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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.

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weit natürlicher und leichter, sich dabey zwo Materien, deren jede ein Franklinsches positives E ist, zwey reelle Wesen, als einen Mangel und Ueberfluß eines einzigen E zu gedenken. Ich begreife weit leichter, wie ein reelles + E ein anderes eben so reelles -- E in der Entfernung anziehen, binden und festhalten könne, als ich mir vorstellen kan, wie sich Ueberfluß und Mangel anziehen und binden können.

Daher ist selbst Herr Wilke, der sonst in den Erklärungen dem Franklinschen System sehr glücklich folgte, und sogar zu Verschönerungen desselben beygetragen hat, seit seinen im Jahre 1762 und 1763 angestellten Versuchen (Schwed. Abhandl. B. 23. S. 271. ingl. B. 25. S. 207. u. f.) über die entgegengesetzten Elektricitäten, mehr auf die Seite der Symmerschen Theorie getreten, und hat sich nachher in seinen Abhandlungen über den E- lektrophor (Schwed. Abhdl. B. 39. S. 68.) noch bestimmter dafür erkläret. Auch Bergmann (Schwed. Abhdl. für 1765, B. 27. S. 145.), Kratzenstein (Vorles. über die Exper. Phys. Copenh. 4te Ausg. 1781. 8. p. 151.), Karsten (Anleitung zur gemeinnützlichen Kenntniß der Natur, Halle 1783. 8. §. 497.) und Forster (in Crells neusten Entdeckungen in der Chymie, 12. B. S. 154.) nehmen lieber zwo verschiedne elektrische Materien, als eine einzige, an. Herr Lichtenberg erklärt die Phänomene durch die Bezeichnungen + E und -- E in Ausdrücken, welche man nach den beyden System übersetzen kan. Man wird aber diese Uebersetzungen weit leichter und schöner finden, wenn man sie nach der Symmerschen Theorie einrichtet, welcher auch Hr. Lichtenberg den Vorzug giebt.

Franklin selbst, der über Anhänglichkeit an Hypothesen weit hinaus ist, hat von seiner Theorie nie anders, als mit Mißtrauen, gesprochen. Seine Verdienste gründen sich nicht auf diese Theorie, sondern auf die wohlgeordneten Vorstellungen, die er uns mit Hülfe derselben verschaft hat, und auf seine übrigen Entdeckungen und wichtigen Anwendungen derselben, welche immer feststehen, die Theorie


weit natuͤrlicher und leichter, ſich dabey zwo Materien, deren jede ein Franklinſches poſitives E iſt, zwey reelle Weſen, als einen Mangel und Ueberfluß eines einzigen E zu gedenken. Ich begreife weit leichter, wie ein reelles + E ein anderes eben ſo reelles — E in der Entfernung anziehen, binden und feſthalten koͤnne, als ich mir vorſtellen kan, wie ſich Ueberfluß und Mangel anziehen und binden koͤnnen.

Daher iſt ſelbſt Herr Wilke, der ſonſt in den Erklaͤrungen dem Franklinſchen Syſtem ſehr gluͤcklich folgte, und ſogar zu Verſchoͤnerungen deſſelben beygetragen hat, ſeit ſeinen im Jahre 1762 und 1763 angeſtellten Verſuchen (Schwed. Abhandl. B. 23. S. 271. ingl. B. 25. S. 207. u. f.) uͤber die entgegengeſetzten Elektricitaͤten, mehr auf die Seite der Symmerſchen Theorie getreten, und hat ſich nachher in ſeinen Abhandlungen uͤber den E- lektrophor (Schwed. Abhdl. B. 39. S. 68.) noch beſtimmter dafuͤr erklaͤret. Auch Bergmann (Schwed. Abhdl. fuͤr 1765, B. 27. S. 145.), Kratzenſtein (Vorleſ. über die Exper. Phyſ. Copenh. 4te Ausg. 1781. 8. p. 151.), Karſten (Anleitung zur gemeinnuͤtzlichen Kenntniß der Natur, Halle 1783. 8. §. 497.) und Forſter (in Crells neuſten Entdeckungen in der Chymie, 12. B. S. 154.) nehmen lieber zwo verſchiedne elektriſche Materien, als eine einzige, an. Herr Lichtenberg erklaͤrt die Phaͤnomene durch die Bezeichnungen + E und — E in Ausdruͤcken, welche man nach den beyden Syſtem uͤberſetzen kan. Man wird aber dieſe Ueberſetzungen weit leichter und ſchoͤner finden, wenn man ſie nach der Symmerſchen Theorie einrichtet, welcher auch Hr. Lichtenberg den Vorzug giebt.

Franklin ſelbſt, der uͤber Anhaͤnglichkeit an Hypotheſen weit hinaus iſt, hat von ſeiner Theorie nie anders, als mit Mißtrauen, geſprochen. Seine Verdienſte gruͤnden ſich nicht auf dieſe Theorie, ſondern auf die wohlgeordneten Vorſtellungen, die er uns mit Huͤlfe derſelben verſchaft hat, und auf ſeine uͤbrigen Entdeckungen und wichtigen Anwendungen derſelben, welche immer feſtſtehen, die Theorie

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[766/0780] weit natuͤrlicher und leichter, ſich dabey zwo Materien, deren jede ein Franklinſches poſitives E iſt, zwey reelle Weſen, als einen Mangel und Ueberfluß eines einzigen E zu gedenken. Ich begreife weit leichter, wie ein reelles + E ein anderes eben ſo reelles — E in der Entfernung anziehen, binden und feſthalten koͤnne, als ich mir vorſtellen kan, wie ſich Ueberfluß und Mangel anziehen und binden koͤnnen. Daher iſt ſelbſt Herr Wilke, der ſonſt in den Erklaͤrungen dem Franklinſchen Syſtem ſehr gluͤcklich folgte, und ſogar zu Verſchoͤnerungen deſſelben beygetragen hat, ſeit ſeinen im Jahre 1762 und 1763 angeſtellten Verſuchen (Schwed. Abhandl. B. 23. S. 271. ingl. B. 25. S. 207. u. f.) uͤber die entgegengeſetzten Elektricitaͤten, mehr auf die Seite der Symmerſchen Theorie getreten, und hat ſich nachher in ſeinen Abhandlungen uͤber den E- lektrophor (Schwed. Abhdl. B. 39. S. 68.) noch beſtimmter dafuͤr erklaͤret. Auch Bergmann (Schwed. Abhdl. fuͤr 1765, B. 27. S. 145.), Kratzenſtein (Vorleſ. über die Exper. Phyſ. Copenh. 4te Ausg. 1781. 8. p. 151.), Karſten (Anleitung zur gemeinnuͤtzlichen Kenntniß der Natur, Halle 1783. 8. §. 497.) und Forſter (in Crells neuſten Entdeckungen in der Chymie, 12. B. S. 154.) nehmen lieber zwo verſchiedne elektriſche Materien, als eine einzige, an. Herr Lichtenberg erklaͤrt die Phaͤnomene durch die Bezeichnungen + E und — E in Ausdruͤcken, welche man nach den beyden Syſtem uͤberſetzen kan. Man wird aber dieſe Ueberſetzungen weit leichter und ſchoͤner finden, wenn man ſie nach der Symmerſchen Theorie einrichtet, welcher auch Hr. Lichtenberg den Vorzug giebt. Franklin ſelbſt, der uͤber Anhaͤnglichkeit an Hypotheſen weit hinaus iſt, hat von ſeiner Theorie nie anders, als mit Mißtrauen, geſprochen. Seine Verdienſte gruͤnden ſich nicht auf dieſe Theorie, ſondern auf die wohlgeordneten Vorſtellungen, die er uns mit Huͤlfe derſelben verſchaft hat, und auf ſeine uͤbrigen Entdeckungen und wichtigen Anwendungen derſelben, welche immer feſtſtehen, die Theorie

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798, S. 766. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch01_1798/780>, abgerufen am 24.11.2024.