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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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wieder gehoben werde. Er benützt die Umstände, daß bey den meisten Ausbrüchen der Vulkane, besonders des Vesuvs, aus den aufsteigenden Dampfsäulen häufige Blitze ausbrechen, daß bey den Erdbeben selbst Blitze in der Luft entstehen, und Flammen aus der Erde hervorbrechen, daß man ein Getöse, gleich einem Donner, höret, und daß endlich die Stöße der Erdbeben kein allmähliges Heben, wie man etwa von andern Ursachen erwarten könnte, sondern augenblickliche Erschütterungen, wie die elektrischen Schläge, sind, welche sich sogar durch das Wasser mittheilen, so daß sie auf den Schiffen, viele Meilen weit von den Küsten, gefühlt werden, als ob das Schiff gegen eine Klippe stieße. Er führt noch überdies den Versuch an, daß der elektrische Schlag durch ein Metall zwischen zwo Glaspiatten geleitet, die Hand erschüttert, welche die Glasplatten festhält.

Diesen Versuch hat man in der Folge dem Erdbeben noch ähnlicher zu machen gesucht. Cavallo (Vollständige Abhdl. der Lehre v. der Elektr. dritte Aufl. Leipz. 1785. gr. 8. S. 184 und 234.) legt die Enden zweener Dräthe auf ein Glas, so daß sie mit einander in einer geraden Linie liegen, und etwa einen Zoll weit von einander abstehen, setzt zwischen dieselben auf das Glas ein starkes Stück Elfenbein, mit einem Gewichte beschwert, worauf sich kleine Kartenhäuschen befinden, und läßt den Schlag einer Batterie durch die Dräthe zwischen dem Glase und Elfenbein hindurchgehen. Das Glas wird dabey mehrentheils zerbrochen, und die Kartenhäuser leiden eine starke Erschütterung. Alles dieses aber ist ein bloßes Spielwerk, und keinesweges geschickt, den Ursprung der Erdbeben aus der Elektricität zu erweisen. Cavallo gesteht auch selbst, (S. 56.) daß die Erklärungen so vieler Naturbegebenheiten aus der Elektricität auf den ersten Blick ausschweifend scheinen, und begehrt nur, daß man sie als Muthmaßungen zulasse, welche bey Gelegenheit weiter untersucht werden könnten.

Inzwischen hat man besonders in Frankreich die Erdbeben mit vieler Zuverläßigkeit für unterirdische Gewitter ansehen und gänzlich für elektrische Wirkungen erklären wollen.


wieder gehoben werde. Er benuͤtzt die Umſtaͤnde, daß bey den meiſten Ausbruͤchen der Vulkane, beſonders des Veſuvs, aus den aufſteigenden Dampfſaͤulen haͤufige Blitze ausbrechen, daß bey den Erdbeben ſelbſt Blitze in der Luft entſtehen, und Flammen aus der Erde hervorbrechen, daß man ein Getoͤſe, gleich einem Donner, hoͤret, und daß endlich die Stoͤße der Erdbeben kein allmaͤhliges Heben, wie man etwa von andern Urſachen erwarten koͤnnte, ſondern augenblickliche Erſchuͤtterungen, wie die elektriſchen Schlaͤge, ſind, welche ſich ſogar durch das Waſſer mittheilen, ſo daß ſie auf den Schiffen, viele Meilen weit von den Kuͤſten, gefuͤhlt werden, als ob das Schiff gegen eine Klippe ſtieße. Er fuͤhrt noch uͤberdies den Verſuch an, daß der elektriſche Schlag durch ein Metall zwiſchen zwo Glaspiatten geleitet, die Hand erſchuͤttert, welche die Glasplatten feſthaͤlt.

Dieſen Verſuch hat man in der Folge dem Erdbeben noch aͤhnlicher zu machen geſucht. Cavallo (Vollſtaͤndige Abhdl. der Lehre v. der Elektr. dritte Aufl. Leipz. 1785. gr. 8. S. 184 und 234.) legt die Enden zweener Draͤthe auf ein Glas, ſo daß ſie mit einander in einer geraden Linie liegen, und etwa einen Zoll weit von einander abſtehen, ſetzt zwiſchen dieſelben auf das Glas ein ſtarkes Stuͤck Elfenbein, mit einem Gewichte beſchwert, worauf ſich kleine Kartenhaͤuschen befinden, und laͤßt den Schlag einer Batterie durch die Draͤthe zwiſchen dem Glaſe und Elfenbein hindurchgehen. Das Glas wird dabey mehrentheils zerbrochen, und die Kartenhaͤuſer leiden eine ſtarke Erſchuͤtterung. Alles dieſes aber iſt ein bloßes Spielwerk, und keinesweges geſchickt, den Urſprung der Erdbeben aus der Elektricitaͤt zu erweiſen. Cavallo geſteht auch ſelbſt, (S. 56.) daß die Erklaͤrungen ſo vieler Naturbegebenheiten aus der Elektricitaͤt auf den erſten Blick ausſchweifend ſcheinen, und begehrt nur, daß man ſie als Muthmaßungen zulaſſe, welche bey Gelegenheit weiter unterſucht werden koͤnnten.

Inzwiſchen hat man beſonders in Frankreich die Erdbeben mit vieler Zuverlaͤßigkeit fuͤr unterirdiſche Gewitter anſehen und gaͤnzlich fuͤr elektriſche Wirkungen erklaͤren wollen.

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[7/0013] wieder gehoben werde. Er benuͤtzt die Umſtaͤnde, daß bey den meiſten Ausbruͤchen der Vulkane, beſonders des Veſuvs, aus den aufſteigenden Dampfſaͤulen haͤufige Blitze ausbrechen, daß bey den Erdbeben ſelbſt Blitze in der Luft entſtehen, und Flammen aus der Erde hervorbrechen, daß man ein Getoͤſe, gleich einem Donner, hoͤret, und daß endlich die Stoͤße der Erdbeben kein allmaͤhliges Heben, wie man etwa von andern Urſachen erwarten koͤnnte, ſondern augenblickliche Erſchuͤtterungen, wie die elektriſchen Schlaͤge, ſind, welche ſich ſogar durch das Waſſer mittheilen, ſo daß ſie auf den Schiffen, viele Meilen weit von den Kuͤſten, gefuͤhlt werden, als ob das Schiff gegen eine Klippe ſtieße. Er fuͤhrt noch uͤberdies den Verſuch an, daß der elektriſche Schlag durch ein Metall zwiſchen zwo Glaspiatten geleitet, die Hand erſchuͤttert, welche die Glasplatten feſthaͤlt. Dieſen Verſuch hat man in der Folge dem Erdbeben noch aͤhnlicher zu machen geſucht. Cavallo (Vollſtaͤndige Abhdl. der Lehre v. der Elektr. dritte Aufl. Leipz. 1785. gr. 8. S. 184 und 234.) legt die Enden zweener Draͤthe auf ein Glas, ſo daß ſie mit einander in einer geraden Linie liegen, und etwa einen Zoll weit von einander abſtehen, ſetzt zwiſchen dieſelben auf das Glas ein ſtarkes Stuͤck Elfenbein, mit einem Gewichte beſchwert, worauf ſich kleine Kartenhaͤuschen befinden, und laͤßt den Schlag einer Batterie durch die Draͤthe zwiſchen dem Glaſe und Elfenbein hindurchgehen. Das Glas wird dabey mehrentheils zerbrochen, und die Kartenhaͤuſer leiden eine ſtarke Erſchuͤtterung. Alles dieſes aber iſt ein bloßes Spielwerk, und keinesweges geſchickt, den Urſprung der Erdbeben aus der Elektricitaͤt zu erweiſen. Cavallo geſteht auch ſelbſt, (S. 56.) daß die Erklaͤrungen ſo vieler Naturbegebenheiten aus der Elektricitaͤt auf den erſten Blick ausſchweifend ſcheinen, und begehrt nur, daß man ſie als Muthmaßungen zulaſſe, welche bey Gelegenheit weiter unterſucht werden koͤnnten. Inzwiſchen hat man beſonders in Frankreich die Erdbeben mit vieler Zuverlaͤßigkeit fuͤr unterirdiſche Gewitter anſehen und gaͤnzlich fuͤr elektriſche Wirkungen erklaͤren wollen.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/13>, abgerufen am 21.11.2024.