Jahrhunderts gekannt haben müste. Wahrscheinlich aber soll es ein Rohr ohne Gläser vorstellen, dergleichen man ehedem brauchte, um das Licht von den Seiten her abzuhalten.

In den Schriften des Roger Baco, der um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts lebte, finden sich einige Stellen, aus welchen besonders Molineux (Dioptrica nova. Lond. 1693. gr. 4.) schließen will, daß dieser englische Mönch das Fernrohr gekannt habe. Die vornehmste aus dem Werke: Opus majus, welches D. Jebb zu London 1733 herausgegeben hat, ist folgende: De facili patet per canones supradictos, quod maxima possunt apparere minima, et e contra; et longe distantia videbuntur pro-


dem Auge deutlich und vergroͤßert darſtellen. Es beſteht aus einer Zuſammenſetzung von Glaͤſern, wovon das gegen die Sache gekehrte das Vorderglas oder Objectivglas genannt wird, die aber, welche ſich am Auge befinden, den Namen der Augenglaͤſer oder Oculare fuͤhren. Anſtatt einiger Glaͤſer werden bisweilen Metallſpiegel gebraucht; in dieſem Falle heißt das Inſtrument ein Spiegelteleſkop.

Die Erfindung dieſes Werkzeugs verdient unſtreitig die groͤſte Bewunderung, und hat den Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts zu einer in der Geſchichte der Dioptrik und Aſtronomie unvergeßlichen Epoche gemacht. Zwar haben einige die Erfindung des Fernrohrs viel weiter hinausſetzen wollen. Dutens will ſie ſchon beym Demokrit und Ariſtoteles finden. Der beruͤhmte Benedictiner Mabillon (Iter Germanicum, in Veteribus Analectis To. IV. Lutet. Paris. 1685. 4. p. 46.) erwaͤhnt eines in der Abtey Scheyern im Bißthum Freyſingen befindlichen Manuſcripts von der Hiſtoria ſcholaſtica des Petrus Comeſtor, aus dem dreyzehnten Jahrhunderte, worinn ein Bild des Ptolemaͤus vorkoͤmmt, der die Geſtirne durch einige in einander geſchobene Roͤhren betrachtet (ſidera contemplantis ope inſtrumenti longioris, quod inſtar tubi optici quatuor ductus habentis, concinnatum eſt). Nach Mabillons Abbildung ſieht es faſt aus wie ein Fernrohr, das man daher ſpaͤtſtens in der Mitte des 13 Jahrhunderts gekannt haben muͤſte. Wahrſcheinlich aber ſoll es ein Rohr ohne Glaͤſer vorſtellen, dergleichen man ehedem brauchte, um das Licht von den Seiten her abzuhalten.

In den Schriften des Roger Baco, der um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts lebte, finden ſich einige Stellen, aus welchen beſonders Molineux (Dioptrica nova. Lond. 1693. gr. 4.) ſchließen will, daß dieſer engliſche Moͤnch das Fernrohr gekannt habe. Die vornehmſte aus dem Werke: Opus majus, welches D. Jebb zu London 1733 herausgegeben hat, iſt folgende: De facili patet per canones ſupradictos, quod maxima poſſunt apparere minima, et e contra; et longe diſtantia videbuntur pro-

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[176/0182] dem Auge deutlich und vergroͤßert darſtellen. Es beſteht aus einer Zuſammenſetzung von Glaͤſern, wovon das gegen die Sache gekehrte das Vorderglas oder Objectivglas genannt wird, die aber, welche ſich am Auge befinden, den Namen der Augenglaͤſer oder Oculare fuͤhren. Anſtatt einiger Glaͤſer werden bisweilen Metallſpiegel gebraucht; in dieſem Falle heißt das Inſtrument ein Spiegelteleſkop. Die Erfindung dieſes Werkzeugs verdient unſtreitig die groͤſte Bewunderung, und hat den Anfang des ſiebzehnten Jahrhunderts zu einer in der Geſchichte der Dioptrik und Aſtronomie unvergeßlichen Epoche gemacht. Zwar haben einige die Erfindung des Fernrohrs viel weiter hinausſetzen wollen. Dutens will ſie ſchon beym Demokrit und Ariſtoteles finden. Der beruͤhmte Benedictiner Mabillon (Iter Germanicum, in Veteribus Analectis To. IV. Lutet. Paris. 1685. 4. p. 46.) erwaͤhnt eines in der Abtey Scheyern im Bißthum Freyſingen befindlichen Manuſcripts von der Hiſtoria ſcholaſtica des Petrus Comeſtor, aus dem dreyzehnten Jahrhunderte, worinn ein Bild des Ptolemaͤus vorkoͤmmt, der die Geſtirne durch einige in einander geſchobene Roͤhren betrachtet (ſidera contemplantis ope inſtrumenti longioris, quod inſtar tubi optici quatuor ductus habentis, concinnatum eſt). Nach Mabillons Abbildung ſieht es faſt aus wie ein Fernrohr, das man daher ſpaͤtſtens in der Mitte des 13 Jahrhunderts gekannt haben muͤſte. Wahrſcheinlich aber ſoll es ein Rohr ohne Glaͤſer vorſtellen, dergleichen man ehedem brauchte, um das Licht von den Seiten her abzuhalten. In den Schriften des Roger Baco, der um das Ende des dreyzehnten Jahrhunderts lebte, finden ſich einige Stellen, aus welchen beſonders Molineux (Dioptrica nova. Lond. 1693. gr. 4.) ſchließen will, daß dieſer engliſche Moͤnch das Fernrohr gekannt habe. Die vornehmſte aus dem Werke: Opus majus, welches D. Jebb zu London 1733 herausgegeben hat, iſt folgende: De facili patet per canones ſupradictos, quod maxima poſſunt apparere minima, et e contra; et longe diſtantia videbuntur pro-

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/182>, abgerufen am 22.11.2024.