Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Auch bey dieser Art von Aerostaten haben die Luftfahrer das Steigen und Fallen in ihrer Gewalt. Sie steigen, wenn sie das Gewicht des Ganzen durch Herabwerfung von Ballast vermindern, in welcher Absicht stets ein Vorrath von Sandsäcken rc. mitgenommen wird; sie sinken, wenn sie durch die Klappe etwas brennbare Luft herauslassen. Da auch die besten gefirnißten Seidenzeuge nicht undurchdringlich für die brennbare Luft sind, so würde der Aerostat bald von selbst herabsinken, wenn man nicht von Zeit zu Zeit Ballast auswerfen wollte. Daher ist zu langen Luftfahrten ein ziemlicher Vorrath von Ballast nöthig, dessen Mangel oft viel Verlegenheit verursacht hat. Blanchard war bey der Ueberfahrt über den Canal genöthigt, sogar seine Kleider herabzuwerfen. Etwas Ballast muß auch für das Herabkommen aufgespart werden, damit nahe an der Erde durch das Abwerfen desselben der allzuplötzliche Fall der Maschine verhütet werden könne. Das Herauslassen der brennbaren Luft durch die Klappe, wenn man herabsinken will, oder durch den Schlauch, wenn die Elasticität des eingeschloßnen Gas die Kugel zu stark ausspannt und sie zu zersprengen drohet, sind freylich nur Nothmittel, bey denen man allezeit brennbare Luft verliert. Es sind daher Vorschläge gethan worden, das Sinken auf andere Art zu bewirken, z. B. durch Gefäße, worein man äußere Luft pumpen und comprimiren könnte, um dadurch das Gewicht des Ganzen zu vergrößern; durch eine in die große Maschine eingeschlossene zweyte, die man durch eine Röhre mit atmosphärischer Luft aufblasen könnte u. s. f. Allein diese Verstärkungen des Gewichts sind allzu unbeträchtlich; und der letztere Vorschlag nützt bloß
Auch bey dieſer Art von Aeroſtaten haben die Luftfahrer das Steigen und Fallen in ihrer Gewalt. Sie ſteigen, wenn ſie das Gewicht des Ganzen durch Herabwerfung von Ballaſt vermindern, in welcher Abſicht ſtets ein Vorrath von Sandſaͤcken rc. mitgenommen wird; ſie ſinken, wenn ſie durch die Klappe etwas brennbare Luft herauslaſſen. Da auch die beſten gefirnißten Seidenzeuge nicht undurchdringlich fuͤr die brennbare Luft ſind, ſo wuͤrde der Aeroſtat bald von ſelbſt herabſinken, wenn man nicht von Zeit zu Zeit Ballaſt auswerfen wollte. Daher iſt zu langen Luftfahrten ein ziemlicher Vorrath von Ballaſt noͤthig, deſſen Mangel oft viel Verlegenheit verurſacht hat. Blanchard war bey der Ueberfahrt uͤber den Canal genoͤthigt, ſogar ſeine Kleider herabzuwerfen. Etwas Ballaſt muß auch fuͤr das Herabkommen aufgeſpart werden, damit nahe an der Erde durch das Abwerfen deſſelben der allzuploͤtzliche Fall der Maſchine verhuͤtet werden koͤnne. Das Herauslaſſen der brennbaren Luft durch die Klappe, wenn man herabſinken will, oder durch den Schlauch, wenn die Elaſticitaͤt des eingeſchloßnen Gas die Kugel zu ſtark ausſpannt und ſie zu zerſprengen drohet, ſind freylich nur Nothmittel, bey denen man allezeit brennbare Luft verliert. Es ſind daher Vorſchlaͤge gethan worden, das Sinken auf andere Art zu bewirken, z. B. durch Gefaͤße, worein man aͤußere Luft pumpen und comprimiren koͤnnte, um dadurch das Gewicht des Ganzen zu vergroͤßern; durch eine in die große Maſchine eingeſchloſſene zweyte, die man durch eine Roͤhre mit atmoſphaͤriſcher Luft aufblaſen koͤnnte u. ſ. f. Allein dieſe Verſtaͤrkungen des Gewichts ſind allzu unbetraͤchtlich; und der letztere Vorſchlag nuͤtzt bloß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" xml:id="P.1.77" n="77"/><lb/> daß alſo die Kugel ſo lange ſteigen mußte, bis das Barometer auf 19 Zoll 2 Lin. ſtand. <hi rendition="#b">Charles</hi> fand es zwar nur auf 18 Zoll 10 Linien, welches eine Hoͤhe von 1643 Toiſen giebt; bringt man aber die gehoͤrigen Berichtigungen wegen der oben und unten verſchiedenen Waͤrme an, ſo finden ſich ſogar 17 Zoll 9 Lin. Es iſt alſo der Theorie ſehr gemaͤß, wenn <hi rendition="#b">Charles</hi> behauptet eine Hoͤhe von 1600 Toiſen erreicht zu haben.</p> <p>Auch bey dieſer Art von Aeroſtaten haben die Luftfahrer das <hi rendition="#b">Steigen</hi> und <hi rendition="#b">Fallen</hi> in ihrer Gewalt. Sie ſteigen, wenn ſie das Gewicht des Ganzen durch Herabwerfung von Ballaſt vermindern, in welcher Abſicht ſtets ein Vorrath von Sandſaͤcken rc. mitgenommen wird; ſie ſinken, wenn ſie durch die Klappe etwas brennbare Luft herauslaſſen. Da auch die beſten gefirnißten Seidenzeuge nicht undurchdringlich fuͤr die brennbare Luft ſind, ſo wuͤrde der Aeroſtat bald von ſelbſt herabſinken, wenn man nicht von Zeit zu Zeit Ballaſt auswerfen wollte. Daher iſt zu langen Luftfahrten ein ziemlicher Vorrath von Ballaſt noͤthig, deſſen Mangel oft viel Verlegenheit verurſacht hat. <hi rendition="#b">Blanchard</hi> war bey der Ueberfahrt uͤber den Canal genoͤthigt, ſogar ſeine Kleider herabzuwerfen. Etwas Ballaſt muß auch fuͤr das Herabkommen aufgeſpart werden, damit nahe an der Erde durch das Abwerfen deſſelben der allzuploͤtzliche Fall der Maſchine verhuͤtet werden koͤnne. Das Herauslaſſen der brennbaren Luft durch die Klappe, wenn man herabſinken will, oder durch den Schlauch, wenn die Elaſticitaͤt des eingeſchloßnen Gas die Kugel zu ſtark ausſpannt und ſie zu zerſprengen drohet, ſind freylich nur Nothmittel, bey denen man allezeit brennbare Luft verliert. Es ſind daher Vorſchlaͤge gethan worden, das Sinken auf andere Art zu bewirken, z. B. durch Gefaͤße, worein man aͤußere Luft pumpen und comprimiren koͤnnte, um dadurch das Gewicht des Ganzen zu vergroͤßern; durch eine in die große Maſchine eingeſchloſſene zweyte, die man durch eine Roͤhre mit atmoſphaͤriſcher Luft aufblaſen koͤnnte u. ſ. f. Allein dieſe Verſtaͤrkungen des Gewichts ſind allzu unbetraͤchtlich; und der letztere Vorſchlag nuͤtzt bloß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [77/0091]
daß alſo die Kugel ſo lange ſteigen mußte, bis das Barometer auf 19 Zoll 2 Lin. ſtand. Charles fand es zwar nur auf 18 Zoll 10 Linien, welches eine Hoͤhe von 1643 Toiſen giebt; bringt man aber die gehoͤrigen Berichtigungen wegen der oben und unten verſchiedenen Waͤrme an, ſo finden ſich ſogar 17 Zoll 9 Lin. Es iſt alſo der Theorie ſehr gemaͤß, wenn Charles behauptet eine Hoͤhe von 1600 Toiſen erreicht zu haben.
Auch bey dieſer Art von Aeroſtaten haben die Luftfahrer das Steigen und Fallen in ihrer Gewalt. Sie ſteigen, wenn ſie das Gewicht des Ganzen durch Herabwerfung von Ballaſt vermindern, in welcher Abſicht ſtets ein Vorrath von Sandſaͤcken rc. mitgenommen wird; ſie ſinken, wenn ſie durch die Klappe etwas brennbare Luft herauslaſſen. Da auch die beſten gefirnißten Seidenzeuge nicht undurchdringlich fuͤr die brennbare Luft ſind, ſo wuͤrde der Aeroſtat bald von ſelbſt herabſinken, wenn man nicht von Zeit zu Zeit Ballaſt auswerfen wollte. Daher iſt zu langen Luftfahrten ein ziemlicher Vorrath von Ballaſt noͤthig, deſſen Mangel oft viel Verlegenheit verurſacht hat. Blanchard war bey der Ueberfahrt uͤber den Canal genoͤthigt, ſogar ſeine Kleider herabzuwerfen. Etwas Ballaſt muß auch fuͤr das Herabkommen aufgeſpart werden, damit nahe an der Erde durch das Abwerfen deſſelben der allzuploͤtzliche Fall der Maſchine verhuͤtet werden koͤnne. Das Herauslaſſen der brennbaren Luft durch die Klappe, wenn man herabſinken will, oder durch den Schlauch, wenn die Elaſticitaͤt des eingeſchloßnen Gas die Kugel zu ſtark ausſpannt und ſie zu zerſprengen drohet, ſind freylich nur Nothmittel, bey denen man allezeit brennbare Luft verliert. Es ſind daher Vorſchlaͤge gethan worden, das Sinken auf andere Art zu bewirken, z. B. durch Gefaͤße, worein man aͤußere Luft pumpen und comprimiren koͤnnte, um dadurch das Gewicht des Ganzen zu vergroͤßern; durch eine in die große Maſchine eingeſchloſſene zweyte, die man durch eine Roͤhre mit atmoſphaͤriſcher Luft aufblaſen koͤnnte u. ſ. f. Allein dieſe Verſtaͤrkungen des Gewichts ſind allzu unbetraͤchtlich; und der letztere Vorſchlag nuͤtzt bloß
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