einem gläsernen Gefäße auf. Wer aber nur ein wenig die verschiedene Stärke der Liquoren kennt, die unter dem Namen der Salpetersäure verkauft oder bereitet werden, und überdies den Einfluß der Wärme, der Zeitdauer u. dgl. auf die Operation selbst erwäget, der wird sich schwerlich überzeugen können, daß man so überall und zu jeder Zeit eine gleich gute nitröse Luft erhalte. Herr Wenzel (Beschreibung eines Glasgeräths rc. von Magellan aus d. Engl. S. 59--64.) giebt daher eine sichrere, aber auch weit schwerere und zusammengesetztere Methode an. Er wählt einen ganz reinen aus zwey Theilen des besten Salpeters und einem Theile weißen Vitriolöl bereiteten rauchenden Salpetergeist, vermischt denselben mit dem fünffachen Gewichte destillirten Wassers, und probirt ihn mit zerschlagenem Marmor oder Austerschalen, wovon er immer eine gleiche Menge auflösen muß. Hierdurch entbindet er die salpeterartige Luft aus Eisen, Kupfer oder Quecksilber in einem eignen Apparat, aus welchem die gemeine Luft durch eine kleine Luftpumpe, so viel möglich, herausgezogen wird. Man hat aber hievon niemals einigen Gebrauch gemacht.
Die nitröse Luft wird schwächer, wenn sie lange über Wasser steht. Daher räth man an, zu den Prüfungen mit dem Eudiometer täglich, wenigstens oft, frische zu bereiten. Fontana aber meint die ganze Schwierigkeit dadurch zu heben, daß er zu zwey Maaßen gemeiner Luft so viele Maaße salpeterartiger Luft hinzuläst, bis das letzte keine Verminderung weiter bewirkt; alsdann, sagt er, finde man die Größe der bis zur Sättigung statt findenden Verminderung immer richtig, wie stark oder schwach auch die nitröse Luft seyn möge, und der ganze Unterschied sey, daß man mehr Maaße hinzulassen müsse, je schwächere Luft man habe. Ingenhouß hingegen, der dies nicht in seinem ganzen Umfange zugiebt, schreibt vor, die nitröse Luft täglich frisch, und immer aus Kupfer, oder immer aus Quecksilber zu bereiten, reinen und von Vitriolsäure freyen Salpetergeist dazu zu gebrauchen, und bey ihrer Auffangung die Vermischung mit gemeiner Luft sorgfältig zu verhüten.
einem glaͤſernen Gefaͤße auf. Wer aber nur ein wenig die verſchiedene Staͤrke der Liquoren kennt, die unter dem Namen der Salpeterſaͤure verkauft oder bereitet werden, und uͤberdies den Einfluß der Waͤrme, der Zeitdauer u. dgl. auf die Operation ſelbſt erwaͤget, der wird ſich ſchwerlich uͤberzeugen koͤnnen, daß man ſo uͤberall und zu jeder Zeit eine gleich gute nitroͤſe Luft erhalte. Herr Wenzel (Beſchreibung eines Glasgeraͤths rc. von Magellan aus d. Engl. S. 59—64.) giebt daher eine ſichrere, aber auch weit ſchwerere und zuſammengeſetztere Methode an. Er waͤhlt einen ganz reinen aus zwey Theilen des beſten Salpeters und einem Theile weißen Vitrioloͤl bereiteten rauchenden Salpetergeiſt, vermiſcht denſelben mit dem fuͤnffachen Gewichte deſtillirten Waſſers, und probirt ihn mit zerſchlagenem Marmor oder Auſterſchalen, wovon er immer eine gleiche Menge aufloͤſen muß. Hierdurch entbindet er die ſalpeterartige Luft aus Eiſen, Kupfer oder Queckſilber in einem eignen Apparat, aus welchem die gemeine Luft durch eine kleine Luftpumpe, ſo viel moͤglich, herausgezogen wird. Man hat aber hievon niemals einigen Gebrauch gemacht.
Die nitroͤſe Luft wird ſchwaͤcher, wenn ſie lange uͤber Waſſer ſteht. Daher raͤth man an, zu den Pruͤfungen mit dem Eudiometer taͤglich, wenigſtens oft, friſche zu bereiten. Fontana aber meint die ganze Schwierigkeit dadurch zu heben, daß er zu zwey Maaßen gemeiner Luft ſo viele Maaße ſalpeterartiger Luft hinzulaͤſt, bis das letzte keine Verminderung weiter bewirkt; alsdann, ſagt er, finde man die Groͤße der bis zur Saͤttigung ſtatt findenden Verminderung immer richtig, wie ſtark oder ſchwach auch die nitroͤſe Luft ſeyn moͤge, und der ganze Unterſchied ſey, daß man mehr Maaße hinzulaſſen muͤſſe, je ſchwaͤchere Luft man habe. Ingenhouß hingegen, der dies nicht in ſeinem ganzen Umfange zugiebt, ſchreibt vor, die nitroͤſe Luft taͤglich friſch, und immer aus Kupfer, oder immer aus Queckſilber zu bereiten, reinen und von Vitriolſaͤure freyen Salpetergeiſt dazu zu gebrauchen, und bey ihrer Auffangung die Vermiſchung mit gemeiner Luft ſorgfaͤltig zu verhuͤten.
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einem glaͤſernen Gefaͤße auf. Wer aber nur ein wenig die verſchiedene Staͤrke der Liquoren kennt, die unter dem Namen der Salpeterſaͤure verkauft oder bereitet werden, und uͤberdies den Einfluß der Waͤrme, der Zeitdauer u. dgl. auf die Operation ſelbſt erwaͤget, der wird ſich ſchwerlich uͤberzeugen koͤnnen, daß man ſo uͤberall und zu jeder Zeit eine gleich gute nitroͤſe Luft erhalte. Herr <hirendition="#b">Wenzel</hi> (Beſchreibung eines Glasgeraͤths rc. von Magellan aus d. Engl. S. 59—64.) giebt daher eine ſichrere, aber auch weit ſchwerere und zuſammengeſetztere Methode an. Er waͤhlt einen ganz reinen aus zwey Theilen des beſten Salpeters und einem Theile weißen Vitrioloͤl bereiteten rauchenden Salpetergeiſt, vermiſcht denſelben mit dem fuͤnffachen Gewichte deſtillirten Waſſers, und probirt ihn mit zerſchlagenem Marmor oder Auſterſchalen, wovon er immer eine gleiche Menge aufloͤſen muß. Hierdurch entbindet er die ſalpeterartige Luft aus Eiſen, Kupfer oder Queckſilber in einem eignen Apparat, aus welchem die gemeine Luft durch eine kleine Luftpumpe, ſo viel moͤglich, herausgezogen wird. Man hat aber hievon niemals einigen Gebrauch gemacht.</p><p>Die nitroͤſe Luft wird ſchwaͤcher, wenn ſie lange uͤber Waſſer ſteht. Daher raͤth man an, zu den Pruͤfungen mit dem Eudiometer taͤglich, wenigſtens oft, friſche zu bereiten. <hirendition="#b">Fontana</hi> aber meint die ganze Schwierigkeit dadurch zu heben, daß er zu zwey Maaßen gemeiner Luft ſo viele Maaße ſalpeterartiger Luft hinzulaͤſt, bis das letzte keine Verminderung weiter bewirkt; alsdann, ſagt er, finde man die Groͤße der bis zur Saͤttigung ſtatt findenden Verminderung immer richtig, wie ſtark oder ſchwach auch die nitroͤſe Luft ſeyn moͤge, und der ganze Unterſchied ſey, daß man mehr Maaße hinzulaſſen muͤſſe, je ſchwaͤchere Luft man habe. <hirendition="#b">Ingenhouß</hi> hingegen, der dies nicht in ſeinem ganzen Umfange zugiebt, ſchreibt vor, die nitroͤſe Luft taͤglich friſch, und immer aus Kupfer, oder immer aus Queckſilber zu bereiten, reinen und von Vitriolſaͤure freyen Salpetergeiſt dazu zu gebrauchen, und bey ihrer Auffangung die Vermiſchung mit gemeiner Luft ſorgfaͤltig zu verhuͤten.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
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einem glaͤſernen Gefaͤße auf. Wer aber nur ein wenig die verſchiedene Staͤrke der Liquoren kennt, die unter dem Namen der Salpeterſaͤure verkauft oder bereitet werden, und uͤberdies den Einfluß der Waͤrme, der Zeitdauer u. dgl. auf die Operation ſelbſt erwaͤget, der wird ſich ſchwerlich uͤberzeugen koͤnnen, daß man ſo uͤberall und zu jeder Zeit eine gleich gute nitroͤſe Luft erhalte. Herr Wenzel (Beſchreibung eines Glasgeraͤths rc. von Magellan aus d. Engl. S. 59—64.) giebt daher eine ſichrere, aber auch weit ſchwerere und zuſammengeſetztere Methode an. Er waͤhlt einen ganz reinen aus zwey Theilen des beſten Salpeters und einem Theile weißen Vitrioloͤl bereiteten rauchenden Salpetergeiſt, vermiſcht denſelben mit dem fuͤnffachen Gewichte deſtillirten Waſſers, und probirt ihn mit zerſchlagenem Marmor oder Auſterſchalen, wovon er immer eine gleiche Menge aufloͤſen muß. Hierdurch entbindet er die ſalpeterartige Luft aus Eiſen, Kupfer oder Queckſilber in einem eignen Apparat, aus welchem die gemeine Luft durch eine kleine Luftpumpe, ſo viel moͤglich, herausgezogen wird. Man hat aber hievon niemals einigen Gebrauch gemacht.
Die nitroͤſe Luft wird ſchwaͤcher, wenn ſie lange uͤber Waſſer ſteht. Daher raͤth man an, zu den Pruͤfungen mit dem Eudiometer taͤglich, wenigſtens oft, friſche zu bereiten. Fontana aber meint die ganze Schwierigkeit dadurch zu heben, daß er zu zwey Maaßen gemeiner Luft ſo viele Maaße ſalpeterartiger Luft hinzulaͤſt, bis das letzte keine Verminderung weiter bewirkt; alsdann, ſagt er, finde man die Groͤße der bis zur Saͤttigung ſtatt findenden Verminderung immer richtig, wie ſtark oder ſchwach auch die nitroͤſe Luft ſeyn moͤge, und der ganze Unterſchied ſey, daß man mehr Maaße hinzulaſſen muͤſſe, je ſchwaͤchere Luft man habe. Ingenhouß hingegen, der dies nicht in ſeinem ganzen Umfange zugiebt, ſchreibt vor, die nitroͤſe Luft taͤglich friſch, und immer aus Kupfer, oder immer aus Queckſilber zu bereiten, reinen und von Vitriolſaͤure freyen Salpetergeiſt dazu zu gebrauchen, und bey ihrer Auffangung die Vermiſchung mit gemeiner Luft ſorgfaͤltig zu verhuͤten.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/112>, abgerufen am 24.11.2024.
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