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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Herr Volta von Como, jetzt Professor der Physik zu Pavia, behält indeß das unstreitige Verdienst, diesem merkwürdigen Werkzeuge seine jetzige bequeme Einrichtung und seinen Namen gegeben, und es in die Geräthschaft der Experimentalphysik eingeführt zu haben. Er kam darauf durch die Veranlassung seines Streits mit dem P. Beccaria über des letztern Grundsatz der sich selbst wiederherstellenden Elektricität. Er läugnete, daß ein Leiter und ein erregter elektrischer Körper bey ihrer Verbindung ihre Elektricitäten ablegten, und bey der Trennung wieder ergriffen, und behauptete vielmehr, daß die Elektricitäten nur so lang, als sich eine im Wirkungskreise der andern befände, in einem Gleichgewichte stünden, oder unwirksam würden, d. i. einander bänden. Er zeigte dies durch einen auf eine geriebne Harzplatte gesetzten isolirten Leiter, und da Harzplatten ihre erregte Elektricität sehr lang behalten, so gab dieser Versuch das Instrument, dem er den Namen Elettroforo perpetuo beylegte. (Man sehe die mayländische Scelta di opuscoli interessanti, To. IX. p. 91. und To. X. p. 37. ingl. Lettre de Mr. Alexander Volta sur l'electrophore perpetuel de son invention in Rozier Obs. sur la physique etc. To. Vll. Juillet, 1776. p. 21.)

Die erste Erscheinung des Elektrophors, welcher theils durch Privatbriefe, theils durch kleine Schriften (Schreiben eines Geistlichen zu Wien (Iacquet) von dem immerwährenden Elektrophor, aus dem Franz. mit Anmerk. von A. H. Wien 1776. 8.) bald bekannt ward, war den Physikern fast eben so räthselhaft, als es ehedem der Leidner Versuch gewesen war. Man sahe bald, daß sich dieses Werkzeug nicht anders, als durch die Gesetze der elektrischen Wirkungskreise erklären lasse. Die Bekanntmachung des Elektrophors ist daher die Epoche, seit welcher man auf diese bisher noch immer vernachlässigte Lehre vorzüglich aufmerksamer geworden ist; so daß dieses Werkzeug der Theorie gewiß eben so viel Vortheil, als der Praxis, gewähret hat.


Herr Volta von Como, jetzt Profeſſor der Phyſik zu Pavia, behaͤlt indeß das unſtreitige Verdienſt, dieſem merkwuͤrdigen Werkzeuge ſeine jetzige bequeme Einrichtung und ſeinen Namen gegeben, und es in die Geraͤthſchaft der Experimentalphyſik eingefuͤhrt zu haben. Er kam darauf durch die Veranlaſſung ſeines Streits mit dem P. Beccaria uͤber des letztern Grundſatz der ſich ſelbſt wiederherſtellenden Elektricitaͤt. Er laͤugnete, daß ein Leiter und ein erregter elektriſcher Koͤrper bey ihrer Verbindung ihre Elektricitaͤten ablegten, und bey der Trennung wieder ergriffen, und behauptete vielmehr, daß die Elektricitaͤten nur ſo lang, als ſich eine im Wirkungskreiſe der andern befaͤnde, in einem Gleichgewichte ſtuͤnden, oder unwirkſam wuͤrden, d. i. einander baͤnden. Er zeigte dies durch einen auf eine geriebne Harzplatte geſetzten iſolirten Leiter, und da Harzplatten ihre erregte Elektricitaͤt ſehr lang behalten, ſo gab dieſer Verſuch das Inſtrument, dem er den Namen Elettroforo perpetuo beylegte. (Man ſehe die maylaͤndiſche Scelta di opuſcoli intereſſanti, To. IX. p. 91. und To. X. p. 37. ingl. Lettre de Mr. Alexander Volta ſur l'électrophore perpetuel de ſon invention in Rozier Obſ. ſur la phyſique etc. To. Vll. Juillet, 1776. p. 21.)

Die erſte Erſcheinung des Elektrophors, welcher theils durch Privatbriefe, theils durch kleine Schriften (Schreiben eines Geiſtlichen zu Wien (Iacquet) von dem immerwaͤhrenden Elektrophor, aus dem Franz. mit Anmerk. von A. H. Wien 1776. 8.) bald bekannt ward, war den Phyſikern faſt eben ſo raͤthſelhaft, als es ehedem der Leidner Verſuch geweſen war. Man ſahe bald, daß ſich dieſes Werkzeug nicht anders, als durch die Geſetze der elektriſchen Wirkungskreiſe erklaͤren laſſe. Die Bekanntmachung des Elektrophors iſt daher die Epoche, ſeit welcher man auf dieſe bisher noch immer vernachlaͤſſigte Lehre vorzuͤglich aufmerkſamer geworden iſt; ſo daß dieſes Werkzeug der Theorie gewiß eben ſo viel Vortheil, als der Praxis, gewaͤhret hat.

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[817/0831] Herr Volta von Como, jetzt Profeſſor der Phyſik zu Pavia, behaͤlt indeß das unſtreitige Verdienſt, dieſem merkwuͤrdigen Werkzeuge ſeine jetzige bequeme Einrichtung und ſeinen Namen gegeben, und es in die Geraͤthſchaft der Experimentalphyſik eingefuͤhrt zu haben. Er kam darauf durch die Veranlaſſung ſeines Streits mit dem P. Beccaria uͤber des letztern Grundſatz der ſich ſelbſt wiederherſtellenden Elektricitaͤt. Er laͤugnete, daß ein Leiter und ein erregter elektriſcher Koͤrper bey ihrer Verbindung ihre Elektricitaͤten ablegten, und bey der Trennung wieder ergriffen, und behauptete vielmehr, daß die Elektricitaͤten nur ſo lang, als ſich eine im Wirkungskreiſe der andern befaͤnde, in einem Gleichgewichte ſtuͤnden, oder unwirkſam wuͤrden, d. i. einander baͤnden. Er zeigte dies durch einen auf eine geriebne Harzplatte geſetzten iſolirten Leiter, und da Harzplatten ihre erregte Elektricitaͤt ſehr lang behalten, ſo gab dieſer Verſuch das Inſtrument, dem er den Namen Elettroforo perpetuo beylegte. (Man ſehe die maylaͤndiſche Scelta di opuſcoli intereſſanti, To. IX. p. 91. und To. X. p. 37. ingl. Lettre de Mr. Alexander Volta ſur l'électrophore perpetuel de ſon invention in Rozier Obſ. ſur la phyſique etc. To. Vll. Juillet, 1776. p. 21.) Die erſte Erſcheinung des Elektrophors, welcher theils durch Privatbriefe, theils durch kleine Schriften (Schreiben eines Geiſtlichen zu Wien (Iacquet) von dem immerwaͤhrenden Elektrophor, aus dem Franz. mit Anmerk. von A. H. Wien 1776. 8.) bald bekannt ward, war den Phyſikern faſt eben ſo raͤthſelhaft, als es ehedem der Leidner Verſuch geweſen war. Man ſahe bald, daß ſich dieſes Werkzeug nicht anders, als durch die Geſetze der elektriſchen Wirkungskreiſe erklaͤren laſſe. Die Bekanntmachung des Elektrophors iſt daher die Epoche, ſeit welcher man auf dieſe bisher noch immer vernachlaͤſſigte Lehre vorzuͤglich aufmerkſamer geworden iſt; ſo daß dieſes Werkzeug der Theorie gewiß eben ſo viel Vortheil, als der Praxis, gewaͤhret hat.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 817. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/831>, abgerufen am 22.11.2024.