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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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Sigaud de la Fond (Precis des phenom. electr. P. I. Sect. 1. Cap. 2.) erzählt, daß er schon 1756 eine Scheibe von Krystallglas, an einer Axe gedreht, mit Vortheil als Elektrisirmaschine gebraucht, als sie ihm aber durch den allzustarken und ungleichen Druck des Kissens zersprungen sey, diesen Gedanken wieder aufgegeben habe. Nach einer Nachricht in der Allgem. deutschen Bibliothek (Anhang zum 13--24 Bande, 1 ste Abth. S. 549.) ist der eigentliche Erfinder dieser Maschinen Planta, Stifter und ehemaliger Director des Haldensteinischen Seminariums, der sich derselben um das Jahr 1760 bedient hat.

D. Ingenhouß (Vermischte Schriften, herausgegeben von Molitor, 2te Aufl. Wien 1784. gr. 8. I. B. S. 172. u. f.) sagt, daß er seit dem Jahre 1764 angefangen habe, sich der Glasscheiben zu bedienen, weil er von der Reibung derselben auf beyden Seiten sich viel versprochen. Er habe eine noch sehr unvollkommne Probe davon dem D. Franklin und andern Freunden in London gezeigt, worauf sie bald von Ramsden und andern Künstlern nachgemacht worden.

Diese Maschine besteht aus einer kreisrunden Glasscheibe, welche in verticaler Stellung mit einer Kurbel gedreht wird, die an einer eisernen, mitten durch die Glasscheibe hindurchgehenden Axe befestiget ist. Die Scheibe wird an vier ovalen Kissen gerieben, die ohngefähr 2 Zoll breit sind, und deren zwey an jeder Seite der Scheibe, an den beyden Enden ihres verticalen Durchmessers stehen.

Das Gestell besteht aus einem Brete, das man mit einer eisernen Klammer an den Tisch befestigen kan. Auf diesem Brete stehen zwo Säulen, die mit einander parallel laufenund oben verbundensind. Diese tragen in ihrer Mitte die Axe der Glastafel, und an sie sind auch die Kissen befestiget. Der Leiter ist eine hohle Röhre von Messing, an deren Ende sich zwo Arme ausbreiten, welche bis nahe an das Glas reichen, und durch Spitzen am Ende die Elektricität einsammeln. Umständlicher beschreiben diese Maschine Schmidt (Beschreibung einer Elektrisirmaschine


Sigaud de la Fond (Précis des phénom. électr. P. I. Sect. 1. Cap. 2.) erzaͤhlt, daß er ſchon 1756 eine Scheibe von Kryſtallglas, an einer Axe gedreht, mit Vortheil als Elektriſirmaſchine gebraucht, als ſie ihm aber durch den allzuſtarken und ungleichen Druck des Kiſſens zerſprungen ſey, dieſen Gedanken wieder aufgegeben habe. Nach einer Nachricht in der Allgem. deutſchen Bibliothek (Anhang zum 13—24 Bande, 1 ſte Abth. S. 549.) iſt der eigentliche Erfinder dieſer Maſchinen Planta, Stifter und ehemaliger Director des Haldenſteiniſchen Seminariums, der ſich derſelben um das Jahr 1760 bedient hat.

D. Ingenhouß (Vermiſchte Schriften, herausgegeben von Molitor, 2te Aufl. Wien 1784. gr. 8. I. B. S. 172. u. f.) ſagt, daß er ſeit dem Jahre 1764 angefangen habe, ſich der Glasſcheiben zu bedienen, weil er von der Reibung derſelben auf beyden Seiten ſich viel verſprochen. Er habe eine noch ſehr unvollkommne Probe davon dem D. Franklin und andern Freunden in London gezeigt, worauf ſie bald von Ramsden und andern Kuͤnſtlern nachgemacht worden.

Dieſe Maſchine beſteht aus einer kreisrunden Glasſcheibe, welche in verticaler Stellung mit einer Kurbel gedreht wird, die an einer eiſernen, mitten durch die Glasſcheibe hindurchgehenden Axe befeſtiget iſt. Die Scheibe wird an vier ovalen Kiſſen gerieben, die ohngefaͤhr 2 Zoll breit ſind, und deren zwey an jeder Seite der Scheibe, an den beyden Enden ihres verticalen Durchmeſſers ſtehen.

Das Geſtell beſteht aus einem Brete, das man mit einer eiſernen Klammer an den Tiſch befeſtigen kan. Auf dieſem Brete ſtehen zwo Saͤulen, die mit einander parallel laufenund oben verbundenſind. Dieſe tragen in ihrer Mitte die Axe der Glastafel, und an ſie ſind auch die Kiſſen befeſtiget. Der Leiter iſt eine hohle Roͤhre von Meſſing, an deren Ende ſich zwo Arme ausbreiten, welche bis nahe an das Glas reichen, und durch Spitzen am Ende die Elektricitaͤt einſammeln. Umſtaͤndlicher beſchreiben dieſe Maſchine Schmidt (Beſchreibung einer Elektriſirmaſchine

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[794/0808] Sigaud de la Fond (Précis des phénom. électr. P. I. Sect. 1. Cap. 2.) erzaͤhlt, daß er ſchon 1756 eine Scheibe von Kryſtallglas, an einer Axe gedreht, mit Vortheil als Elektriſirmaſchine gebraucht, als ſie ihm aber durch den allzuſtarken und ungleichen Druck des Kiſſens zerſprungen ſey, dieſen Gedanken wieder aufgegeben habe. Nach einer Nachricht in der Allgem. deutſchen Bibliothek (Anhang zum 13—24 Bande, 1 ſte Abth. S. 549.) iſt der eigentliche Erfinder dieſer Maſchinen Planta, Stifter und ehemaliger Director des Haldenſteiniſchen Seminariums, der ſich derſelben um das Jahr 1760 bedient hat. D. Ingenhouß (Vermiſchte Schriften, herausgegeben von Molitor, 2te Aufl. Wien 1784. gr. 8. I. B. S. 172. u. f.) ſagt, daß er ſeit dem Jahre 1764 angefangen habe, ſich der Glasſcheiben zu bedienen, weil er von der Reibung derſelben auf beyden Seiten ſich viel verſprochen. Er habe eine noch ſehr unvollkommne Probe davon dem D. Franklin und andern Freunden in London gezeigt, worauf ſie bald von Ramsden und andern Kuͤnſtlern nachgemacht worden. Dieſe Maſchine beſteht aus einer kreisrunden Glasſcheibe, welche in verticaler Stellung mit einer Kurbel gedreht wird, die an einer eiſernen, mitten durch die Glasſcheibe hindurchgehenden Axe befeſtiget iſt. Die Scheibe wird an vier ovalen Kiſſen gerieben, die ohngefaͤhr 2 Zoll breit ſind, und deren zwey an jeder Seite der Scheibe, an den beyden Enden ihres verticalen Durchmeſſers ſtehen. Das Geſtell beſteht aus einem Brete, das man mit einer eiſernen Klammer an den Tiſch befeſtigen kan. Auf dieſem Brete ſtehen zwo Saͤulen, die mit einander parallel laufenund oben verbundenſind. Dieſe tragen in ihrer Mitte die Axe der Glastafel, und an ſie ſind auch die Kiſſen befeſtiget. Der Leiter iſt eine hohle Roͤhre von Meſſing, an deren Ende ſich zwo Arme ausbreiten, welche bis nahe an das Glas reichen, und durch Spitzen am Ende die Elektricitaͤt einſammeln. Umſtaͤndlicher beſchreiben dieſe Maſchine Schmidt (Beſchreibung einer Elektriſirmaſchine

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/808>, abgerufen am 22.11.2024.