Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.Walkiers de St. Amand (s. Lichtenberg Magaz. B. lll. St. 1. S. 118.) aus Brüssel hat kürzlich eine neue zu dieser Classe gehörige Elektrisirmaschine angegeben. Sie besteht aus zween hölzernen Cylindern von 2 Fuß Durchmesser und 6 Fuß Länge, die in zween 7--8 Fuß von einander entfernten Gestellen mit Kurbeln von 8--10 Zoll umgetrieben werden. Ueber die beyden Cylinder selbst ist ein gefirnißter Taffer, der an beyden Enden zusammengenähet ist, gezogen und mäßig gespannt, so daß die Maschine bald wie ein Seidenweberstuhl oder wie eine horizontal gelegte Garnwinde aussieht. Wenn man die Cylinder mit den Kurbeln dreht, so wird der Taffet mit gedreht, und bewegt sich nach und nach über alle Punkte der Cylinder. Die Breite des Taffets ist 5 Fuß. Das Reibzeug besteht aus 7 Fuß langen und 2 Zoll im Durchmesser haltenden Cylindern, die mit Katzenbalg überzogen sind. Sie werden durch Schrauben an den Taffet gedrückt, und berühren ihn immer nur in einer Linie. Mitten durch den leeren Zwischenraum zwischen beyden Taffetflächen geht der Conductor, der 6--7 Zoll im Durchmesser hat, über die Ränder des Taffets an beyden Seiten beträchtlich hervorgehet, und in seidnen Schnuren vom Gestell herabhängt. An den Stellen zwischen den Taffetflächen hat er Stacheln. So wird die erregte Elektricität nicht von benachbarten fremden Körpern geraubt, sondern geht fast ganz in den Conductor. Die Arbeiter, welche drehen, stehen auf dem Gestell, und geben ihm durch das Gewicht ihres Körpers einen festern Stand. Obgleich die Seide schon seit Grays Zeiten als ein fehr guter elektrischer Körper bekannt ist, so hat sie doch noch Niemand so im Großen zum Elektrisiren benützt. Die Commissarien der pariser Akademie, welche diese Maschine prüften, wagten es nicht, die simpeln Funken derselben mit der Hand zu ziehen. Mit einer großen Kugel erhielten sie Funken von 17 Zoll und drüber. Eine große leidner Flasche ward gleich in den ersten Augenbiicken von der Gewalt der Elektricität zerschmettert. Walkiers de St. Amand (ſ. Lichtenberg Magaz. B. lll. St. 1. S. 118.) aus Bruͤſſel hat kuͤrzlich eine neue zu dieſer Claſſe gehoͤrige Elektriſirmaſchine angegeben. Sie beſteht aus zween hoͤlzernen Cylindern von 2 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Laͤnge, die in zween 7—8 Fuß von einander entfernten Geſtellen mit Kurbeln von 8—10 Zoll umgetrieben werden. Ueber die beyden Cylinder ſelbſt iſt ein gefirnißter Taffer, der an beyden Enden zuſammengenaͤhet iſt, gezogen und maͤßig geſpannt, ſo daß die Maſchine bald wie ein Seidenweberſtuhl oder wie eine horizontal gelegte Garnwinde ausſieht. Wenn man die Cylinder mit den Kurbeln dreht, ſo wird der Taffet mit gedreht, und bewegt ſich nach und nach uͤber alle Punkte der Cylinder. Die Breite des Taffets iſt 5 Fuß. Das Reibzeug beſteht aus 7 Fuß langen und 2 Zoll im Durchmeſſer haltenden Cylindern, die mit Katzenbalg uͤberzogen ſind. Sie werden durch Schrauben an den Taffet gedruͤckt, und beruͤhren ihn immer nur in einer Linie. Mitten durch den leeren Zwiſchenraum zwiſchen beyden Taffetflaͤchen geht der Conductor, der 6—7 Zoll im Durchmeſſer hat, uͤber die Raͤnder des Taffets an beyden Seiten betraͤchtlich hervorgehet, und in ſeidnen Schnuren vom Geſtell herabhaͤngt. An den Stellen zwiſchen den Taffetflaͤchen hat er Stacheln. So wird die erregte Elektricitaͤt nicht von benachbarten fremden Koͤrpern geraubt, ſondern geht faſt ganz in den Conductor. Die Arbeiter, welche drehen, ſtehen auf dem Geſtell, und geben ihm durch das Gewicht ihres Koͤrpers einen feſtern Stand. Obgleich die Seide ſchon ſeit Grays Zeiten als ein fehr guter elektriſcher Koͤrper bekannt iſt, ſo hat ſie doch noch Niemand ſo im Großen zum Elektriſiren benuͤtzt. Die Commiſſarien der pariſer Akademie, welche dieſe Maſchine pruͤften, wagten es nicht, die ſimpeln Funken derſelben mit der Hand zu ziehen. Mit einer großen Kugel erhielten ſie Funken von 17 Zoll und druͤber. Eine große leidner Flaſche ward gleich in den erſten Augenbiicken von der Gewalt der Elektricitaͤt zerſchmettert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0817" xml:id="P.1.803" n="803"/><lb/> </p> <p><hi rendition="#b">Walkiers de St. Amand</hi> (ſ. Lichtenberg Magaz. B. <hi rendition="#aq">lll.</hi> St. 1. S. 118.) aus Bruͤſſel hat kuͤrzlich eine neue zu dieſer Claſſe gehoͤrige Elektriſirmaſchine angegeben. Sie beſteht aus zween hoͤlzernen Cylindern von 2 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Laͤnge, die in zween 7—8 Fuß von einander entfernten Geſtellen mit Kurbeln von 8—10 Zoll umgetrieben werden. Ueber die beyden Cylinder ſelbſt iſt ein <hi rendition="#b">gefirnißter Taffer,</hi> der an beyden Enden zuſammengenaͤhet iſt, gezogen und maͤßig geſpannt, ſo daß die Maſchine bald wie ein Seidenweberſtuhl oder wie eine horizontal gelegte Garnwinde ausſieht. Wenn man die Cylinder mit den Kurbeln dreht, ſo wird der Taffet mit gedreht, und bewegt ſich nach und nach uͤber alle Punkte der Cylinder. Die Breite des Taffets iſt 5 Fuß. Das Reibzeug beſteht aus 7 Fuß langen und 2 Zoll im Durchmeſſer haltenden Cylindern, die mit Katzenbalg uͤberzogen ſind. Sie werden durch Schrauben an den Taffet gedruͤckt, und beruͤhren ihn immer nur in einer Linie. Mitten durch den leeren Zwiſchenraum zwiſchen beyden Taffetflaͤchen geht der Conductor, der 6—7 Zoll im Durchmeſſer hat, uͤber die Raͤnder des Taffets an beyden Seiten betraͤchtlich hervorgehet, und in ſeidnen Schnuren vom Geſtell herabhaͤngt. An den Stellen zwiſchen den Taffetflaͤchen hat er Stacheln. So wird die erregte Elektricitaͤt nicht von benachbarten fremden Koͤrpern geraubt, ſondern geht faſt ganz in den Conductor. Die Arbeiter, welche drehen, ſtehen auf dem Geſtell, und geben ihm durch das Gewicht ihres Koͤrpers einen feſtern Stand.</p> <p>Obgleich die Seide ſchon ſeit <hi rendition="#b">Grays</hi> Zeiten als ein fehr guter elektriſcher Koͤrper bekannt iſt, ſo hat ſie doch noch Niemand ſo im Großen zum Elektriſiren benuͤtzt. Die Commiſſarien der pariſer Akademie, welche dieſe Maſchine pruͤften, wagten es nicht, die ſimpeln Funken derſelben mit der Hand zu ziehen. Mit einer großen Kugel erhielten ſie Funken von 17 Zoll und druͤber. Eine große leidner Flaſche ward gleich in den erſten Augenbiicken von der Gewalt der Elektricitaͤt zerſchmettert.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [803/0817]
Walkiers de St. Amand (ſ. Lichtenberg Magaz. B. lll. St. 1. S. 118.) aus Bruͤſſel hat kuͤrzlich eine neue zu dieſer Claſſe gehoͤrige Elektriſirmaſchine angegeben. Sie beſteht aus zween hoͤlzernen Cylindern von 2 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Laͤnge, die in zween 7—8 Fuß von einander entfernten Geſtellen mit Kurbeln von 8—10 Zoll umgetrieben werden. Ueber die beyden Cylinder ſelbſt iſt ein gefirnißter Taffer, der an beyden Enden zuſammengenaͤhet iſt, gezogen und maͤßig geſpannt, ſo daß die Maſchine bald wie ein Seidenweberſtuhl oder wie eine horizontal gelegte Garnwinde ausſieht. Wenn man die Cylinder mit den Kurbeln dreht, ſo wird der Taffet mit gedreht, und bewegt ſich nach und nach uͤber alle Punkte der Cylinder. Die Breite des Taffets iſt 5 Fuß. Das Reibzeug beſteht aus 7 Fuß langen und 2 Zoll im Durchmeſſer haltenden Cylindern, die mit Katzenbalg uͤberzogen ſind. Sie werden durch Schrauben an den Taffet gedruͤckt, und beruͤhren ihn immer nur in einer Linie. Mitten durch den leeren Zwiſchenraum zwiſchen beyden Taffetflaͤchen geht der Conductor, der 6—7 Zoll im Durchmeſſer hat, uͤber die Raͤnder des Taffets an beyden Seiten betraͤchtlich hervorgehet, und in ſeidnen Schnuren vom Geſtell herabhaͤngt. An den Stellen zwiſchen den Taffetflaͤchen hat er Stacheln. So wird die erregte Elektricitaͤt nicht von benachbarten fremden Koͤrpern geraubt, ſondern geht faſt ganz in den Conductor. Die Arbeiter, welche drehen, ſtehen auf dem Geſtell, und geben ihm durch das Gewicht ihres Koͤrpers einen feſtern Stand.
Obgleich die Seide ſchon ſeit Grays Zeiten als ein fehr guter elektriſcher Koͤrper bekannt iſt, ſo hat ſie doch noch Niemand ſo im Großen zum Elektriſiren benuͤtzt. Die Commiſſarien der pariſer Akademie, welche dieſe Maſchine pruͤften, wagten es nicht, die ſimpeln Funken derſelben mit der Hand zu ziehen. Mit einer großen Kugel erhielten ſie Funken von 17 Zoll und druͤber. Eine große leidner Flaſche ward gleich in den erſten Augenbiicken von der Gewalt der Elektricitaͤt zerſchmettert.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |