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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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fast mit gleicher Leichtigkeit erklären ließen. Man s. den Artikel: Licht. Inzwischen bleibt Eulers Meinung, was die Farben betrift, dem starken Einwurfe ausgesetzt, daß die Brechbarkeit einer Gattung von Stralen gar nicht von der Brechbarkeit einer andern Gattung abhängt (s. Farbenzerstreuung), welches doch wohl geschehen müste, wenn Größe der Brechung und Farbe, beydes zugleich, von bestimmten Geschwindigkeiten in der Succession der Schläge herkäme. Auch läst sich gegen Eulers Farbentheorie eine wichtige Einwendung daraus herleiten, daß es gemischte Farben giebt, z. B. Grün aus Gelb und Blau, die den einfachen gleich sehen, und doch wesentlich von ihnen unterschieden sind, weil sie sich durchs Prisma wieder in die Grundfarben, aus denen sie entstanden sind, z. B. in Gelb und Blau, zerlegen lassen, da die einfache Farbe unzerleglich bleibt. Denn wenn das, was dem Auge grün scheint, Schläge von gewisser Geschwindigkeit voraussetzt und die Größe der Brechung von dieser Geschwindigkeit abhängt, wie kan dieselbe in dem einen Falle zwo verschiedene Richtungen des gebrochnen Lichtstrals veranlassen, und sich in zwo andere Geschwindigkeiten, eine größere und eine kleinere, trennen, im andern Falle aber unverändert bleiben? Oder um das Gleichniß zwischen Farben nnd Tönen beyzubehalten: wie kan aus zween Tönen, die einen musikalischen Accord ausmachen (C und E), etwas entstehen, das einem dritten, zwischen beyde vorige fallenden, Tone D gleich ist? Und, wie kan es einen Fall geben, wo der Ton D in C und E zerlegt wird? Beyde Systeme, sowohl Newtons als Eulers, bleiben also noch immer Schwierigkeiten ausgesetzt, und man muß es unentschieden lassen, ob das Wesen der Farben in der verschiedenen Größe der Theile des Lichts, oder in der verschiedenen Geschwindigkeit der Schläge, oder nach dem Gedanken eines neuern Schriftstellers (Die Erzeugung der Farben, eine Hypothese von C. F. Westfeld. Göttingen, 1767. 8.) in der verschiedenen Erwärmung der empfindenden Fasern der Netzhaut bestehe.


faſt mit gleicher Leichtigkeit erklaͤren ließen. Man ſ. den Artikel: Licht. Inzwiſchen bleibt Eulers Meinung, was die Farben betrift, dem ſtarken Einwurfe ausgeſetzt, daß die Brechbarkeit einer Gattung von Stralen gar nicht von der Brechbarkeit einer andern Gattung abhaͤngt (ſ. Farbenzerſtreuung), welches doch wohl geſchehen muͤſte, wenn Groͤße der Brechung und Farbe, beydes zugleich, von beſtimmten Geſchwindigkeiten in der Succeſſion der Schlaͤge herkaͤme. Auch laͤſt ſich gegen Eulers Farbentheorie eine wichtige Einwendung daraus herleiten, daß es gemiſchte Farben giebt, z. B. Gruͤn aus Gelb und Blau, die den einfachen gleich ſehen, und doch weſentlich von ihnen unterſchieden ſind, weil ſie ſich durchs Prisma wieder in die Grundfarben, aus denen ſie entſtanden ſind, z. B. in Gelb und Blau, zerlegen laſſen, da die einfache Farbe unzerleglich bleibt. Denn wenn das, was dem Auge gruͤn ſcheint, Schlaͤge von gewiſſer Geſchwindigkeit vorausſetzt und die Groͤße der Brechung von dieſer Geſchwindigkeit abhaͤngt, wie kan dieſelbe in dem einen Falle zwo verſchiedene Richtungen des gebrochnen Lichtſtrals veranlaſſen, und ſich in zwo andere Geſchwindigkeiten, eine groͤßere und eine kleinere, trennen, im andern Falle aber unveraͤndert bleiben? Oder um das Gleichniß zwiſchen Farben nnd Toͤnen beyzubehalten: wie kan aus zween Toͤnen, die einen muſikaliſchen Accord ausmachen (C und E), etwas entſtehen, das einem dritten, zwiſchen beyde vorige fallenden, Tone D gleich iſt? Und, wie kan es einen Fall geben, wo der Ton D in C und E zerlegt wird? Beyde Syſteme, ſowohl Newtons als Eulers, bleiben alſo noch immer Schwierigkeiten ausgeſetzt, und man muß es unentſchieden laſſen, ob das Weſen der Farben in der verſchiedenen Groͤße der Theile des Lichts, oder in der verſchiedenen Geſchwindigkeit der Schlaͤge, oder nach dem Gedanken eines neuern Schriftſtellers (Die Erzeugung der Farben, eine Hypotheſe von C. F. Weſtfeld. Goͤttingen, 1767. 8.) in der verſchiedenen Erwaͤrmung der empfindenden Faſern der Netzhaut beſtehe.

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[152/0158] faſt mit gleicher Leichtigkeit erklaͤren ließen. Man ſ. den Artikel: Licht. Inzwiſchen bleibt Eulers Meinung, was die Farben betrift, dem ſtarken Einwurfe ausgeſetzt, daß die Brechbarkeit einer Gattung von Stralen gar nicht von der Brechbarkeit einer andern Gattung abhaͤngt (ſ. Farbenzerſtreuung), welches doch wohl geſchehen muͤſte, wenn Groͤße der Brechung und Farbe, beydes zugleich, von beſtimmten Geſchwindigkeiten in der Succeſſion der Schlaͤge herkaͤme. Auch laͤſt ſich gegen Eulers Farbentheorie eine wichtige Einwendung daraus herleiten, daß es gemiſchte Farben giebt, z. B. Gruͤn aus Gelb und Blau, die den einfachen gleich ſehen, und doch weſentlich von ihnen unterſchieden ſind, weil ſie ſich durchs Prisma wieder in die Grundfarben, aus denen ſie entſtanden ſind, z. B. in Gelb und Blau, zerlegen laſſen, da die einfache Farbe unzerleglich bleibt. Denn wenn das, was dem Auge gruͤn ſcheint, Schlaͤge von gewiſſer Geſchwindigkeit vorausſetzt und die Groͤße der Brechung von dieſer Geſchwindigkeit abhaͤngt, wie kan dieſelbe in dem einen Falle zwo verſchiedene Richtungen des gebrochnen Lichtſtrals veranlaſſen, und ſich in zwo andere Geſchwindigkeiten, eine groͤßere und eine kleinere, trennen, im andern Falle aber unveraͤndert bleiben? Oder um das Gleichniß zwiſchen Farben nnd Toͤnen beyzubehalten: wie kan aus zween Toͤnen, die einen muſikaliſchen Accord ausmachen (C und E), etwas entſtehen, das einem dritten, zwiſchen beyde vorige fallenden, Tone D gleich iſt? Und, wie kan es einen Fall geben, wo der Ton D in C und E zerlegt wird? Beyde Syſteme, ſowohl Newtons als Eulers, bleiben alſo noch immer Schwierigkeiten ausgeſetzt, und man muß es unentſchieden laſſen, ob das Weſen der Farben in der verſchiedenen Groͤße der Theile des Lichts, oder in der verſchiedenen Geſchwindigkeit der Schlaͤge, oder nach dem Gedanken eines neuern Schriftſtellers (Die Erzeugung der Farben, eine Hypotheſe von C. F. Weſtfeld. Goͤttingen, 1767. 8.) in der verſchiedenen Erwaͤrmung der empfindenden Faſern der Netzhaut beſtehe.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/158>, abgerufen am 22.11.2024.