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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Dieses aus klaren Erfahrungen gezogene Resultat traf weder mit dem, was aus Newtons Versuche folgt, noch mit Eulers Theorie überein. Da nach Dollonds Untersuchungen das mittlere Brechungsverhältniß für Crownglas 1,53:1, für Flintglas 1, 58:3 war, so hätte das Verhältniß der Farbenzerstreuung nach Newton 53:58, nach Eulern 1,53. log. 1,53:1, 58. log. 1, 58, d. i. 1:1, 111 seyn sollen. Es war aber, wie 2:3, und also sehr weit von beyden Theorien unterschieden.

Deswegen wollte sich auch Euler von der Richtigkeit der Dollondischen Versuche gar nicht überzeugen lassen. Er sahe seine Theorie noch immer als die einzige mögliche an. Dies ist sie auch in der That, wofern m von M eben so, wie n von N, abhängt; da sie aber nichts desto weniger der Erfahrung widerspricht, so ist dies ein Zeichen, daß es gar keine allgemeine Theorie der Farbenzerstreuung giebt, oder daß die Brechbarkeit der äußersten Stralen nach keinem allgemeinen Gesetze von der Brechbarkeit der mittlern abhängt, wovon sich endlich auch Euler überzeugt, und in seiner Dioptrik selbst Dollonds Versuche zum Grunde der Berechnungen angenommen hat.

Clairaut (Mem. de l' Acad. de Paris 1756.) hat noch eine andere Theorie der Farbenzerstreuung aus der Natur der krummen Linie, welche die Stralen bey der Brechung beschreiben, herzuleiten gesucht, und dabey angenommen, daß das Brechungsverhältniß von der Geschwindigkeit der Stralen abhänge. Aber auch diese Theorie streitet auf mehr als Eine Art gegen die Erfahrung. Nach ihr müste seyn, welches von den Versuchen noch weiter als die vorigen Theorien abweicht.

Es hängt also die Größe der Farbenzerstreuung in verschiedenen Mitteln auf keine allgemeine Art von der Größe der Brechung in denselben ab. Die Folge hiervon ist, daß man die Farbenzerstreuung in keiner Materie anders,


Dieſes aus klaren Erfahrungen gezogene Reſultat traf weder mit dem, was aus Newtons Verſuche folgt, noch mit Eulers Theorie uͤberein. Da nach Dollonds Unterſuchungen das mittlere Brechungsverhaͤltniß fuͤr Crownglas 1,53:1, fuͤr Flintglas 1, 58:3 war, ſo haͤtte das Verhaͤltniß der Farbenzerſtreuung nach Newton 53:58, nach Eulern 1,53. log. 1,53:1, 58. log. 1, 58, d. i. 1:1, 111 ſeyn ſollen. Es war aber, wie 2:3, und alſo ſehr weit von beyden Theorien unterſchieden.

Deswegen wollte ſich auch Euler von der Richtigkeit der Dollondiſchen Verſuche gar nicht uͤberzeugen laſſen. Er ſahe ſeine Theorie noch immer als die einzige moͤgliche an. Dies iſt ſie auch in der That, wofern m von M eben ſo, wie n von N, abhaͤngt; da ſie aber nichts deſto weniger der Erfahrung widerſpricht, ſo iſt dies ein Zeichen, daß es gar keine allgemeine Theorie der Farbenzerſtreuung giebt, oder daß die Brechbarkeit der aͤußerſten Stralen nach keinem allgemeinen Geſetze von der Brechbarkeit der mittlern abhaͤngt, wovon ſich endlich auch Euler uͤberzeugt, und in ſeiner Dioptrik ſelbſt Dollonds Verſuche zum Grunde der Berechnungen angenommen hat.

Clairaut (Mém. de l' Acad. de Paris 1756.) hat noch eine andere Theorie der Farbenzerſtreuung aus der Natur der krummen Linie, welche die Stralen bey der Brechung beſchreiben, herzuleiten geſucht, und dabey angenommen, daß das Brechungsverhaͤltniß von der Geſchwindigkeit der Stralen abhaͤnge. Aber auch dieſe Theorie ſtreitet auf mehr als Eine Art gegen die Erfahrung. Nach ihr muͤſte ſeyn, welches von den Verſuchen noch weiter als die vorigen Theorien abweicht.

Es haͤngt alſo die Groͤße der Farbenzerſtreuung in verſchiedenen Mitteln auf keine allgemeine Art von der Groͤße der Brechung in denſelben ab. Die Folge hiervon iſt, daß man die Farbenzerſtreuung in keiner Materie anders,

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[173/0179] Dieſes aus klaren Erfahrungen gezogene Reſultat traf weder mit dem, was aus Newtons Verſuche folgt, noch mit Eulers Theorie uͤberein. Da nach Dollonds Unterſuchungen das mittlere Brechungsverhaͤltniß fuͤr Crownglas 1,53:1, fuͤr Flintglas 1, 58:3 war, ſo haͤtte das Verhaͤltniß der Farbenzerſtreuung nach Newton 53:58, nach Eulern 1,53. log. 1,53:1, 58. log. 1, 58, d. i. 1:1, 111 ſeyn ſollen. Es war aber, wie 2:3, und alſo ſehr weit von beyden Theorien unterſchieden. Deswegen wollte ſich auch Euler von der Richtigkeit der Dollondiſchen Verſuche gar nicht uͤberzeugen laſſen. Er ſahe ſeine Theorie noch immer als die einzige moͤgliche an. Dies iſt ſie auch in der That, wofern m von M eben ſo, wie n von N, abhaͤngt; da ſie aber nichts deſto weniger der Erfahrung widerſpricht, ſo iſt dies ein Zeichen, daß es gar keine allgemeine Theorie der Farbenzerſtreuung giebt, oder daß die Brechbarkeit der aͤußerſten Stralen nach keinem allgemeinen Geſetze von der Brechbarkeit der mittlern abhaͤngt, wovon ſich endlich auch Euler uͤberzeugt, und in ſeiner Dioptrik ſelbſt Dollonds Verſuche zum Grunde der Berechnungen angenommen hat. Clairaut (Mém. de l' Acad. de Paris 1756.) hat noch eine andere Theorie der Farbenzerſtreuung aus der Natur der krummen Linie, welche die Stralen bey der Brechung beſchreiben, herzuleiten geſucht, und dabey angenommen, daß das Brechungsverhaͤltniß von der Geſchwindigkeit der Stralen abhaͤnge. Aber auch dieſe Theorie ſtreitet auf mehr als Eine Art gegen die Erfahrung. Nach ihr muͤſte ſeyn, welches von den Verſuchen noch weiter als die vorigen Theorien abweicht. Es haͤngt alſo die Groͤße der Farbenzerſtreuung in verſchiedenen Mitteln auf keine allgemeine Art von der Groͤße der Brechung in denſelben ab. Die Folge hiervon iſt, daß man die Farbenzerſtreuung in keiner Materie anders,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/179>, abgerufen am 22.11.2024.