Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1798.
Miles in England bemerkte 1745 zuerst die freywillig ausströmenden Feuerbüschel aus der geriebenen Glasröhre selbst, und D. Watson, durch dessen Briefwechsel mit den Deutschen die Entdeckungen derselben nach England kamen, wiederholte ihre Versuche, zündete brennbare Geister, wenn sie von einer elektrisirten Person gehalten wurden, und eine nicht-elektrisirte den Finger dagegen brachte, und entdeckte, daß Rauch und Flamme Leiter sind. Durch so viele neue und zum Theil belustigende Versuche war schon eine allgemeine Aufmerksamkeit auf die Elektricität erregt worden, als am Ende des Jahres 1745 der kleistische Versuch oder die leidner Flasche bekannt wurde, deren unerwartete und heftige Wirkungen jedermann in Erstaunen setzten. Ich werde von der Geschichte dieser Entdeckung bey dem Worte: Flasche, geladne, ausführlicher reden. Diese große Wirkung der Elektricität machte das Studium derselben allgemein, und führte zu den Wohnungen der Experimentatoren unzählbare Mengen von Zuschauern. Seit dieser Zeit ist die Anzahl von Kennern und Liebhabern der Elektricität, und der Versuche und Beobachtungen über dieselbe mit jedem Tage gewachsen, und es haben sich Entdeckungen über Entdeckungen gehäuft. Dennoch scheinen wir selbst jetzt, nach einem Zeitraume von vierzig Jahren, noch weit vom letzten Ziele entfernt zu seyn. D. Watson entdeckte bald hernach, daß das Isoliren des Reibzeugs nur schwache Elektricität gewähre, und schloß, daß das Reiben nicht Elektricität erzeuge, sondern
Miles in England bemerkte 1745 zuerſt die freywillig ausſtroͤmenden Feuerbuͤſchel aus der geriebenen Glasroͤhre ſelbſt, und D. Watſon, durch deſſen Briefwechſel mit den Deutſchen die Entdeckungen derſelben nach England kamen, wiederholte ihre Verſuche, zuͤndete brennbare Geiſter, wenn ſie von einer elektriſirten Perſon gehalten wurden, und eine nicht-elektriſirte den Finger dagegen brachte, und entdeckte, daß Rauch und Flamme Leiter ſind. Durch ſo viele neue und zum Theil beluſtigende Verſuche war ſchon eine allgemeine Aufmerkſamkeit auf die Elektricitaͤt erregt worden, als am Ende des Jahres 1745 der kleiſtiſche Verſuch oder die leidner Flaſche bekannt wurde, deren unerwartete und heftige Wirkungen jedermann in Erſtaunen ſetzten. Ich werde von der Geſchichte dieſer Entdeckung bey dem Worte: Flaſche, geladne, ausfuͤhrlicher reden. Dieſe große Wirkung der Elektricitaͤt machte das Studium derſelben allgemein, und fuͤhrte zu den Wohnungen der Experimentatoren unzaͤhlbare Mengen von Zuſchauern. Seit dieſer Zeit iſt die Anzahl von Kennern und Liebhabern der Elektricitaͤt, und der Verſuche und Beobachtungen uͤber dieſelbe mit jedem Tage gewachſen, und es haben ſich Entdeckungen uͤber Entdeckungen gehaͤuft. Dennoch ſcheinen wir ſelbſt jetzt, nach einem Zeitraume von vierzig Jahren, noch weit vom letzten Ziele entfernt zu ſeyn. D. Watſon entdeckte bald hernach, daß das Iſoliren des Reibzeugs nur ſchwache Elektricitaͤt gewaͤhre, und ſchloß, daß das Reiben nicht Elektricitaͤt erzeuge, ſondern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0764" xml:id="P.1.750" n="750"/><lb/> Leuchten der Barometer in der That elektriſch ſey, <hi rendition="#b">Grummert</hi> bemerkte das Leuchten luftleerer Glasroͤhren in ziemlichen Entfernungen, <hi rendition="#b">Kruͤger</hi> die Veraͤnderung der Farbe der Blumen durch elektriſches Ausſtroͤmen, und <hi rendition="#b">Waitz</hi> (Abhdl. von der Elektricitaͤt und deren Urſachen, Berlin 1745. 4.) machte einen ſchoͤnen Verſuch, die elektriſchen Erſcheinungen zu ordnen und auf allgemeine Geſetze zu bringen.</p> <p><hi rendition="#b">Miles</hi> in England bemerkte 1745 zuerſt die freywillig ausſtroͤmenden Feuerbuͤſchel aus der geriebenen Glasroͤhre ſelbſt, und <hi rendition="#b">D. Watſon,</hi> durch deſſen Briefwechſel mit den Deutſchen die Entdeckungen derſelben nach England kamen, wiederholte ihre Verſuche, zuͤndete brennbare Geiſter, wenn ſie von einer elektriſirten Perſon gehalten wurden, und eine nicht-elektriſirte den Finger dagegen brachte, und entdeckte, daß Rauch und Flamme Leiter ſind.</p> <p>Durch ſo viele neue und zum Theil beluſtigende Verſuche war ſchon eine allgemeine Aufmerkſamkeit auf die Elektricitaͤt erregt worden, als am Ende des Jahres 1745 der <hi rendition="#b">kleiſtiſche Verſuch</hi> oder die <hi rendition="#b">leidner Flaſche</hi> bekannt wurde, deren unerwartete und heftige Wirkungen jedermann in Erſtaunen ſetzten. Ich werde von der Geſchichte dieſer Entdeckung bey dem Worte: <hi rendition="#b">Flaſche, geladne,</hi> ausfuͤhrlicher reden.</p> <p>Dieſe große Wirkung der Elektricitaͤt machte das Studium derſelben allgemein, und fuͤhrte zu den Wohnungen der Experimentatoren unzaͤhlbare Mengen von Zuſchauern. Seit dieſer Zeit iſt die Anzahl von Kennern und Liebhabern der Elektricitaͤt, und der Verſuche und Beobachtungen uͤber dieſelbe mit jedem Tage gewachſen, und es haben ſich Entdeckungen uͤber Entdeckungen gehaͤuft. Dennoch ſcheinen wir ſelbſt jetzt, nach einem Zeitraume von vierzig Jahren, noch weit vom letzten Ziele entfernt zu ſeyn.</p> <p>D. <hi rendition="#b">Watſon</hi> entdeckte bald hernach, daß das Iſoliren des Reibzeugs nur ſchwache Elektricitaͤt gewaͤhre, und ſchloß, daß das Reiben nicht Elektricitaͤt erzeuge, ſondern<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [750/0764]
Leuchten der Barometer in der That elektriſch ſey, Grummert bemerkte das Leuchten luftleerer Glasroͤhren in ziemlichen Entfernungen, Kruͤger die Veraͤnderung der Farbe der Blumen durch elektriſches Ausſtroͤmen, und Waitz (Abhdl. von der Elektricitaͤt und deren Urſachen, Berlin 1745. 4.) machte einen ſchoͤnen Verſuch, die elektriſchen Erſcheinungen zu ordnen und auf allgemeine Geſetze zu bringen.
Miles in England bemerkte 1745 zuerſt die freywillig ausſtroͤmenden Feuerbuͤſchel aus der geriebenen Glasroͤhre ſelbſt, und D. Watſon, durch deſſen Briefwechſel mit den Deutſchen die Entdeckungen derſelben nach England kamen, wiederholte ihre Verſuche, zuͤndete brennbare Geiſter, wenn ſie von einer elektriſirten Perſon gehalten wurden, und eine nicht-elektriſirte den Finger dagegen brachte, und entdeckte, daß Rauch und Flamme Leiter ſind.
Durch ſo viele neue und zum Theil beluſtigende Verſuche war ſchon eine allgemeine Aufmerkſamkeit auf die Elektricitaͤt erregt worden, als am Ende des Jahres 1745 der kleiſtiſche Verſuch oder die leidner Flaſche bekannt wurde, deren unerwartete und heftige Wirkungen jedermann in Erſtaunen ſetzten. Ich werde von der Geſchichte dieſer Entdeckung bey dem Worte: Flaſche, geladne, ausfuͤhrlicher reden.
Dieſe große Wirkung der Elektricitaͤt machte das Studium derſelben allgemein, und fuͤhrte zu den Wohnungen der Experimentatoren unzaͤhlbare Mengen von Zuſchauern. Seit dieſer Zeit iſt die Anzahl von Kennern und Liebhabern der Elektricitaͤt, und der Verſuche und Beobachtungen uͤber dieſelbe mit jedem Tage gewachſen, und es haben ſich Entdeckungen uͤber Entdeckungen gehaͤuft. Dennoch ſcheinen wir ſelbſt jetzt, nach einem Zeitraume von vierzig Jahren, noch weit vom letzten Ziele entfernt zu ſeyn.
D. Watſon entdeckte bald hernach, daß das Iſoliren des Reibzeugs nur ſchwache Elektricitaͤt gewaͤhre, und ſchloß, daß das Reiben nicht Elektricitaͤt erzeuge, ſondern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |