Glascylinder am Würtel durch eine Schnur, die über einen Bogen gespannt war, nach welcher Methode auch Winkler (Gedanken von den Eigenschaften, Wirkungen und Ursachen der Elektrieität, Leipzig 1744. 8. S. 12.) eine Maschine verfertigen ließ, bey der der Würtel an der Axe des Cylinders, wie bey den Drechselbänken, vermittelst einer Schnur an einer Wippe durch Treten mit dem Fuße bewegt wird. Winkler kam aber bald zu der Hausenschen Einrichtung zurück, die er (Eigenschaften der elektrischen Materie, Leipzig 745. 8.) so beschreibt, wie er sie selbst zu größern Versuchen gebraucht hat, daß nemlich mit einem einzigen Rade vier Kugeln zugleich gedrehet, und durch das Anhalten der Hände zwoer Personen gerieben werden.
Diese Winklerschen Maschinen sind darum vorzüglich merkwürdig, weil bey denselben zum erstenmale Kissen als Reibzeuge angebracht worden sind. Man hat also die nützliche Erfindung der Kissen dem Leipziger Drechsler Gießing zu danken, der nach Winklers eigner Versicherung (a. a. O. S. 12.) seine erste Maschine angegeben hat. Das Kissen machte eine Person mehr, welche sonst die Hand anlegen mußte, entbehrlich. Allein noch war es unvollkommen. Es war unter dem Glascylinder angebracht, und ließ sich zwar durch eine Stellschraube höher oder niedriger stellen, gab aber doch den Ungleichheiten der Rundung des Cylinders zu wenig nach, und erwärmte das Glas zu sehr, daher auch Winkler selbst wieder davon abgieng. Zuletzt kam er doch aus Mangel an Personen, deren Hände zur Erregung der Elektricität geschickt waren, wieder auf den Gebrauch der Kissen zurück, und versahe dieselben mit Federn, welche sie gelind an die Kugeln andrückten. Sigaud de la Fond(Precis histor. et experimental des phenom. electr. Paris 1781. 8.) versichert, daß er im Jahre 1754 ebenfalls auf den Gedanken gekommen sey, die Kissen seiner Maschine mit Federn zu versehen.
Der Abt Nollet(Essay sur l'electricite des corps, Paris 1746. 8. S. 48. u. f.) gab seiner Maschine die
Glascylinder am Wuͤrtel durch eine Schnur, die uͤber einen Bogen geſpannt war, nach welcher Methode auch Winkler (Gedanken von den Eigenſchaften, Wirkungen und Urſachen der Elektrieitaͤt, Leipzig 1744. 8. S. 12.) eine Maſchine verfertigen ließ, bey der der Wuͤrtel an der Axe des Cylinders, wie bey den Drechſelbaͤnken, vermittelſt einer Schnur an einer Wippe durch Treten mit dem Fuße bewegt wird. Winkler kam aber bald zu der Hauſenſchen Einrichtung zuruͤck, die er (Eigenſchaften der elektriſchen Materie, Leipzig 745. 8.) ſo beſchreibt, wie er ſie ſelbſt zu groͤßern Verſuchen gebraucht hat, daß nemlich mit einem einzigen Rade vier Kugeln zugleich gedrehet, und durch das Anhalten der Haͤnde zwoer Perſonen gerieben werden.
Dieſe Winklerſchen Maſchinen ſind darum vorzuͤglich merkwuͤrdig, weil bey denſelben zum erſtenmale Kiſſen als Reibzeuge angebracht worden ſind. Man hat alſo die nuͤtzliche Erfindung der Kiſſen dem Leipziger Drechsler Gießing zu danken, der nach Winklers eigner Verſicherung (a. a. O. S. 12.) ſeine erſte Maſchine angegeben hat. Das Kiſſen machte eine Perſon mehr, welche ſonſt die Hand anlegen mußte, entbehrlich. Allein noch war es unvollkommen. Es war unter dem Glascylinder angebracht, und ließ ſich zwar durch eine Stellſchraube hoͤher oder niedriger ſtellen, gab aber doch den Ungleichheiten der Rundung des Cylinders zu wenig nach, und erwaͤrmte das Glas zu ſehr, daher auch Winkler ſelbſt wieder davon abgieng. Zuletzt kam er doch aus Mangel an Perſonen, deren Haͤnde zur Erregung der Elektricitaͤt geſchickt waren, wieder auf den Gebrauch der Kiſſen zuruͤck, und verſahe dieſelben mit Federn, welche ſie gelind an die Kugeln andruͤckten. Sigaud de la Fond(Précis hiſtor. et experimental des phénom. electr. Paris 1781. 8.) verſichert, daß er im Jahre 1754 ebenfalls auf den Gedanken gekommen ſey, die Kiſſen ſeiner Maſchine mit Federn zu verſehen.
Der Abt Nollet(Eſſay ſur l'électricité des corps, Paris 1746. 8. S. 48. u. f.) gab ſeiner Maſchine die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0798"xml:id="P.1.784"n="784"/><lb/>
Glascylinder am Wuͤrtel durch eine Schnur, die uͤber einen Bogen geſpannt war, nach welcher Methode auch <hirendition="#b">Winkler</hi> (Gedanken von den Eigenſchaften, Wirkungen und Urſachen der Elektrieitaͤt, Leipzig 1744. 8. S. 12.) eine Maſchine verfertigen ließ, bey der der Wuͤrtel an der Axe des Cylinders, wie bey den Drechſelbaͤnken, vermittelſt einer Schnur an einer Wippe durch Treten mit dem Fuße bewegt wird. <hirendition="#b">Winkler</hi> kam aber bald zu der Hauſenſchen Einrichtung zuruͤck, die er (Eigenſchaften der elektriſchen Materie, Leipzig 745. 8.) ſo beſchreibt, wie er ſie ſelbſt zu groͤßern Verſuchen gebraucht hat, daß nemlich mit einem einzigen Rade vier Kugeln zugleich gedrehet, und durch das Anhalten der Haͤnde zwoer Perſonen gerieben werden.</p><p>Dieſe Winklerſchen Maſchinen ſind darum vorzuͤglich merkwuͤrdig, weil bey denſelben zum erſtenmale <hirendition="#b">Kiſſen</hi> als Reibzeuge angebracht worden ſind. Man hat alſo die nuͤtzliche Erfindung der Kiſſen dem Leipziger Drechsler <hirendition="#b">Gießing</hi> zu danken, der nach Winklers eigner Verſicherung (a. a. O. S. 12.) ſeine erſte Maſchine angegeben hat. Das Kiſſen machte eine Perſon mehr, welche ſonſt die Hand anlegen mußte, entbehrlich. Allein noch war es unvollkommen. Es war unter dem Glascylinder angebracht, und ließ ſich zwar durch eine Stellſchraube hoͤher oder niedriger ſtellen, gab aber doch den Ungleichheiten der Rundung des Cylinders zu wenig nach, und erwaͤrmte das Glas zu ſehr, daher auch Winkler ſelbſt wieder davon abgieng. Zuletzt kam er doch aus Mangel an Perſonen, deren Haͤnde zur Erregung der Elektricitaͤt geſchickt waren, wieder auf den Gebrauch der Kiſſen zuruͤck, und verſahe dieſelben mit Federn, welche ſie gelind an die Kugeln andruͤckten. <hirendition="#b">Sigaud de la Fond</hi><hirendition="#aq">(Précis hiſtor. et experimental des phénom. electr. Paris 1781. 8.)</hi> verſichert, daß er im Jahre 1754 ebenfalls auf den Gedanken gekommen ſey, die Kiſſen ſeiner Maſchine mit Federn zu verſehen.</p><p>Der Abt <hirendition="#b">Nollet</hi><hirendition="#aq">(Eſſay ſur l'électricité des corps, Paris 1746. 8.</hi> S. 48. u. f.) gab ſeiner Maſchine die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[784/0798]
Glascylinder am Wuͤrtel durch eine Schnur, die uͤber einen Bogen geſpannt war, nach welcher Methode auch Winkler (Gedanken von den Eigenſchaften, Wirkungen und Urſachen der Elektrieitaͤt, Leipzig 1744. 8. S. 12.) eine Maſchine verfertigen ließ, bey der der Wuͤrtel an der Axe des Cylinders, wie bey den Drechſelbaͤnken, vermittelſt einer Schnur an einer Wippe durch Treten mit dem Fuße bewegt wird. Winkler kam aber bald zu der Hauſenſchen Einrichtung zuruͤck, die er (Eigenſchaften der elektriſchen Materie, Leipzig 745. 8.) ſo beſchreibt, wie er ſie ſelbſt zu groͤßern Verſuchen gebraucht hat, daß nemlich mit einem einzigen Rade vier Kugeln zugleich gedrehet, und durch das Anhalten der Haͤnde zwoer Perſonen gerieben werden.
Dieſe Winklerſchen Maſchinen ſind darum vorzuͤglich merkwuͤrdig, weil bey denſelben zum erſtenmale Kiſſen als Reibzeuge angebracht worden ſind. Man hat alſo die nuͤtzliche Erfindung der Kiſſen dem Leipziger Drechsler Gießing zu danken, der nach Winklers eigner Verſicherung (a. a. O. S. 12.) ſeine erſte Maſchine angegeben hat. Das Kiſſen machte eine Perſon mehr, welche ſonſt die Hand anlegen mußte, entbehrlich. Allein noch war es unvollkommen. Es war unter dem Glascylinder angebracht, und ließ ſich zwar durch eine Stellſchraube hoͤher oder niedriger ſtellen, gab aber doch den Ungleichheiten der Rundung des Cylinders zu wenig nach, und erwaͤrmte das Glas zu ſehr, daher auch Winkler ſelbſt wieder davon abgieng. Zuletzt kam er doch aus Mangel an Perſonen, deren Haͤnde zur Erregung der Elektricitaͤt geſchickt waren, wieder auf den Gebrauch der Kiſſen zuruͤck, und verſahe dieſelben mit Federn, welche ſie gelind an die Kugeln andruͤckten. Sigaud de la Fond (Précis hiſtor. et experimental des phénom. electr. Paris 1781. 8.) verſichert, daß er im Jahre 1754 ebenfalls auf den Gedanken gekommen ſey, die Kiſſen ſeiner Maſchine mit Federn zu verſehen.
Der Abt Nollet (Eſſay ſur l'électricité des corps, Paris 1746. 8. S. 48. u. f.) gab ſeiner Maſchine die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 784. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/798>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.